Langlaufgebiet Les Rousses: Auf den Spuren von La Transjurassienne

Les Rousses © Christina Fritz

Rund 220 Kilometer Loipen stehen allen Liebhabern der dünnen Bretter im gesamten Gebiet des Feriengebietes Les Rousses zur Verfügung. Das Streckennetz verbindet unter anderem die vier Dörfer Lamoura, Prémanon, Les Rousses und Bois d’Amont, die das Feriengebiet bilden. Einer ausgedehnten Tagestour mit Einkehr und Ausblick steht daher nichts im Wege.

Abgeschieden und doch einfach erreichbar

Wer nach Les Rousses möchte, fährt am besten auf der Autobahn A1 Richtung Lausanne und dann weiter nach Genf. Bei Nyon, dem Sitz der Uefa, biegt man von der Autobahn ab und fährt Richtung Saint Cergue weiter und damit direkt auf den Jurakamm zu. In Saint Cergue folgt man dem Schild nach La Cure weiter den Berg hinauf. Am Col de la Givirine vorbei – immer neben der kleinen Bahnstrecke entlang, denn man kann von Nyon aus auch bequem mit dem Zug hinauffahren – bis zum Grenzübergang in La Cure. Einmal in Frankreich angekommen, kann man sich entscheiden, ob man nach links und damit Richtung Prémanon und Lamoura (Langlaufgebiete „Massacre“ oder „Sambine“) oder nach rechts nach Les Rousses oder Bois d’Amont (Gebiete „Lac des Rousses“ oder „Risoux“) möchte. Alle Gebiete liegen im Feriengebiet „Les Rousses“ und können mit dem selben Langlaufpass genutzt werden. Sie sind untereinander verbunden, sodass man auch von Lamoura bis nach Bois d’Amont laufen kann. Es lohnt sich, einen Mehrtagespass zu nehmen, denn es gibt als kleinste buchbare Einheit leider nur Tagespässe, die mit 8,20 Euro doch recht teuer zu Buche stehen. Parkplätze gibt es an allen Einstiegsmöglichkeiten.

Schon in Norwegen oder doch noch im französischen Jura?

Einsam zieht sich die Loipe durch die Tannenwälder, kurze Abfahrten wechseln sich mit Anstiegen ab. Man befindet sich in Frankreich, unweit der Alpen, auf 1.100 bis 1.300 Metern, doch man könnte ebensogut denken, mitten in Skandinavien zu sein. Man wartet förmlich darauf, dass einem ein Rentier über den Weg läuft. Doch bis auf ein paar Berggemsen (Chamois) und einem eigentlich eher scheuen Auerhahn, den es nur selten, dafür aber genau in dieser Region gibt und wegen dem selbst das traditionsreiche Langdistanzsskirennen La Transjurassienne seine Teilnehmerzahl begrenzen und auf medienstarke Hubschrauberaufnahmen verzichten muss, trifft man nur vereinzelt auf weitere Liebhaber des Sports auf den schmalen Brettern – allerdings nur, wenn man außerhalb der Schulferienzeit kommt. Doch da das Loipennetz so groß ist und die Strecken so verschieden und abwechslungsreich sind, findet man selbst in der Hochzeit der Ferien noch vollen Langlaufgenuss! Der Tourismusverband hat sich zudem etwas ganz Spezielles einfallen lassen: Wer nicht durch eigene Kraft hinauf in den „Massacre“, den bewaldeten Bergrücken zwischen Prémanon und Lamoura, laufen mag, kann auch den Alpinlift von La Serra benutzen und dann gleich oben in den Skiwanderweg „Balade à Ski“ einsteigen, der auf der Höhe um den Massacre herumführt und an einigen Stellen auch Aussicht auf die nahen Alpen und den Mont Blanc zulässt – eines der schönsten Panoramen Europas! Der „Massacre“ erhielt übrigens seinen Namen 1535, nachdem dort ca. 600 italienische Söldner – vom französischen König Franz I. zur Hilfe gegen die Savoyer Truppen gerufen, die zu jener Zeit versuchten, Genf zu erobern – von eben diesen Savoyern niedergemetzelt wurden. Unvorstellbar, wenn man heute sanft über den Schnee dahingleitet und die Schönheit der Landschaft und die enorme Ruhe genießt. Doch dieses Kapitel ist nicht das einzige Mal, dass Les Rousses in der Weltgeschichte auftaucht. Zum einen führte während des Zweiten Weltkrieges die Demarkationslinie zwischen dem von Deutschen besetzten Frankreich und dem „freien Frankreich“ genau durch das Dorf Les Rousses hindurch – die heutige Route Nationale 5 trennte beide Teile – zum anderen fanden in einem Haus der Straßenmeisterei am Ortsrand von Les Rousses die Vorbesprechungen zum Frieden von Evian statt, die zur Beendigung des Algerienkrieges 1962 führten. Die algerischen Unterhändler fuhren im Februar desselben Jahres als Wintersportler getarnt, mit Skiern auf dem Autodach über die Schweizer Grenze, um mit ihren französischen Kollegen über den Frieden zu verhandeln.

Auf den Spuren der besten nordischen Wintersportler Frankreichs

Zwischen „Massacre“ und „Risoux“, den beiden bewaldeten Bergrücken, die die meisten der über 220 Kilometer Loipen beherbergen, liegt das nationale nordische Skizentrum Frankreichs. Oft trainieren hier die besten Langläufer, Nordischen Kombinierer und Biathleten Frankreichs – es wäre daher nicht verwunderlich, dem ein oder anderen zufällig beim Training auf einer der vielen Strecken der Ferienregion zu begegnen, zumal einige von ihnen in der Region zu Hause sind. Doch wer nun denkt, dass die Strecken nur etwas für ambitionierte Läufer sind, der hat weit gefehlt. Alle Strecken sind gut zu laufen, man muss nur sein Tempo seiner eigenen Kondition anpassen. Zudem gibt es flache Strecken am Fuße des „Massacre“, z.B. wenn man von „La Darbella“ in Richtung Lamoura läuft. Dabei kommt man bei den alpinen Liften von „La Serra“ vorbei und umrundet dann den kleinen See von Lamoura. Unterwegs kann man z.B. im „L’Anversis“ einkehren und sich stärken.

Für den kleinen und großen Hunger

Wenn man lieber seinen Proviant im Rucksack mitnimmt, laden ein paar Tische am See von Lamoura zum Verweilen ein, oder aber die sogenannten „salle hors sac“, die es an einigen der Verkaufsstellen der Langlaufpässe gibt und geheizte Räume sind, in denen man sich umziehen aber auch etwas selbst Mitgebrachtes verzehren kann. Hat man selbst eine Sitzunterlage dabei, kann man auch einfach dort eine Rast einlegen, wo einem die Aussicht gerade gefällt. Im „Risoux“, der genauso, wie die am See von Les Rousses vorbeiführenden Strecken, Les Rousses mit Bois d’Amont, dem Heimatort von Jason Lamy Chappuis, Sébastien Lacroix, Aurore Jean sowie einigen anderen großen Wintersportlern, verbindet, gibt es mit dem „Chalet Gaillard“ eine weitere Einkehrmöglichkeit direkt an der Loipe. Ansonsten bieten alle vier Dörfer verschiedene Restaurants an – ein Fondue mit dem lokalen Comté, der in den Kellern des Forts von Les Rousses gereift wird, ist dabei ein Muss für jeden, der wirklich das Jura erleben möchte.

Les Rousses – wenn es mal nicht Langlaufen sein soll

Die Ferienregion und ihr Umland haben auch ansonsten sehr viel zu bieten. Schon allein die Nähe zu Genf und Lausanne, dem Sitz der UN bzw. dem IOC, macht es so interessant. Alpinskifahren ist ebenso eine Option wie eine Fahrt mit dem Hundeschlitten oder eine Tour mit Schneeschuhen, ein Besuch im Holzverarbeitungsmuseum in Bois d’Amont ist ebenso zu empfehlen, wie der im Brillenmuseum in Morez, das nur neun Kilometer von Les Rousses am Fuße des Bergplateaus liegt. Eislaufen auf einem der zugefrorenen Seen von Les Rousses, Lamoura oder dem des Vallée du Joux, das Sitz der meisten schweizerischen Edelmarken der Uhrindustrie ist – hier findet man die Werkstätten von Jaeger-LeCoultre, Audemars Piguet, Blancpain und einigen weiteren großen Namen. Hier könnte man auch auf Langlaufski hin – denn das Gebiet von Les Rousses ist mit dem im Vallée de Joux verbunden!

Weitere Infos zu Les Rousses: www.lesrousses.com

Loipenbericht: www.lesrousses.com/de/divers/ouverture-des-pistes/oeffnungszeiten-der-pisten.html