Norwegens Damen feiern Staffel-Gold vor Schweden und Finnland

Norwegen © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Die norwegischen Damen haben sich nach dem Tiefschlag im Freistilrennen gut erholt gezeigt und konnten sich trotz sichtbar schlechterer Ski als die Konkurrenz den Weltmeistertitel sichern. Silber ging an Schweden, die sich im Zielsprint gegen Finnland durchsetzten.

Saarinen und Kalla überzeugen im Klassischen

Erneut wirkten die norwegischen Damen nicht so souverän wie gewohnt: Heidi Weng hielt sich auf ihrer ersten Runde sichtbar zurück, während eine ganz starke Aino Kaisa Saarinen vorn das Tempo machte. Die Finnin bestimmte die gesamte erste 5 Kilometer-Schleife und setzte sich auf ihrer zweiten Runde gemeinsam mit der Russin Anastasia Dotsenko etwas ab. Vorausgegangen war allerdings ein Sturz der US-Amerikanerin, die eine Lücke ins Feld riss. Nun musste sich auch Heidi Weng zeigen und sich gemeinsam mit Schwedens zuletzt angeschlagener Startläuferin Sofia Bleckur wieder heranarbeiten. Der Norwegerin gelang das recht gut, sie lief an Saarinen heran, während Dotsenko zu Bleckur zurückfiel. Nach dem Wechsel ließ Therese Johaug zunächst Kerttu Niskanen vorn arbeiten, bis sie selbst in die zweite Runde hinein attackierte. Dahinter hatte die auf Position zwei gesetzte Charlotte Kalla die zwölf Sekunden Rückstand dank toller Form und sehr schneller Ski inzwischen fast aufgeholt – ganz herankämpfen konnte sie sich erst kurz vor dem zweiten Wechsel.

Entscheidung um Gold fällt auf der dritten Schleife

Nach dem Wechsel in die freie Technik gingen Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Maria Rydqvist gemeinsam auf die dritte Schleife. Die Schwedin tat sich jedoch schnell schwer gegen die in ihrer ruhigen 1/1-Technik laufenden Jacobsen. Ein Sturz nach 500 Meter tat sein übriges, um vorn für klare Verhältnisse zu sorgen. Die erneut überzeugende Riita Liisa Roponen schloss die Lücke zu der Schwedin, konnte sich bei mehreren Attacken jedoch nicht absetzen, so dass beide gemeinsam mit 17 Sekunden Rückstand auf Norwegen auf die letzte Läuferin wechselten. Für Sprinterin Stina Nilsson und die formschwache Krista Pärmäkoski war schnell klar, dass sie sich auf den Kampf um Silber konzentrieren und Marit Bjørgen vorn laufen lassen mussten. Die Finnin machte keine größeren Versuche, die endschnellere Konkurrentin auf der Strecke abzuhängen, so dass die Schwedin schließlich die Initiative ergriff und als Erste in die Abfahrt ins Stadion ging. Mit einer weiteren Attacke im Stadion riss das schwedische Sprinttalent ein kleines Loch und sprintete zu Silber. Rang vier ging dank einer Attacke am letzten Anstieg der Sprintstrecke von Jessie Diggins an die Amerikanerinnen Sadie Bjornsen, Rosie Brenna, Liz Stephen und Jessie Diggins vor den Polinnen Kornelia Kubinska, Justyna Kowalczyk, Ewelina Marcisz und Sylwia Jaskowiec sowie dem deutschen Quartett mit Victoria Carl, Steffi Böhler, Denise Herrmann und Nicole Fessel, die schon früh den Anschluss verloren, dann aber den Kampf um die Plätze nie aufgaben.

Tempo für 19-jährigen Staffel-Neuling zu hoch

Im deutschen Team feierte die erst 19-jährige Junioren-Weltmeisterin Victoria Carl ihre Staffelpremiere, nachdem die eigentlich fest gesetzte Claudia Nystad wegen ihrer Formschwäche freiwillig auf einen Start verzichtete. Durch einen Sturz im Stadion an der Brücke der Amerikanerin direkt vor Vici Carl verlor die Deutsche nach einer guten ersten Runde die Skienden von Saarinen und Dotsenko. Der Tempoverschärfung, um Finnland und Russland wieder einzufangen, konnte die 19-Jährige nicht folgen. „Ich konnte die Tempoverschärfung nicht so mitgehen und bin auch in den Abfahrten noch nicht so sicher nach meiner Knieverletzung“, erklärte Vici, die nach und nach in ihre neue Rolle als Staffelläuferin hineinwachsen muss. Auf dem Weg zurück ins Stadion nach dem höchsten Punkt verlor sie eine halbe Minute, was zum Wechsel 1:07 Minuten Rückstand bedeutete. „Man kann der Victoria keinen Vorwurf machen, sie ist blutjung, sie wurde ins Fegefeuer der Großen geworfen“, nahm Steffi Böhler die junge Kollegin später in Schutz, die zudem noch in einer Abfahrt gestürzt war. Die Schwarzwälderin konnte als zweite Läuferin nur Schadensbegrenzung betreiben, Platz sieben halten und mit 1:44 Minuten Rückstand gemeinsam mit Russland und knapp hinter den fünftplatzierten Amerikanerinnen auf die erste Skaterin Denise Herrmann übergeben. Auf der zweiten Runde konnte die Sprintspezialistin der US-Amerikanerin nicht mehr folgen und lief bis zum letzten Wechsel wenige Meter hinter der Konkurrentin mit Polen in Sichtweite. „Ich habe versucht, Vollgas loszugehen, weil ich weiß, dass ich am Anfang das meiste rausholen kann. Ich habe nur gehofft, dass ich es durchhalte. Aber da war dann schon eine Lücke“, meinte Denise. Die neue Schlussläuferin Nicole Fessel mühte sich lange, um die beiden Konkurrentinnen einzuholen, was ihr schließlich gelang. „Ich habe versucht, noch an die anderen zwei heranzukommen. Dann war ich dran und habe versucht, am vorletzten Berg anzugreifen, aber dann haben mir die Kräfte auf der Zielgeraden gefehlt. Die zwei hätte ich gern noch geschafft“, erzählte Nicole, nachdem sie als Sechste die Linie überquert hatte. „Das war unser heutiger Leistungsstand und der dieser WM. Aber wenn man zwei, drei Wochen zurückschaut, war es das nicht. Man sollte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach vorn blicken. Es hat einfach nicht sein sollen, es hat nicht zusammengepasst“, zog die erfahrendste Staffelläuferin Steffi Böhler ein Fazit. „Es fehlt gerade an allem, auch am Glück etwas. Aber wir sind sicher auch leistungsmäßig etwas hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Vor einem Jahr waren wir in der Lage mitzulaufen, aber das macht den Sport so interessant, dass nicht alles berechenbar ist und Statistiken über den Haufen geworfen werden.“