Petter Northug sprintet im Klassik-Massenstart über 50 Kilometer zum 13. WM-Gold

Petter Northug © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Petter Northug hat es wieder allen gezeigt und sich mit seinem unnachahmlichen Zielsprint nach mehr als 50 Kilometern seine insgesamt 13. Goldmedaille bei Weltmeisterschaften gesichert. Silber ging an Lukas Bauer vor Johan Olsson.

Schwierigste Bedingungen mit Schneefall und Sulzschnee

Ausgerechnet das letzte Rennen der Langläufer fand unter schwierigsten Bedingungen statt. Wie sich schon in den letzten Tag andeutete, litt der Schnee unter den während der ganzen WM sehr warmen Temperaturen, auch der Einsatz von Brezelsalz sorgte inzwischen für keine Besserung mehr, so dass sich die Läufer knöcheltief durch den Sulz quälen mussten. Der angekündigte Schneefall, der genau zehn Minuten nach dem Start einsetzte, tat sein Übriges, um die Strapazen für die Läufer noch deutlich zu erhöhen – in der ersten Rennhälfte herrschte meist starker Schneefall mit dicken Flocken, später ging er in unangenehmen Schneeregen über. Dutzende Helfer strengten sich an, um zumindest für die Schlussrunde im Stadionbereich für bessere Bedingungen zu sorgen und räumten den Schneematsch von der Strecke.

Favoriten lange zusammen – später Skiwechsel von Bauer

Angesichts dieser schwierigen Bedingungen war es kein Wunder, dass die Favoritengruppe mehr oder weniger komplett bis zur letzten Runde zusammenblieb. Für zwischenzeitliche Attacken, um die Form der Konkurrenz anzutesten, sorgte meist der wieder bärenstarke Johan Olsson, der das erste Mal nach elf Kilometern antrat – doch seine Gegner waren wachsam und ließen den Titelverteidiger vom Val di Fiemme nicht noch einmal so früh entkommen. In Nachhinein als taktisch klug muss man das Vorgehen des Tschechen Lukas Bauer bezeichnen, der das erste Mal nach 25 Kilometern die Ski wechselte und sich seinen zweiten möglichen Wechsel als einziger Athlet bis Kilometer 45 aufhob: Er bog in die Wechselbox und hängte sich anschließend wieder ans Ende der Spitzengruppe, ohne wirklich Zeit verloren zu haben. Durch seinen exzellenten Ski auf den letzten fünf Kilometern bestimmte er auf der Schlussrunde das Geschehen und ging als Erster in die beiden kleinen Anstiege des Sprintkurses. Weiter in Führung liegend kam er aus der Abfahrt ins Stadion, wo er fast mit Maxim Vylegzhanin kollidierte. Mit Bauer, Vylegzhanin, Johan Olsson und Petter Northug hatten sich im Stadion vier Athleten leicht abgesetzt und kämpften um drei Medaillen.

Medaille auf dem Silbertablett für Northug

Das Hauptfeld hatte erneut den Fehler gemacht, Northug nicht schon auf den ersten 49 Kilometern abzuhängen. Oft genug wirkte der Norweger angeschlagen und war am Endes des Feldes, wo er mit einer Attacke hätte abgeschüttelt werden können. So zeigte er wieder seinen unnachahmlichen letzten Kilometer und kam von Position 16 durch seine besonderen Sprintfähigkeiten noch ganz nach vorne. In den Anstieg zur Brücke hinein attackierte er den Schweden und zog innen vorbei – Olsson schien geschlagen. Dann nahm Northug viel Schwung aus der Zielkurve mit und attackierte die um Gold kämpfenden Bauer und Vylegzhanin. Noch vor dem Beginn der Reisigzweige schob er sich zwischen den Tschechen und den Russen, so dass Lukas Bauer nach links auswich. Er gewann die Silbermedaille hinter Petter Northug, der über seinen 13. WM-Titel jubelte. Bronze ging im Zielsprint doch noch an Johan Olsson, der sich an dem Russen vorbeischlängelte: Maxim Vylegzhanin war auf den letzten hundert Metern völlig blau und für ein, zwei Skatingschritte im Zielkorridor bekam er von der Wettkampfjury noch eine gelbe Karte. Rang fünf ging an Alex Harvey vor Dario Cologna, der im letzten Anstieg noch Vierter war. Alexey Poltoranin belegte den siebten Platz vor Didrik Tønseth. Daniel Richardsson und Alexander Bessmertnykh komplettierten die besten Zehn. Rang elf ging an Martin Johnsrud Sundby in seinem einzigen WM-Rennen nach einem Erkältungsinfekt.

Beide Schweizer in den Top20, Tritscher 28.

Neben dem guten sechsten Platz von Dario Cologna, der aber nach 35 Kilometer auch eine kurze Schwächeperiode hatte, hatten die Schweizer einen weiteren Grund zur Freude: Jonas Baumann erreichte sein gestecktes Ziel und beendete seinen zweiten 50er unter den besten 20. Als 18. wies der 24-Jährige im Ziel 1:35 Minuten Rückstand auf, nachdem er bis etwa Kilometer 42 gut mit den Besten mitgehalten hatte. Auch der einzige Österreicher Bernhard Tritscher beendete den schweren Wettkampf, er kam als 28. mit 3:15 Minuten Rückstand durchs Ziel. Er hatte den Anschluss an die Spitze bereits nach 13 Kilometern verloren, hielt sich danach aber erstaunlich gut und verlor auf den letzten 20 Kilometern nur 15 Sekunden im Vergleich zur Spitze.

Zwei Deutsche kämpfen sich durch

Für das deutsche Quartett war der Wettkampf von Anfang an ein harter Kampf. Dass am Ende aber ausgerechnet derjenige bester Deutscher wurde, von dem man es am wenigsten erwarten konnte, hat wohl alle überrascht: Sprintspezialist Sebastian Eisenlauer hatte erst am Samstag Nachmittag von seiner Startmöglichkeit erfahren, nachdem Jonas Dobler mit Magen-Darm-Grippe ausgefallen war. Er nahm die Chance zu starten wie schon in den anderen Distanzrennen wahr und konzentrierte sich auf sein eigenes Tempo, so dass er die Hauptgruppe schon bei der ersten Passage des Mördarbakkens nach sechs Kilometern ziehen ließ. Der Allgäuer sah noch lange Zeit sehr gut aus und erwies sich meist als der stärkste Athlet in Gruppen, aus denen er sich oft absetzte. Zur Hälfte des Rennens lag er nach zweimal Skiwechsel auf Rang 41, aber immerhin noch vor Tim Tscharnke und Thomas Bing, die einige Kilometer zuvor hinter ihn zurückgefallen waren. Beide Distanzläufer taten sich im heutigen Rennen sehr schwer, versuchten aber, auf den ersten beiden Runden den Kontakt zur Spitze zu halten. Als sie diesen verloren, mussten sie auch bald für das zu hohe Tempo zahlen. Das Ziel erreichte schließlich Sebastian Eisenlauer mit zehn Minuten Rückstand, Thomas Bing mit 14 Minuten auf Northug. Sie belegten damit die Plätze 41 und 42, nur drei Läufer kamen noch nach ihnen ins Ziel. Tim Tscharnke gab das Rennen nach 30 Kilometern auf, nachdem er zuvor am Mördarbakken völlig blau ging und er hinter den vorher deutlich hinter ihm liegenden Thomas Bing zurückfiel – die feste Nahrung bei der Verpflegungszone im Stadion bei Halbzeit des Rennens kam für ihn deutlich zu spät. Schon nach den ersten zehn Kilometern hatte der vierte Deutsche Florian Notz den Wettkampf weit abgeschlagen vorzeitig beendet. Der 22-Jährige hatte in den letzten Tagen sämtliche Distanzrennen der WM bestritten und viele Kräfte gelassen.