Langlauf 2011/2012: Ausblick auf den Weltcup-Winter

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Ob mit oder ohne Schnee: Der Beginn des Langlauf-Weltcups 2011/2012 steht unmittelbar bevor. xc-ski.de wirft einen Blick voraus.

Schneemangel in Nord- und Mitteleuropa

Wo ist der Schnee? Derzeit sind Sportler nahezu aller Nationen auf der Suche nach der weißen Pracht. Schon ein wenig zusammengetragener Schnee in grüner Landschaft, um das nötige Skigefühl auf Schnee zu erlangen, würde ausreichen – doch selbst danach muss man zur Zeit noch lange suchen. Inzwischen herrschen auf dem Sognefjell in Norwegen sehr gute Trainingsbedingungen vor, im schwedischen Bruksvallarna, in Östersund oder im finnischen Muonio besteht nur eine kleine Loipe, die natürlich sehr stark frequentiert ist von Sportlern aller Nationen. Die Schweizer trainieren jedoch zu Hause, in Davos besteht mittlerweile eine 1,3 Kilometer lange Runde aus übersommertem Schnee. Besser sind die Bedingungen in der zweiten Novemberwoche in Teilen Sibiriens geworden, wo russische Kaderathleten auf etwas Neuschnee trainieren können. Keine Probleme gibt es dagegen auf dem amerikanischen Kontinent, wo sich dank des frühen Wintereinbruchs Kanadier und Amerikaner optimal auf die Saison vorbereiten konnten.

Zwischensaison ohne Großereignis

Dass gerade in diesem Jahr die Schneelage in der Vorbereitungsphase alles andere als gut ist, werden manche vielleicht noch als positiv ansehen: Schließlich steht den Langläuferinnen und Langläufern „nur“ eine normale Weltcupsaison ohne Großereignis wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele bevor. So setzen sich die meisten Athleten die Tour de Ski als großes Saisonziel, die auch wieder ein sehr wichtiger Bestandteil zum Gewinn des Gesamtweltcups sein wird. Manche Sportler wie Petter Northug, Eldar Roenning oder auch Jean Marc Gaillard haben aber bereits angekündigt, nach der Tour andere Wege gehen zu wollen. Alle drei wollen beim Vasalauf Anfang März gegen die Elite der Marathonspezialisten um den Sieg kämpfen.

Fünf Weltcupstationen vor Weihnachten

Vor der kurzen Weihnachtspause stehen für die Aktiven fünf Weltcups auf dem Programm. Losgehen wird es in der nächsten Woche im norwegischen Sjusjoen, das kurzfristig für Beitostoelen einspringt. Anschließend reisen die Weltcupstars ins finnische Kuusamo, wo erneut mit einer Mini-Tour das gemeinsame Nordic Opening der Langläufer, Skispringer und Kombinierer stattfindet. Über die mitteleuropäischen Weltcups am Düsseldorfer Rheinufer und im Schweizer Davos geht es dann weiter ins slowenische Rogla in die Heimat der zurückgetretenen Petra Majdic. Dort steht kurz vor den Festtagen die letzte Standortbestimmung für die Tour de Ski an.

Tour de Ski großes Saisonziel

Dass gerade Petter Northug die Tour de Ski auch endlich einmal gewinnen will, nachdem er bisher über zweite Plätze nicht hinauskam, sollte keine große Überraschung sein. Verständlicherweise gibt aber auch jeder andere Sportler die Tour als großes Saisonziel aus, zu dem man unbedingt fit sein und ganz vorn mitmischen will. Doch für alle wird die diesjährige Tour de Ski wieder eine große Herausforderung sein: Neun Etappen in elf Tagen in Deutschland und Italien: Nur die Besten der Besten werden sich bei dieser Herausforderung durchsetzen können. Es wird also spannend!

Regenerationszeit im Januar

Nach der anstrengenden Tour de Ski ist für viele Sportler die Gelegenheit, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Lediglich zwei weitere Weltcups warten noch im ersten Monat des Jahres, darunter der neue Sprintweltcup in Mailand. Nach dem anschließenden Klassik-Wochenende in Otepää geht die Reise weiter nach Russland, wo in Moskau und Rybinsk Wettkämpfe ausgetragen werden. Zurück in Mitteleuropa versuchen sich die Athleten im ehemaligen Tour de Ski-Ort Nove Mesto sowie der neuen Weltcupstation Szklarska Poreba die Siege zu holen, bevor schon das Saisonfinale immer näher rückt.

Finale in Skandinavien

Traditionell werden auch 2012 wieder die letzten Weltcups in Skandinavien ausgetragen. Zunächst geht es nach Finnland zu den Salpausselkä-Skispielen in Lahti, wo die Langläufer erneut mit Skispringern und Kombinierern zusammentreffen. Danach geht es weiter zum vorletzten Klassiksprint des Jahres in Drammen, bevor am Osloer Holmenkollen um prestigeträchtige Siege gekämpft wird. Das Saisonfinale findet wieder in Form einer Mini-Tour in Schweden statt, beginnend mit dem Stockholmer Sprint. Dach fällt die endgültige Entscheidung um die Verteilung der Kristallkugeln am Mörderbakken von Falun.

Bjoergen gegen Kowalczyk – viele Favoriten bei den Herren

Während auch in diesem Winter alles anderen als ein harter Zweikampf zwischen Marit Bjoergen und Justyna Kowalczyk eine große Sensation wäre, ist bei den Herren im Kampf um die ersten Plätze im Gesamtweltcup vieles offen. Vieles wird davon abhängen, wie viele der Topathleten nach der Tour de Ski Abstecher zu den Marathonrennen machen werden und wie viele Weltcups sie dafür sausen lassen. Sicher werden wir aber wieder ganz besonders mit Dario Cologna, Marcus Hellner und vielleicht Petter Northug zu rechnen haben. Auch Daniel Rickardsson, Lukas Bauer oder die Kanadier sollte man nicht außer Acht lassen.

Deutsche Ziele: Gute Leistungen speziell bei der Tour

Für das deutsche Team geht es darum, sich im Weltcup und vor allem bei der Tour de Ski nach einem von vielen Krankheiten bestimmten Jahr auf den vorderen Plätzen zurückzumelden. Die drei erfahrenen Athleten Tobias Angerer, Axel Teichmann und Jens Filbrich, die sich abseits der übrigen jungen Mannschaft vorbereitet haben, haben sich das Ziel gesetzt, vor allem bei der Tour zu zeigen, was sie können. Für die jungen Athleten geht es in erster Linie darum, den Abstand zur Weltspitze zu verkürzen und bei Junioren- und U23-Weltmeisterschaften gute Ergebnisse zu erzielen. Im Damenteam setzen die Trainer die größten Hoffnungen auf Nicole Fessel, die sich trotz zweimonatiger Krankheitspause in der letzten Saison zu einer echten Leistungsträgerin entwickelt hat. Bleibt sie gesund, wird sie sicher das eine oder andere Mal weit vorn mitmischen können.