24 Stunden Rennen in Kelheim: Gemischt aufs Podium

Siegerehrung nach dem Rennen mit dem Preis für Platz drei © Sabine Freimuth

Kann ein Radrennen so begeistern, dass seine Faszination Langläufer inzwischen zum neunten Mal nach Kelheim lockte? Ja, es kann! Das 24 Stunden Rennen hat nichts von seinem Reiz verloren und brachte uns auch in diesem Jahr wieder an unsere Leistungsgrenzen.

Neue Motivation

Es war nicht ganz einfach nach der Enttäuschung über Platz sieben im letzten Jahr die Planungen für das diesjährige Event aufzunehmen. Ein noch besseres Team aufzustellen, um in der Herren-Wertung nach 2012 und 2014 ein weiteres Mal auf das Podest fahren zu können, schien unmöglich. Deswegen steckten wir uns ein neues Ziel: Die Mixed-Wertung! Drei Herren und zwei Damen bilden hier eine Mannschaft und mögliche taktische Varianten sorgten für hohe Motivation während der Vorbereitung. Das Team war schnell gefunden. Thomas Freimuth nahm seine neunte Teilnahme in Folge in Angriff, dazu stießen mit Christoph Friedl und Daniel Debertin zwei ausgewiesene Skimarathon-Spezialisten, die sich aber auch auf dem Rad wohlfühlen. Bei den Damen erhielten wir zum einen Unterstützung aus Kelheim. Marion Thaller, deren Mann Stefan schon 2012 für uns gefahren war, ließ sich zu einer Teilnahme überreden. Mit Anna Kuttruff, einer Triathletin aus Freiburg, war unser Team schließlich sehr gut aufgestellt.

Blitzstart

Thomas Freimuth © Sabine Freimuth

Pünktlich sollte es am Samstag um 14 Uhr losgehen und wir hatten Thomas als unseren Startfahrer ausgewählt. Mit seiner Erfahrung in Kelheim war er prädestiniert für diesen Job. Neben ihm stand ein Großteil der anderen Top-Fahrer und das versprach eine schnelle erste Runde. Dass die Startfahrer kaum zu bändigen waren, zeigte auch die Tatsache, dass sie bereits zehn Sekunden vor dem Startschuss einfach loslegten und vom Starter nicht mehr aufgehalten werden konnten. Um genau zu sein, war die 2016er Auflage also ein 24 Stunden und zehn Sekunden Rennen. Auf der Strecke waren die Schnellsten dann auch zackig unterwegs und mit unter 22 Minuten wurde die schnellste Startrunde in der Geschichte des Rennens erzielt. Thomas erledigte seine Aufgabe als Startfahrer nahezu perfekt und kam als Vierter insgesamt in den Wechselbereich. Dort hatte sich Daniel bei seiner Premiere in Kelheim etwas zu weit hinten eingereiht, weswegen es eine gewisse Zeit dauerte, bis der Wechsel vollzogen war. Er ging dann erst an circa zwanzigster Position auf die Runde. Während sich das Betreuerteam noch Sorgen machte, ob so der Anschluss an die Spitze noch zu halten sei, sorgte der junge Ausdauerspezialist aus Karlsruhe auf der Strecke für reichlich Verwunderung. Er begnügte sich nämlich nicht damit, zur Spitze wieder aufzuschließen, sondern übernahm diese ganz frech und überquerte den höchsten Punkt an Position eins. Dort ließ er dann die erste Gruppe wieder herankommen, um gemeinsam den langen Weg zurück zum Wechselbereich in Angriff zu nehmen. Diesen erreichte er als Erster der Mixed-Wertung und bescherte uns so nach zwei Runden kurzzeitig die Führung.

Energieleistung

Dass es in Kelheim meist anders kommt als geplant, das sollte der weitere Rennverlauf zeigen. Zunächst ging es aber ohne größere taktische Spielchen weiter, da in den ersten 15 Runden alle Fahrer eines Mixed-Teams drei Runden absolvieren mussten. So war es für uns klar, dass wir gemäß unserer Aufstellung wechseln würden. Auch die Topfavoriten von Radsport Gaimersheim hatten sich für diese „Taktik“ entschieden und konnten sich schnell nach vorne absetzen. Zunächst gelang des auch dem RSC Bühlertal zu folgen, allerdings setzten die Schwarzwälder zunächst nur auf ihre männlichen Fahrer. Das hatte zur Folge, dass zum Ende der ersten 15 Runden hin die Damen deutlich häufiger ran mussten. Und so lagen schließlich nur zwei Minuten zwischen unseren beiden Teams, als die Taktik gänzlich freigegeben wurde. Wir hatten uns für diesen Zeitpunkt dazu entschieden, immer eine der beiden Damen pausieren zu lassen, um Zeit gut zu machen, den Herren aber auch genügend Pause zu gönnen. Beibehalten konnten wir das nicht lange. In der 20. Runde kam kurz nach dem Wechsel auf Thomas der Anruf von ihm von der Strecke: Platter Reifen! Jetzt hieß es schnell sein, um nicht zuviel Zeit zu verlieren. Schnell machte sich Daniel fertig, ging auf die Runde und erwischte sogar die Spitzengruppe der Herren, mit denen er einen schnellen Törn absolvieren konnte. So verloren wir nur circa sechs Minuten, die allerdings die Viertplatzierten wieder in Schlagdistanz zu uns brachte. Schnell war klar, dass jetzt die Männer eine Herausforderung vor sich hatten. Sie fuhren bis tief in die Nacht zu dritt weiter und vergrößerten den Abstand nach hinten und verringerten ihn nach vorn. Gegen fünf Uhr früh waren wir dann nahe an der Überrundung des RSC Wolnzach und die Gefahr durch die Viertplatzierten gebannt.

Podestplatz

Anna Kuttruff © Josef Windorfer

So ganz sicher waren wir uns allerdings noch nicht, ob es denn für einen Podestplatz reichen würde, hatten wir doch schon gesehen, wie schnell ein Defekt Pläne durchkreuzen kann. Und auch die Führenden erlebten noch ihre Schreckminuten, als eine ihrer Damen schwer stürzte und ins Krankenhaus gebracht wurde. Schnell reagierte man im Team und schickte mit Alex den schnellsten Mann auf die Strecke. Da Gaimersheim zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als eine Runde vor allen anderen Teams lag, passierte allerdings nicht viel und man fuhr einem ungefährdeten und verdienten Sieg entgegen. Zwischenzeitlich war auch für uns klar, dass wir den dritten Platz werden halten können. Marion und Anna legten noch ein paar schnelle Runden hin und schließlich war es an Daniel, die letzte Runde zu absolvieren. In dieser zeigte er noch einmal seine ganze Klasse und fuhr zusammen mit den drei führenden Herrenteams eine sehr schnelle Zeit. Manche meinen sogar, er habe den Dreien den Sprint um den Tagessieg angefahren, aber das halten wir für ein Gerücht. 51 Runden standen schließlich für uns zu Buche und mit Platz drei waren wir bei unserer Mixed-Premiere mehr als zufrieden. Wie immer ist es schwer, abzuschätzen, ob wir nächstes Jahr wieder in Kelheim am Start stehen werden. Aber so ein finaler Angriff aufs Podest in der Königsklasse, der Herren-Kategorie? Das wäre schon noch mal ein Ziel, oder?

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