Entwicklungen im Fall Sundby und Russlands Dopingprogramm

Martin Johnsrud Sundby (NOR) beim Training in Gatineau © Felgenhauer/NordicFocus

In den vergangenen Tagen sorgten zwei Meldungen in der Skilanglauf Szene für Schlagzeilen. Wir berichteten über die Grenzwertüberschreitung von Martin Johnsrud Sundby und den Untersuchungsbericht zu Staatsdoping in Russland. Hier lest ihr die neuesten Entwicklungen.

Kein Komplettausschluss

Nach der Veröffentlichung des McLaren Berichts (wir berichteten: WADA-Bericht: Staatlich unterstütztes Doping in Russland) und einer ersten Reaktion des internationalen Olympischen Komitees (Bleibt Tyumen Ausrichter des Langlauf Weltcup Finales?) wurde Ende letzter Woche mit Spannung die Entscheidung des IOCs bezüglich eines Komplettausschlusses der russischen Mannschaft von den Olympischen Sommerspielen in Rio erwartet. Am Samstag wurde mitgeteilt, dass man die Entscheidung über Ausschlüsse an die einzelnen Fachverbände weitergebe und nicht Russland als Gesamtheit ausschließen werde. Das hat für heftige Reaktionen in den Medien gesorgt und auch Athleten haben sich zum großen Teil negativ zu dieser Entscheidung geäußert. Am drastischsten formulierte es Diskuswerfer Robert Harting, der IOC-Präsident Thomas Bach als Teil des Dopingsystems bezeichnete. Einziges positives Zeichen im Sinne der Dopingbekämpfung ist die Aufforderung des IOCs, die Namen der laut WADA-Bericht dopingverdächtigen Sportler an die Fachverbände weiterzugeben, um weitere Untersuchungen diesbezüglich anstellen zu können. Ob die Namen der Athleten, unter denen sich auch Wintersportler aus dem Bereich Ski befinden sollen, je veröffentlicht werden, bleibt allerdings abzuwarten.

Zieht Sundby vor das Bundesgericht?

Ebenfalls für diskussionsanregende Schlagzeilen sorgte Martin Johnsrud Sundby, nachdem in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass er 2014/2015 zweimal den Grenzwert für den Asthmawirkstoff Salbutamol überschritten hatte (Martin Johnsrud Sundby für Doping-Vergehen bestraft). Der Teamarzt des norwegischen Langlaufteams, Knut Gabrielsen, hatte bereits in der Pressekonferenz am Mittwoch die Schuld komplett auf sich genommen. Er habe die Regeln falsch interpretiert. Inzwischen ist er von seinem Amt zurückgetreten. Dennoch bleibt die Diskussion im Raum stehen, ob Asthmamittel die Leistung auch über das Niveau eines gesunden Sportlers hinaus steigern können oder nicht. Diverse Studien sprechen dagegen, allerdings ist die Thematik noch nicht vollständig geklärt. Experten verweisen immer wieder auf die hohe Belastung der Atemwege bei kalter Luft und Hochleistungssport wie im Skilanglauf. Recherchen der norwegischen Tageszeitung VG haben ergeben, dass 69 Prozent der norwegischen Skilanglauf-Medaillen bei Olympia seit 1992 von Asthmatikern gewonnen wurden. Das sind immerhin 42 von insgesamt 61. Zahlen aus anderen Ländern liegen uns nicht vor. Martin Johnsrud Sundby und seine Anwälte wiegen nun ab, ob es Sinn macht, vor das Schweizer Bundesgericht zu ziehen. Diese Instanz ist die einzige, die eine Entscheidung des in der Schweiz sitzenden Sportgerichtshofs (CAS) aufheben könnte. Dieser hatte im Fall Sundby auf eine zweimonatige Sperre und die Aberkennung der Ergebnisse an den Tagen der positiven Tests entschieden.

Quellen: vg.no, sportschau.de