Weltcupfinale in Norwegen: Klassiksprint Drammen und Freistil Massenstart in Oslo

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Wer holt sich die letzten Siege der Saison beim Sprint in Drammen und im Massenstart am Holmenkollen? Am Wahrzeichen oberhalb der norwegischen Hauptstadt stehen am Wochenende zwei spannende Massenstarts bevor, zuvor werden in Drammen die letzten Sprintpunkte vergeben.

Zwei stressige Tage für Veranstalter in Drammen

Nach dem Aufenthalt im südfinnischen Lahti zog der Weltcuptross weiter nach Norwegen, wo in der Metropolregion um die Hauptstadt Oslo Entscheidungen in Sprint und auf der Langdistanz fallen – in Drammen klassisch, am Holmenkollen Freistil. Los geht es am Mittwoch in der Innenstadt der 65.000 Einwohner-Stadt Drammen, wo im Klassiksprint um die letzten Weltcuppunkte gekämpft wird. Die Veranstalter in Drammen haben noch alle Hände voll zu tun. Seit Montag ist man mit dem Streckenbau beschäftigt – und einer neuen Streckenführung. Damit soll dem ständigen Doppelstockschieben in Drammen Einhalt geboten werden. Grundsätzliches hat sich aber nicht geändert: Die Kurven wurden weicher gestaltet, es gibt kaum noch scharfe Ecken. Weiterhin ist der charakteristische Anstieg zur Kirche zweimal zu bewältigen mit einem Gesamt-Höhenunterschied von 45 Metern. Los geht es auf dem Marktplatz, dann das erste Mal bergauf und um die Bragernes Kirche herum. Zurück geht es wieder vorbei am Rathaus und der Feuerwehr, dann über den Marktplatz, um den Brunnen mit der Statue Saint Hallvard, bevor es wieder hinauf geht zum Ziel vor den Stufen der Kathedrale. Zum elften Mal gastiert der Weltcup in Drammen – das zehnte Mal im Stadtzentrum, 2011 fanden zwei Rennen auf der anderen Seite des Flusses in Konnerud statt. Drüben in Konnerud sind 6000m³ Kunstschnee produziert worden, der seit Montag mit 200 LKW ins Zentrum gebracht wird.

Ein Blick hinter die Kulissen: Streckenbau in Drammen:

Letzte Entscheidungen des Weltcupwinters am Holmenkollen

Anschließend geht die Reise weiter zum 45 Kilometer entfernten Holmenkollen, wo die „langen Kanten“ auf dem Programm stehen – zuerst die Herren, dann die Damen. Gelaufen wird im Massenstart, im Gegensatz zur WM diesmal in der freien Technik. Damit wird ein Schlussstrich unter die Weltcupsaison gezogen, dank Bonussprints, Skiwechsel-Option und dem Prestige, am Holmenkollen zu gewinnen und vielleicht Revanche für die WM zu nehmen, werden es dennoch noch einmal spannende Rennen werden. Für die Herren gibt es sechsmal Bonuspunkte abzuräumen, für die Damen besteht viermal die Chance – wenn man zu diesem Zeitpunkt nicht ohnehin schon allein unterwegs ist. Gelaufen wird auf der traditionellen 8,3 Kilometer-Runde, für die Damen dreimal, für die Herren sechsmal. Am Ende laufen die Damen noch einmal die fünf schwierigsten Kilometer zum Frogneseteren, um auf ihre Gesamtdistanz zu kommen. Hauptscharfrichter ist dabei der lange Anstieg bis Kilometer 2,75, der sowohl auf der 8,3 als auch auf der 5 Kilometer-Runde zu bewältigen ist. Im weiteren Verlauf der langen Runde folgen weitere kleinere Anstiege in Stadionnähe.

Große Kristallkugeln bereits vergeben

Vor den letzten beiden Rennen des Weltcupwinters sind die großen Trophäen bereits verteilt – und das teilweise schon lange: Marit Bjørgen machte ohne selbst davon zu wissen schon vor den Weltmeisterschaften beim Weltcup in Östersund alles klar und führt vor dem abschließenden Rennen auch den Distanzweltcup mit 101 Punkten Vorsprung vor Therese Johaug an. Damit wäre theoretisch auch hier schon alles entschieden, wenn es nicht die Bonuspunkte gäbe. Dennoch müsste Marit schon völlig einbrechen, damit Therese genug Punkte holt. Rein rechnerisch wären bei den Damen 160 Punkte im Massenstart möglich. Im Sprintweltcup liegt Marit Bjørgen vor Drammen 40 Punkte vor Ingvild Flugstad Østberg. Das bedeutet, dass Marit in Drammen ein dritter Platz reicht, auch wenn Ingvild gewinnt (=Punktegleichstand, Marit gewinnt dann mit mehr Siegen). Die Überfliegerin der letzten Jahre, die nächste Woche ihren 35. Geburtstag feiern wird und offenbar nach wie vor nicht daran denkt, ihre Karriere zu beenden, ist damit auf einem guten Weg, alle drei Kristallkugeln zu gewinnen. Das gelang ihr bereits einmal zuvor, vor genau zehn Jahren. Seit Lahti hat sich auch Martin Johnsrud Sundby seinen zweiten Gesamtweltcupsieg in Folge gesichert. Den Distanzweltcup wird der Lokalmatador, der vom höchsten Punkt der Strecke sein Haus sehen kann, aber wohl nicht gewinnen. Da liegt er 83 Punkte hinter Dario Cologna, ein Vorsprung, der dem Schweizer eigentlich reichen müsste. Alles offen ist rein rechnerisch im Kampf um die Sprintkugel der Herren: Finn Hågen Krogh führt die Wertung mit 33 Punkten Vorsprung vor Federico Pellegrino an, im klassischen Stil sollte der Norweger zusätzlich die Vorteile auf seiner Seite haben. Noch nicht abzuschreiben ist Eirik Brandsdal, der in dieser Saison einen Klassik- und einen Freistilsprint gewann. Der Norweger liegt vor dem letzten Rennen nur 57 Punkte hinter seinem Landsmann. Das heißt, wenn Brandsdal gewinnt, reicht Krogh ein fünfter Platz. Pellegrinos bestes Ergebnis in einem Weltcupsprint in klassischer Technik war ein siebter Platz (Fünfter bei der WM), für den es 36 Punkte gäbe. Dann dürfte Krogh nicht mehr als drei Punkte holen (Platz 28). Sollte Pellegrino aber in seiner schwachen Technik gewinnen oder Zweiter werden, reicht Krogh ein Platz direkt dahinter.

Deutsches Team fast unnverändert

In Norwegen gehen fast dieselben Athleten an den Start wie zuvor in Lahti. Mit Ausnahme von Jonas Dobler, der über 15 Kilometer der beste Deutsche war, laufen alle Lahti-Athleten den Sprint in Drammen. Nicole Fessel steht nach ihrem fiebrigen Magen-Darm-Infekt in Oslo wieder im Aufgebot. Dort werden neben Steffi Böhler und Denise Herrmann auch Claudia Nystad und Monique Siegel an den Start gehen sowie bei den Herren Thomas Bing, Lucas Bögl und Jonas Dobler.

Frühling in Drammen, Frost am Holmenkollen

Nicht nur die aufwendige Präparation der Strecke sondern auch das Wetter bringt die Veranstalter in Drammen zum Schwitzen. Zur Zeit liegen die Temperaturen deutlich im Plusbereich, kratzen morgen bei strahlendem Sonnenschein sogar an der 10°C-Marke. Das könnte sich darauf auswirken, dass die Strecke zum Doppelstockschieben eventuell zu weich ist. In den kommenden Tagen wird es dann aber wieder deutlich kälter am Oslofjord. Für die Rennen am Wochenende sind im Moment Temperaturen um Null angesagt, ebenfalls bei schönstem Sonnenschein. Da es in der Nacht friert, sollten die Bedingungen für die Massenstarts relativ hart sein.

TV-Übertragung: Eurosport, ARD oder Livestream

Die finale Weltcupwoche in Norwegen wird fast in kompletter Länge Live im Free-TV übertragen: Eurosport ist immer live dabei, steigt nur beim 50er am Samstag voraussichtlich 15 Minuten später ein. Anders als im Vorjahr sind die Öffentlich-Rechtlichen diesmal bereits in Drammen am Start, die ARD beginnt mit der Übertragung aber erst nach 16 Uhr. Ähnlich ist die Lage beim 50er in Oslo, wo die ARD etwa die letzte halbe Stunde des Rennens live zeigen wird. Beim Damenrennen am Sonntag sind dann beide Sender in voller Länge dabei. Wer unterwegs ist oder am Laptop sitzt, kann die Rennen im Eurosport Player verfolgen, eventuell bietet auch die ARD wieder Livestreams an.

Resultate Drammen 2014

Sprint KT Damen
1.) Maiken Caspersen Falla (NOR)
2.) Marit Bjørgen (NOR)
3.) Stina Nilsson (SWE)

Sprint KT Herren
1.) Ola Vigen Hattestad (NOR)
2.) Pål Golberg (NOR)
3.) Maicol Rastelli (ITA)

Resultate Oslo/Holmenkollen 2014

30km KT Mst Damen
1.) Marit Bjørgen (NOR)
2.) Therese Johaug (NOR)
3.) Kerttu Niskanen (FIN)

50km KT Mst Herren
1.) Daniel Richardsson (SWE)
2.) Martin Johnsrud Sundby (NOR)
3.) Alexander Legkov (RUS)

Das Wettkampfprogramm 2015 im Überblick

Mittwoch, 11. März 2015:
13:00 Uhr: Qualifikation Sprint KT Damen und Herren
15:30 Uhr: Finalläufe Sprint KT Damen und Herren
Samstag, 14. März 2015:
14:15 Uhr: 50km FT Mst Herren
Sonntag, 15. März 2015:
10:30 Uhr: 30km FT Mst Damen