Ramsau am Dachstein: Investitionen im Tal, Top-Bedingungen am Gletscher

Teresa Stadlober © Kevin Voigt / VOIGT

Es ist Herbst in Ramsau am Dachstein und es tummeln sich traditionell zahlreiche internationale Top-Langläufer und Biathleten im Ort unterhalb des Dachsteingletschers, um sich auf die Saison vorzubereiten. Im WM-Stadion läuft derweil eine Vorbereitung ganz anderer Art.

Florian Knopf und Maren Hammerschmidt © Kevin Voigt / VOIGT

Die erste Gondel geht früh. Bereits um 7:50 Uhr stehen Langläufer und Biathleten vor dem Drehkreuz in der Talstation der Dachstein Gletscherbahn, um wenig später hinauf auf knapp 3.000 Meter zu schweben. Wir sind etwas knapp dran und schaffen es gerade noch in die zweite Gondel um 8:00 Uhr. Um uns herum drängen sich die Nachwuchsathleten des Deutschen Skiverbands, die hier gerade ihren ersten Lehrgang dieser Saison auf Schnee absolvieren. Die Bedingungen sind sehr gut, lautet das einstimmige Urteil. Und tatsächlich, als wir oben am Gletscher ankommen eröffnet sich uns eine weiße Winterlandschaft. Beide Loipen sind gespurt und die ersten Athleten ziehen schon ihre Bahnen. Fast alle entscheiden sich an diesem Morgen für die neun Kilometer Runde am Hallstätter Gletscher. Dort strahlt bereits die Sonne, während die fünf Kilometer lange Ramsauerloipe noch im Schatten liegt. Aufgrund von Fönlage ist der Untergrund nicht hart gefroren, sondern eher etwas weicher. Es herrschen also ideale Bedingungen, um die ersten Schritte des Winters auf Schnee zu machen. Als ich im Mai zum letzten Mal hier oben war, lagen noch fünf Meter Schnee. Die sind allerdings dem Sommer komplett zum Opfer gefallen. Auch hier in der Höhe macht sich die Klimaerwärmung bemerkbar und der Gletscher wird ständig kleiner. Wie lange man hier noch auf Gletschereis und Schneedecke langlaufen kann, weiß keiner so genau, aber das Team der Dachstein Gletscherbahn wird sicherlich bis zuletzt für eine top gepflegte Loipe sorgen. Wir verlassen das Langlauf-Eldorado etwas früher als die meisten Sportler, da wir nach einer kurzen Mittagspause noch einen wichtigen Termin vor uns haben. Der führt uns nämlich ins WM-Stadion im Zentrum von Ramsau. 

Baumaßnahmen im WM-Stadion von Ramsau am Dachstein © Kevin Voigt / VOIGT

Im Stadion erwartet uns Philipp Walcher. Er ist Geschäftsführer des Tourismusverbands Ramsau am Dachstein und sichtlich stolz auf das, was sich da gerade in „seinem“ Ort tut. Das Stadion wurde für die Nordische Ski-WM 1999 errichtet und insbesondere die Wettkampfloipen sind inzwischen etwas in die Jahre gekommen. „Wir wissen, wenn wir international mitspielen möchten und weiterhin die Weltelite des Nordischen Sports in der Ramsau begrüßen wollen, dann muss investiert werden. Wir können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen“, erklärt uns Walcher. Deshalb sind Bagger und Lastwagen angerückt und haben im Sommer mit der Verbreiterung und Modernisierung der Loipen begonnen. Eine der wichtigsten Aufgaben war dabei, die künstliche Beschneiungsmöglichkeit auszuweiten. So können künftig nicht nur die 2,5 Kilometer lange Weltcup-Runde der Nordischen Kombinierer sondern auch weitere 1,8 Kilometer in Richtung des Billa-Marktes mit Kunstschnee belegt werden. Die Wasserleitungen hierfür sind gelegt. Die wichtigste Neuerung für Hobbyläufer ist dagegen ein Tunnel am Stadionausgang, durch den man die Wettkampfloipen auch an Renntagen ungehindert passieren kann. So wird zukünftig die touristische komplett von der leistungssportlichen Nutzung getrennt. Im Stadion selbst tauschen Start und Zieleinlauf die Seiten, wodurch es keiner Brücke oder ähnlicher Bauten mehr bedarf, um in korrekter Laufrichtung auf die Strecken am Kulm zu gelangen.

Philipp Walcher, Mario Felgenhauer und Helfried Stiegler © Kevin Voigt / VOIGT

Nach einer kleinen Tour auf der neuen Weltcup-Loipe stößt Helfried Stiegler zu uns. Der sportliche Leiter der WM 1999 und Initiator der Tour de Ramsau ist für das Streckendesign verantwortlich. Er erklärt uns, wie und wo die Top-Athleten künftig gefordert werden. So wird es nach einem ersten kurzen Anstieg nach dem Start eine kurze Abfahrt geben. Dann folgt nach einer Steilkurve das neue Herzstück der Runde, ein längerer Anstieg zum höchsten Punkt. Bis zum Durchlauf/Ziel gilt es dann noch zwei weitere Anstiege zu meistern. Eine 120 Grad Kurve kurz vor dem Einlauf ins Stadion soll insbesondere vor dem Zielsprint dafür sorgen, dass sich das Feld etwas enger zusammenschiebt. Noch nicht in das Wettkampf-Streckennetz integriert, aber für längere Runden durchaus geeignet ist der sogenannte Norweger-Stieg. Dieser wurde zur WM 1999 in Betrieb genommen, seither aber nicht mehr genutzt. Als Anschluss an die touristischen Loipen kann er aber nun wieder erklommen werden. So ergeben sich auch für den langjährigen Langlaufgast in Ramsau neue Herausforderungen. Insgesamt werden bis zur Fertigstellung etwas mehr als eine Million Euro in die Baumaßnahmen investiert. Damit dürfte Ramsau am Dachstein auch ohne sportliches Großereignis wie WM oder Olympia vor dem Winter 2019/2020 die wohl größte Investition in die Skilanglauf-Infrastruktur in Mitteleuropa tätigen. Dass dies mit dem Hintergedanken geschieht, in Zukunft nach Möglichkeit wieder einen Skilanglauf-Weltcup in den Ort zu holen, daraus machen weder Walcher noch Stiegler einen Hehl. Teresa Stadlober hätte es jedenfalls verdient, einen Heim-Weltcup zu bekommen.

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