Welchen Effekt haben längere Stöcke beim Skilanglaufen tatsächlich?

Unterschied Stocklänge © Thomas Losnegard

Professor Thomas Losnegard hat für das norwegische Langlaufportal langrenn.com Studien zusammengefasst, die sich mit unterschiedlichen Stocklängen im Skilanglauf befassen. Hier findet ihr im Rahmen unserer Berichterstattung zur neuen Stocklängenregel der FIS eine Zusammenfassung.

Welche Stocklängen wurden bisher gelaufen?

Die aktuelle Diskussion um die neue FIS-Regel zur individuellen Maximallänge für Klassik-Stöcke wird nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern insbesondere auch in Skandinavien geführt. Professor Thomas Losnegard hat sich deshalb für unsere norwegische Partnerseite langrenn.com die Mühe gemacht, aktuelle Studien zu dieser Thematik zusammenzufassen. Für alle Prozentangaben gilt: Stocklänge (Gesamt von der Spitze bis zum oberen Ende des Griffs)/Körpergröße (ohne Schuhe). Zunächst hat Losnegard recherchiert, welche durchschnittlichen Stocklängen in der Vergangenheit gelaufen wurden. Demnach wurden in den 1970er Jahren Stocklängen größer oder gleich 80 Prozent genutzt. Mit Einführung der Skating-Technik in den 80er Jahren gingen manche Athleten sogar mit Stocklängen von 93 Prozent an den Start. In den 90er und 2000er Jahren blieben die Klassik-Stocklängen ziemlich konstant bei 82 bis 84 Prozent. Nur wenige Sportler hätten dann in den letzten Jahren Stöcke mit über 85 Prozent Länge genutzt.

Animation zum Bewegungsablauf bei unterschiedlichen Stocklängen (Animation: Thomas Losnegard)
Animation zum Bewegungsablauf bei unterschiedlichen Stocklängen (Animation: Thomas Losnegard)

Beeinflusst die Stocklänge die Leistung beim Schieben?

Einen Geschwindigkeitsvorteil kann man laut Losnegard nicht sehen oder fühlen. Er ist so klein, dass man ihn objektiv messen muss. In einer aktuellen Untersuchung wurden neun Athleten auf dem Laufband mit 84 und 88 Prozent langen Stöcken getestet (1.000 Meter, 2,5 Grad Steigung). Mit den längeren Stöcken verbrauchten die Probanden weniger Sauerstoff. Der Effekt entsprach ungefähr vier Monaten Training eines Elite-Läufers. Er betrug circa zwei Sekunden beim 1.000 Meter Test und damit ungefähr einem Prozent. Zwei weitere Untersuchungen befassten sich mit dem Effekt von längeren Stöcken in unterschiedlichem Gelände. So wurde festgestellt, dass längere Stöcke bei geringen bis mittleren Geschwindigkeiten einen größeren positiven Effekt haben, je steiler das Gelände ist. Die zweite Untersuchung konnte darüber hinaus ermitteln, dass der Effekt bei leicht abfallendem Gelände und in Abfahrten negativ (also zugunsten der kürzeren Stöcke) ausfällt.

Warum unterscheiden sich die Leistungen?

Einer der Gründe, warum längere Stöcke bei geringen und mittleren Geschwindigkeiten von Vorteil gegenüber kürzeren Stöcken zu sein scheinen, ist die geringere „Hoch-Tief-Bewegung“ des Körpers. Den Körperschwerpunkt nach unten und wieder hoch zu bewegen, kostet eine Menge Energie. Zusammenfassend schreibt Losnegard: Weil ungefähr 50 Prozent der Strecken ansteigend und auf diesen Abschnitten die Zeitdifferenzen am größten sind, könnte die Reglementierung der Stocklänge theoretisch zu einer Reduzierung von Doppelstockschieben in Anstiegen führen, was auch die Absicht der FIS mit dieser neuen Regel ist. Aber es ist nicht die Stocklänge allein, die in den letzten Jahren zu mehr Doppelstockschieben geführt hat, sondern eine Kombination aus Strecken, Ausrüstung, Technik und speziellem Konditionstraining. Dieses Potential ist ohne Zweifel noch nicht ausgereizt und was passieren wird, wenn die neue „Schieber-Generation“ kommt, bleibt Spekulation.

 Quelle: www.langrenn.com

Ein Kommentar

  1. Michael Ganz

    Schlussendlich ist doch die Frage was ist klassisch laufen? Nur das man die Ski parallel führt? Oder das man auch mit einer (wie auch immer ausgeführten) Steigzone am Ski läuft? Der einzige Grund zum puren Doppelstockschieben liegt doch anscheinend im nicht unerheblichen Nachteil der mit Steigzonen präparierten Ski in bestimmten Streckenabschnitten im Vergleich zu durchgewachsten (wenn man dann noch das entsprechende Stockmaterial hat das die dann nötigen Kräfte aushält um im steilen Anstieg durchzuschieben).
    Also sollte man dann nicht einfach eine Steigzone zur Pflicht machen. Das Problem ist sicherlich die Kontrolle derselbigen und wie sie ausgeführt sein muss.
    Oder eben verpflichtende Streckenteile in denen diagonal Schritt gelaufen werden muss. Da hab ich anfangs auch gedacht Unfug aber besser als was zum Teil im Weltcup oder bei den Skimarathons abläuft bei denen „klassisch“ gelaufen wird aber wegen durchgewachster Ski das doch eher nach freiem Stil aussieht.

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