24 Stunden Rennen Kelheim 2012: Tage wie diese

Pokal © Felgenhauer/XC-Ski.de

Nach dem großen Pech im Jahr 2011 haben wir unsere Ankündigung wahr gemacht und sind mit dem Löffler Nordic Team man-powered by xc-ski.de 2012 nach Kelheim zurückgekehrt, um Wiedergutmachung zu leisten. Was wir dabei erlebt haben, übertraf gänzlich unsere Vorstellungen und Erwartungen.

„Ich wart seit Wochen auf diesen Tag“

Die Teilnahme an einem 24 Stunden Rennen mit dem Rennrad plant man nicht innerhalb einer Woche. Und so kam es bereits während der ISPO im Februar zu ersten Vorgesprächen. Unser Ausrüster Löffler gab seine Zusage und so war der Weg frei für eine erneute Teilnahme beim wohl bekanntesten Rennen seiner Art. Noch war das Team aber bei weitem nicht komplett, wenn auch mit Mathias Flunger, Thomas Freimuth und Olaf Schober drei Starter aus dem letzten Jahr schnell ihre Teilnahme bestätigten. Dann erhielten wir einen Anruf, den wir so nicht erwartet hatten. Lokalmatador Stefan Thaller bewarb sich um einen Startplatz in unserem Team und wurde mit Freude empfangen. Kein anderer Fahrer hat so viel Erfahrung in Kelheim, wie er. An zehn Siegen war er beim 24 Stunden Rennen beteiligt, obwohl er gerade einmal 31 Jahre alt ist. Für den letzten freien Platz half uns Olaf, der seinen Bekannten Max Hagen ins Spiel brachte. Max war früher A-Lizenz Rennfahrer und ist inzwischen öfter bei Langdistanzrennen am Start. Allen Mitgliedern ist aber eines gemein: Sie lieben das Skilanglaufen und nur das qualifiziert sie endgültig für das Löffler Nordic Team.

“Zu derselben Uhrzeit, am selben Treffpunkt, wie letztes Mal“

In diesem Jahr mussten wir Gott sei Dank nicht noch kurzfristig einen Fahrer ersetzen, alle Teammitglieder meldeten sich pünktlich zwei Stunden vor dem Start in unserem Fahrerlager. Teamchef Mario Felgenhauer hatte zusammen mit Stefan in den Tagen zuvor die Gegner genau analysiert und leider keine guten Nachrichten parat. Das Leistungsniveau der Teams war im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um eine ganze Klasse stärker einzuschätzen, aber um einen Podiumsplatz wollten wir definitiv mitkämpfen. Und so ging die Mannschaft frohen Mutes auf eine gemeinsame Aufwärm- und Besichtigungsrunde. Die Strecke in Kelheim führt über 17 Kilometer, man passiert die Befreiungshalle und zwei kleinere Anstiege. Am Zweiten befindet sich am höchsten Punkt in Runde eins eine Sprintwertung, um das Feld auseinanderzuziehen. Parole des Teamchefs war: Wir sprinten nicht mit, sondern bleiben nur an der Spitzengruppe dran!

“Wo die Anderen warten, um mit uns zu starten, und ab zu geh‘n“

Pünktlich zum Start kam dann der Regen. Versteckt unter Schirmen oder in Regenjacken gehüllt warteten die Fahrer auf den Startschuss. Es wurde heruntergezählt und bereits bei zwei fuhr die erste Startreihe los. Was dann passiert ist, lässt sich aus Sicht des Autors dieser Zeilen nur anhand von Bildern und Kommentaren der Rennfahrer nachvollziehen. Michael, unser Späher auf der Strecke meldete uns jedenfalls, dass ein Team in weiß-grünem Trikot die Sprintwertung gewonnen habe, wir aber in der Spitzengruppe dabei seien. Das war ganz nach dem Geschmack des Teamchefs. Der erste Wechsel funktionierte reibungslos und auf die Frage „Und?“ von Mario kam nur die lapidare Antwort von Mathias, unserem Startfahrer: „Ja, ich hab die Sprintwertung gewonnen.“ Im weiteren Gespräch klärte sich schnell, dass Michael etwas zu weit vor der Wertungslinie gestanden hatte und den tatsächlichen Ausgang nicht mitverfolgen konnte. Mathias übersprintete den Fahrer in Grün-Weiß aber schließlich deutlich und sicherte sich 100 Euro Prämie. Das war natürlich ein Auftakt nach Maß und brachte Motivation pur.

“An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit“

Wie schnell es in Kelheim gehen kann, erlebten wir dann nur eine Runde später. Olaf kam zwischen Position fünf und zehn zum Wechsel und Max verlor etwas Zeit beim Aufstieg aufs Rad. Diese Lücke nach vorne wieder zu schließen, kostete Letzteren so viel Kraft, dass er am zweiten Anstieg abreißen lassen musste. Genau zu diesem Zeitpunkt formierte sich eine vierköpfige Spitzengruppe, die das Rennen im weiteren Verlauf prägen sollte. Anders als im letzten Jahr waren wir allerdings dieses Mal nicht allein unterwegs, sondern hatten mit dem Team Hackner Verbündete gefunden. Und es waren ja noch 22 Stunden Zeit. Allerdings musste schnell etwas passieren, um die Lücke nicht zu groß werden zu lassen. Und so versuchten wir gemeinsam den Sprung nach vorn. Doch auch die Spitzengruppe gab Gas und wir schafften es nicht, den zeitweilig wenige Sekunden großen Rückstand komplett abzubauen. Aufgeben kam allerdings nicht in Frage und so kämpften wir weiter, um den Rückstand nicht zu groß werden zu lassen.

“Wir stehn nicht still, für eine ganze Nacht“

Die Nächte in Kelheim sind immer etwas ganz besonderes. Oben am Berg herrscht die ganze Nacht Tour de France Atmosphäre und unten in der Stadt kehrt Ruhe ein. Dass alkoholisierte Fans nicht nur gute Seiten haben, musste dann aber das Team IronTriZone aus der Spitzengruppe erfahren. Sie mussten eine Panne hinnehmen, wohl aufgrund von Glasscherben auf der Straße im Fanbereich. Dadurch fielen sie aus der Spitzengruppe weit zurück und konnten nicht mehr in den Kampf um die Top-Plätze eingreifen. Zwischen drei und vier Uhr verlor dann das Team Kreissparkasse Kelheim nach einer Attacke der zwei stärksten Teams den Anschluss und plötzlich war für uns und Team Hackner Platz drei wieder in Reichweite. Allein unterwegs wurde die junge Truppe der Kreissparkasse in den frühen Morgenstunden von uns gestellt und im Laufe des Vormittags abgeschüttelt. Damit konnte der finale Kampf um Platz drei beginnen.

“An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit“

Zunächst mussten wir allerdings einen Rückschlag hinnehmen. Stefan hatte nicht seinen besten Tag erwischt und musste sich kurz vor Mittag übergeben. Damit fiel er für die letzten beiden Törns aus und wir mussten umstellen. Die einzige Devise konnte nun lauten: Attacke! Und so setzten wir Olaf auf Stefans Gegner an. Allerdings konnte er ihn nicht abschütteln und so ging das Taktikspiel weiter. In der viertletzten Runde musste Max leider abreißen lassen und Platz drei schien mit 38 Sekunden Rückstand in weite Ferne gerückt. Kurzerhand wurde noch einmal umgestellt, Olaf versuchte die Lücke in der drittletzten Runde zu schließen. Dies gelang ihm zwar nicht, aber er konnte den Abstand auf 26 Sekunden verkürzen. Und dann schlug die Stunde von Thomas. Unser Langlaufprofi ohne nennenswerte Rennerfahrung auf dem Rad, aber zum fünften Mal in Kelheim dabei, schloss die Lücke und wechselte sogar knapp vor dem Fahrer vom Team Hackner. Damit hätte es Mathias auf der letzten Runde eher defensiv angehen können, denn würde die Runde nicht mehr gewertet, wären wir sicher Dritter gewesen. Das wäre aber nicht der wahre „Maddi“ gewesen und so machte er mit seinem Gegner zusammen weiter Druck, um die Runde noch gewertet zu bekommen. Im Sprint vor der Einfahrt in den Zielkanal, in dem man nicht mehr überholen konnte, setzte er sich dann durch und überquerte als Dritter die Ziellinie. Es war vollbracht, das Löffler Nordic Team hatte sich einen Podestplatz erkämpft!

“Kein Ende in Sicht“

Die Freude kannte natürlich keine Grenzen und wir waren uns schnell einig, dass dieses Ergebnis das maximal mögliche an diesem Tag war. Die Sieger vom Team Lowriders to fast waren an diesem Tag einfach zu schnell und die Zweitplatzierten vom Team Expert Reng ihnen ebenbürtig. Und so werden wir im nächsten Jahr wieder unsere Lebenspartner um Nachsicht und viel Geduld bitten müssen, wenn es an die Vorbereitungen für einen erneuten Start in Kelheim geht. Denn: „Kein Ende ist in Sicht!“ Großer Dank geht an das komplette Löffler Nordic Team mit den Fahrern Mathias, Olaf, Max, Stefan und Thomas, sowie den Betreuern Hermann, Sabine, Sven, Michael und Physio Thomas. Ein ganz besonderer Dank gilt unserem Mechaniker Thomas Koch (www.koch-fahrrad.de) der uns professionell betreut hat und zusammen mit Marcus Degen von Procycling dafür gesorgt hat, dass Teamfahrer Thomas mit konkurrenzfähigem Material unterwegs war. Der größte Dank geht allerdings an Teamsponsor Löffler Premium Sportswear und Hermann Grundner, der uns seit fünf Jahren die Treue hält und dafür sorgt, dass wir gut angezogen und gut verpflegt in Kelheim an den Start gehen. Und bald wird es wieder heißen: „Ich wart seit Wochen, auf diesen Tag …“

(Titel, Zwischenüberschriften und Zitate aus dem Song „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen)