Hitzeschlacht in Kelheim: 24 Stunden Kampf auf dem Rennrad

Start © Andrea Felgenhauer

Es ist ein 24-stündiger Kampf gegen den inneren Schweinehund, gegen die Gegner und gegen die Müdigkeit: Das 24 Stunden Rennen in Kelheim. Auch 2010 haben wir dank der Unterstützung der Firma Löffler wieder ein XC-Ski.de Team an den Start geschickt, das bis zum Schluss um jede Sekunde sprintete.

Vom einen ins andere Extrem
Wer sich noch an den Bericht aus dem Jahr 2009 erinnern kann, weiß: Damals kämpften die Fahrer in Kelheim gegen Nässe und Kälte. In diesem Jahr war alles anders. Temperaturen bis zu 37 Grad heizten den Teilnehmern mächtig ein und machten jede Runde zur Qual. Bereits die Vorbereitung auf den Start war mit viel Schweißverlust verbunden. So fanden auch die mitgebrachten Zelte eine andere Verwendung als im letzten Jahr. Als Sonnenschutz spendeten sie den gerade pausierenden Fahrern Schatten und etwas Kühle. Neben der temporären Unterkunft (unser Team residierte zusammen mit der Damenmannschaft von Fahrrad-News in zwei 3*6 Meter Zelten und belegte zwei 3*3 Meter Zelte mit Material) war vor allem die Betreuung wieder ein entscheidender Faktor, um über 24 Stunden Höchstleistung abzurufen. So hatten wir wieder zwei Physiotherapeuten und drei Teambetreuer für insgesamt zehn Sportler mit dabei. Sie sorgten für ausreichend Verpflegung (es gab Nudeln, Riegel, Obst, Kuchen, Iso-Getränke und Cola) und den nötigen Überblick über das Renngeschehen.

Pech Nummer eins
Pünktlich am Samstag um 14 Uhr erfolgte der Startschuss und insgesamt 130 Teams sowie fast 100 Einzelfahrer wurden auf die 17 Kilometer Runde geschickt. Schnell formierten sich die Favoriten an der Spitze. Schließlich stand in diesem Jahr eine Sprintwertung am höchsten Punkt der ersten Schleife auf dem Programm. Damit sollte das Feld auseinander gezogen werden, um größeres Gedränge im Wechselbereich zu verhindern. Dies gelang und es bildeten sich erste kleinere Gruppen. Für das Löffler Nordic Team war Mathias ganz vorne vertreten. Der Triathlet ist Spezialist auf dem Rennrad, hat aber auch schon beim La Sgambeda sein Können auf Langlaufskiern unter Beweis gestellt. Zwar konnte er nicht in den Kampf um die Sprintprämien eingreifen, setzte sich aber in der Spitzengruppe fest. Pascal und Michael konnten diese Position in den zwei folgenden Runden halten. Dann hatten wir zum ersten Mal Pech an diesem Tag. Die entscheidende Attacke der Topfavoriten erfolgte in Runde vier und erwischte unseren Teamfahrer Beni auf dem falschen Fuß. Das Team von Sport 2000 hatte sich diese Runde ausgesucht, um die starken Italiener, die mit drei Lizenzfahrern angereist waren, möglichst schnell loszuwerden. Das gelang, nur leider war auch unsere Mannschaft davon betroffen. Ohne Gruppe und mit zuviel Laktat in den Beinen gelang Beni nur eine 30er Runde (man bedenke: 30 Minuten für 17 Kilometer!) und übergab an Position zehn.

Zwischen den Gruppen mit Pech Nummer zwei
Im weiteren Rennverlauf betrieb unser Team Schadensbegrenzung. Beni war ja schließlich kein Vorwurf zu machen, das hätte jedem anderen auch passieren können. Während den nächtlichen Stunden verloren wir zwar Zeit auf die Spitzenteams, konnten aber drei zurückgefallene Mannschaften überholen und abhängen. Nichts ist in Kelheim so wichtig, wie eine gute Gruppe zu erwischen. Nach den ersten fünf Kilometern, die fast nur Anstieg beinhalten, folgen nämlich zwölf abfallende und flache Kilometer. Muss man hier alleine gegen den Wind kämpfen, verliert man zwangsläufig Zeit. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass unser Team in den frühen Morgenstunden von den zwei führenden Teams überrundet wurde. Mathias klemmte sich sofort in den Windschatten und konnte problemlos mitfahren. Pascal wäre wohl dasselbe gelungen, wäre ihm nicht im Anstieg beim Schalten die Kette vom großen Blatt gefallen. So verloren wir mit Pech Nummer zwei erneut den Anschluss. Wenig später kam eine zweite Gruppe von hinten, mit den Teams, die auf Platz drei bis fünf lagen. Hier hatten wir schließlich mehr Glück und alle fünf Fahrer konnten fortan konstant schnelle Rundenzeiten hinlegen.


Damenteam mit Energieleistung
Im Team des Fahrrad-News Magazins, das in der Damenkategorie an den Start ging, waren mit Steffi Felgenhauer und Carmen Schindler zwei bekannte Volksläuferinnen am Start. Sie kämpften mit Sabrina, Gaby und Patricia um jede Runde und lagen zwischenzeitlich auf Rang fünf. Dann musste eine der fünf Fahrerinnen aufgrund von Kreislaufproblemen aussteigen und so waren die Mädels nur noch zu Viert. Was so eine Dezimierung bedeutet, erfährt man nirgends so deutlich, wie in Kelheim. Die Pausen werden kürzer und jede Fahrerin muss mehr Kilometer absolvieren. Die Fahrrad-News Damen schien das nur wenig zu stören. Sie machten Boden gut und kämpften schließlich mit einem Kelheimer Team um Platz drei. Welche Dramatik sich schließlich auf den letzten Runden abspielte, kann man nur schwer beschreiben. Immer wieder wechselten sich die beiden Teams auf Platz drei ab. Zudem wurde es am Ende ganz eng, wollte man noch eine zusätzliche Runde bis 14 Uhr beenden, denn nur dann wurde sie auch gewertet. Mit letzter Kraft und einer schnellen Gruppe holte Carmen in ihrer letzten Runde einen Rückstand von einer Minute auf und verwandelte ihn in einen gleichgroßen Vorsprung. Nun war Taktik angesagt und es sollten nur noch die beiden besten Fahrerinnen Patricia und Steffi auf die Strecke. Erstere baute den Vorsprung schließlich weiter aus und Letztere verteidigte ihn mit allerletzter Kraft bis zum Ziel. Aber noch war eine schnelle Runde möglich, und so musste Patricia noch einmal auf die Strecke. Im Wechselbereich musste ihre Konkurrentin lange warten und wurde schließlich vom Teammanager zurück gewunken. Der Kampf um Platz drei war entschieden und die Fünf freuten sich ausgelassen über den unerwarteten Erfolg.

Entscheidung auf den letzten Metern
Auch bei den Herren war einiges an Spannung geboten. Zunächst setzten die Fahrer von Sport 2000 die entscheidende Attacke und machten sich auf den Weg in Richtung Sieg. Unser Löffler Nordic Team hielt sich noch immer mit einer Runde Rückstand in der ersten Verfolgergruppe und auf Platz sieben. Eigentlich hatten wir uns mit dem Ergebnis schon abgefunden, als plötzlich der uneinholbare Rückstand auf das sechstplatzierte Team zu schrumpfen begann. Aus 19 Minuten wurden zehn und schließlich sieben. Drei Runden vor Schluss waren es dann nur noch drei und jetzt begann das Rechenspiel. Mathias sollte die letzte Runde in Angriff nehmen, musste dann aber dem Fahrer aus dem vor ihm liegenden Team lange nachsehen. 1:50 Minuten Rückstand waren es noch 17 Kilometer vor dem Ende. Aber wie bereits erwähnt, kann eine gute Gruppe in Kelheim Berge versetzen. Und so machte sich Mathias mit den auf Position drei liegenden Italienern auf die Jagd. Zuvor hatte man bereits sehr gut zusammengearbeitet und auch jetzt klappte das deutsch-italienische Teamwork. Kurz vor der Einfahrt in den Zielkanal sprinteten die beiden am bis dahin auf Platz sechs gelegenen Team vorbei. Mille grazie Italia! So nahm die 2010er Ausgabe des 24 Stunden Rennens doch noch einen versöhnlichen Abschluss für unser nordisches Team. Mathias Flunger, Pascal Fontain, Michael Fülle, Beni Abel und Thomas Freimuth feierten erschöpft aber glücklich das bislang beste Ergebnis in Kelheim. Aber wir werden wiederkommen und die Skilanglauf-Fahnen auch im Rennradsport hochhalten!

Zum Abschluss sei unserem Teamsponsor Löffler Premium Sportswear und allen voran Hermann Grundner gedankt, die uns diese Teilnahme erst ermöglicht haben. Ein weiterer Dank geht an das Veranstaltungsteam in Kelheim um Klaus Roithmeier, Rudi Eberl und Stefan Thaller für eine super Veranstaltung, die in der Sportwelt Ihresgleichen sucht. Wir sehen uns im nächsten Jahr!