Bremsen mit Skirollern

Bremsen mit Skirollern © Felgenhauer/xc-ski.de

Langläufer, die im Sommer auf Skiroller unterwegs sind, kennen das Problem: Nach einem steilen Anstieg folgt meist eine rasante Abfahrt. Häufig besteht dann die Wahl zwischen „laufenlassen“, abschnallen oder dem Stopp-Sprung in den Graben. Letzteres bringt selten Frohsinn – daher soll in diesem Artikel die Bremstechnik näher erläutert werden, um unangenehme Begegnungen mit dem Wegrand zu vermeiden.

Grundlegendes zum Bremsen auf Skirollern

Auf Skiroller ist es schwieriger in Abfahrten Geschwindigkeit zu reduzieren oder anzuhalten als mit Langlaufskiern. Trotzdem ist es lernbar und sollte dem Skirollern im Sommer nicht im Wege stehen. Doch wie bremst man nun in Abfahrten? Es gibt zwei Möglichkeiten – entweder eine Skirollerbremse wird verwendet oder man beherrscht die jeweilige Bremstechnik.

Bei den Bremstechniken gilt:
– erste Versuche in der Ebene mit niedrigen Geschwindigkeiten
– Gefälle und Geschwindigkeit langsam steigern
– in steilen sowie unbekannten Abfahrten immer abschnallen
– bei Nässe, Laub, Schlaglöchern, fabrikneuen Rädern, etc. besteht erhöhte Rutschgefahr
– Stöcke nahe am Körper führen um Radfahrer und Fußgänger nicht zu behindern
– zum Skirollern immer Helm und Handschuhe verwenden (ggf. Protektoren, Schützer, etc.)

Bremsen mit dem Pflug

Zum Abbremsen auf Skiroller eignet sich am Besten der Pflug, bekannt aus dem Langlauf. Identisch ist die Ausgangsposition des aufgerichteten Oberkörpers, seitlich paralleler Stockführung, tiefer Kniebeuge und paralleler Beinposition. Soll der Bremsvorgang beginnen, so werden die Füße nach außen geschoben um eine breite Grätschposition einzunehmen. Die Grätsche ist auch für die Wirkung des Bremsvorgangs maßgeblich. Ist diese zu schmal, wird das Abbremsen nicht funktionieren. Bei einer zu breiten Grätsche besteht die Gefahr, dass man mit den Achsschrauben der Skiroller den Untergrund berührt und stürzt. Hat man die optimale Grätschposition gefunden, so wird der Körperschwerpunkt zwischen den Skirollern gehalten und die Fersen werden stark nach außen gedreht. Die Knie drückt man dabei leicht nach innen um die Räder anzuschrägen (auf Skiern ist es die Skiinnenkante). Der Körperschwerpunkt wird dabei leicht nach hinten verlagert, um genügend Druck auf die Hinterräder der Skiroller zu bringen. Diese Position muss jetzt bis zum Stillstand der Räder beibehalten werden. Bremst man im Pflug richtig ab, so spürt man leichten Druck in der Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur. Natürlich muss man viel üben, da zu Beginn die Skiroller vorn schnell wieder zusammen kommen, ohne dass man wirklich gebremst hat.

Bremsen mit dem Stemmschritt

Neben dem Pflug existiert noch der Stemmschritt. Hier werden die Skiroller einseitig nach innen angeschrägt und wechselnd belastet. Für diese Bremstechnik ist ein hohes Maß an Gleichgewichtsfähigkeit und Differenzierungsfähigkeit notwendig, da es schnell zum Überrollen des Stemmbeins kommen kann und dadurch Stürze nicht ausgeschlossen sind. Zudem ist der Stemmschritt nur bei geringen Geschwindigkeiten empfehlenswert, ist aber dann etwas wirkungsvoller als der Pflug. Der Oberkörper ist auch hier aufrecht und die Knie sind leicht gebeugt. Die Skiroller werden zu Beginn parallel geführt. Dann wird das Körpergewicht auf bspw. den linken Skiroller verlagert und der rechte Skiroller angehoben. Die Fußspitze des angehobenen Beins dreht leicht nach innen links und führt so zum Anschrägen. Der Skiroller wird dann schräg aufgesetzt und leicht mit dem Körpergewicht belastet. Wichtig ist, dass der Skiroller auf die Innenseite der Räder belastet wird und das Fußgelenk stabilisiert ist. Richtet sich der Skiroller dann in Folge der Geschwindigkeit langsam auf, so wird das Körpergewicht wieder vom rechten Skiroller auf den linken verteilt, der ebenfalls angeschrägt aufgesetzt wird. Dies geschieht dann im Wechsel. In jedem Fall muss der Körperschwerpunkt leicht nach hinten verlagert werden, um die Druckverteilung zwischen linkem und rechtem Skiroller regulieren zu können.

Empfehlung

Zum optimalen Abbremsen auf Skiroller ohne Bremsvorrichtung sollte der Pflug in jedem Fall immer parat sein. Wer bspw. aus 30km/h abbremst, der sollte mit dem Pflug beginnen und als fortgeschrittener Läufer auf den letzten Metern mit dem Stemmschritt stoppen. Bremstechniken wie die T-Brake (bekannt aus dem Inline Skating) eignen sich kaum. Bei der T-Brake-Technik wird ein Skiroller hinter dem anderen Skiroller im 90°-Winkel angesetzt und vorsichtig belastet. Da aber bei Skirollern zum Einen keine schwerpunktneutrale Montage der Bindung erfolgen kann und die Ferse nicht dauerhaft fixiert ist, eignet sich die T-Brake eher, um den Trainingskollegen zu imponieren. Eine sichere Bremsung ist nicht möglich.

Techniktipps auf einen Blick

Pflug:
– aufrechter Oberkörper und tiefe Kniebeuge
– Skiroller ausfahren in eine breite Grätschposition
– Fersen nach außen drehen, Skiroller nach innen anschrägen, Druck auf die Hinterräder geben
– Körpergewicht dabei leicht nach hinten verlagern
– Stöcke parallel und locker neben dem Körper führen
Vorteile: sichere und einfache Technik, für alle Leistungsklassen geeignet, wirkungsvoll in leichten Abfahrten und bei hohen Geschwindigkeiten
Nachteile: nicht für steilere Passagen geeignet, schwierig bei kurzen Skirollerholmen und harten Rädern

Stemmschritt:
– aufrechter Oberkörper und leichte Kniebeuge
– Entlastung des Stemmbeins und anheben
– Stemmbein schräg aufsetzen und leicht belasten
– dabei anders Bein entlasten und eindrehen
– Belastungswechsel auf anderes Bein
Vorteil: hohe Bremswirkung bei niedrigen Geschwindigkeiten
Nachteil: eher für Fortgeschrittene, nicht für hohe Geschwindigkeiten geeignet

Unser Skiroller-Experte Tim Tröschel ist Diplom Sportwissenschaftler und betreibt einen Online-Shop für Skiroller und Zubehör (www.nordicx.com). Zudem hat er eine Skiroller Lehr-DVD auf den Markt gebracht und bietet Skiroller-Kurse an.