Reaktionen aus Oberstdorf: „Die Jury hat das Todesurteil für alle Spätstarter unterschrieben!“

Lucas Boegl (GER) © Modica/NordicFocus

Es war wieder ein sehr schwieriges Rennen vor allem für schwere Athleten wie Alexander Bolshunov oder höhere Startnummern. Lest hier. was die Athleten nach dem Rennen zu ihren Erfolgen oder Misserfolgen sagten…

 

 

Hans Christer Holund (NOR)

Hans Christer Holund (NOR)

Das Wichtigste war es, am Anfang die Ruhe zu bewahren. Der Kurs ist sehr schwer und darum bin ich langsam angegangen und habe in der letzten Runde alles gegeben. Die Strecke ist wohl ein bisschen zu hart für Bolshunov heute, darum hat er nicht bis zum Ende durchgehalten, die Strecke ist eher etwas für leichtere Athleten. (Quelle: ZDF)

Harald Oestberg Amundsen (NOR)

Ich kann es noch gar nicht glauben, es ist einfach unrealistisch! Während des Rennens habe ich gespürt, dass ich ein gutes Rennen mache. ich habe versucht, kontrolliert anzugehen und ein gleichmäßiges Tempo anzuschlagen. Es war sehr schwierig auf der Strecke und schwierig, ein gutes Gefühl aufzubauen. Aber ich habe gemerkt, dass die Ski sehr gut sind. Ich habe es sogar geschafft, in der letzten Abfahrt zu stürzen. Dabei bin ich hart auf den Hintern gefallen. Ich wusste, dass ich es ins Ziel schaffen muss. Es war sehr schmerzhaft. Ich wusste, dass ich um ein gutes Resultat kämpfe. Ich habe die Zähne zusammengebissen und bin möglichst kraftvoll ins Ziel gelaufen. Nach dem Rennen war ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, aber enttäuscht über den Sturz am Schluss. Aber das war mein eigener Fehler, das ist einfach schade. (Quelle: NRK)

Yuriy Borodavko (RUS), Trainer

Es war klar, dass es schwer werden würde für Bolshunov. Aber in erster Linie hat er sich nicht gut von den letzten Rennen erholt, wo er kraftvoller und spritziger war. Er hat jetzt noch einen Tag, um sich zu erholen. Wir brauchen ihn in der Staffel und er will auch unbedingt laufen. Ich denke, diese Krise wird vorübergehen und er wird in bester Verfassung sein. (Quelle: Match TV)

Egor Sorin (RUS), Trainer

Es war offensichtlich, dass in der dritten Runde, im langen Anstieg, es sehr schwer war für Sasha. Er hat Meter um Meter verloren. Der Anstieg hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Ich habe eine wichtige Frage an die FIS: Warum wurde ausgerechnet heute entschieden, nicht zu salzen? Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien, aber… Es ist +11°C, die Strecke schwimmt weg. Solch eine Strecke liegt Sasha nicht. Gestern war das anders, da wurde die Strecke gesalzen. Heute war es von Anfang an sulzig. Eine sehr unverständliche Situation. (Quelle: Match TV)

Martin Johnsrud Sundby (NOR)

Es war eine sehr schwierige Saison. Ich hatte eine Verletzung nach der anderen. In manchen Rennen habe ich nicht mal das Ziel erreicht. Es war schwer, sich auf die WM vorzubereiten. Sicherlich die schwerste Zeit meiner Karriere. Heute habe ich nicht um eine Medaille gekämpft, aber ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Ich bin zufrieden mit mir selbst. Meine Form ist nicht perfekt, aber ich habe in den letzten drei Monaten viel gearbeitet. Ich habe immer noch Rückenprobleme. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Aber ich gehöre noch nicht zum alten Eisen! Rücktritt? Das ist die große Frage. Aber das werde ich noch nicht jetzt entscheiden. Ich habe in meiner Karriere viel gewonnen, so dass ich nicht um siebte Plätze kämpfen will. Also abwarten… Eines möchte ich noch über Sergey Ustiugov sagen, es ist schade, dass er nicht hier ist. Also, komm zurück und gewinne! (Quelle: MatchTV)

Dario Cologna (SUI)

Ich bin nicht mehr der Jüngste, aber das Rennen war hart. Es sind harte Verhältnisse, es war die ganze Woche sehr warm und sehr tiefe Verhältnisse. Ich habe es probiert, ich war lange gut dabei, am Schluss habe ich leider ein bisschen viel Zeit verloren, aber das ganze Jahr war ein bisschen schwierig. Ich gehörte sicher nicht zu den großen Favoriten, von daher war es eigentlich okay. Aber es wäre schön, wenn das Resultat vorne besser durchmischt wäre. (Quelle: ZDF)

Lucas Bögl (GER)

Absolut bescheiden. Es waren absolut bescheidene Bedingungen. Wir sind ziemlich geschlossen hinten, das ist natürlich nicht das Ziel. Wir wollten geschlossen vorn sein. Ich persönlich bin extrem enttäuscht von mir selbst. Ich habe heute sicher nicht die beste Leistung gezeigt, aber ich habe auch von den Bedingungen gefühlt keine Chance gehabt. Es ist immer tiefer geworden von Runde zu Runde. Ich glaube, es war ein Startnummernrennen, wie es so schön heißt. Die Jury hat das Todesurteil für alle Spätstarter unterschrieben, als sie gesagt haben, dass sie nicht salzen. Dann geht die Strecke eben extrem auf und jeder, der drüber lauft, macht es tiefer. In der ersten Runde habe ich noch ein paar Stellen gefunden, die hart waren, aber in der zweiten Runde war nichts mehr zu finden.
Man merkt das schon während des Rennens, wenn man sieht, es ist richtig, richtig tief und das sieht man von Runde zu Runde, vor allem der Burgstall, der immer gelaufen wird. Der Freibergsee war noch besser zu laufen, weil es da nicht jede Runde lang geht, das sieht man sofort, dass es härter bleibt. Von den Zwischenzeiten kriegt man es auch mit, ich habe oben 22 und unten 28 Sekunden Rückstand – was habe ich jetzt gemacht? Das Material, denke ich, war gut. Wir sind da gut mitgefahren, aber die Bedingungen werden einfach schlechter und dann hat man keine Chance mehr.
Die Bedingungen waren das eine, aber ich will es auch nicht nur darauf schieben, ich war heute auch nicht so gut, aber man sieht auch an der geschlossenen Leistung, es gibt wenige Teams, die so geschlossen sind und auch wenn es weit hinten ist, können wir uns aus dieser geschlossenen Leistung gut motivieren und können eine schlagkräftige und homogene Staffel aufstellen. (Quelle: DSV)

Florian Notz (GER)

Ich bin nicht zufrieden mit dem Skiathlon und dem heutigen Rennen. Das habe ich mir ein bisschen anders vorgestellt. Es sind nicht meine Bedingungen, aber ein bisschen mehr hätte ich eigentlich schon erwartet. Die Vorbereitung und alles ist gut gelaufen, es ist schade. Mit der Strecke und der Wärme komme ich eigentlich gut zurecht, aber ich habe eigentlich lieber einen festen Schnee, wo ich gut gleiten kann. Das liegt mir besser, aber ich kann auch bei so Bedingungen gut laufen. Aber das ist heute leider trotzdem nicht aufgegangen. Es ist natürlich schade, weil man eigentlich die guten Rennen beim Höhepunkt bei der Heim WM zeigen will und das ist mir leider nicht gelungen, aber es geht weiter und nächstes Jahr ist auch wieder ein Großereignis. (Quelle: ZDF)

Jonas Dobler (GER)

Es war leider nur eine durchschnittliche Leistung, mein Ziel war es mich in den Top15 zu bewegen, aber das habe ich nicht geschafft. Es war ein sehr hartes Rennen. Ich habe in der letzten Runde auch noch mal viel einstecken müssen am langen Burgstall. Aber ich kann sagen, dass ich alles gegeben habe, bis aufs Letzte. Ich kann es mir nicht erklären. Wir haben in den Einzel im Vorfeld schon ab und zu Leistungen gebracht, die die Top15 nicht komplett unrealistisch scheinen lassen, aber bis jetzt ist es uns nicht aufgegangen in diesen zwei Rennen. Die Techniker haben alles richtig gemacht, die Ski waren absolut konkurrenzfähig. Der Sundby hat mich aufgelaufen, ich habe da den Vergleich gehabt und es war absolut Top Material. Wir müssen uns jetzt sammeln und dann müssen wir die bestmögliche Aufstellung für die Staffel finden. Die großen Sachen werden wir sicher nach der Saison besprechen. Jetzt braucht man nicht rumjammern, sondern mit Vollgas in die Staffel und dann noch einmal alles probieren. (Quelle: ZDF)

Friedrich Moch (GER)

Es war ein brutal harter Kampf, vor allem die letzte Runde. Ich bin ziemlich schnell losgelaufen und konnte das Tempo die ersten zwei Runden ganz gut durchhalten, aber in der letzten Runde hat es mich ein bisschen gekostet, da konnte ich das Tempo nicht mehr so ganz durchziehen. Aber ich bin trotzdem ganz zufrieden mit dem Rennen. Am Anfang war ich recht weit vorne mit dabei, aber in der letzten Runde habe ich noch ein paar Positionen verloren. Aber ich denke, das ist ein ordentliches Ergebnis. Man kann daraus lernen, dass ich in der Zukunft ein bisschen besser aufpassen muss, mir das Rennen besser einteilen muss und nicht ganz so schnell los laufen. Man kann auch mal versuchen, bei Läufern, die erst starten, noch mitzugehen in seiner zweiten und dritten Runde. Das habe ich heute auch nicht ganz geschafft, immer nur kurz. Da hat auch ein bisschen die Kraft gefehlt. Heute hatten wir aber richtig schnelle Ski, das war perfekt. (Quelle: ZDF)

Andreas Schlütter (GER), Sportlicher Leiter

Zufrieden kann man damit nicht sein. Wir haben im Weltcup schon gezeigt, dass wir uns weiter vorne platzieren können. Wir sind jetzt alle unter den besten 30 gewesen, das ist sicher ein kleiner Schritt nach vorne, aber sicher nicht das, was wir erreichen wollten und was die Jungs erreichen wollten. Jonas ist sicher ein bisschen über seine Verhältnisse gelaufen, als der Sundby ihn schnell eingeholt hat. Am Ende hat ihn das Körner gekostet, er hat ein bisschen Zeit verloren. Aber grundsätzlich hat der Jonas kein schlechtes Rennen gemacht.(Quelle: ZDF)

Peter Schlickenrieder (GER), Trainer

…. mit seinem Ausblick aufs Rennen:Man darf sich nicht unterkriegen lassen und das haben wir in den letzten zwei Tagen aufgearbeitet. Die Mädels haben gezeigt, was sie können und das können die Jungs mindestens genauso gut. Daran müssen sie sich einfach hochziehen. Die Bedingungen sind jetzt fast fairer, auch für die ersten Läufer ist es schon relativ tief. Gestern waren ja schon die ersten Läufer etwas bevorteilt.
Wir haben einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, wenn wir auch einen unter die Top15 und einen unter die 20 bringen. und unsere beste Saisonleistung abliefern. Unsere Läufer können alles, aber so ein Einzellauf ist ja für die Zuschauer tendenziell langweilig, wenn man nicht die Stoppuhr mitlaufen hat oder die Zwischenzeiten verfolgt, aber es ist am Ende des Tages ein sehr spannendes Rennen und der beste Läufer, der am härtesten gegen sich selbst ist und am Konsequentesten, sich das am Besten einteilt, der gewinnt hier. Von daher ist es schon das pure echte Langlaufen, der Kampf Mann oder Frau gegen die Zeit und der, der das am Besten kann, der hat einen hohe Stellenwert im Langlaufsport.

… über die Wachsprobleme in Klassikrennen:Mit dem Problem beim Wachsen hatten auch andere zu kämpfen. Diese großen Schwankungen von eiskalt zu sehr warm und du darfst die Ski auch nicht zu langsam wachsen, wenn du da zu viel Stieg unter dem Ski hast, dann kommst du zwar die Berge gut hoch, aber nicht mehr runter. Deswegen ist es immer ein schwieriges Spiel, auch die anderen Nationen hatten zu kämpfen, ich habe ein paar hier am Burgstall Doppelstockschieben sehen und wir hatten im deutschen Team aber auch gute Skier, Pia Fink hatte zum Beispiel einen guten klassischen Ski. Das ist oft dann auch sehr individuell, wie risikofreudig auch die Athleten dann auch rangehen. Wenn dann jemand sagt, ich will heute mehr Fahrt haben, dann wachsen wir den Ski in der Mitte in wenig dünner, da kann es ganz schnell mal zu einer Fehleinschätzung mit solchen Folgen kommen.

… während des Rennens über Friedrich Moch und die Bedingungen: Das könnte sein, dass sein Tempo zu scharf war, aber das ist der Jugend geschuldet und wir wollen ja, dass sie so risikovoll angehen und sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Ich traue es ihm zu, dass er das durchbringt. Die anderen mal schocken, das ist immer gut. Wenn da ein Junger Bestzeit vorlegt, dann knabbern da die anderen erstmal dran. Es ist kein Geheimnis, dass es mit jedem Platz, den du weiter hinten startest, schwieriger ist, gegen die anderen zu bestehen. Die Piste wird jetzt nicht deutlich besser werden, das ist schon ein kleiner Nachteil. Aber durch die Präparation, die die Oberstdorfer hier auf die Beine stellen, ist es immer noch fair. Bei diesen Wetter Bedingungen so faire Pisten hinzubekommen, Chapeau, Hut ab, was die hier in Oberstdorf leisten.

… über die Leistungen der DSV Athleten: Wir sind ein bisschen enttäuscht. Beim Friedrich mit seinem scharfen Angang hatten wir auf Top15 sogar auf Top10 Ergebnis gehofft. Aber lieber so, dass er es probiert, scharf angeht und riskiert und dann dafür ein bisschen Tribut zollen muss, weil beim nächsten Mal geht es auf. Von daher würde ich sagen, dass finde ich immer gut, wenn junge Leute risikovoll angehen und was ich auch gut finde, dass alle unter den Top30 sind. Aber was mir natürlich nicht gefällt, dass Florian Notz und Lucas Bögl einfach 10, 15 Plätze zu weit hinten sind.

.. über die Zusammensetzung der Staffel:Es macht die Aufstellung der Staffel definitiv nicht leichter. Wir haben hier sechs leistungsstarke Männer und wir müssen uns gute Gedanken machen, wie wir die optimal einsetzen. Wir müssen gut auswerten, was hier heute passiert ist, Rundenzeiten auswerten, das heißt jetzt alle die Köpfe zusammenstecken und wie wir gemeinsam verlieren werden wir auch gemeinsam gewinnen und gemeinsam Entscheidungen fällen. (Quelle: ZDF)