Reaktionen aus Seefeld: „Das war heute mehr Wasserski als Langlauf!“

Sebastian Eisenlauer (GER) © THIBAUT/NordicFocus

Die Langläufer wurden heute mehr an eine Strandparty in Badehose als an Skilanglauf erinnert, dennoch gab es ein spannendes Rennen mit guten deutschen Leistung. Hier findet ihr alle Statements zum Wettkampf…

Martin Johnsrud Sundby (NOR)

Ich habe unterwegs viel gehört, dass ich um die Medaillen kämpfe, aber dass es um Gold geht, wusste ich nicht bis zum letzten Anstieg. Das Team hat immer reingeschrieen und ich hatte total Panik auf den letzten zwei Kilometern. Über diesen Moment habe ich schon lange nachgedacht, das sind unglaublich viele Emotionen. Dieser Sieg ist wahrscheinlich der süßeste von allen. Ich hätte nie gedacht, dass ich in diesem Moment so emotional werde, aber es hat lange gedauert, bis es so weit gekommen ist. Heute habe ich es endlich geschafft, zusammen mit einem fantastischen Wachsteam und einigen tollen Teamkameraden und allen Leuten, die immer an mich geglaubt haben.

Sebastian Eisenlauer (GER)

Ich bin sehr froh, dass ich nun ein gutes Rennen gemacht habe. Bisher war ich natürlich nicht zufrieden bei der WM. Das Gefühl war gut, ich konnte mich schön ausbelasten und bin auf jedenfalls zufrieden mit dem Rennen, auch unabhängig von der Platzierung, weil es vom Gefühl her ein gutes Rennen war. Das war eher Wasserski als Langlauf. Es war brutal warm. Ich habe im Ziel erstmal eine Ladung Schnee in den Anzug gesteckt, aber ich sehe immer noch alles doppelt. Ich bin bereit für den Sommerurlaub.

Andi Katz (GER)

…über seinen heutigen Wettkampf:Super Rennen heute. Es ist unglaublich warm, man könnte heute in der Badehose laufen. Das ist Wahnsinn! Das kostet extrem viel Energie. Aber das geht allen gleich. Es ist extrem anstrengend. Ich bin froh, dass ich zur WM noch in Form gekommen bin. Ich bin mit Glück im letzten Rennen noch auf den WM-Zug aufgesprungen und denke, dass ich nun auch gezeigt habe, dass ich zu Recht hier bin.

…über einen kleinen Traum und die Liebe zum Langlauf – auch bei diesen Bedingungen:Das erste Mal im Leader Chair in meinem Leben, das ist so cool. Das war auch ein kleiner Traum, irgendwann schaffe ich es mal in so einen Stuhl. Ich habe mich heute unheimlich gefreut auch beim Rennen, Langlaufen ist einfach geil, das macht Spaß. Es ist einfach meine Leidenschaft und ich möchte mich noch bei allen bedanken, die mich auf dem Weg dahin unterstützt haben. Es war nicht immer einfach und ich habe immer wieder zurückgefunden, zu dem, was mir Spaß macht. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich dabeisein durfte.

Lucas Bögl (GER)

Ich habe alles gegeben, habe alles reingehauen. Das ist für mich erstmal gut. Das sind alles keine Anfänger, die rumlaufen. Heute war ich eher der Anfänger, aber ich habe alles gegeben. Auf meinem Level bin ich zufrieden. Ich bin sehr stolz vorne auf unsere starken Jungs und auf Janosch auch, die haben es supergut gemacht und gezeigt, wie es geht. Da weiß ich, dass ich da auch hinkann, aber dass ich das im Moment nicht abrufen kann. Aber ich habe alles gegeben und das ist für mich dann okay.

Janosch Brugger (GER)

Ich bin sehr zufrieden. Ich hoffe, es wird ein Platz unter den besten 20 wird, dann bin ich sauzufrieden. Es war ziemlich hart, die Strandparty heute. Es war echt grausam warm zum Teil, aber da muss jeder durch. Es war zwar hart, aber ich bin zufrieden. Ich hab die Badehose vergessen. Es war extrem warm und dadurch auch extrem hart zu laufen.Nichtsdestotrotz bin ich relativ zügig angegangen. Das war mein Plan, dass ich zügig und kontrolliert angehe. War vielleicht an der einen oder anderen Stelle einen Ticken zu schnell und ich habe zum Schluss eingebüßt. Aber ich denke, es hat sich in Grenzen gehalten und mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden.

Janko Neuber (GER)

Wir sind zufrieden. Ich denke, wir haben mit den Plätzen 13, 15, 18 deutlich gesteigert und auch der Lucas hat einen Schritt nach vorne gemacht. Es war klar, die Mannschaftswettbewerbe sind unser Hauptziel. Der eine ist leider ein bisschen in die Hosen gegangen, da war der Janosch mit seinem Sturz, aber er hat auch nicht den besten Tag gehabt. Aber ich denke, wir haben jetzt wieder die Kurve gekriegt und wir sind jetzt sehr zufrieden und blicken jetzt weiter voran. Großen Dank an unsere Techniker und Betreuer. Top Material und die Jungs haben auch einen sehr guten Tag heute gehabt. Es war sehr schweres Wetter, sehr schwerer Schnee. Es war klar, dass es ein hartes Rennen ist, das man sich gut einteilen muss. Das haben sie gut gemacht, sie haben sich in der ersten Runde um Platz 18-20 bewegt, dann Richtung 15. Wir haben das mal umgedreht, im Duathlon war es ja eher so, da waren wir am Anfang gut dabei waren und hintenraus ein bisschen ausgelassen. Das haben sie jetzt gut gemacht und sich gut eingeteilt und wir können mit dem Stand ganz zufrieden sein.

Peter Schlickenrieder (GER)

…über die Taktik in Rennen wie diesen: Man braucht viel Erfahrung bei diesen schweren Bedingungen und schwerer Strecke. Diese vermeintlichen Flachstücke, da muss man den richtigen Speed, die richtige Dosierung finden, nicht zu schnell anzugehen, weil es hintenraus extrem hart wird und wer hier bis Kilometer 12 zu viele Körner gelassen hat, den erschlägt es förmlich bei diesen langen Anstiegen und diesen schweren, nassen, zähen Bedingungen.

…über die erfolgreiche Nachnominierung von Andi Katz: Druck macht man sich meistens selbst. Ich glaube, die Sportler sind die, die am ehrgeizigsten sind, die am meisten wollen. Der Druck ist nicht das Problem, denn da, wo wir herkommen, erwartet keiner von uns Medaillen, es erwartet keiner von uns Top10 Plätze. Man muss sich ein bisschen die Geschichten der Jungs ansehen, die jetzt hier vorne dabei sind – allen voran Andi Katz, der keine ganz einfache Nachbereitung nach den Olympischen Spielen hatte, lang gebraucht hat, bis er hier wieder in die Spur gefunden hat. Eigentlich war das Thema schon zum Ende der offiziellen Qualifikation abgehakt, weil er kein Ticket hatte. Da möchte ich mich bedanken, bei unserer Führungsriege im Skiverband, der Karin Orgeldinger und Andreas Schlütter, die es möglich gemacht haben, die gesagt haben: ‚Der Junge kann was und kommt immer besser in Form. Gebt uns noch ein, zwei Chancen!‘ und er hat wirklich das absolut letzte Ticket gelöst.

…richtet ein paar Worte an Thomas Wick zu Hause: Es gibt ein paar, die sitzen zu Hause und haben es nicht geschafft, hier dabeizusein. Die brauchen wir, die sind wichtig für den Neuaufbau des Langlaufs. Wie auch Thomas Wick, der zu Hause zuschaut: Das sage ich nicht, damit du Ruh gibst, sondern weil wir dich brauchen. Wir brauchen dich auf dem Weg nach Oberstdorf! Kämpft gut, trainiert gescheit und dann bist du das nächste Mal dabei!

…darüber, ob das völlig ungewohnte Bedingungen für die Läufer sind?Mittlerweile hat es sich durchgesetzt, dass man den Schnee so lange nutzt im Frühjahr, wie es geht. Das heißt, der April wird auf Schnee durchtrainiert und dann sind diese Bedingungen ganz normal. Man versucht, so viele Schneekilometer zu sammeln, wie es irgend geht. Der April ist Trainingsmonat und da hat man immer diese herrlichen Bedingungen. Wenn man früh genug rausgeht, sind die auch schön gefroren und schnell. Dieses Gleiten ist eigentlich etwas ganz Feines und was Nettes und optimalerweise trifft man sich dann um 10 im Cafe, wenn es zu weich wird. Das ist das Einzige, was ein bisschen ungewöhnlich ist, aber wenn man ein gescheiter Langläufer ist, macht es eigentlich nichts aus.

…über die erfolgreiche Teamarbeit:Die Staffel haben wir im Kopf, aber wir freuen uns jetzt erstmal, dass dieses Rennen weitaus besser gelaufen ist, als es jeder erwartet hätte. Sebastian Eisenlauer hat sich auch auf den letzten Drücker qualifiziert, haut jetzt so ein Ding raus, das ist nicht bloß gut, das ist richtig gut. Darüber freuen wir uns jetzt und dann sehen wir weiter. Wir haben so ein Mannschaftsgefüge, dass wir die Dinge gemeinsam anpacken. Es gibt nicht den Trainer, der den Befehl rausgibt, wie gelaufen wird. Wir erarbeiten es gemeinsam, ich lasse mich auch gern mal überzeugen, wenn jemand eine andere Meinung hat, aber am Ende des Tages muss der Athlet von dem überzeugt sein, was er tut, und das haben die jungen Burschen jetzt genau richtig eingeschätzt hier. Sie haben ihr Bestes gegeben und das war aus meiner Sicht weit mehr, als wir erwarten konnten.

…über den Dopingskandal von Seefeld:Es gibt bis dato keinen Hinweis, dass deutsche Sportler beteiligt sind. Trotzdem finde ich es einfach extrem bedenklich, wenn das so nah hier vor unseren Augen passiert und systematisch die ganze Trainingsgruppe um den Dürr betroffen ist, wie man es den Berichten her entnimmt. Dann ist schon eine schockierende Nachricht. Ich bin immer einer, der sagt, ihr Athleten müsst euch in einem fast menschenunwürdigen System der Beobachtung, dem ADAMS, wo man jede Stunde eintragen muss, wenn man nicht am vorgesehen Platz ist und vielleicht nur länger beim Kaffee trinken bleibt. Das ist schon ein krasser Einschnitt in die Privatsphäre, aber wir tun’s für einen sauberen Sport und deswegen müssen wir alle diese aufwendigen Dinge tun, um möglichst die Überprüfbarkeit zu gewährleisten. Dass es trotz diesem engmaschigen System immer noch solche Sauereien gibt, drum sag ich aus meiner Sicht, hier arbeitet ein europäisches Netzwerk zusammen, dagegen anzugehen. Das kann man nur fördern, die gehören maximal bestraft und nicht nur die Athleten sondern auch die Mediziner, die dahinter stehen, so wie es jetzt die Gesetzeslage hergibt. Das ist wichtig, das muss einen Abschreckungseffekt haben und das darf es nicht mehr geben. Der Sumpf muss ausgetrocknet werden.