Langlauf Weltcup Oslo: Bolshunov wiederholt Vorjahres-Triumph am Holmenkollen

Simen Hegstad Krueger (NOR), Alexander Bolshunov (RUS), (l-r) © Modica/NordicFocus

Wie im letzten Jahr gewann Alexander Bolshunov erneut über 50 Kilometer klassisch am Osloer Holmenkollen. Der Russe bezwang im Ziel Simen Hegstad Krüger. Emil Iversen wurde Dritter. Rang sechs ging an Dario Cologna.

 

Golberg stürzt und wechselt früh die Ski

Sindre Bjoernestad Skar (NOR), Sjur Roethe (NOR), Paal Golberg (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Kräftiger Wind, Dauerregen und dichter Nebel, so dass man kaum die Hand vor Augen sah, machte das Rennen für Läufer und Zuschauer alles andere als angenehm. Für die Herren galt es, achtmal die 6,2 Kilometer lange Runde zu absolvieren, so dass man auf eine Gesamtdistanz von 49,6 Kilometer kam. Auf den ersten zehn Kilometern wurde das Tempo meist von den Norwegern bestimmt, die insgesamt 15 Startplätze zur Verfügung haben – vor allem Pål Golberg war immer präsent, bis er kurz darauf in der Abfahrt vor dem Gratishaugen zusammen mit Chervotkin stürzte. Sie wurden bis auf Platz 40 durchgereicht, was seine Teamkollegen aber nicht störte, obwohl der Sturz vor ihren Augen geschah: Martin Johnsrud Sundby und wenig später Didrik Tønseth hielten das Tempo hoch. Pål Golberg benötigte eine Runde, um sich wieder in die unmittelbare Spitzengruppe auf Platz zehn nach vorne zu kämpfen und entschied sich für einen frühen Skiwechsel nach drei von acht Runden. Nach kurzer Zeit war er wieder ganz vorne und versuchte sich mit Iivo Niskanen abzusetzen, was aber nicht gelang. Viele Topathleten wechselten nach fünf Runden die Ski, so dass man ab Kilometer 35 immer wieder Dario Cologna ganz vorne sah, der erfolglos versuchte, zusammen mit Simen Hegstad Krüger einen Vorsprung herauszulaufen, während Golbergs früh gewechselter Ski nun schon merklich nachließ. Nun war es wirklich Zeit und zwei Runden vor Schluss entschieden sich auch Alexander Bolshunov, Sjur Røthe, Hans Christer Holund und Didrik Tønseth für neues Material. Drei Kilometer später, genau zehn Kilometer vor dem Ziel, übernahm der Russe wieder die Spitze und versuchte im Laufe der nächsten Kilometer immer wieder, sich mit Sjur Røthe und Dario Cologna abzusetzen, was aber auch diesen Athleten nicht gelang.

Krüger und Bolshunov setzen sich ab, Cologna Sechster

Simen Hegstad Krueger (NOR), Alexander Bolshunov (RUS), Emil Iversen (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Zu Beginn der letzten Runde attackierte schließlich Holund und sorgte damit dafür, dass unter anderem drei Teamkollegen (Johannes Høsflot Klæbo, Sindre Bjørnestad Skar und Martin Johnsrud Sundby) der Zahn gezogen wurde und sie aus der Gruppe zurückfielen. Auf dem Weg zur Zwischenzeit 2,5 Kilometer vor dem Ziel, wo diesmal keine Weltcuppunkte mehr verteilt wurden, griff Simen Hegstad Krüger im Anstieg vor der Kapelle an und nur Alexander Bolshunov konnte mit dem Norweger mitgehen. Gemeinsam kämpften sie im Stadion um den Sieg und wie gestern bei den Damen gewann der Athlet, der nach Schießstand und Brücke aus dem Windschatten kam: Alexander Bolshunov. „Ich, mein Team und die Ski haben heute perfekt zusammengearbeitet und ich bin sehr glücklich, dass ich heute gewonnen habe. Besonders weil ich in Trondheim mit dem Ski gar keine Chance hatte, war es wichtig für mich, hier zu gewinnen“, sagte er. Simen Hegstad Krüger wurde Zweiter, konnte sich aber zumindest zunächst nicht freuen. „Mir war klar, dass Bolshunov stark auf den letzten 100 Metern ist, also habe ich versucht, ihn vorher loszuwerden“, meinte der Norweger. „Ich habe mich heute sehr stark gefühlt, so dass ich wusste, dass ich alles aus meinem Körper herausholen kann. Aber er ist sehr stark und es ist schwer, ihn abzuhängen. Fast habe ich es geschafft, aber ich freue mich dennoch über das Podium. Es ist ein unglaubliches Gefühl.“ 20 Sekunden hinter dem Duo erreichte die Gruppe das Ziel und Emil Iversen entschied den Sprint für sich vor Eirik Sverdrup Augdal, der die Gruppe noch als Erster ins Stadion geführt hatte. Für den 24-Jährigen, der sich eigentlich in der freien Technik deutlich wohler fühlt, war es das beste Weltcupergebnis, nachdem er zu Saisonbeginn in Lillehammer 13. geworden war. Hans Christer Holund wurde Fünfter vor Dario Cologna, der während des gesamten Rennens einen starken Eindruck hinterließ – natürlich speziell nach seinem Skiwechsel. Sjur Røthe kam als Siebter ins Ziel vor dem überraschend starken Jens Burman. Martin Løwstrøm Nyenget und Didrik Tønseth komplettierten die besten Zehn.

Kein Tag für deutsche Langläufer

Florian Notz (GER) © THIBAUT/NordicFocus

„Der Holmenkollen bietet jedes Mal eine neue Reise über die 50 Kilometer und da freue ich mich drauf“, meinte Thomas Wick vor dem Rennen, auf das er sich seit Januar abseits des Oberstdorfer Trainingslagers speziell vorbereitet hatte. Auch Bundestrainer Schlickenrieder war zuversichtlich vor dem Rennen angesichts des Wetters: „Die Jungs freuen sich eher über so schlechtes Wetter, weil sie wissen, dass mancher Athlet dann Motivationsprobleme hat.“ Für den Thüringer Thomas Wick lief es aber von Anfang an nicht gut, er hielt sich immer am Ende des Feldes auf und ließ im Stadion nach der ersten Runde eine Lücke aufgehen, die er nicht mehr schließen konnte. Auch Florian Notz tat sich von Anfang an schwer, während es für die anderen drei DSV-Starter zu Beginn sehr gut lief – vor allem für Andi Katz, der sich mit Startnummer 42 erst nach vorne kämpfen musste. Nach der ersten Runde lagen Jonas Dobler, Andi Katz und Lucas Bögl auf den Plätzen fünf, elf und 18, nach der zweiten Runde immerhin noch alle drei unter den besten 30. Zu Beginn der vierten Runde verloren zunächst Andi Katz und Lucas Bögl den Anschluss an die Hauptgruppe, wenig später auch Jonas Dobler, der sich zusammen mit Jonas Baumann in der ersten Verfolgergruppe wiederfand. Während Dobler und Baumann mit ihrer Gruppe Mitte des Rennens die Ski wechselten, gab Florian Notz das Rennen an 46. Stelle liegend mit fast vier Minuten Rückstand auf – zu diesem Zeitpunkt lag er bereits fast zwei Minuten hinter Katz/Bögl. „Flo hat schon in der ersten Runde Rückstand gehabt, er hat immer kämpfen müssen, hat dann schon früh die Ski gewechselt, aber es wurde nicht besser. Dann hat er irgendwann die Segel gestrichen“, sagte Peter Schlickenrieder.

Baumann und Dobler in den Punkten

Jonas Dobler (GER), Jonas Baumann (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auf den letzten 15 Kilometern wuchs der Abstand der Dobler/Baumann-Gruppe deutlich an. Bei der letzten Stadionpassage verlor Dobler den Anschluss an die anderen und musste sich allein Richtung Ziel kämpfen. Immerhin schaffte er es noch in die Weltcuppunkte mit Rang 28, sein Schweizer Weggefährte erreichte fast eine Minute früher als 25. das Ziel, obwohl ein Sturz auf dem letzten Kilometer den Schweizer noch zwei Plätze kostete. Andreas Katz hatte im Ziel als 33. nur etwas mehr als eine Minute mehr Rückstand als Dobler. Lucas Bögl überquerte etwa 30 Sekunden später als 36. die Linie. Er wollte es heute besser machen als bisher, aber der Holmenkollen scheint einfach nicht sein Rennen zu sein. „Ich bin immer ganz schön gestorben auf den 50 Kilometern und möchte es diesmal besser machen. Ein Top20-Platz wäre schön, vielleicht auch Top15“, meinte er vor dem Start. Der dritte Schweizer Jason Rüesch verlor ebenfalls schon zu Beginn der zweiten Runde den Kontakt nach vorn und wurde 39. Thomas Wick, der bei Halbzeit noch deutlich hinter Florian Notz gelegen hatte, kämpfte sich als 45. von 51 Athleten ins Ziel.

=> Ergebnis 50 Kilometer KT Massenstart

 

 

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