Ulm ist nicht gerade als Wintersportregion bekannt. Berge und Schnee sucht man am Donauufer vergeblich. Trotzdem hat sich der DAV Ulm im Biathlon einen Namen gemacht, denn immer mehr Biathlontalente des Vereins entwickeln sich zu Top-Athleten und Biathlon-Deutschland fragt sich: Wie machen die das?
Julia Tannheimer gilt wohl als das größte Talent des deutschen Biathlonteams. Schon bei Juniorenweltmeisterschaften räumte sie Medaillen ab, mit nur 18 Jahren gab sie ihr Debüt im Weltcup. Für die Saison 2025/2026 war sie im deutschen Team gesetzt und schaffte schon im zweiten Einzelrennen der Saison, im Sprint von Östersund, mit Platz acht die interne Norm des Deutschen Skiverbandes für die Olympischen Spiele in Antholz.
Ausnahmetalente aus der Donau-Stadt
Julia Tannheimer startete mit zehn Jahren ihre Biathlonkarriere beim DAV Ulm. Sie ist nicht die Einzige, die aus dem Verein glänzt. Auch ihr Bruder Lukas ist Jugendweltmeister. Melina Gaupp und Charlotte Gallbronner überzeugten bei der Deutschen Meisterschaft. Ihr Heimatverein hat sich inzwischen einen Namen gemacht als Talentschmiede im deutschen Biathlon. 2025 feierte die Biathlonabteilung des DAV Ulm 20-jähriges Jubiläum. Inzwischen stehen auf dem Vereinsgelände in Dornstadt keine Container mehr. Der Verein hat vor zwei Jahren ein Funktionsgebäude mit modernen Trainingsräumen bauen lassen. Am Schießstand gibt es acht Bahnen für Kleinkalibergewehre und 15 zum Schießen mit dem Luftgewehr. Eine asphaltierte Bahn ermöglicht fast ganzjähriges Training mit den Rollski. „Wir haben perfekte Bedingungen fürs Training, nur der Schnee fehlt“, sagt Timo Stocker, Sportdirektor des Vereins. Zum Schneetraining geht es im Winter entweder ins Allgäu oder in den Schwarzwald.
Ohne Ehrenamt geht es nicht
Timo Stocker ist einer von vielen Ehrenamtlichen des Vereins. Er kam mit Biathlon in Berührung, weil sein Sohn begeistert vom Schnupperkurs des Vereins nach Hause kam. Als er ihn zum ersten Training brachte, fragte ihn Werner Rösch, der den Verein aufbaute und viele Jahre als One-Man-Show managte, gleich, wo er helfen könne. „Das ist auch einer der Schlüssel, warum es so gut funktioniert. Wir beziehen die Eltern mit ein. Die ganze Arbeit, die wir in den Verein stecken, passiert ehrenamtlich. Je mehr anpacken, umso besser“, sagt Stocker. Für ihn selbst ist der Klub längst eine Familienangelegenheit. Seine Frau ist eine der ehrenamtlichen Trainerinnen, seine Kinder stehen auf den Ski. Gemeinsam mit Ute Gallbronner übernimmt Timo Stocker die sportliche Leitung des Vereins.
Wie der Verein schon Grundschüler für Biathlon begeistert
Insgesamt 80 Nachwuchsbiathleten trainieren beim DAV Ulm. Die Jüngsten sind gerade sechs Jahre alt. Timo Stocker und sein Team versuchen gezielt, den Verein in der Region bekannt zu machen. Dazu gehört auch, dass sie in die Grundschulen gehen und den Kindern im Sportunterricht Biathlon zeigen. Wer sich bei kleinen Spielen am besten anstellt, darf beim Grundschulcup antreten und entscheidet sich dann vielleicht für eine Mitgliedschaft. „Die Kinder haben heute so viele Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten. Das fängt mit dem Smartphone oder Computerspielen an und geht bis zu anderen Sportvereinen. Wir wollen sie direkt für Biathlon begeistern.“ Um möglichst vielen das Hobby Biathlon zu ermöglichen, versucht der Verein, so viel Material wie möglich zur Verfügung zu stellen. „Natürlich brauchen wir dafür Sponsoren und Fördermittel. Auch das gehört zur Vereinsarbeit“, so Timo Stocker weiter. Er selbst bezeichnet sein Engagement für den Verein als Fulltime-Job neben seinem Fulltime-Job.
Herausforderung Nachwuchsleistungssport
Eine Herausforderung für den DAV Ulm ist es, genügend Kinder für den Leistungssport zu gewinnen. „Wir haben im Moment Jahrgänge, da sind mehr Sportler im Breitensport als im Leistungssport. Das ist für uns auch wichtig, denn jedes Kind, das sich bewegt und Freude am Sport hat, ist ein Gewinn. Aber unser langfristiges Ziel ist es schon, die Talente in den Leistungssport zu führen.“ Talente sucht der Verein auch hinter dem Fernglas, als Trainer. Doch da werden Timo Stocker und sein Team auch in Zukunft weiter kräftig auf allen Kanälen die Werbetrommel rühren, um davon zu überzeugen, dass Ulm ein wichtiger Standort in Deutschlands Biathlonzukunft ist.