Ein Tag bei der Tour de Ski im Val di Fiemme

Tee zum Aufwärmen © Felgenhauer/XC-Ski.de

Immer nur auf der Couch zu sitzen und Langlaufrennen im TV anzuschauen ist doch irgendwann langweilig. Das dachten sich auch Valerie und Heinz, ehe sie sich für xc-ski.de auf ins Val di Fiemme machten, um dort die Tour de Ski live zu verfolgen. Dass es dort aber weitaus mehr als nur Hochleistungssport zu sehen und erleben gab, überraschte nicht nur unsere beiden „Testbesucher“.

Die Anfahrt erwies sich als äußerst unkompliziert. In etwas mehr als drei Stunden gelangt man von München über den Brenner nach Cavalese, den Hauptort im Fleimstal (Val di Fiemme). Dort bezogen die Beiden ihr Quartier in einer der zahlreichen Pensionen. Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machten sie sich dann bereits zeitig auf den Weg ins Stadion. „Schließlich wollen wir ja auch noch das Rahmenprogramm mitnehmen“, erklärte uns Heinz. Ohne großes Gedränge gelangten Valerie und Heinz ins Stadion, wo sie sich zuerst mit einem Tee am Verpflegungsstand der „fiemme arena“ etwas aufwärmten. Am Infostand versorgten sie sich schließlich mit den Startlisten der Rennen des Tages und sondierten schon mal die Favoriten. Bis zum ersten Start blieb jedoch noch etwas Zeit und so beobachteten sie das rege Treiben im Kinderbereich.

Hier war einiges für die Jüngsten geboten. Mit lustigem Zielwerfen auf Klappscheiben über Schneeschuhbiathlon bis hin zum Kinderschminken wurde dem Nachwuchs die Wartezeit verkürzt. Die ganz Wagemutigen trauten sich sogar auf die Minischanze und absolvierten die ersten Skisprünge ihres Lebens. Zwar betrug die Bestweite nur zwei Meter, beim einen oder anderen war jedoch bereits im Ansatz die richtige Technik zu erkennen. Unsere beiden „Testbesucher“ wurden schließlich urplötzlich aus dieser Szenerie gerissen. Ohrenbetäubender Lärm machte sich breit, als die Mitglieder des Dario Cologna Fanclubs mit ihren überdimensionierten Schweizer Kuhglocken im Stadion einzogen. Der Tour-Favorit durfte sich also auf laute Unterstützung freuen. Die Zeit verging wie im Flug und vor dem Massenstart der Herren um 12:30 Uhr sollte es noch etwas zu Essen sein. So betraten Valerie und Heinz das Verpflegungszelt und stärkten sich mit Original-Pasta aus dem Val di Fiemme. „Alleine dafür hat sich die Reise nach Italien bereits gelohnt“, fasste Valerie zusammen.


Beim Verlassen des Zeltes wären die beiden dann fast mit Jens Filbrich und seinem Techniker Max Achatz zusammengestoßen. Der deutsche Kaderläufer und sein Wachser befanden sich gerade auf dem Weg zum Skitesten. Aus so kurzer Distanz bekommt man die Stars der Szene nur selten zu sehen. Im Val di Fiemme ist der direkte Kontakt noch ohne Absperrungen und Hindernisse möglich. Ähnlich wie sich im weiteren Verlauf die Athleten auf ihren Wettkampf vorbereiteten, machten sich auch unsere „Testbesucher“ bereit für das große Highlight des Tages. Die Position konnten sie dabei frei wählen. Bei kostenlosem Eintritt wäre sogar noch ein Platz auf der Tribüne zu finden gewesen, die Beiden entschieden sich jedoch für einen Platz an der Strecke am Beginn der Zielgeraden. „Toll – wir haben das ganze Stadion im Blick und stehen keine zwei Meter von der ersten Spur entfernt“, freute sich Valerie. Und auch Heinz lobte: „Die Stimmung ist bereits jetzt großartig. Wir haben uns schon mit ein paar Italienern zu einer Anfeuerungsgemeinschaft zusammengetan!“

Mit dem Start des Rennens stieg dann auch die Anspannung unter den Zuschauern. Wer wird wohl bei den Zwischensprints gewinnen? Wer hat am Ende die Nase vorn? Und wer sichert sich den Tour de Ski Gesamtsieg? Sechs Runden galt es für die Herren zu absolvieren und fünfmal wurde im Stadion gesprintet. Jedes Mal konnte sich Petter Northug in seinem unnachahmlichen Stil die Bonussekunden für die Gesamtwertung sichern. Dann ging es auf die letzte 3,3 Kilometer Runde. Jetzt musste die Entscheidung fallen. Auf der Zielgerade und keine fünf Meter von Valerie und Heinz entfernt schob sich schließlich erneut Petter Northug ganz nach vorn und schaffte damit das an diesem Tag maximal Mögliche. Über die Videowand verfolgten die Zuschauer schließlich das Interview mit dem Sieger, aber auch mit Dario Cologna, der seine Führung in der Gesamtwertung behaupten konnte. Es vergingen nur wenige Minuten bis auch der letzte Läufer im Ziel war und nach einer kurzen Pause waren schließlich die Damen an der Reihe. Hier erlebte das fachkundige Publikum einen ganz anderen Rennverlauf als bei den Herren. Justyna Kowalczyk ließ keinen Zweifel an ihren Siegambitionen aufkommen und forcierte bereits in der ersten von drei Runden das Tempo. Während die Fernsehkameras im weiteren Verlauf hauptsächlich die Spitzenläuferinnen einfingen, konnten Valerie und Heinz auch einen Blick auf die etwas weiter zurückliegenden Läuferinnen werfen und ihnen Applaus spenden. Schließlich setzte sich Kowalczyk gegen Therese Johaug und die Italienerin Marianna Longa durch. Letztere weckte natürlich die Begeisterung der einheimischen Fans, die somit nicht extra nach einem Anlass für ausgedehnte Feierlichkeiten am Abend suchen mussten.

Unsere beiden „Testbesucher“ ließen den Tag dagegen bei einer Pizza und einem Glas Wein im Stadionrestaurant ausklingen. „Das war ein richtiges Erlebnis“, befanden Valerie und Heinz. Es wird eben für jeden genau das richtige geboten im Val di Fiemme.