Mit sechs Damen und sechs Herren in der Elite-Nationalmannschaft geht der norwegische Skiverband in die olympische Saison 2025/26 und damit in die erste Saison ohne die Boe-Brüder. Sechs vielversprechende Athleten sind im Rekrutierungsteam der Herren eingeteilt und bei den Damen wurde die zweite Reihe mit den Nachwuchsathletinnen wieder zu einem zwölfköpfigen Team zusammengelegt. Darüber hinaus gibt es überraschende, aber auch interessante und erfreuliche Nachrichten aus Norwegen.
Erste Saison ohne Johannes Thingnes und Tarjei Boe
Der Rücktritt der beiden Boe-Brüder eröffnet jungen norwegischen Biathlon-Talente die Chance, in das Elite-Team aufzurücken. „Wir haben viele starke Athleten im norwegischen Biathlon und es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Mitglieder unserer Nationalmannschaft auszuwählen, auch in diesem Jahr“, sagt Nationalmannschaftsmanager Per Arne Botnan. Martin Uldal sichert sich einen der frei gewordenen Plätze. Der 23jährige startete allerdings in der letzten Saison ab Hochfilzen bereits im Weltcup und Vebjoern Soerum (26), letzte Saison durchwegs im Weltcup am Start, erhielt den zweiten freien Platz. Neben Uldal und Soerum behält Vetle Sjaastad Christiansen seinen Platz im Eliteteam. Neben diesen dreien bilden Johnnes Dale-Skjevdal, Sturla Holm Laegreid und Endre Stroemsheim das Eliteteam der Herren unter den Trainern Egil Kristiansen und Siegfried Mazet. „Wir haben bei den Männern eine sehr starke Elite-Nationalmannschaft, in der alle Läufer auf einem sehr hohen Niveau performen. Es gibt eine gute Kombination aus jüngeren Athleten und erfahreneren Biathleten, sodass wir für eine wichtige olympische Saison gut vorbereitet sind. „Wir möchten Vetle Sjaastad Christiansen aufgrund seiner Erfahrung und seines Potenzials, von dem wir wissen, dass es groß ist, gerne weiterhin bei uns haben“, kommentiert Botnan auf der Verbandsseite.
Das Eliteteam der Herren:
– Sturla Holm Laegreid
– Johannes Dale-Skjevdal
– Vetle Sjaastad Christiansen
– Endre Stroemsheim
– Vebjoern Soerum
– Martin Uldal
Vaterfreuden
Tarjei Boe, der im März dieses Jahres seine beeindruckende Biathlonkarriere in Oslo beendete, gab bekannt, dass er zum zweiten Mal Vater wird. Im September 2022 wurde sein erster Sohn Aron geboren. Aber auch ein Aktiver teilte sein Babyglück: Johannes Dale-Skjevdal, der auf eine durchwachsene Saison zurückblickt, wird zum ersten Mal Vater.
Rücktritt
Der 25jährige Norweger Filip Fjeld Andersen hat, nachdem er erneut in keinem Kader berücksichtigt wurde, seine Biathlonkarriere an den Nagel gehängt. Er wurde als großes Talent gehandelt, gewann in der Saison 2020/21 die IBU-Cup-Gesamtwertung und erreichte nach seinem Weltcup-Debüt 2021 zwei Mal eine Podestplatzierung und war zwei Mal Teil einer siegreichen norwegischen Herrenstaffel. Auf Instagram verabschiedete er sich mit den Worten: Träume sollen erreicht werden und der 10-jährige Filip hatte den Traum, der weltbeste Skischütze zu werden. In den letzten 12 Jahren war dies der Traum, auf den ich hingearbeitet habe, insbesondere die letzten 8. Jeden Tag, um ein bisschen besser zu sein. Die Straße bestand aus Höhen und Tiefen, glücklicherweise die meisten der ersten. Ich bin sehr dankbar für alles, was mir der Sport gegeben hat, tolle Freunde und tolle Erinnerungen. Ich habe Dinge erlebt, die nur wenige auf der Welt erleben dürfen. Ich bin zwar nicht der weltbeste Biathlet geworden, aber ich habe wirklich gelernt, wie es ist und durfte mich mit den Besten der Besten auf der größten Bühne messen. Ich glaube der 10 jährige Filip wäre stolz darauf gewesen. Obwohl Skifahren mein Leben war, ist Sport zum Glück nicht alles im Leben. Jetzt wartet eine Zeit der Identitätskrise, in der ich kein „Skifahrer“ mehr bin, aber ich freue mich riesig auf das, was der Rest meines Lebens zu bieten hat. Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die mich auf meinem Weg zur Erfüllung meines Traumes unterstützt haben, ich bin so unglaublich demütig und dankbar dafür.“
Veränderungen im Elite-Team der Damen
Das norwegische Elite-Damenteam bleibt weiterhin unter der Führung von Patrick Oberegger und Sverre Huber Kaas. Bei Bekanntgabe des Kaders gab es einige Irritationen im Hinblick auf die Personalie Karoline Offigstad Knotten. Auf Rang 14 in der Gesamtweltcupwertung war Knotten in der letzten Saison zweitbeste Norwegerin hinter Maren Kirkeeide auf Rang 10. Knotten wurde aussortiert und zwei Tage vor der offiziellen Bekanntgabe über die Entscheidung informiert. „Es war ein Schock. Ich finde es unglaublich traurig und bin enttäuscht,“ äußerte sich Karoline Offigstad Knotten dazu beim norwegischen Rundfunk NRK. Gegenüber dem NRK erklärte Knotten weiter, dass sie Fragen zum Trainingsplan für die Olympiasaison gehabt habe und gerne Änderungen vorgenommen hätte. Diese seien jedoch nicht erwünscht gewesen. Knotten meldete sich dazu auch auf einem Instagram-Post mit den Worten: „Wurde ins Gesicht geschlagen, aber ich freue mich. Ich werde meinen Urlaub genießen und nächste Woche beginnt die Arbeit mit der Vorbereitung eines guten Plans für die Olympiasaison! Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die ihre Unterstützung gezeigt haben. Ich habe tolle Menschen um mich herum und genau deshalb wird das gut gehen!“
„Für die nächste Saison wollen wir mehr Gemeinsamkeiten schaffen und die sportliche Entwicklung des Teams stärken. Auf dieser Grundlage entwirft das Trainerteam einen umfassenden Plan, der in der Athletengruppe verankert ist, sagt Nationalmannschaftsmanager Per Arne Botnan, und weiter „Damit ein solcher Plan funktioniert, ist es wichtig, dass wir Praktiker haben, die zu 100 % hinter dem Programm stehen und darauf vertrauen, dass dieser Plan jedem Einzelnen die bestmöglichen Voraussetzungen für den Erfolg bietet. Nun zeigt sich, dass Karoline Knotten und ich für die nächste Saison unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse haben. Deshalb haben wir entschieden, dass Karoline nicht Teil der Nationalmannschaft sein wird.“ Trainer Sverre Huber Kaas ergänzt: „Wir stehen Karoline zur Verfügung, wenn sie es im Rahmen ihres Trainingsplans für die nächste Saison möchte.“ Laut Verbandsseite erhält Knotten weiterhin Angebote zur Nachsorge und Unterstützung bei der Gesundheitsüberwachung sowie bei Munition, Waffen und Skiern. Für Karoline Offigstad Knotten rückt Ragnhild Femsteinevik in das Elite-Team.
Emilie Aagheim Kalkenberg verlässt Nationalteam
Schon vor der Bekanntgabe des Kaders für die kommende Saison meldete sich Emilie Aagheim Kalkenberg in den sozialen Medien und gab ihren Rückzug aus dem norwegischen Nationalteam bekannt. „Nach vielen schönen Jahren in der Nationalmannschaft will ich jetzt meinen eigenen Weg gehen! Ich habe auf diesem Weg enorm viel gelernt, sowohl gut als auch schlecht, und jetzt freue ich mich darauf, diese Erfahrungen zu nutzen, um ein Programm zusammenzustellen, an das ich selbst stark glaube. Es wird ein unglaublich spannendes und anspruchsvolles Projekt, auf das ich mich sehr freue und extrem motiviert in die Olympiasaison zu starten.“ Kalkenberg kam letzte Saison auf wenige Weltcupeinsätze und beendete ihre Saison krankheitsbedingt und enttäuscht noch während der Biathlon Europameisterschaft in Martell.
Das Eliteteam der Damen
– Ingrid Landmark Tandrevold
– Ragnhild Femsteinevik
– June Arnekleiv
– Ida Lien
– Maren Kirkeeide
– Marthe Kraakstad Johansen
Die zweite Reihe Norwegens
Rekrutierungsteam Herren
Gerade bei den norwegischen Herren warten extrem lauf- und schießstarke Biathleten in der zweiten Reihe auf ihre Berufung ins Weltcupteam. „Wir haben jetzt ein so starkes Rekrutierungsteam, dass sie zusammen mit dem Eliteteam zu den beiden besten Herren-Nationalmannschaften der Welt gehören“, sagte Botnan. Nach dem Aufstieg von Uldal und Soerum wurden auch hier zwei Plätze frei. Der eine wurde mit Sivert Guttorm Bakken besetzt, der seine Karriere nach einem Herzinfarkt im Jahr 2022 unterbrechen musste, aber sich erfolgreich zurück kämpfte und vergangene Saison Zweiter in der IBU-Cup-Gesamtwertung wurde. Sivert ist ein großes Talent und ein unglaublich netter Kerl, der hart für das arbeitet, was er erreichen möchte. Ich glaube, die gesamte Biathlon-Familie freut sich über Siverts Erfolg und es wird großartig sein, ihn wieder im Team zu haben, sagt Anders Oeverby, der weiterhin Trainer des Rekrutierungsteam bleibt. Der zweite frei gewordene Platz geht an den jungen Sivert Silsand Gerhardsen, der aus der U23-Mannschaft aufsteigt. Durch solide Leistungen bei den Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften in Östersund, kombiniert mit starken Ergebnissen im übrigen Saisonverlauf, gewinnt er das Vertrauen des Rekrutenteams.
Das Team
Isak Frey, Johan Olav Botn, Sivert Guttorm Bakken, Sivert Silsand Gerhardsen, Mats Oeverby, Martin Nevland
Herren U-23
Haavard Tosterud, Andreas Praeterud, Tov Roeysland, Leo Skjellaug Gundersen, Oliver Alm, Andreas Aasen Haug. Trainer: Sindre Gjoesaeter. Kasper Aagheim Kalkenberg wurde für dieses Team ausgewählt, hat den Platz jedoch abgelehnt.
Rekrutierungsteam Damen
Bereits im vergangenen Jahr kam es zu einer Strukturänderung im Damenbereich, bei der Nachwuchs und U23 zu einem Team mit insgesamt 12 Athletinnen zusammengelegt wurden. Ziel war es, den Mädchen ein möglichst optimales Trainingsprogramm zu bieten. „Das Feedback der Mädchen selbst ist gut und deshalb wollen wir mit dieser Struktur weitermachen“, kommentiert Botnan auf der Verbandsseite. In diesem Jahr haben fünf der Mädchen den Rekrutenstatus, während die übrigen Mädchen jünger sind. Gemeinsam trainieren sie in der Gruppe sowohl altersgerecht als auch gemeinsam, um optimale Fortschritte zu erzielen. Der Nachwuchstrainer Halvor Joerstad wurde entlassen, während der ehemalige Trainer der U23-Männer, Ronny Hafsas, gemeinsam mit Andreas Kvam die Trainerrolle übernimmt. Karoline Erdal wurde für dieses Team ausgewählt, hat den Platz jedoch abgelehnt. Dasselbe galt für Bjoerg Marit Eide und Marit Oeygard, doch auch sie lehnten das Angebot aus unterschiedlichen Gründen ab, da sie sich einerseits auf ihr Studium konzentrierten und andererseits lieber ihr eigenes Programm in den Vordergrund stellen wollten.
Das Team
Gro Randby
Sara Agnethe Granvang Tronrud
Siri Skar
Guro Ytterhus
Ragna Fodstad
Julie Tronerud Kvelvane
Ann Kristin Aaland
Silje Christine Berg Knutsen
Agathe Brathagen
Guro Femsteinevik
Frida Dokken
Gunn Kristi Stensaker Tvinnereim
(Quelle: u.a. skiskyting.no)