Dorothea Wierer gewinnt im Einzel der Damen beim Biathlon Weltcup in Östersund mit hauchdünnem Vorsprung vor der überraschenden Zweitplatzierten Sonja Leinamo aus Finnland. Die DSV-Damen müssen sich teilweise mit Platzierungen außerhalb den Punkterängen zufrieden geben.
Erster Individualbewerb der Damen
Ins Einzel der Damen beim Biathlon Weltcup in Östersund starteten 103 Damen, sieben davon aus Deutschland. Franziska Preuß stand als Gesamtweltcupsiegerin des Vorjahres ein persönliches Startrecht zu und sie trug das gelbe Trikot. Zur Saisoneröffnung im letzten Jahr in Kontiolahti gewann Lou Jeanmonnot vor den Schwedinnen Ella Halvarsson und Elvira Oeberg das kurze Einzel. Jeanmonnot gewann letztlich auch die kleine Kristallkugel in der Einzelwertung. Fünf Runden zu jeweils 3 km waren zu absolvieren, dazwischen vier Schießeinlagen liegend, stehend, liegend und zum Abschluss noch ein stehender Anschlag. Für jeden Fehlschuss wird im Einzel statt einer Strafrunde eine Strafminute auf die Zeit addiert. Am Schießstand zog immer wieder mal eine Böe durch und manch etwas längere Schießzeit war dem Abwarten solcher Böen geschuldet oder schlug sich durch die Strafminuten auf die Laufzeit für jeden Fehlschuss nieder.
Erster und letzter Einzelsieg in Östersund
Die Französin Camille Bened (25) ging mit Startnummer 13 und nur einem Fehlschuss im letzten Anschlag früh in Führung. Auch als die Startgruppe der starken Läuferinnen an der Reihe war, schaffte es keine von ihnen fehlerfrei durchzukommen und Bened an der Spitze abzulösen. Erst mit Startnummer 55 gelang es der Finnin Sonja Leinamo (23) ebenfalls mit nur einer Strafzeit belastet, die Führung nach dem Schießen zu übernehmen. In der letzten Runde gingen ihr merklich die Körner aus, aber sie kämpfte sich ins Ziel und rettete letztlich 8,1 Sekunden und verdrängte Bened erst einmal auf Rang zwei. Dorothea Wierer mit Startnummer 64 ließ in den ersten beiden Schießen jeweils eine Scheibe stehen und arbeitete sich dann mit einer Null im dritten Anschlag weiter Richtung Top-10. Auch im abschließenden Schießen blieb sie fehlerfrei und hatte bei Schießstandausgang einen Rückstand von 9,3 Sekunden auf die führende Finnin. Im Fernduell lief Dorothea Wierer die deutlich stärkere Schlussrunde, war gute zehn Sekunden schneller als Leinamo und kam schließlich um Haaresbreite von 0,3 Sekunden als Siegerin ins Ziel. „Ich denke, es war wirklich ein gutes Rennen. Ich wusste heute überhaupt nicht, ob ich starten sollte, weil ich etwas Halsschmerzen hatte. Ich bin in das Rennen gestartet und habe mir gedacht, mach was du auch im Training machst,“ so Wierer nach dem Rennen im ZDF. Zu den windigen Verhältnissen am Schießstand meinte sie: „Es war sehr schwierig einzuschätzen, überhaupt liegend. Ich hatte weniger Wind als beim Anschießen, stehend war okay. Der letzte Fehler war ein Flüchtigkeitsfehler, sonst war es machbar. Es war mein erster Sieg und zugleich mein letzter in Östersund.“ Dorothea Wierer hat bereits publik gemacht, dass sie ihre Biathlonkarriere nach dieser Saison beendet.
Überraschungserfolg der Finnin Leinamo
Sonja Leinamo aus Finnland konnte ihr Glück gar nicht fassen. „Ich habe alle gefragt, ist das ein Traum oder ist das wirklich passiert,“ so eine strahlende Athletin auf dem Silberrang, die ihren Erfolg auch im ZDF-Interview nach dem Rennen kaum glauben konnte. „Vor dem letzten Stehendschießen hat mich mein Coach darüber informiert und sagte ‚du gewinnst‘. Das hätte beinahe geklappt. Am Ende fehlten Leinamo nur 0,3 Sekunden. „Über die 0,3 Sekunden habe ich gar nicht nachgedacht. Ich bin erst einmal froh, dass ich dieses Ergebnis geschafft habe, und das macht mir ein bißchen mehr Hunger für die nächsten Rennen.“ Mit 8,4 Sekunden Rückstand auf die Siegerin sicherte sich Camille Bened schließlich den Bronzerang.
Lou Jeanmonnot verfehlte in Schießen drei und vier jeweils eine Scheibe, lag läuferisch fast eine Minute hinter der schnellsten Läuferin am heutigen Tage, Hanna Oeberg, und sortierte sich am Ende mit einem Rückstand von 31,3 Sekunden, bei gleicher Fehlerzahl, auf dem vierten Rang ein. Mit einer Minute Strafzeit mehr belastet war Hanna Oeberg auf dem fünften Platz nur drei Sekunden hinter Jeanmonnot. Ein beachtliches Rennen gelang auch der Belgierin Maya Cloetens. Nach neunzehn Treffern kam ausgerechnet der letzte nicht ins Ziel. Am Ende durfte sie sich auf Rang sechs zumindest Blumen abholen. Ihr Rückstand auf die Siegerin betrug 37,7 Sekunden.
„Mich verunsichert am meisten die Laufzeit“
Mit drei Schießfehlern war Vanessa Voigt noch beste Schützin im heutigen Einzel. „Schön, dass ich die beste deutsche Schützin bin, aber bei dem Ergebnis nutzt es mir leider auch nicht,“ so eine enttäuschte Voigt nach dem Rennen. Mit einem Rückstand von 4:04 Minuten wurde sie 39. Vanessa Voigts Stärken liegen am Schießstand und deshalb kommt ihr der Einzelbewerb zu Gute. Beim letzten Schießen hat sie extrem um jeden Treffer gekämpft und dadurch wertvolle Zeit verloren. „Ich kann auch gar nicht sagen, was da in mir vorgegangen ist. Es ist nicht das gewohnte Schießen das ich kenne,“ so Voigt, die froh ist, wieder zurück auf der Weltcupbühne zu sein. Schon zu Beginn des Rennens gab der deutsche Cheftrainer Kristian Mehringer im ZDF an, dass heute ein unberechenbarer Wind herrscht und es manchmal besser sei, eine Böe abzuwarten.In der Rangliste hat sich Janina Hettich-Walz nach vier Schießfehlern mit der zweiten deutschen Laufzeit als Beste ihres Teams auf Rang 17 platziert. Weiter hinten auf Rang 29 findet man nach ebenso vier Fehlern Franziska Preuß. Ihr Laufrückstand mit der vierten deutschen Zeit beträgt 1:34 zur Laufzeit von Hanna Oeberg. Preuß blieb liegend fehlerfrei, brachte dann im Stehen die ersten beiden Schüsse nicht ins Ziel und in der Folge blieben noch zwei Scheiben schwarz. Auf Rang 29 hat sie einen Rückstand von 3:09,1 Min. auf Dorothea Wierer. „Der Wind war beherrschbar, man hat halt rasten müssen,“ so eine sichtlich enttäuschte Franziska Preuß, und weiter: „Liegend bin ich ja mit einem Fehler für den Wind gut durchgekommen. Mich verunsichert am meisten die Laufzeit, dass man doch ein Stück weit weg ist. Ich hoffe, dass ich mich steigern kann, weil so schlecht fühle ich mich eigentlich nicht.“ Selina Grotian startete mit zwei Fehlschüssen und kam in der Folge bei keinem Schießen fehlerfrei durch. Am Ende wurde sie 50. Marlene Fichtner, die in der Single-Mixed-Staffel mit Lucas Fratzscher noch ein beachtliches Rennen zeigte, verfehlte insgesamt fünf Scheiben und landete auf Platz 68. Noch weiter nach hinten ging es für Julia Tannheimer. Mit neun Strafzeiten belastet, hatte sie auf Rang 76 mit der schnellsten Laufzeit unter den deutschen Damen und im Vergleich zu Hanna Oeberg mit der siebten Laufzeit einen Rückstand von 7,12 Minuten auf Rang 76. „Ich glaube nicht, dass ich besonders viel Pech hatte. Mich hat der Wind mehr verunsichert, als dass er wirklich was ausgemacht hat. Ich hatte ein bißchen Angst, dass der Wind rein kommt und habe mehr an den Wind gedacht als auf mein Schießen,“ so Julia Tannheimer im ZDF. Anna Weidel traf acht Scheiben nicht und wurde mit 8:38 Minuten Rückstand 89.
Amy Baserga in Top-10
Der Schweizerin Amy Baserga gelang mit Platz 7 ein Top-Resultat. Im Stehendanschlag blieb jeweils eine Scheibe schwarz und die Ziellinie überquerte sie schließlich mit einem Rückstand von 47,5 Sekunden auf die Siegerin. Die nächste Schweizerin findet sich mit Aita Gasparin erst auf Rang 40 (4 Fehler). Lea Meier kam mit sechs Schießfehlern als 54. ins Ziel, Susi Meinen nach sieben Strafzeiten als 81. und Lydia Mettler wurde 96. (8 Fehler). Lena Häcki-Groß sagte ihren Start kurzfristig ab.
Anna Gandler beste Österreicherin
Mit Anna Gandler, Dunja Zdouc, Anna Juppe und Anna Andexer sind vier Österreicherinnen in die Weltcuppunkteränge gelaufen. Lisa Theresa Hauser wurde nach sechs Schießfehlern 52 und hatte im Ziel einen Rückstand von 4:58 Minuten. Beste ihres Teams war Anna Gandler. Insgesamt leistete sie sich drei Fehler und platzierte sich mit einem Rückstand von 2:31 Minuten auf dem 19. Rang. Dunja Zdouc verpasste zwei Scheiben und lief auf Platz 21. Anna Juppe war schnellste ihres Teams und lag auf der Schlussrunde nur 18,3 Sekunden hinter Annamarija Lampic mit er schnellsten Schlussrunde. Juppe belegte Platz 32 und Anna Andexer (4 Fehler) wurde 37.
Der weitere Wettkampfplan in Östersund
