Evi Sachenbacher-Stehle im WM-Interview: „Oslo wird eine ganz besondere WM“

Evi Sachenbacher Stehle © DSV

Am Mittwoch startet in Oslo die Nordische Ski-WM. Noch steht nicht fest, in welchen Wettbewerben Evi an den Start gehen wird. Ihre Saison verläuft bisher alles andere als wunschgemäß. Trotzdem freut sie sich auf die Titelkämpfe in Norwegen – und auf Sofas am Streckenrand.

Evi, wie ist Deine Stimmung so kurz vor der WM?
Ich würde sagen: durchwachsen. Sportlich war die Generalprobe beim Weltcup in Drammen mit Platz 50 alles andere als gelungen.

Woran liegt es?
Ich habe bisher eine absolut verteufelte Saison hinter mir. Mit einigen Infekten, außerdem wurde auch noch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit festgestellt.

Bereitet Dir das noch Probleme?
Nein, das ist alles behoben. Die Ernährung habe ich umgestellt, ich bin wieder gesund. Aber eine optimale WM-Vorbereitung sieht natürlich anders aus. Ich werde jetzt einfach mein Bestes geben – und dann schau mer mal, was dabei rauskommt.

Kannst Du Dich trotzdem ein bisschen auf die WM freuen?
Selbstverständlich. Oslo wird eine ganz besondere WM

Warum?
Weil die Norweger völlig wintersportverrückt sind. Da spielen sich ja schon bei normalen Weltcuprennen unfassbare Szenen ab. Das ist wahrscheinlich vergleichbar wie eine Fußball-WM in Brasilien. Oder eine Etappe der Tour de France hinauf nach L’Alpe d’Huez.

Wie sieht das konkret aus?
Der Norweger packt ein paar Tage vor dem Rennen seine Siebensachen, schwingt sich in den Camper und kommt an die Strecke.

Und dann?
(Lacht.) Richtet er sich häuslich ein. Er bleibt ja ein paar Tage und feiert richtig schön. Einige, und ich übertreibe nicht, bringen sogar ihr eigenes Sofa mit.

Das eigene Sofa?
Das eigene Sofa.

Wozu?
Na, um es sich gemütlich zu machen. Sie stellen es neben die Strecke und schauen sich darauf die Rennen an. Es ist wirklich der Wahnsinn, was da abgeht. Das kann man eigentlich gar nicht beschreiben, das muss man erlebt haben.

Bekommt man das als Sportler überhaupt richtig mit?
Das ist unterschiedlich. Natürlich gibt es solche, die einen Tunnelblick haben. Vor denen kannst Du mit einer Signalpistole Ramba Zamba machen – die nehmen gar nichts wahr.

Bei Dir ist das anders?
Mittlerweile schon. Früher war das noch anders – da habe ich mein Umfeld regelmäßig an den Rand des Wahnsinns getrieben.

So nervös?
(Lacht.) Nervöser. Ich war unfassbar hibbelig. Vor lauter Aufregung musste ich mein Frühstück regelrecht in mich reinzwängen.

Vor jeder WM?
Vor jedem Rennen. Wenn die Saison dann vorbei war, war ich immer fix und foxi. Mein Umfeld übrigens auch.

Warum hat sich das geändert?
Weil ich reifer und gelassener geworden bin. Und ich weiß, wie schnell es im Sport nach unten und nach oben gehen kann. Außerdem habe ich schon so viel Glück und Erfolge in meiner Karriere gehabt – da wirft mich ein schlechtes Ergebnis nicht mehr aus der Bahn.