MountainMan 2018: In Reit kenn I jetzt jeden Winkl

Kurt Mühlbacher © Kurt Mühlbacher

Wiedergutmachung war meine Devise an diesem Wochenende. Nach meinem Krampf Auftritt im Juni beim Mozart Trail in Salzburg (42km ,1500 Höhenmetern) war ich bei unseren bayrischen Nachbarn zu Gast. Im Wintersport ist Reit im Winkl eine gute und bekannte Marke. Speziell wir Langläufer sind hier gut aufgehoben. Perfekte Loipen im Tal und coole Höhenloipen auf der Winklmoos Alm garantieren gutes Training und beste Voraussetzungen für einen schönen Winterurlaub. Ich selbst bin oft zu Gast hier und genieße das große Loipenangebot. Im Internet sah ich, dank der Datenfreigabe an die großen Konzerne, den MountainMan. Ein interessanter Name, da war doch was vom Andreas Gabalier? Der singt doch vom MountainMan. Auf nach Reit im Winkl, in die Heimat der Gold Rosi (Rosi Mittermaier), Langlauf Staffel Olympiasiegerin Evi Sachenbacher, und last but not least Volksmusik Königinnen Maria und Margot Hellwig.

Ich kam am Vortag an und freute mich schon riesig. Die Berge kannte ich vom Skifahren, das wird nett! Nach einer unruhigen Nacht bin ich dann doch nervös geworden. Soll ich starten? Das Wetter war feucht und kalt. Trainiert hatte ich auch wieder nix. Um 06:00 stand ich dann doch am Start. Dieses Mal einen großen Trinkrucksack und einige Gels dabei. Nach dem Start in bunten Rauchschwaden (gut gemacht liebe Organisation) ging’s los. Die ca. 500 Starter konnten unter 3 Strecken wählen. Eine blaue, leichte Strecke mit 22km(800HM), eine Mitteldistanz mit 39km(1500HM) und die Highend Variante mit 51KM und 2200 Höhenmetern. Flach war da nicht viel. Die Strecken konnten auch gewandert werden! Eine gute Idee. Auch Hunde waren willkommen. Das fand ich gut, die waren ja alle gut erzogen.

Wir laufen los…

Und nach 3 Kilometer war es schon wieder vorbei mit lustig. Der Trail begann urplötzlich, ohne Vorwarnung standen fast 600 HM auf dem Programm auf drei steinigen Kilometern! Wem ist das eingefallen? Vielen Dank. Also ran ans Tagwerk. Ich behielt die Nerven und mir gefiel das Ganze. Ich war in einer Männergruppe unterwegs und kam gut vorwärts. Ich wusste natürlich, dass das ein langer Tag werden würde, wohl um die 7 Stunden bin ich unterwegs. Der Sieger wird in 5:30 wieder im Ziel sein. Nach dem Schotter Downhill zur Seegatterl Alm und Seilbahn Talstation ging es auf einem schmalen Pfad wieder bergauf. Ich war immer noch guter Dinge, hatte keine Muskelkrämpfe. Meine Gruppe aus 3 Männern vergrößerte sich um 3 Frauen, das ist immer gut für die Motivation. Nach gut 400 Höhenmetern waren wir auf der zu Recht berühmten Winklmoos Alm. Leider trübte Nebel die Sicht und so sahen wir nur schemenhaft unseren Höhepunkt in der Ferne. Den 1850 Meter hohen Steinplatten Gipfel auf österreichischen Staatsgebiet. Wir waren so eine Art Grenzpatrouille, mal drent dann herent. So soll es sein. Auf der Alm gab es ein gutes Speckbrot und Iso Getränke. Die vielen Labstationen waren perfekt vorbereitet. Wir konnten aus einem großen Angebot wählen.

Echt Stark. Echt MountainMan.

Obwohl ich guter Dinge war, wurde ich etwas stutzig in Bezug auf meine Zeit als ein Bergretter meinte:“ Ihr seit‘s die ersten Wanderer!“ Ich war doch als Läufer gemeldet!? Ich nahm es grantig zur Kenntnis. Unsere Wandergruppe war noch komplett als wir auf dem Holzweg waren. Nein wir hatten uns nicht verlaufen. Das war ein einige hundert Meter langer Weg aus Holzleisten, der uns durch das Moor aufwärts führte. Nach 18KM und 3,5 Stunden passierten wir die Grenze. Ab jetzt wurde es „Almig“ und steinig. Wir waren im Skigebiet Steinplatte unterwegs. Wo im Winter Skifahrer sind, waren jetzt Kühe. Viele Kühe. Mit den Kühen hab ich genauso meine Probleme wie mit den Hunden, ich mache einen großen Bogen um sie. Das geht aber bei einem Lauf nicht, also Augen zu und durch. Unser Weg führte uns über eine steile schwarze Skipiste bergauf zum Gipfel. Ich hatte meine Gruppe hinter mir gelassen und war jetzt alleine. Aber nicht lange und eine nette hübsche Dame machte mir einen Weidezaun auf, Katharina stand auf der Startnummer. Im steilsten Teil des Tages kamen wir kurz ins Gespräch, aber sie wollte nicht viel reden oder konnte nicht. Ich konnte ja ehrlicherweise auch nicht. Es war einfach zu steil. Sie schickte mich weiter, schade dachte ich mir. Etwas Gesellschaft wäre nicht schlecht im Nebel. Nach dem Slalom zwischen den Kühen erreichte ich nach 4h30 und 26KM den Gipfel. Das war auch die Streckenhalbzeit. Ein Selfie war schnell gemacht und es ging runter. Hier traf mich meine Steilhang Gefährtin wieder. Jetzt hatten wir beide wieder mehr Luft und liefen gemeinsam weiter. Zwischendurch ratschen wir und erzählten uns unsere Laufabenteuer. Ich wurde dann etwas ehrfürchtig. Sie erzählte von 100km Läufen und Marathon de Sables. Die war ein Freak, aber keine Ultraharte. Einfach nett und natürlich. Die Ultras mag ich nicht so. Sie lief übrigens in diesen Natural Running Schuhen, Five Fingers. Wie barfuß sagt sie. Ich zog meinen Hut bzw. mein Schweißband vor ihr und wir liefen ein paar Kilometer weiter, dann schickte sie mich zum „Teifi“. Ich war ihr zu schnell meinte sie. Ich kam mir jetzt auch schnell vor. Allerdings ein Blick auf die Uhr sagte was anderes. Die 7 Stunden wie Katharina das prophezeite waren bald unerreichbar. Auf dem traumhaften Singletrail in Sichtweite des Wilden Kaisers bekam ich dann doch Beschwerden. Die linke Ferse war schon sehr müde. Nach 7 Stunden und 38 Kilometern war ich wieder auf Bayrischem Hohheitsgebiet.

Es war 13 Uhr und es ging bergab

Bergab auf der Strecke und bergab mit mir. Ich war froh dass ich keine Krämpfe hatte, aber so richtig rund lief es nicht mehr. Ein guter Tee auf der Straubinger Hütte war ideal um vom einsetzenden Regen abzulenken. Damit wurde es rutschig auf den Steinen und es erforderte höchste Konzentration um nicht zu stürzen. An der Hindenburghütte auf der Hemmersuppenalm (Höhenloipe!) bei KM 42 lief ich vorbei, 10km waren noch offen. Die 8 Stunden Grenze schmolz dahin. Auf flacher Strecke kein Problem aber hier? Und JETZT ging es den steilen Weg vom Anfang wieder runter ins Tal. Das war eine harte Sache, der MountainMan in dir war gefragt. „Verdammte Strecke“ war noch das gelindeste was mir durch den Kopf ging. Ich hatte zu tun, dass ich auf den Beinen blieb. Ich kam heil unten an, aber langsam, sehr langsam. Mittlerweile schlug die achte Stunde seit dem Start. Im Ziel begann die Siegerehrung. Dann wollte ich den flachen Weg vom Morgen laufen. Aber jetzt machten wir Sightseeing! Jeder Winkel am Ortsrand von Reit im Winkel wurde besucht. Damit es nicht fad wird wieder hundert Meter rauf und runter. Über Stock und Stein quälte ich mich durch eine sicher sehenswerte Schlucht. Idyllisch, aber ich will ins Ziel. Meine Uhr hatte sich schon verabschiedet von mir. Der Akku war aus, bei mir auch. Die Uhr hatte wohl kein Verständnis für meine magere Leistung. Ein Mitläufer gab mir die Zeit bekannt. 14:48. Wenn ich mich beeile schaffe ich es noch unter 9 Stunden. Ich machte mich nochmal hübsch und spurtete mit erhobener Faust ins Ziel. Die lockeren Moderatoren fragten mich nach dem Kaiserschmarren. Nein, ich hatte keinen gegessen. Das war der Running Gag im Ziel. Ich hatte es geschafft. Ich war mit mir zufrieden. Sehr zufrieden war ich mit der Veranstaltung. Die war echt TOP. Eine gelungene Premiere in der Trail Elite Liga. I am a MoutainMAN!

P.S. Katharina habe ich im Ziel wieder getroffen. Sie kam nur ein paar Minuten nach mir ins Ziel. Da hätten wir auch gemeinsam laufen können. Nach einem gemeinsamen Bier im Ziel schlossen wir Frieden. Happy End in Reit im Winkl. „I’ll be back“ würde Arnie sagen.

Hier findet ihr Infos zur Veranstaltung: www.mountainman.de