Plötzlich taucht vor uns ein Teich auf. Mitten im Wald und mit einem kleinen Steg. Wir stellen die Bikes ab und kühlen unsere Beine im kalten Nass. So macht Sommertraining richtig Laune!
Murau, eine kleine Bezirkshauptstadt in der Steiermark, hat, wie nur wenige Insider wissen, eine lange Tradition im nordischen Skisport. So wurden hier bis in die 90er Jahre hinein Weltcup-Skispringen ausgetragen. Christoph Sumann, der in der Region zuhause ist, fand hier über den Skilanglauf zum Biathlon und gewann insgesamt acht Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Wo man zu solcher Weltklasseleistung reifen kann, muss es doch gute Trainingsbedingungen geben, denke ich mir. Und so habe ich mich vor wenigen Tagen über die Pyhrn Autobahn in den Süden aufgemacht.

Ich erreiche Murau am Sonntagmittag und quartiere mich im Brauhaus Murau ein. Von meinem Zimmerfenster aus kann ich die großen Tanks sehen, in denen das Murauer Bier gelagert wird, das Sumann einst dank Kopfsponsoring weltbekannt gemacht hat. Ich bin aber nicht wegen dem Bier hier, sondern will unbedingt noch einen Gipfel erklimmen. Und so schnappe ich mir Trinkweste und Stöcke, um den Gipfel der Frauenalpe zu bezwingen. Los geht es direkt am Hotel, dann auf einer Brücke über die Mur und hinein in den Kreuzweg, der hinauf zur Wallfahrtskirche St. Leonhard führt. In Serpentinen schraubt sich der Pfad 50 Höhenmeter bergan. Hier könnte man perfekt ein Schrittsprungtraining absolvieren, doch mich zieht es weiter in Richtung Leonharditeich. Dort stehen auf der „Gesunde Runde“ Strecke mehrere Fitnessstationen parat. Und im Anschluss geht es dann in den langen Anstieg hinauf zur Frauenalpe.

Über 1.100 Höhenmeter warten ab hier auf mich, weshalb ich es eher gemütlich angehen lasse. Nach wenigen Metern auf der Versorgungsstraße, die hinauf ins ehemalige Skigebiet führt, zweigt ein Singletrail ab, dem ich fortan folge. Immer wieder quere ich nach steileren Passagen die Asphaltstraße und mache so ziemlich schnell viele Höhenmeter. Der Trail ist technisch relativ einfach zu begehen und stellt mir keine größeren Hindernisse in den Weg. Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich die Murauer Hütte und circa zwei Drittel der Steigung sind geschafft. Ab hier quert man die einstigen Skipisten des Gebiets Frauenalpe, die nach dem Abbau der Lifte jedoch nur noch von Skitourengehern genutzt werden. Über eine grasbewachsene Kuppe erreiche ich schließlich das Gipfelkreuz, von wo sich mir ein imposantes 360 Grad Panorama auf die umliegenden Berge bietet. Der Hunger treibt mich aber schnell wieder zum Aufbruch und ich lasse mir vor meiner Rückkehr ins Tal noch einen extrem leckeren Kaiserschmarrn an der Murauer Hütte schmecken.

Nach einer geruhsamen Nacht treffe ich mich früh am nächsten Morgen vor unserem Hotel mit Wolfgang Maier. Der Sporthändler und ehemalige Continental Cup Skilangläufer betreibt im Winter die Kunstschneeloipe am Weirerteich. Im Sommer ist er Ansprechpartner für alles rund ums Bike. Und auf genau das schwingen wir uns jetzt für eine Runde durch die Region. Von Murau aus geht es zunächst parallel zur Mur und dann in den Anstieg hinauf nach Karchau. So früh am Tag lassen wir den Alpengasthof noch links liegen und fahren weiter bis zum höchsten Punkt am Tauernbründl. Schnell die Trinkflasche aufgefüllt und ab geht’s in die Abfahrt hinunter nach St. Lambrecht. Eigentlich könnte man jetzt die Runde schon schließen und zurück nach Murau pedalieren. Aber Wolfgang hat noch eine Zusatzschleife geplant, die uns rund um den Kalkberg führt. Nach wenigen Höhenmetern erreichen wir den Podolerteich, ein ruhig und wunderschön gelegenes Gewässer. Hier machen wir kurz Rast und kühlen unsere Waden.

Weiter geht es vorbei an der sprudelnden Quelle des Ursprungbaches und über Zeutschach hinein in den zweiten und letzten langen Anstieg des Tages. Hier ist nochmal Kraft und Kondition gefordert, ehe es auf schneller Schotterpiste und vorbei an den Skipisten von Grebenzen hinunter nach St. Lambrecht geht. Vorbei am Benediktinerkloster und am Sportgeschäft von Wolfgang führt uns die Route nun in Richtung Weirerteich. Beim Blick auf die sanft geschwungenen Wiesen zwischen den Ausläufern des Kuhalms und Reiterkogels entstehen vor meinem geistigen Auge direkt Bilder von verschneiten Loipen. Wenig später erreichen wir den Weirerteich. Dort wo sich aktuell Badegäste tummeln und das Stüberl zum Brotzeitmachen einlädt, befindet sich im Winter der Start der beschneiten Weirerteichloipe. Das muss ich mir unbedingt nochmal zur richtigen Jahreszeit anschauen! Nach einer kurzen Rast beim Freizeitwirt zwei Kilometer weiter begeben wir uns in den Endspurt nach Murau. Knapp 60 Kilometer und etwas mehr als drei Stunden Fahrzeit zeigt mein Radcomputer schließlich bei unserer Rückkehr an.

Hier verabschiede ich mich auch von Wolfgang, der mir aber noch einen Tipp zum Skirollern mit auf den Weg gibt. Und so stehe ich nach einer kurzen Erholungspause am späten Nachmittag am Ortsausgang von Murau Richtung Krakau. Hier verläuft ein Radweg parallel zur Straße, der sich dank welligem Gelände perfekt zum Skirollern eignet. Mal verläuft er nur durch Leitpfosten von der Fahrbahn getrennt, mal einige Meter abseits durch den Wald und schließlich Richtung Ziel in Ranten durch Wiesen und Felder. Lediglich an zwei Stellen gilt Vorsicht, so beim Überqueren einer Wasserrinne und später bei einer kurzen steilen Abfahrt mit anschließender Linkskurve. Der Rest der circa acht Kilometer bis zum Wendepunkt sind wunderschön zu laufen.
Ich belasse es nach der langen Tour vom Vormittag bei wenigen Skiroller-Kilometern und mache mich am nächsten Morgen mit vielen tollen Eindrücken im Kopf auf den Heimweg. Schön, dass man als Skilangläufer im Sommer so abwechslungsreich unterwegs sein kann. Die Erlebnisregion Murau ist dafür auf jeden Fall bestens geeignet.