Rampa con i campioni: Italienische Qualen sind die Schönsten

Kurt Mühlbacher vor dem Start zur Rampa con i campioni © Kurt Mühlbacher

Vorwort: Wer sich auf einen Bericht eines schnellen Langlauf Amateurs freut, kann gleich aufhören zu lesen. Es kommt eine Geschichte der Schmerzen, der Qualen, der Sinnfragen, aber auch eine Kleinigkeit Spaß und Hoffnung.

Nach der Akklimatisierung am Vortag in der wohl schönsten Herberge im Val di Fiemme, war ich bereit für sportliche Höchstleistungen. Aber nur geistig wie sich später zeigte. Ich bekam gestern schon schwache Knie als ich die Strecke sah. Die ersten zwei Kilometer im Stadion deuteten schon auf was großes hin. Geschlafen habe ich auch nicht gut. Kein Wunder. Mit nur 30 Langlaufkilometern in den Monaten November und Dezember sowie mickrigen 70 Laufkilometern mit fast keinen Höhenmetern war das doch eine spannende Aufgabe, die ich mir selbst ausgesucht hatte. Aber Höchstleistung war auch nicht das Ziel an diesem Tag. Das Abenteuer war wichtig. Und das bekam ich ja! Für nur 25 Euro Startgebühr. Viele Triathleten werden mich beneiden.

Rampa con I campioni © Kurt Mühlbacher

Ich war pünktlich am Start im WM Stadion am Lago di Tesero und fühlte mich gleich wie in einer Tiefkühltruhe. Die vielen Weltcup Profis, die schon fleißig Material testeten störten mich nicht. Nur mit Mühe konnte ich meine Garmin Ultra Virb 30 am Brustgurt montieren. Klamme Finger schon vorm Rennen! Nachdem ich meine Teamkollegen Simone und Armin getroffen hatte und wir kurz den Wettkampf besprachen, stellten wir uns gleich mal hinten an. Vorne weg starten ist nicht gut, aber wäre im Nachhinein betrachtet auch schon egal gewesen. Um 09:29 teilte uns der Stadion Sprecher mit, dass es noch eine Minute zum Start sei, aber irgendwie wurde das falsch verstanden. Das 150-köpfige Feld setzte sich in Bewegung und schon war die Party des Rampa con i campioni eröffnet. Ich bleibe bewusst gelassen und lege das ganze ruhig an. Aber nur ein paar Minuten, denn schon war ich in einer Hetzjagd auf der Kunstschnee-Loipe. Nach den ersten zwei Kilometern im Startgelände mit ein paar pfiffigen Anstiegen ging es leicht fallend hinunter zur Talstation der Alpe Cermis Seilbahn. Ich fühlte mich wie in einer Bobbahn, mir war kälter als kalt. Die ersten Schmerzen waren eisig. Nicht lustig, wenn das so weiter geht, höre ich auf. Basta. Meine Teamkollegen hatte ich beim Beginn des drei Kilometer langen Anstiegs noch im Blick. Aber nicht lange. Im Blick hatte ich umso mehr meine Pulsuhr, und die zeigte was ich fühlte. Über 160 Puls, da fällt mittlerweile meine Leistung talwärts und ich frage mich, wie weit es eigentlich noch ist. Ja ich war erst am Anfang der Leiden. Die ersten Schlachtenbummler, Schweizer mit Kuhglocken, feuerten mich an. Aber sie wussten, nicht wie es tief in meinem Körper aussah.

Nach einiger Zeit passierte ich die nächste Zeitkontrolle, ich war noch im Rahmen. Wenn du hier zu langsam bist kannst zusammenpacken. Die Italiener wollen keine Hindernisse für die Profis. Bei der ersten von zwei 28% Rampen wurde meine Stimmung nicht besser. Mein Laufstil wandelte sich in ein Torkeln. Skating war das nicht mehr Freunde. Gott Sei Dank waren die TV-Kameras am Streckenrand nicht live. Zwischendurch standen auch so Schneebars mit Apres Ski Musik und es duftete nach Glühwein – herrlich. Die Wanderer und Fans neben mir waren nicht langsamer als ich. Sie waren aber nett und klatschen für mich. Da ich einige Male stehen blieb, wegen dem Puls natürlich, hatte ich Zeit und Muße hinunter nach Cavalese zu schauen. Ein schönes Fleckchen Erde dieses Südtirol.

Da dies aber keine Pauschalreise war, musste ich weiter. Die 800 Meter Markierung war da und es wurde flacher, nur noch leicht steigend ging es dem Ziel entgegen. Viel schneller wurde ich aber deswegen auch nicht mehr. Die letzten 20 Meter im Zieleinlauf waren wieder schön. Unter den objektiven Augen der Reporter der internationalen TV Anstalten kam ich nach 1 Stunde und 13 Minuten ins Ziel. Viel langsamere als mich sahen sie wohl nicht mehr. Dafür bin ich nicht Kamera gefällig in den Schnee gefallen wie die Profis nach uns. Den Zielsprint von Tour de Ski Siegerin Heidi Weng und die Ankunft meiner Landsfrau Teresa Stadlober auf Rang 9 werde ich aber in guter Erinnerung halten. Klasse gelaufen Mädels! Auf Wiedersehen Weltcup!

Jetzt ist bei mir ein Monat Wettkampf Pause, die ich natürlich zum Trainieren nutzen werde, versprochen. Mein nächster Start ist wieder was für Normalos. Ich starte beim 25 km Mondschein Skating Langlauf in der Ramsau am Dachstein am 10. Februar.

Weitere Storys und Updates vom Bewerb auf www.hillrunner68.com