DSV Skilanglauf Mannschaftsarzt Tom Kastner im Interview zu Viruserkrankungen und Corona

Tom Kastner © DSV

Welche Symptome weisen grundsätzlich auf eine Viruserkrankung hin und welche speziell auf das neuartige Corona-Virus SARS-CoV-2?

Wie oben beschrieben gibt es keine klar definierte Symptomatik einer Viruserkrankung. Häufig sind jedoch Infekte der Atemwege durch Viren verursacht. Mehr als 90 Prozent der Atemwegserkrankungen sind viral bedingt. Eine Unterscheidung zwischen einer viral und einer bakteriell verursachten Infektion ist nicht in jedem Fall einfach vorzunehmen und sollte durch ärztliches Personal erfolgen um die richtige Therapie festzulegen.
Die Art und Ausprägung der Symptomatik bei Infektion mit dem neuartigen Coronavirus ist extrem vielfältig. Es wurde beobachtet, dass manche Personen, insbesondere Kinder und Jugendliche, Träger des Virus sein können, aber keine Symptomatik entwickeln. Die meisten infizierten Personen durchleben einen Infekt der Atemwege, häufig mit trockenem Husten und Fieber. Oftmals kommt es begleitend zu Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen und Halsschmerzen. Auch Magen-Darm-Beschwerden wurden beobachtet. In ca. 80 Prozent der Fälle kommt es zu dieser „milden“ Infektsymptomatik mit sehr individueller Ausprägung. In schwereren Verläufen kommt es zu Atemnot, in einigen Fällen sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen mit Lungenversagen.

Gibt es schon Erkenntnisse, ob Leistungssportler zur Risikogruppe des neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2 zählen?

Es gibt vereinzelte Meldungen in denen von Leistungssportlern mit schwereren Verläufen einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus berichtet wird. Dass Leistungssportler häufiger oder schwerer betroffen sind, können wir derzeit nicht bestätigen.

Was sollte ich während einer Viruserkrankung tun, um sie möglichst sanft verlaufen zu lassen?

Die Auswirkungen und Dauer einer Virusinfektion lassen sich nur sehr bedingt beeinflussen. Das bedeutet, man kann den Infekt nicht verkürzen, da das Immunsystem des Körpers eine bestimmte Zeit benötigt, um sich mit dem Virus auseinanderzusetzen. Aber durch geeignete Maßnahmen kann man verhindern, dass sich die Erkrankung nicht unnötig in die Länge zieht oder sogar noch verstärkt. Zunächst einmal gilt im Falle einer Infektsymptomatik insbesondere aktuell aufgrund der Corona-Pandemie: umgehende Sportpause! Eine weitere Sportausübung kann das Immunsystem weiter schwächen und so zu einer weiteren Erregerausbreitung im Körper und damit einer Verschlimmerung der Symptomatik und einer Verlängerung der Krankheitsdauer führen. Allgemein sollte auch im Krankheitsfall auf eine ausgewogene und in Bezug auf die Energiebilanz ausgeglichene Ernährung mit hohem Obst- und Gemüseanteil sowie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Weiterhin sollte man sich genügend Schlaf und Erholungszeit gönnen. Je nach Symptomatik können auch Salzwasserinhalationen, Fußbäder etc. unterstützend helfen.

Wann darf ich nach der Erkrankung wieder ins Training einsteigen?

Das ist abhängig von Dauer und Schwere des Infektes. Je länger und gravierender ein Infekt verlaufen ist, umso vorsichtiger sollte ein Trainingsaufbau erfolgen. Erst nach vollständigem Abklingen der Symptomatik sollte mit dem Training wieder begonnen werden. Es lohnt sich auch nach Infektüberwindung, abhängig von Dauer und Schwere der Symptomatik, noch 1-3 Tage mit dem Wiedereinstieg abzuwarten um einen Krankheitsrückfall durch eine zu starke Beanspruchung des gerade im „Wiederaufbau“ befindlichen Immunsystems zu verhindern. Ein einfaches Kontrollinstrument ist der Ruhepuls. Ist dieser auch nach Symptomfreiheit noch deutlich erhöht, ist Vorsicht geboten. Der Trainingsaufbau sollte schonend erfolgen und der Umfang allmählich gesteigert werden. Es empfiehlt sich mit niedrigen Intensitäten zu beginnen und diese erst im Verlauf, bei Wohlbefinden in den niedrigen Intensitätsbereichen, zu steigern.

Tom Kastner ist Arzt und Sportwissenschaftler am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig. Als leitender Mannschaftsarzt Skilanglauf im Deutschen Skiverband betreut er aus medizinischer Sicht Sportler wie Victoria Carl, Katharina Hennig, Thomas Bing und Jonas Dobler. Zudem ist er als Verbandsarzt der Deutschen Triathlon Union tätig.