Die Sorge war groß und die Hoffnungen gering. Nun ist traurige Gewissheit, dass Laura Dahlmeier ihren Kletterunfall am pakistanischen Laila Peak nicht überlebt hat. Geborgen werden kann sie vorerst nicht.
Keine Hoffnung mehr
„Ich schlage ein paar Mal auf, falle kopfüber … Bin völlig machtlos. Eine mir unbekannte Angst durchschießt meinen Körper und ich schreie.“ So schrieb es Laura Dahlmeier in ihrem Buch „Wenn ich was mach, mach ich’s gscheid“ (2023) mit dem Untertitel: „Über Herausforderungen, die Freiheit in den Bergen und warum es wichtig ist, sein Ding durchzuziehen.“ Ein Satz, der auf die aktuelle Situation passt, der aber aus dem Jahr 2014 stammt, als sie beim Klettern mit ihrem Vater am Zugspitzmassiv verunglückte. Sie lernte daraus, dass man nicht „unsterblich“ ist und so glimpflich wie damals (Bänderriss im Sprunggelenk, Knöchelbruch sowie mehrere Prellungen) ging es diesmal nicht aus. „Wenn du beim Klettern einen Fehler machst, kannst du ums Leben kommen“. Auch das ist ein Satz aus ihrem Buch. Ob sie wirklich einen Fehler machte oder ob eine unglückliche Verkettung von Umständen die Steinschläge, die durch den Klimawandel immer häufiger wurden, auslösten, ist bisher nicht bekannt. Aber inzwischen teilte ihr Management der dpa mit, dass Laura Dahlmeier ihr Bergunglück nicht überlebt hat.
„Vom sofortigen Tod ist auszugehen“
„Auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Hubschrauber-Überflug und der Schilderungen der Seilpartnerin zur Schwere der Verletzungen ist vom sofortigen Tod Laura Dahlmeiers auszugehen“, teilt das Management mit. Ihre Seilpartnerin Marina Krauss habe über viele Stunden versucht, Dahlmeier zu bergen. Das sei aber in dem schweren Geländes und wegen des weiter anhaltenden Steinschlags unmöglich gewesen. Nachdem sie außerdem keine Lebenszeichen mehr erkennen konnte, entschied sie sich während der Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg. Es sei es Dahlmeiers „ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille“ gewesen, dass keine Person sein Leben riskieren dürfe, um sie zu bergen, heißt es in der auf Instagram nachzulesenden Pressemeldung. „Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren. Die Bergung des Leichnams ist für die Rettungskräfte unter den aktuell vorherrschenden schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar.“ Laura Dahlmeiers Körper verbleibt also zumindest vorerst an dem Berg, an dem ihr Leben ein viel zu frühes Ende fand.
Familie verliert „großartigen Menschen“
Nun trauert die Sportwelt um eine große Sportlerin, die im Biathlon alles erreicht hat und darum früh ihre Karriere beendete, und um einen bodenständigen und zurückhaltenden Menschen, der die Berge über alles geliebt hat. „Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen“, teilte die Familie mit, verbunden mit Dank an die Retter. „Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert. Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben.“ Dass der Tod bei Bergsteigern immer mitklettert, machte Marina Krauss mit einem Instagram Post im Dezember 2022 deutlich, der auch heute passend ist: „Der Tod! Er ist Teil des Spiels. Trotzdem redet man selten darüber. Wenn er dann da ist, reißt es einem den Boden unter den Füßen weg. Gerade wir Bergsteiger/innen fordern unser Glück öfter heraus als andere. Wirklich gut darauf vorbereiten kann man sich nicht. Meiner Meinung nach ist es aber hilfreich, sich vorher schon damit zu befassen und vor allem auch mit Familie und Freunden darüber zu reden, so dass es – wenn es passiert – nicht völlig aus dem Blauen heraus geschieht, denn das wäre wiederum etwas blauäugig.“