Ski-Trail Tannheimer Tal: Harter Kampf im Schneegestöber

Sigrun Hannes © Felgenhauer/NordicFocus

Wie oft haben wir schon über den Schneemangel geflucht und dabei betrübt einen Wettkampf nach dem anderen aus dem Kalender gestrichen. Anders am vergangenen Wochenende: Schneefall in den Tagen zuvor ermöglichte die Durchführung des Ski-Trails im Tannheimer Tal und Schneefall war auch der treue Begleiter über 50 Kilometer beim Skatinglauf am Sonntagmorgen. Und da ich stets die Erste bin, die sich über zu wenig Schnee beklagt, habe ich mir geschworen, die Letzte zu sein, die sich über zu viel davon aufregt. Und so ging’s dahin im Schneegestöber auf der langen Distanz durch das herrliche Tannheimer Tal. Der knackige Anstieg nach Oberjoch blieb uns erspart, die Strecke war um circa fünf Kilometer verkürzt worden und führte uns entsprechend schon etwas früher auf den Weg zurück ins Stadion und weiter in Richtung Haldensee. Aufgrund der tiefen Spur war auch der entschärfte Kurs anspruchsvoll genug und die nach vorn gebeugte Haltung der Läufer um mich herum zeigte deutlich, dass sich hier keiner unterfordert fühlte.

Im Blindflug und doch im Flow

Nachdem ich die ersten zehn Kilometer hochmotiviert und zügig angegangen war, fragte ich mich, wie das die folgenden 40 Kilometer noch gutgehen sollte. Eingerahmt in einer flotten Gruppe, fällt es dann aber auch schwer, sich zurückfallen zu lassen, um dann langsamer, aber genauso kräftezehrend im Wind zu laufen. Man hat’s nicht leicht mit diesen wichtigen Entscheidungen, die in diesem Moment die Welt bedeuten und die einem auch leider keiner abnehmen kann. Es hat sich dann glücklicherweise ein Mittelweg ergeben, da es meinem Vordermann wohl ebenso erging wie mir. Er nahm etwas Tempo heraus und ich hatte trotzdem noch meine Lokomotive. Na wer sagt’s denn. „Läuft doch!“, dachte ich mir, genau in dem Moment, als ich in der Abfahrtshocke einen Stock ins Gesicht bekam und sich ein Brillenglas in den Tiefschnee verabschiedete. Hilft nichts, Augen zu und durch!

Durchbeißen lautet die Devise

Zeitsprung auf die letzten Kilometer (der Abschnitt dazwischen lässt sich kurz mit folgenden drei Adjektiven zusammenfassen: zäh, kurzsichtig, kräfteraubend. Und im Übrigen ohne jegliche Kilometerangaben, was die Renneinteilung enorm erschwerte): Inzwischen hatten mir die Zuschauer zugerufen, dass ich als zweite Frau im Feld unterwegs sei. Das motivierte mich unglaublich, löste aber auch eine gewisse Verfolgungsangst vor der Dritten aus… Kurz, dank verschiedener Läufer in deren Windschatten ich mich gut mitziehen lassen konnte, gelang es mir tatsächlich den Platz zu halten. Und endlich, viele isotonische Getränke später, bog ich ins Zielgelände ein und zog unter den amüsanten Kommentaren des Stadionsprechers die letzte Schleife. Nach drei Stunden und zwei Minuten überquerte ich die Ziellinie und wie das immer so ist: Umgezogen und aufgewärmt waren die Strapazen im Nu vergessen. Ich freute mich über den gelungenen Lauf sowie auf das kommende Wochenende, wenn es beim König-Ludwig-Lauf in Oberammergau schon wieder ernst wird.