Einar Hedegart zeigte allen Spezialisten, dass auch ein Biathlet alle anderen hinter sich lassen lassen und machte seine Ambitionen auf einen Olympiaticket klar.
Hedegart knapp vor Ree
Dass Biathleten im Langlauf Weltcup gewinnen, kam immer mal vor. Man denke an prominente Namen wie Ole Einar Bjørndalen (2006) oder Lars Berger (Weltmeister 2007) oder Ronny Hafsås, der zuletzt 2009 als Biathlet einen Langlauf Weltcup gewann. Nun gehört also auch Einar Hedegart auf diese Liste, nachdem er als Biathlet kein Land mehr sah und nun als Langläufer zu den Olympischen Spielen will. Hat er mit dem Sieg das Ticket sicher? Bei der norwegischen Stärke unklar, denn es gibt insgesamt nur sieben oder acht Tickets für die norwegischen Herren, allerdings käme Hedegart in dieser Stärke trotz seiner Beschränkung auf die freie Technik nicht nur für den Einzelstart bei den Olympischen Spielen sondern auch für Staffel und Teamsprint in Frage. Im heutigen Rennen wurde es aber richtig eng mit seinem ersten Sieg, denn der 24-Jährige aus Framverran in der Gemeinde Inderøy an der Nordspitze des Trondheimfjords, was auch der Geburtsort von Petter Northug ist, lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Andreas Fjorden Ree, der ebenfalls aus Trøndelag kommt. Zu Beginn des langen Anstiegs der zweiten Runde lag Ree noch 5,6 Sekunden vorne, aber danach schrumpfte der Abstand immer mehr zusammen. Im Ziel lag Hedegart dann um 0,4 Sekunden vorn, was ihm ein strahlendes Lachen und Ree ein „fy faen“ entlockte, was wörtlich Pfui Teufel bedeutet, im Trønder Dialekt aber viele Gefühle ausdrücken kann und hier wohl als ein „verdammt, wie knapp!“ zu deuten ist. So jubelte Einar Hedegart, der in Lillehammer mit dem Langlauf Team Anlegg Øst trainiert, über seinen ersten Sieg im Langlauf, während Andreas Fjorden Ree weiter darauf wartet. „Das ist der beste Tag meines Lebens, davon habe ich so viele Jahre geträumt – und jetzt stehe ich hier! Das ist so surreal!“, so Hedegart, der mit der frühen Startnummer 28 etwas suchte, um sich die Zeit zu vertreiben. Der Livestream aus dem Leader’s Chair war aber keine gute Idee, wie ihm FIS Media Koordinatorin Synne Dyrhaug nach wenigen Minuten sagte: Das ist nämlich verboten. Nach der Siegerehrung wurde er noch in den Juryraum gerufen, aber nach fünf Minuten wurde entschieden, den 24-Jährigen nicht zu bestrafen.
Sieben Norweger vorne
Wieder zeigte sich, dass die Luft im Kampf um die wenigen Startplätze bei den Olympischen Spielen dünn ist und sieben Norweger belegten die ersten sieben Plätze. Damit haben sie bei dieser Mannschaftsstärke aber noch längst kein Ticket sicher und für einige der großen Namen könnte es eng werden, wenn sie nicht zu diesen Athleten auf den ersten Plätzen gehören. Gute Form bewies aber wieder Martin Løwstrøm Nyenget, der auch in seiner schwächeren Technik hinter den beiden Trøndern das Podium komplettierte. Emil Iversen fehlten 1,3 Sekunden zum erneuten Podium, aber ob Platz drei und vier reicht, um aus der nationalen Gruppe ins Team für Davos aufzurücken, muss man abwarten. Harald Østberg Amundsen wurde Fünfter vor Iver Tildheim Andersen und Johannes Høsflot Klæbo. Nicht zu diesen sieben Norwegern gehörte Mattis Stenshagen als Zwölfter, der aber in Davos noch einen Freiplatz hat, vor dem 20-jährigen Lars Heggen bei seinem heute dritten Weltcuprennen. Für Simen Hegstad Krüger und Jan Thomas Jenssen als 17. und 18. mit fast einer Minute Rückstand könnte es bald eng werden im Team.
Vermeulen diesmal guter Zehnter
Best of the rest hinter all den Norwegern war diesmal der Finne Arsi Ruuskanen, der wie Niko Anttola (15.) die Fahnen hochhält im finnischen Team, wo Iivo Niskanen gestern wegen Rückenbeschwerden zurückfiel. Platz neun ging an den 22-jährigen Martino Carollo, der seiner Freundin Maria Gismondi kaum etwas nachstand. Allerdings war es für ihn keine persönliche Bestleistung, denn in Ruka war er schon Achter. Mika Vermeulen kam diesmal als Zehnter ins Ziel, nachdem er auf der zweiten Runde viel Zeit verloren und von Platz vier auf zehn zurückgefallen war. Im Ziel feierte er dennoch mit seinem Freund Einar Hedegart, der Mitte November zu Gast in seinem Podcast „Skirious Problems“ war. „Im Prinzip war das heute von mir mein derzeitiges Standardniveau. Es war am Ende nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut und man könnte es blöd gesagt ein „0815-Rennen“ nennen. Die anderen sind einfach auch alle stark, trainieren auch das ganze Jahr und versuchen immer alles herauszuholen. Auf diesem Niveau muss man einfach auf einen Tag hoffen, an dem absolut alles zusammenpasst und dann kann es auch ganz nach vorne gehen“, sagte Mika Vermeulen nach dem Rennen. Als zweiter Österreicher überzeugte der Mauracher Benjamin Moser als 20. und sagte: „Ich hatte heute ein super Tag und muss mich vor allem bei unserem Service-Team bedanken, denn mein Material war heute wirklich gewaltig. Ich bin einfach sehr zufrieden, konnte die erste Runde gemeinsam mit einem starken Franzosen laufen und mir damit ein paar Kräfte sparen. Auf der zweiten Runde habe ich dann einfach noch einmal alles gegeben.“ Alexander Brandner verlor als 62. fast zwei Minuten, Erik Engel und Michael Föttinger wurden mit drei Minuten Rückstand 86. und 87.
Halbe Norm für Flo Notz
Endlich gibt es auch Zählbares bei den deutschen Herren: Florian Notz sicherte sich nach einem guten Rennen und Platz 14. die halbe Olympianorm. In der zweiten Rennhälfte konnte sich der 33-jährige Schwabe noch deutlich steigern von Platz 21 auf die 14, was im letzten Jahr bei ihm nicht oft vorkam. „Es war ein sehr schnelles Rennen mit schnellen Bedingungen. Zehn Kilometer Einzelstart ist eh immer alles eng zusammen, wo wirklich jede Sekunde zählt. Die letzten Jahre habe ich bei den zehn Kilometer Einzelstart meistens am Anfang zu viel Zeit verloren, um am Ende Richtung Top15 schielen zu können. Da habe ich ein bisschen dran gearbeitet. Heute ging es mir von Anfang bis Ende sehr gut. Ich bin gut ins Rennen reingekommen und hintenraus habe ich mich noch richtig richtig gut gefühlt und konnte dann nochmal ein paar Sekunden herauslaufen. Da habe ich dann nochmal den Iversen erwischt und konnte gut gegenhalten“, freute sich Florian Notz und erzählte weiter: „Wir haben es dann bei den Technikern im Truck verfolgt, es war sehr spannend und nervenaufreibend, ob es reicht für die Top15 oder nicht. Hintenraus kommen dann ja doch oft noch welche. In einem Olympiawinter bedeutet ein Top15 Platz immer die Welt. Ich bin sehr zufrieden, dass es hier oben in Norwegen schon geklappt hat.“ Friedrich Moch näherte sich als 19. zumindest der Teilnorm an. Der früh gestartete Anian Sossau-Daubermann wurde 34. mit etwas mehr als einer Minute Rückstand. Janosch Brugger kam als 51. mit 90 Sekunden Rückstand ins Ziel und Sprinter Jan Stölben wurde 58. und landete somit noch vor Lucas Bögl, der sich laut Trainer Michael Bonfert eigentlich gut fühlt, aber trotzdem deutlich hinter den Erwartungen bleibt.
Klee wieder in Top30
Bester Schweizer war wie schon gestern Beda Klee auf Platz 26 mit knapp einer Minute Rückstand. Candide Pralong musste sich mit Rang 55 begnügen und Antonin Savary wurde 60. Jason Rüesch musste erkrankt auf einen Start verzichten.
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