Langlauf Kurznews: Plötzliches Karriereende, gesundheitliche Probleme und weitere Karriereplanung - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Kurznews: Plötzliches Karriereende, gesundheitliche Probleme und weitere Karriereplanung

Helene Marie Fossesholm (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Völlig überraschend hat Helene Marie Fossesholm ihre Karriere kurz vor dem Saisonstart für beendet erklärt, während Anja Weber überlegt, wie es nach den Olympischen Spielen weitergehen soll. Maja Dahlqvist ist nicht so fit wie sie es Anfang Oktober gerne wäre und auch Andrew Musgrave, Remi Lindholm und Lucas Chanavat mussten Rückschläge verkraften.

Andauernde Motivationsprobleme

Wenige Wochen vor dem Saisonstart hat Helene Marie Fossesholm entschieden, ihre sportliche Karriere nicht fortzusetzen. Das kommt für uns Zuschauer völlig überraschend, hat sich für Helene selbst aber seit Längerem angekündigt. „Ich habe schlechte Nachrichten zu teilen, ich habe beschlossen, meine Karriere zu beenden“, schrieb sie in ihrem langen Instagram-Post, in dem sie auch die Bilder ihrer Karriere teilt. Zu den Beweggründen sagt die 24-Jährige: „In den letzten Monaten ging es mit der Motivation immer auf und ab, wobei die Tiefs überwogen. Meine Hoffnung war immer, dass das vorbeigeht und die Motivation zurückkommt. Leider hat es nicht geholfen, sich die Zeit zu nehmen. Ich spüre eine größere Sehnsucht nach anderen Dingen. Wenn die Motivation es nicht zulässt, dann fühlt es sich nicht richtig an weiterzumachen. Wohlbefinden und Glück sind immer das Wichtigste.“ Die Ankündigung schockte auch ihre Teamkollegen, ihre gute Freundin Heidi Weng brach in Tränen aus und auch Trainerin Marit Bjørgen sagte: „Ich habe das nicht kommen sehen. Ich dachte, sie sei eine Kandidatin für die Olympischen Spiele. Das ist so schade.“ Helene Marie Fossesholm galt als großes Talent, hatte aber immer wieder gesundheitliche Probleme. Als 14-Jährige musste sie sich einer Hormonbehandlung unterziehen, weil sie viel zu klein für ihr Alter war. Dadurch erreichte sie noch ihre heutige Körpergröße von 151 Zentimeter. Nach ihrer Ankunft im Weltcup bremsten sie ein Übertraining aus und im letzten Jahr eine schwere Knieverletzung. Dennoch kann sie nun auf dreimal Gold und zweimal Silber bei Junioren-Weltmeisterschaften zurückblicken und gewann WM-Gold mit der norwegischen Staffel im Jahr 2021 und wurde im selben Jahr WM-Sechste und Achte. Ebenfalls im Jahr 2021 stand sie einmal als Zweite auf einem Weltcuppodium. Im letzten Jahr schien sie nach der Knieverletzung wieder auf dem Weg nach vorn zu sein, aber nun fehlt die Motivation. Vielleicht findet sie ihre Zukunft ja auf dem Mountainbike, was sie immer nebenbei betrieb. Erst im Juni wurde sie Dritte bei den norwegischen Meisterschaften, vom Weltcupniveau ist sie mit dem Ergebnis aber weit entfernt.

Wie geht es nach Mailand weiter?

Eine andere Athletin denkt ebenfalls über ihre Zukunft nach: Anja Weber. Ein Karriereende hat die Schweizerin zwar noch nicht definitiv angekündigt, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es nach den Olympischen Spielen so kommen könnte. Grund dafür ist ihre zweite große Liebe, der Triathlonsport, wie sie kürzlich dem BLICK erzählte. Im letzten Winter hat sie unter Beweis gestellt, was alles möglich ist (auch eine WM-Medaille im Teamsprint mit Nadine Fähndrich), wenn man zweigleisig fährt und im Sommer Triathlon und im Winter Langlauf betreibt, auch wenn ihr immer wieder gesagt worden ist, sie müsse sich endlich entscheiden. Diese Entscheidung scheint dann im nächsten Sommer anzustehen, denn dann sind eigentlich die Olympischen Sommerspiele 2028 im Los Angeles das Ziel. Als Vollzeit-Triathletin oder weiter zweigleisig? Das scheint noch nicht festzustehen: „Momentan liegt meine Konzentration voll auf dem Langlaufsport und den Winterspielen. Aber es ist schon ein wenig seltsam, dass ich noch nicht weiß, was ich nächstes Jahr mache“, sagte die 24-Jährige. In der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele macht die Zürcher Oberländerin auf jeden Fall alles genauso wie im Vorjahr. „Reizen würde es mich schon, mal auszuprobieren, wie es ist, eine komplette Triathlon-Vorbereitung zu absolvieren“, sagte sie. Im Wasser und auf dem Velo sieht sie ihre Stärken, im Laufen ihre klare Schwäche: „Ich sehe hier schon noch viel Potenzial.“ Gleichzeitig wisse sie aber auch, dass ihr die letzte Langlauf-Saison „viele Türen aufgestoßen“ habe: „Ich bin zufrieden mit meiner Entwicklung und ich mag meine Rolle.“ Weil im Vorjahr der Aufbau vor der WM mit nur einer kurzen, rund eineinhalbmonatigen Triathlon-Saison so gut geklappt hat, kopierte sie heuer das Programm: „Ich habe in diesem Jahr für Olympia alles gleich gemacht. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, meinte sie im BLICK.

Dahlqvist besorgt über Formschwäche

Eigentlich gab es gute Nachrichten von Maja Dahlqvist. Nach der Saison will sie von Trondheim zurück nach Schweden ziehen und sucht ein Haus in Falun zusammen mit ihrem Freund Kevin Bolger, mit dem sie seit der Tour de Ski 2020/21 liiert ist, nachdem sie nach einem Tinder-Match beim ersten Corona-Weltcup in Ruka in engem Kontakt standen. Sportlich läuft es aber gerade nicht gut, wie sich beim Finale der Svenska Spel Summer Tour in Falun heraustellte. Als klare Favoritin gestartet kam die Lokalmatadorin nur als Vierte mit 50 Sekunden Rückstand auf Lisa Eriksson, die 22-jährige Cousine von Ebba Andersson ins Ziel. Wie sie später sagte, habe sie schon beim Aufwärmen Laktat in den Beinen gespürt und Probleme beim Atmen gehabt. Die Ursache ist möglicherweise das absolvierte Höhentraining. „Ich habe mich etwas schwindelig gefühlt, seit ich letzte Woche aus der Höhe kam. Hoffentlich war es nur ein schlechter Tag und nicht mehr“, sagte sie dem Expressen. Dahlqvist will nun abwarten, wenn es nur ein Tag ist, macht sie sich keine Gedanken darüber – sonst aber schon. Vor zwei Jahren hatte die 31-Jährige ähnliche Probleme im Herbst, die sich danndurch die ganze Saison zogen.

Grünes Licht für Karlsson und Svahn

Frida Karlsson und Linn Svahn haben beide schwere Zeiten hinter sich, können nun aber beide voll trainieren und freuen sich auf die ersten Wettkämpfe. Bei Frida Karlsson war (neben psychischen Problemen durch einen Stalker) der linke Fuß das Problem, dessen Beschwerden bis in die Leiste ausstrahlten. So musste sich die Schwedin deutlich zurücknehmen und konnte im Winter nicht so viele Rennen bestreiten wie geplant. Mit dem Titelgewinn über 50 Kilometer endete die Saison dann vorzeitig. Das soll nun im olympischen Winter alles anders werden. Die 26-Jährige ist beschwerdefrei und freut sich auf Wettkämpfe: „Der Plan ist es, im Winter Rennen zu bestreiten. Ich vermisse die Wettkämpfe über alles!“, so Karlsson im Aftonbladet. In Östersund traf sie nun ihre Freundin Linn Svahn wieder, die lange individuell trainiert hatte. „Das war aufregend, als wir heute Morgen ankamen. Wir haben schon so lange nicht mehr zusammen trainiert. Wir beide lieben das so sehr!“ Wie vor einigen Wochen veranschlagt, konnte Linn Svahn nun also tatsächlich wieder voll ins Training einsteigen, nachdem sie fünf Monate lang durch ihre Gehirnerschütterung und Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule nach dem Sturz auf der Eisplatte in Trondheim gehandicapt war. Die 25-Jährige erzählte im Interview, die ersten sieben oder zehn Tage nach dem Sturz habe sie 20 Stunden täglich geschlafen und sich viel übergeben. Aber die Zeiten sind nun vorbei und auch Linn Svahn blickt zuversichtlich nach vorne.

Musgrave mit blutigem Trainingsunfall

Einen Trainingsunfall im Trainingslager in Torsby erlitt Andrew Musgrave und Schuld war sein Kindheitsfreund Andrew Young. Musgrave wollte seine Armkraft trainieren und befestigte wie gewohnt sein Ercolina Armkraftzuggerät an der Tür. Das klappt normalerweise perfekt – aber diesmal nicht. „Niemand ist dumm genug, die Tür zu öffnen, wenn man das Gerät benutzt. Das Gerät macht so einen Lärm und die Befestigung ist über der Tür zu sehen“, erklärte der 35-Jährige auf Strava, wo er sein Malheur erklärt. Diesmal öffnete aber Andrew Young trotz des Lärms die Tür. „Dadurch bekam ich das massve Metallteil direkt auf meinen Kopf“, sagte er und fügte hinzu: „Ich habe meinen Ärger wie ein kleines Kind herausgeschrieen und dann habe ich mich umgedreht, meinen Kopf gehalten und dachte, ich muss sterben. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es nicht so ist und ich eine Mücke zum Elefanten mache“, nahm ‚Muzzy‘ den Unfall mit Humor. „Als ich aufstand, merkte ich dann aber, dass ich ziemlich stark blute. Damit wurde mir dann klar, dass ich doch nicht eine so große Drama-Queen bin. Um das Ganze abzurunde, entschied ich mich, dass es das Beste ist, den Übeltäter laut anzuschreien, was er doch für ein Idiot ist.“ Obwohl er sich sicherlich zu der Platzwunde auch eine schwere Gehirnerschütterung zuzog, ging der Schotte nicht zum Arzt, weil er seine Krankenversicherungskarte zu Hause in Trondheim vergessen hatte. „Ich entschied, der einfachste Weg, mit diesem Defizit umzugehen war, nicht ins Krankenhaus zu gehen“, sagte er. Hoffentlich rächt sich das nicht in der Saison…

Erneuter Schock für Lindholm

Für den eigentlich sehr trainingsfleißigen Remi Lindholm verlief die Off-Season alles andere als nach Plan. Bei seinen intensiven Einheiten im Frühjahr mit oftmals mehr als 50 Trainingsstunden pro Woche zog sich der Finne einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein zu, dem Wirbelsäulenabschnitt oberhalb des Steißbein. Nach monatelanger Reha war die Verletzung geheilt, aber dann begannen die Schmerzen im September wieder. „Ich ging zum MRT und der Doktor sagte, dass das rechte Kreuzbein gut verheilt ist, aber nun gibt es eine Fraktur auf der linken Seite“, erzählte er dem Ilta Sanomat. Er musste sich zwei Wochen komplett schonen, kann aber inzwischen wieder vorsichtig radfahren, an der Beinpresse trainieren und „leichtes Training“ im Kraftraum absolvieren. Des Weiteren steht bei dem 27-Jährigen der Verdacht auf Zöliakie im Raum, was Muskelschwäche verursachen kann. „Das ist eine mögliche Ursache. Ich lebe nun seit vier Wochen glutenfrei.“ Insgesamt hat er eine schwere Zeit hinter sich, denn wie er selbst sagt, kann man in Vuokatti „nicht viel mehr tun als zu trainieren“. Neue Hobbys hat er in seiner Zwangspause nicht gefunden, er ist TV-Serien überdrüssig geworden und hat sich dem Videostudium seiner letzten Wettkämpfe verschrieben, um die Zeit zumzukriegen. „Abends gehe ich immer in die Sauna, aber das kann man auch nicht den ganzen Tag machen.“ Nächste Woche öffnen die ersten Loipen in Vuokatti, dann will er natürlich dabei sein. Die Ärzte geben grünes Licht, aber er sollte sich nicht gleich wieder übernehmen…

Chanavat muss weiter pausieren

Lucas Chanavat ist nach seinem Ermüdungsbruch im Schienbein im September weiter und auf unbestimmte Zeit zum Pausieren gezwungen. „Ich habe es zuerst beim Skirollern gespürt durch die Vibrationen. Das es tat zuerst nur leicht weh. Als ich dann das MRT hatte, konnten wir die Stressfraktur klar erkennen. Seitdem habe ich Pause. Ich habe versucht, etwas auf dem Rad zu fahren, um im Training zu bleiben, aber dabei habe ich Knieprobleme. Es kommt alles zusammen und macht Training unmöglich. So muss ich also abwarten bis zur Heilung und dann wieder durchstarten, wenn alles verheilt ist“, sagte er dem Nordic Magazine. Einen Termin für die Rückkehr ins Training gibt es nicht. „Das ist frustrierend, aber ich bin Verletzungen gewohnt, so dass ich weiß, dass Geduld das Wichtigste ist. Ich genieße es, mal zu Hause zu sein und mich zu erholen. Vielleicht mache ich noch einen Entspannungsurlaub. Die Fraktur braucht eine Menge Schonung und erst dann die Rückkehr ins Training.“ Trainer Thibaut Chêne ist der Meinung, dass Chanavat sich nach der Saison zu wenig Pause gegönnt hat.

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