Langlauf Weltcup Holmenkollen: Therese Johaug dominiert das letzte Rennen ihrer Karriere

Krista Parmakoski (FIN), Therese Johaug (NOR), Jonna Sundling (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Therese Johaug feierte beim Langlauf Weltcup in Oslo ihren fünften Sieg am Holmenkollen und ihren emotionalen Abschied als Langlauf-Profi. Krista Pärmäkoski und Jonna Sundling feierten die Norwegerin ebenfalls. Katharina Hennig wurde Fünfte vor Teresa Stadlober.

Wer fordert Therese in ihrem letzten Rennen?

Krista Parmakoski (FIN), Ebba Andersson (SWE), Teresa Stadlober (AUT), Therese Johaug (NOR), Heidi Weng (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Als absolute Topfavoritin startete Therese Johaug in ihr allerletztes Weltcuprennen, wie sie erst gestern bekannt gab. Heute ist Schluss, kein Weltcup in Falun mehr, der das offizielle Saisonende darstellt, da die FIS keinen Ersatz für Tyumen finden konnte. Dementsprechend stand sie auch sichtlich emotional an der Startlinie. Wer sollte Therese Johaug heute schlagen? Keine Russinnen am Start, keine formschwache Frida Karlsson, keine Jessie Diggins, deren Chancen im klassischen Stil aber auch nicht groß gewesen wären. Einzig Kerttu Niskanen musste man als Kontrahentin auf der Rechnung haben? Aber würde sie um den Sieg mitlaufen können? Würde Katharina Hennig nach den starken Vorstellungen in den letzten Wochen noch einmal den Sprung auf Podium schaffen? Gibt es sogar zwei Finninnen auf dem Podium mit Niskanen und Pärmäkoski oder sorgt Ebba Andersson für ein Podium mit drei unterschiedlichen Nationen?

Johaug zelebriert letztes Rennen

Therese Johaug (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Auf der ersten 1,8 Kilometer Schleife, bevor das erste Mal das Stadion passiert wurde, verhielt sich die Norwegerin ungewöhnlich defensiv und reihte sich hinter Kerttu Niskanen, Krista Pärmäkoski und Ebba Andersson ein. Kurz darauf erhöhte Therese Johaug zum ersten Bonussprint hin das Tempo, so dass sie sich mit fünf anderen Athletinnen absetzte. Nach den ersten fünf Kilometern ging es erstmals auf die 8,3 Kilometer-Runde, wo Johaug den Anstieg zum Frognerseteren erwartungsgemäß dazu nutzte, sich abzusetzen. Nach zwei Runden und 13,3 Kilometern lag ihr Vorsprung noch bei 23 Sekunden, was aber auch an ihrem Skiwechsel lag, auf den die Verfolgerinnen zu diesem frühen Zeitpunkt verzichteten. Bevor Therese Johaug auf ihre allerletzte Runde am Holmenkollen ging, lag ihr Vorsprung bei 1:20 Minuten auf die sieben Verfolgerinnen, die nun alle gemeinsam die Ski wechselten. Die letzten Kilometer waren eine einzige Jubelarie für die 33-Jährige, die sich nach der Anfeuerung von Helene Marie Fossesholm umdreht und ihr zuwinkt. Kurz darauf bei der letzten Stadionpassage 3,3 Kilometer vor dem Ziel jubelte ihr das gesamte Stadion inklusive Kronprinz Haakon zu und Johaug feiert mit. Schon sichtlich emotional erreicht sie das letzte Mal die Trainer im Stadion über dem Schießstand, wo sie nach einem prüfenden Blick über die Schulter gleich zwei große Norwegen-Flaggen in Empfang mit und sich auf ihrer letzten Zielgerade feiern lässt. Noch vor der Ziellinie bleibt sie lachend und weinend stehen und feiert. Inklusive aller Bonuspunkte unterwegs sammelte sie in ihrem letzten Rennen noch einmal 160 Weltcuppunkte. Weinend und mit brechender Stimme gibt sie ihr letztes Siegerinterview im Langlauf Weltcup: „Es ist sehr emotional. Ich habe hier begonnen 2011 mit meinem ersten Gold und jetzt ist es mein letztes Rennen. Wir hatten Sonnenschein und blauen Himmel wie auch 2011 und viele Zuschauer, die mich angefeuert haben. Ich bin so glücklich und zugleich auch so traurig, dass die Karriere nun zu Ende ist.“

Fünf Damen kämpfen ums Podium

Krista Parmakoski (FIN), Therese Johaug (NOR), Jonna Sundling (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Dahinter bildete sich eine siebenköpfige Verfolgergruppe mit Katharina Hennig, zu der auch Teresa Stadlober wieder aufschloss. Nicht dazu gehörte allerdings Ebba Andersson, die nach einem Stockbruch nach dem ersten Bonussprint etwa 20 Sekunden auf die Spitzengruppe verlor. Den Anschluss nach vorn konnte sie nicht mehr herstellen, sie fand sich in einer Dreiergruppe mit Charlotte Kalla und Rosie Brennan wieder, bis Kalla nach 16 Kilometern im Anstieg stürzte und nach Stockbruch zurückfiel. In Johaugs Verfolgergruppe bestimmten wie erwartet die Finninnen das Geschehen gefolgt von Jonna Sundling, Katharina Hennig, Marte Skaanes, Teresa Stadlober und Heidi Weng, die in den Anstiegen immer wieder um Anschluss kämpfen musste. Nach 20 Kilometern ließ sie wieder eine Lücke aufgehen und verschmähte auch das von Fossesholm angereichte Getränk, um vielleicht doch noch wieder heranzulaufen – was in der Abfahrt auch erneut gelang. Beim Skiwechsel konnte sich Krista Pärmäkoski mit einer ganz schnellen Wechselzeit aus der Gruppe absetzen, die zunächst völlig auseinanderbrach. Niskanen konnte wieder an ihre Teamkollegin heranlaufen und die Vorentscheidung schien gefallen: Platz zwei und drei würden die Finninnen unter sich ausmachen. Aber kurz darauf im Anstieg fanden fünf Athletinnen wieder zusammen, nur die Norwegerinnen schafften den Anschluss nicht mehr. Während die Kameras bei der jubelnden Therese sind, gelang es Krista Pärmäkoski, sich vor der letzten Stadionpassage aus der Gruppe zu lösen. Diesen Vorsprung konnte sie auf den letzten Kilometern halten und Platz zwei nach Hause laufen. Rang drei ersprintete sich Jonna Sundling, die damit das erste mal in einem Distanzrennen aufs Podium lief. Kerttu Niskanen übersprintete auf der Zielgeraden noch Katharina Hennig und wurde Vierte vor der Deutschen. Teresa Stadlober wurde Sechste, nachdem sie am Gratishaugen den Anschluss verloren hatte. Aus der Verfolgergruppe sicherte sich Rosie Brennan Platz sieben vor Marte Skaanes und Ebba Andersson. Heidi Weng konnte nicht mehr mitgehen und wurde Zehnte.

Hennig gute Fünfte, Gimmler 19.

Katharina Hennig (GER) © Thibaut/NordicFocus

Auf zum Saisonende ist die Form bei Katharina Hennig noch da. Sie zeigte ein sehr gutes Rennen in Johaugs Verfolgergruppe, wo sie sich teilweise vorne in der Gruppe aufhielt und teilweise auch weiter hinten. Am Ende fehlten im Zielsprint die Kräfte, um sich noch Kerttu Niskanen im Kampf um Platz vier zu erwehren. Dennoch ist ein fünfter Platz über 30 Kilometer klassisch am Holmenkollen ein Ergebnis, mit dem man sehr zufrieden sein kann. „Das war für mich heute wahnsinnig hartes aber auch tolles Rennen. Ich bin super glücklich über meinen fünften Platz. Ich hatte viele Höhen und Tiefen“, sagte Katharina Hennig und erklärte: „Ich habe schon in der ersten Runde gemerkt, dass mir das Angangstempo ein bisschen zu schnell war, deswegen habe ich bewusst ein bisschen Mut zur Lücke gehabt. Es ist dann ja auch wieder zusammengefahren und ich konnte dann so gut es ging Kräfte sparen im Windschatten. In der letzten Runde am höchsten Punkt habe ich dann doch ganz schön die Sternchen gesehen, aber ich wusste, dass ich unbedingt dranbleiben muss für die Abfahrt. Am Ende habe ich dann doch noch einmal die zweite Luft bekommen, wusste aber, dass ich am Berg wegkommen müsste, um aufs Podest zu kommen und das ist mir nicht ganz gelungen. Gegen eine Jonna Sundling auf der Zielgeraden war ich natürlich chancenlos.“Auch Laura Gimmler machte ein gutes Rennen, auch wenn sie am ersten Anstieg zum Frognerseteren das Tempo der ersten und zweiten Verfolgergruppe nicht mehr mitgehen konnte. Sie hielt sich den Rest des Rennens immer in der Gruppe ab Platz 19 auf und gewann den Sprint aus dieser Gruppe heraus. „Es war wie immer ein harter und langer 30er. Das Rennen ging sehr schnell los und ich habe nach den ersten 13 Kilometern gedacht, dass mir nun ein bisschen die Luft ausgeht. Dann habe ich mich auf einmal wieder ganz gut erholt, wir hatten super Material und dann konnte ich hintenraus noch einmal richtig angreifen. Ich habe mir wie geplant für die letzte Runde noch einmal einen frischen Ski geholt und dann habe ich mir gedacht, dass ich nun auch wieder an die Gruppe hin muss, wenn ich schon den Ski gewechselt habe“, so Laura Gimmler, deren Saison nicht ganz nach Plan verlief: „Ich hatte sehr wenig Wettkämpfe diesen Winter, gerade im Januar war ich ja noch mal zehn Tage krank, musste deswegen die Tour abbrechen, dann wieder langsam aufbauen und dann kam Peking für mich leider zu früh. Ich habe jetzt noch einmal eine gute Trainingswoche daheim eingebaut, bevor es nach Skandinavien ging und versuche nun einfach alles mitzunehmen, was jetzt noch kommt und Motivation fürs Sommertraining zu sammeln.“

Schneider: „Haben Federn gelassen“

Pia Fink (GER) © Thibaut/NordicFocus

„Das erwartet spannende Rennen um Platz zwei hat stattgefunden. Wir freuen uns, dass die Katharina da eigentlich bis auf die letzten Kilometer um diesen zweiten Platz mitgekämpft hat. Hintenraus hat es nicht ganz gereicht. Aber Platz fünf ist hier auf dem 30er eine sehr gute Leistung, über die wir uns alle gemeinsam freuen“, sagte Damen-Trainer Erik Schneider. Pia Fink war immer um Platz 30 unterwegs und verpasste den letzten Punkt schließlich knapp. Antonia Fräbel wurde 41. Katherine Sauerbrey gab das Rennen nach etwa 20 Kilometern um Platz 40 liegend auf. Sofie Krehl ging gar nicht erst ins Rennen. „Katherine musste das Rennen vorzeitig beenden, da hat die Energie ein kleines bisschen gefehlt, um hier über die volle Distanz zu kommen. Es war kräftezehrend, das was sich bei Olympia angedeutet hat, hat sich hier bestätigt. Im Vorfeld musste heute morgen die Sofie absagen, auch hier ein paar Anzeichen, dass die Gesundheit ins Wanken kommt nach den ganzen Belastungen der letzten Wochen. Wir haben ein bisschen Federn gelassen, freuen uns aber über den fünften Platz und auf einen weiteren sonnigen Tag am Holmenkollen“, erklärte Erik Schneider. 

Stadlober Sechste und Fähndrich 16.

Nadine Faehndrich (SUI) © Thibaut/NordicFocus

Teresa Stadlober zeigte bei ihrem sechsten Platz ein Rennen, in dem sie immer wieder um Anschluss kämpfen musste, kleine Lücken aber auch immer wieder zulief. Das war schon nach dem ersten Bonussprint der Fall, als sie nur 18. war, aber ihre zehn Sekunden Rückstand im ersten schweren Anstieg nach acht Kilometern wieder zugelaufen hatte. Nach einem sehr langsamen Skiwechsel nach 21,6 Kilometern hatte die Radstädterin sogar 15 Sekunden Rückstand auf die schnell wechselnde Pärmäkoski, schloss aber auch diese Lücke unter großem Krafteinsatz wieder, was vermutlich dazu führte, dass sie auf dem letzten Kilometer nicht mehr folgen konnte. „Dieser sechste Platz ist natürlich ein Wahnsinn und das hätte ich mir selbst nicht gedacht. Ich war die letzten Tage wirklich müde und bin mit keinen großen Erwartungen in dieses Rennen gegangen. Obwohl ich keinen optimalen Start erwischt habe, ist es dann viel besser gelaufen, als erwartet“, freute sich die Österreicherin. „Es hat mich in den ersten fünf Kilometern ziemlich nach hinten gespült und ich musste wieder einige Plätze gut machen, was auch einiges an Kraft gekostet hat. Etwa ab Kilometer Acht habe ich wieder den Anschluss an die Verfolgergruppe geschafft und konnte mich bis zum Schluss dort halten. Am Ende war ich dann allerdings richtig leer und blau. Der sechste Platz ist mein bestes Holmenkollen-Ergebnis und ich habe mich hier nach vielen Anläufen endlich einmal richtig wohl gefühlt. Das Material war wieder top und wir hatten wirklich eine Mega-Stimmung an der Strecke. Es war ein echtes Volksfest und es hat einfach richtig viel Spaß gemacht.“ Nadine Fähndrich als einzige Schweizerin versuchte auf den ersten Kilometern zusammen mit der Österreicherin die Lücke wieder zu schließen, musste für das hohe Tempo aber bezahlen. Sie reihte sich in eine Gruppe ein, die um Platz elf kämpfte, musste sich am Ende mit leichtem Rückstand aber mit Platz 16 begnügen. Grund dafür war auch ein Stockbruch in der letzten Runde.

=> Ergebnis 30 Kilometer KT Damen
=> Weltcupstand Damen

 

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