Langlauf Weltcup Oslo: Premierensieg für Nyenget am Holmenkollen, Cologna Neunter

Martin Loewstroem Nyenget (NOR) © Modica/NordicFocus

Im Klassik-Massenstart über 50 Kilometer am traditionellen Holmenkollen machten die Norweger den Sieg unter sich aus. Am Ende jubelte Martin Løwstrøm Nyenget vor Sjur Røthe und Didrik Tønseth. Dario Cologna beendete seine Weltcup-Karriere als Neunter.

Ausscheidungsrennen ohne viele Attacken

Francesco De Fabiani (ITA), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), Iivo Niskanen (FIN), Mattis Stenshagen (NOR), Perttu Hyvarinen (FIN), (l-r) © Modica/NordicFocus

Iivo Niskanen gegen die Norweger hieß es in erster Linie über 50 Kilometer am Holmenkollen, aber auch William Poromaa hatte nach seinem ersten Podium in Lahti natürlich Blut geleckt. Durch die Suspendierung der Russen nahmen heute nur drei der besten Zehn im Distanzweltcup teil und Iivo Niskanen konnte bereits im Distanzweltcup alles klar machen und vor Bolshunov die Spitze übernehmen: 100 Punkte gab es für den Sieg sowie unterwegs bis zu 90 Bonuspunkte bei sechs Zwischensprints. In der ersten 8,3 Kilometer langen Runde behielt der Finne alles unter Kontrolle und sorgte auch dafür, dass die 15 Bonuspunkte an ihn gingen. In Runde zwei überließ er zunächst Holund und Amundsen die Verschärfung des Tempos, sicherte sich dann aber die Punkte. Durch das hohe Tempo teilte sich das Feld und nur noch 19 Athleten gehörten nach 13 Kilometern noch zur Spitzengruppe, darunter Friedrich Moch und Dario Cologna, der heute sein letztes Weltcup-Rennen bestritt. Viele Läufer konnten aber zumindest in der zweiten Runde in den leichteren Abschnitten der Runde wieder aufschließen. Nach drei Runden war eigentlich ein Skiwechsel der gesamten Spitzengruppe erwartet worden, aber alle liefen durch – mit Ausnahme von Amundsen, der die zehn Sekunden Rückstand aber schnell wieder zulief. Zur Halbzeit des Rennens gehörten noch 21 Athleten zur Hauptgruppe.

Niskanens Krise nach Skiwechsel

Iivo Niskanen (FIN) © Modica/NordicFocus

Eine Runde später war Harald Østberg Amundsen der einzige Athlet, der auf den Skiwechsel verzichtete. Um den Norweger wieder einzuholen, wurde das Tempo verschärft und nicht alle konnten noch mithalten. Unter der Tempoarbeit von Niskanen waren am höchsten Punkt nur noch acht Athleten zusammen, Krüger, Cologna, Parisse und Moseby kämpften 15 Sekunden dahinter um Anschluss, konnten ihn aber nicht mehr herstellen. Das lag zum Teil auch an einem Sturz von Krüger, dem der Schweizer ausweichen musste und der bei seinem Sturz einen finnischen Volunteer umriss – beide blieben aber unverletzt. Etwa zur selben Zeit in Runde fünf ließ Iivo Niskanen im Anstieg plötzlich alle anderen Athleten vorbei. Hatte er eine Krise? Wollte er sich nur alle von anderen einmal aus der Nähe ansehen? In den folgenden Minuten stellte sich schnell heraus, dass der Finne wirklich Probleme hatte und immer wieder aus dem Windschatten herausfiel. Auch wenn er den Kontakt hielt, stand ihm nun noch eine schwere letzte Runde bevor.

Norweger feiern Dreifach-Sieg

Sjur Roethe (NOR), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), Didrik Toenseth (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nachdem zuvor lange Nyenget das Rennen anführte, erhöhte im Anstieg der finalen Runde Didrik Tønseth das Tempo gefolgt von Nyenget und Røthe. Nun hielt Niskanen den Kontakt, stattdessen bekamen Musgrave, Holund und vor allem Amundsen Probleme, bei dem sich nun der Skiwechsel eine Runde früher als die Kontrahenten rächte. Drei Norweger, Niskanen und Poromaa bildeten am höchsten Punkte noch die Spitze und kämpften um den Sieg. Nach der Stadionpassage vier Kilometer vor dem Ziel verschärften die Norweger das Tempo und setzten sich von Niskanen und Poromaa ab. Dabei wirkte Tønseth, als hätte er noch mehr Energie als die Teamkollegen, aber im Stadion gingen beide an ihm vorbei. Am Anstieg über den Schießstand kam Røthe ins Stolpern, reihte sich aber hinter Nyenget und vor Tønseth ein. Im Zielsprint konnte Skatingspezialist Sjur Røthe seinen jüngeren Landsmann nicht mehr einholen, so dass der 29-Jährige seinen ersten Weltcupsieg feierte: „Das ist das wichtigste Rennen für uns Norweger, gerade bei dem Wetter. Die ganze Familie ist da. Dieser Sieg bedeutet mir schon eine Menge. Es waren schwierige zwei Wochen für mich. Aber die Form war sehr gut. Ich habe versucht, so schnell wie möglich zu laufen und das reichte dann, um das Rennen zu gewinnen.“ Mit den „schweren Wochen“ spielt Nyenget auf den Tod seines Vaters vor zwei Wochen an, die Beerdigung fand erst vor zwei Tagen statt. Zweiter im prestigeträchtigen Rennen am Holmenkollen wurde Røthe vor Tønseth. Iivo Niskanen wurde Vierter vor William Poromaa. Der Finne muss nun hoffen, dass Johannes Høsflot Klæbo nächste Woche in Falun wegen seiner Corona-Infektion nicht mehr antritt – dann hat er die kleine Kristallkugel bereits vor dem Wochenende sicher. Wie er später sagte, wurde er im Rennen von Krämpfen geplagt. „Am Ende hatte ich Krämpfe in beiden Beinen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, dass alles gut ausgehen würde, aber ich konnte am Ende nicht mehr mein Ziel erreichen“, so Niskanen, der unbedingt gewinnen wollte, bei Yle.

Dario Cologna in letztem Rennen Neunter

Simen Hegstad Krueger (NOR), Haavard Moseby (NOR), Dario Cologna (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auch für Dario Cologna war das Rennen heute ähnlich emotional wie gestern für Therese Johaug. Er wird nächste Woche nicht mehr mit nach Falun reisen, sondern in der Heimat den Engadin Skimarathon bestreiten. Umso schöner, dass er sein 285. und letztes Weltcuprennen trotz seines Sturzes unter den besten Zehn beenden konnte. Er war der einzige deutschsprachige Athlet, der so weit vorne mithielt, nachdem alle anderen Schweizer und Deutschen vorher abreißen ließen und der Österreicher Mika Vermeulen wegen einer Corona-Infektion nach der U23-WM nicht starten konnte. Nach dem Sturz in Runde fünf liefen Cologna und Krüger wieder an ihre Gruppe heran und kämpften schließlich im Zielsprint mit Moseby und dem zurückgefallenen Amundsen um Platz acht. Im Ziel wurde er von seinem Team gebührend gefeiert und er ließ die Korken knallen. Vor vier Jahren hatte Cologna seine Karriere am Holmenkollen veredelt. Mit dem 26. und letzten Weltcupsieg beseitigte er den Fluch, der sich bei ihm über den 50er weniger einiger Stürze im dümmsten Moment gelegt hatte.

Nur Baumann noch in den besten 30

Jonas Baumann (SUI) © Modica/NordicFocus

Die meisten Weltcuppunkte eines Schweizers neben Dario Cologna sammelte am heutigen Tage Candide Pralong mit zwölf Punkten – aber nur, weil er in der ersten Runde vorne dabei war und beim Zwischensprint Zweiter hinter Niskanen wurde. Danach fiel der 31-Jährige weit zurück, so dass nur Jonas Baumann noch in die Punkte lief. In der zweiten Rennhälfte hatte er noch mehr Kräfte als einige seiner direkten Konkurrenten, so dass er sich noch auf Platz 23 nach vorne schob. Candide Pralong wurde 43. vor Beda Klee. Rang 49 ging an Cyril Fähndrich.

Moch bester Deutscher bei erstem Oslo-Start

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Für das deutsche Langlauf-Team endete der 50er am Holmenkollen mit nur wenigen Weltcuppunkten nach „durchwachsenen Rennen“. Durch die Tempoverschärfung in Runde zwei bekamen viele Athleten Probleme und konnten nicht mehr mit den Besten mitgehen, darunter auch Albert Kuchler und Janosch Brugger. Auch Jonas Dobler gehörte zu de Athleten, die bergauf zum Frognerseteren immer wieder eine Lücke aufgehen ließen. Wie Friedrich Moch, der bis dahin ohne größere Probleme mitlief, ließ er in der dritten Runde die Gruppe endgültig ziehen. Wie Herren-Trainer Janko Neuber später sagte, sei der erste Ski von Moch wohl nicht ganz so gut gewesen wie später der zweite, so dass er früh zu viele Kräfte ließ. Der 21-jährige Allgäuer hatte die Spitze im Stadion nach drei Runden zwar noch in Sichtweite, entschied sich dann aber schon zu einem Skiwechsel, der lange dauerte und seinem Rückstand auf 46 Sekunden vergrößerte – 30 Sekunden hinter Amundsen, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls wechselte. Im Laufe des Rennens büßte er noch viel Zeit ein und überquerte schließlich als bester Deutscher auf Rang 27 mit 5:30 Minuten Rückstand die Ziellinie. „Es war ziemlich hart, noch einmal härter, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war ja das erste Mal hier, aber es waren richtig coole Bedingungen und richtig schöne Strecken und auch die Stimmung war einzigartig, so habe ich das noch nie erlebt. Die haben auch jeden angefeuert, das war echt cool von Anfang bis Ende“, sagte Friedrich Moch, der weiter erklärte: „So ab der dritten Runde am höchsten Punkt, da ist es ganz schön hart geworden. Da musste ich hoffen, dass es noch irgendwie geht, aber dann habe ich es leider verloren. Ich hatte noch ein kleines Loch, wo es mir nicht so gut ging, aber ich habe mich dann noch einmal einigermaßen gefangen. Aber die letzte Runde war noch einmal sehr, sehr hart.“

Noch ein Punkt für Dobler

Jonas Dobler (GER) © Modica/NordicFocus

30 Sekunden später kam Jonas Dobler als 30. ins Ziel. Für ihn war unter anderem wegen eines Sturzes nicht mehr drin. „Es war ein hartes Stück Arbeit, aber es waren super Bedingungen gewesen. Es hat trotz allem Spaß gemacht, es macht immer Spaß, hier zu laufen, vor allem jetzt wieder mit Zuschauern. Ich habe schon vorher gesagt, was für die Alpinen Kitzbühel ist, ist für uns Oslo. Es ist immer etwas Besonderes, auch wenn es auf der Strecke sehr hart war für mich“, so Jonas Dobler. „Am Anfang habe ich mich sehr gut gefühlt, die Techniker haben einen sehr guten Job gemacht, die Ski waren top. Dann ist das Rennen so verlaufen, wie man es auch vorher hat erwarten können. In der zweiten und dritten Runde wurde Druck gemacht und dann muss man halt in der Spitzengruppe dabei sein. Da trennt es sich halt und leider hat es sich vor mir getrennt und nicht hinter mir. Da trennen sich dann die Top15 vom Rest des Feldes, das war so 100% vorhersehbar. Das habe ich heute nicht drauf gehabt, dass ich da mitgehe und dann habe ich mir noch diesen Punkt erkämpft.“ Albert Kuchler wurde in seinem ersten Renen am Holmenkollen 51. von 55 Athleten im Ziel. Auf den ersten Kilometern kam Kuchler nach einem Kontakt mit Remi Drolet zusammen mit dem Kanadier zu Fall, konnte aber vorerst wieder an die Gruppe heranlaufen. Dennoch sei da „konditionell neu einiges zu tun“, so Herren-Trainer Janko Neuber. Janosch Brugger gab das Rennen nach drei von sechs Runden mit über drei Minuten Rückstand auf. Der ursprünglich nominierte Lucas Bögl meldete sich über Social Media vom Telemarken. Er fühlt sich nach den Olympischen Spielen noch zu müde für einen 50er und bereitet sich auf Falun vor.

=> Ergebnis 50 Kilometer KT Massenstart
=> Weltcupstand Herren

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