Massenstart Holmenkollen: Therese Johaug läuft auf und davon

Ingvild Flugstad Oestberg (NOR), Therese Johaug (NOR), Anne Kylloenen (FIN), (l-r) © Laiho/NordicFocus

Im Massenstart über 30 Kilometer im klassischen Stil am Osloer Holmenkollen lief Therese Johaug allen auf und davon. Im Ziel trennten sie 3:46 Minuten von Ingvild Flugstad Østberg und Anne Kyllönen.

Vollgas vom ersten Meter

Therese Johaug (NOR) © Felgenhauer/NordicFocus

Kaum war der Startschuss von Regierungspräsidentin Erna Solberg gefallen, gab Therese Johaug ordentlich Gas. Schon im ersten Anstieg konnte sich die Topfavoritin absetzen, nach zehn Kilometern lag der Vorsprung bereits bei annähernd zwei Minuten. Als Therese nach 13,3 Kilometer nach ihrem (bei den Damen einzig möglichen) Skiwechsel das Stadion verließ, begegnete ihr die Verfolgergruppe am Stadionausgang – da die Gruppe fast komplett die Ski wechselte lag der Abstand zu diesem Zeitpunkt bei fast zweieinhalb Minuten. Vier Damen verzichteten in dieser Runde auf den Wechsel – darunter Steffi Böhler, die zu diesem Zeitpunkt mit 2:07 Minuten Rückstand an zweiter Stelle lag. „Ich denke, das war im Moment vielleicht nicht die beste Entscheidung, nicht zu wechseln. Vielleicht will sie vor der letzten Runde wechseln. Es wäre gut, wenn sie dranbleiben könnte“, sagte Torstein Drivenes während des Rennens. Bald war die Deutsche aber wieder eingeholt und sie merkte schnell, dass der ausgelassene Skiwechsel ein Fehler war und der Ski im Anstieg zum Frognerseteren deutlich nachließ, so dass sie kurz vor dem höchsten Punkt den Anschluss verlor.

Gruppe zerfällt auf der letzten Runde

Ingvild Flugstad Oestberg (NOR) © Laiho/NordicFocus

Die Verfolgergruppe weit hinter Therese Johaug blieb lange zusammen und wurde nur langsam kleiner. Im letzten Anstieg zum Frognerseteren musste aber eine Athletin nach der anderen die Konkurrenz ziehen lassen. An der Kehre am höchsten Punkt kristallisierte sich Ingvild Flugstad Østberg im dichten Nebel als erste Verfolgerin heraus, einige Sekunden dahinter lief Anne Kyllönen ebenfalls allein auf Platz drei. Alle anderen der ehemaligen Gruppe hatte zu diesem Zeitpunkt schon etliche Sekunden kassiert.

Therese Johaug gewinnt mit fast vier Minuten Vorsprung

Therese Johaug (NOR) © Felgenhauer/NordicFocus

Auf den letzten zehn Kilometern veränderte sich Therese Johaugs Vorsprung nicht mehr viel, die Norwegerin konnte verwalten und war im Ziel kaum erschöpft. Sie küsste den Ski, und lief sofort weiter in die Leaders Box. Mit ihrer Endzeit von 1:24 Minuten war sie nur rund zwei Minuten langsamer als die Zeit nach 30 Kilometern von Martin Johnsrud Sundby, sie gewann mit dem größten Vorsprung aller Zeiten. „Ich musste mich trotz meines großen Vorsprungs weiter konzentrieren auf meine Technik. Daran habe ich in der letzten Woche noch gearbeitet. Das war mein Saisonziel neben der Tour de Ski, hier zu gewinnen. Mein Material war sehr gut, ich habe mich gut gefühlt und bin gar nicht müde“, sagte Therese. „Bei den norwegischen Meisterschaften war ich ein bisschen krank, ein paar Tage im Bett zu liegen, war vielleicht gar nicht so schlecht.“ Im Ziel wartete sie auf ihre Teamkollegin Ingvild Flugstad Østberg, die mit 3:46 Minuten Rückstand Zweite wurde. Eine halbe Minute später jubelte Anne Kyllönen laut und ausdauernd über den dritten Platz. „Es war ein unglaublicher Tag, der beste 30er meines Lebens! Ich hatte tolle Ski. Nach Nove Mesto war ich ein bisschen krank, so dass ich nicht wusste, wie mein Körper reagieren würde. Als Ingvild attackierte, habe ich versucht dranzubleiben und dann um den dritten Platz gekämpft“, sagte die Finnin. Vierte wurde Heidi Weng vor Laura Mononen sowie Charlotte Kalla. Krista Pärmäkoski wurde Siebte gefolgt von Ragnhild Haga und Masako Ishida. Justyna Kowalczyk hielt sich lange sehr gut, nachdem sie nach acht Kilometern schon aus der Gruppe zurückgefallen war, und wurde Zehnte noch vor Kerttu Niskanen, die zu Beginn der letzten Runde noch mit ihren drei Teamkolleginnen das Tempo gemacht hatte.

Aufholjagd nach spätem Skiwechsel schlägt fehl

Stefanie Böhler (GER) kämpft im Ziel gegen einen Krampf im Trizeps © Felgenhauer/NordicFocus

Steffi Böhler musste für den ausgelassenen Skiwechsel im weiteren Rennverlauf büßen und verlor bis zu ihrem Skiwechsel nach 21,6 Kilometern eine Minute auf die Gruppe. Auch mit einem neuen Ski gelang ihr die Aufholjagd nicht mehr. Die Schwarzwälderin verlor auf das Ende der ehemaligen Gruppe nichts mehr, auf Østberg jedoch noch mehr als eine weitere Minute. Mit sechs Minuten Rückstand auf Johaug überquerte sie schließlich als 13. die Ziellinie. „Ein Rennen mit Höhen und Tiefen, aber am Ende mit dem 13. Platz „mittelmäßig“ zufrieden. Mal schauen ob meine Arme heute Nacht schlafen wollen nach einigen Krampfattacken!“, meinte sie später. Wie Steffi Böhler war auch Nicole Fessel durch das hohe Anfangstempo bereits auf der ersten großen Runde aus der Verfolgergruppe zurückgefallen. Während Böhler der Anschluss kurz vor dem Stadion und der ersten Skiwechselmöglichkeit wieder gelang, konnte Nicole Fessel nicht mehr aufschließen. Sie musste ihr eigenes Rennen laufen, lange Zeit zusammen mit Teresa Stadlober, die ebenfalls heute nicht so gut wie erhofft mithalten konnte. Noch vor den beiden erreichte Nathalie von Siebenthal als sehr gute 15. das Ziel, die Schweizerin war noch bis Kilometer 20 mit der Verfolgergruppe mitgelaufen. Für Nicole Fessel steht mit 90 Sekunden Abstand auf Steffi Böhler der 17. Platz zu Buche. Teresa Stadlober büßte auf den letzten vier Kilometern deutlich Plätze ein und wurde 24., obwohl sie nur 15 Sekunden langsamer war als Nicole Fessel.

=> Resultat 30km Massenstart Holmenkollen