Weltcup Langlauf und Nordische Kombination in Oslo: Nordisches Aufeinandertreffen am Holmenkollen

Langlauf Weltcup in Oslo (NOR) © Modica/NordicFocus

Nachdem sich erst letzte Woche Langläufer, Nordische Kombinierer und Skispringer in Lahti trafen, bestreiten sie auch am zweiten März-Wochenende wieder ihre Weltcups gemeinsam. Langläuferinnen und Langläufer bestreiten je 50 Kilometer, für die Kombiniererinnen geht es schon am Donnerstag los.

Holmenkollen Skifest über der norwegischen Hauptstadt

Norwegische Fans © NordicFocus

Kurz vor dem Saisonende treffen sich die drei nordischen Sportarten zum dritten Mal in dieser Saison am selben Weltcuport, diesmal am Osloer Holmenkollen. In der größten Stadt des Landes, gelegen direkt am Meer am Oslofjord, leben etwa 700.000 Einwohner im Stadtgebiet sowie insgesamt 1,5 Millionen Menschen in der Metropolregion. Der Holmenkollen ist der 371 Meter hohe Hausberg Oslos, nach dem auch die Skisprungschanze benannt ist. Zum 132. Mal wird das Holmenkollen Skifest in der norwegischen Hauptstadt ausgetragen, das seit 1892 nur achtmal Mal ausfiel: 1898 wegen Schneemangel, 1941-45 wegen des Zweiten Weltkrieges, 2009 wegen Umbauarbeiten und 2021 wegen der Corona-Pandemie. Der Veranstalter erwarten mindestens 20.000 Zuschauer, die vor allem im Rennen über 50 Kilometer lautstark die Läuferinnen und Läufer anfeuern werden – auch wenn Anfang der Woche erst 6000 Tickets verkauft waren. Natürlich ist auch die Polizei gerüstet, um alkoholisierten Zuschauern oder möglichen weiteren Attacken von Umweltaktivisten wie bei anderen skandinavischen Weltcups, Sportveranstaltungen allgemein oder zuletzt beim Vasaloppet Herr zu werden. „Wir haben den wachsenden Trend beobachtet, dass Klimaaktivisten Sportveranstaltungen stören wie zuletzt beim Vasaloppet. Dieses Jahr wird eine große Zahl von Polizisten vor Ort sein, um die Sicherheit von Sportlern zu Zuschauern zu gewährleisten“, kündigte OK-Chef Stefan Marx an. König Harald V wird selbst nicht bei den Wettkämpfen am Holmenkollen vor Ort sein, nachdem der 87-Jährige auf einer Malaysia-Reise Herzprobleme bekam und ein Schrittmacher implantiert wurde. Er wird von seinem Sohn Kronprinz Håkon, Königin Sonja und Kronprinzessin Mette-Marit vertreten. Auch die Enkel Prinzessin Ingrid Alexandra und Prinz Sverre Magnus und sowie seine Schwester Prinzessin Astrid haben sich angekündigt. 

Nordische Kombination: Damen und Herren am Start

Gyda Westvold Hansen (NOR) gewann im letzten Jahr den King's Cup in Oslo.
Gyda Westvold Hansen (NOR) gewann im letzten Jahr den King's Cup in Oslo. © Thibaut/NordicFocus

Drei Wettkämpfe an vier Tagen stehen für die Nordischen Kombinierer in Oslo auf dem Programm. Den Auftakt machen die Damen bereits am Donnerstag Abend mit ihrem Wettkampfsprung. Sie springen von der Normalschanze (HS 106), dem Midtstubakken, der nur wenige Meter außerhalb der Holmenkollen Skiarena liegt. Der Grund für diesen frühen Termin ist logistischer Art; die übertragenden TV-Sender benötigen den Freitag für den Umbau der Sendeanlagen von der Normal- auf die Großschanze (HS 134). Von dieser springen die Herren sowohl am Samstag als auch am Sonntag. Im Unterschied zu den Damen tragen sie an beiden Tagen jeweils einen Gundersen-Wettbewerb über zehn Kilometer aus. Der Lauf der Damen über fünf Kilometer findet am Samstag statt. Zusätzlich zum Tagessieg geht es am Samstag auch um den legendären King’s Cup, der traditionell von einem Mitglied der königlichen Familie überreicht wird.

Hagen vor erstem Gesamtsieg

Ida Marie  Hagen (NOR) könnte ihren ersten Gesamtweltcup gewinnen.
Ida Marie  Hagen (NOR) könnte ihren ersten Gesamtweltcup gewinnen. © Authamayou/NordicFocus

Während der Gesamtsieg bei den Herren bereits seit Otepää feststeht – Jarl Magnus Riiber (NOR) sicherte sich den Titel bereits zum fünften Mal, ist das Rennen bei den Damen noch offen. Bei noch drei ausstehenden Weltcups könnte sich Ida Marie Hagen (NOR) zum ersten Mal den Gesamtweltcup sichern. 120 Punkte Vorsprung trennen sie derzeit von ihrer ersten Verfolgerin, Gyda Westvold Hansen (NOR). Bei den Herren kehrt Riiber in den Weltcup zurück, nachdem er das Wochenende in Lahti (FIN) ausgelassen hatte. Seine größten Konkurrenten dürften die Österreicher Johannes Lamparter und Stefan Rettenegger sein, die zuletzt in Lahti einen Doppelsieg gefeiert hatten. Aber auch Riibers Landsmann Joergen Graabak und Kristjan Ilves (EST) präsentierten sich zuletzt in starker Form.

12 DSV-Athleten in Oslo

Johannes Rydzek (GER) ist in Oslo wieder am Start.
Johannes Rydzek (GER) ist in Oslo wieder am Start. © Volk/NordicFocus

Fünf Damen und sieben Herren schickt der Deutsche Skiverband an den Holmenkollen. Bei den Damen hat sich Ronja Loh mit ihrer Bronzemedaille bei der Junioren-WM in Planica (SLO) einen persönlichen Startplatzim Weltcup verdient. Sie ergänzt Jenny Nowak, Nathalie Armbruster, Svenja Würth und Maria Gerboth. Die deutschen Kombiniererinnen, die zuletzt drei Wochen Wettkampfpause hinnehmen mussten, verbrachten zuletzt bereits einige Tage in Lillehammer zum Training, wo sie mit den starken Norwegerinnen trainierten. Bei den Herren kehrt Johannes Rydzek nach überstandener Viruserkrankung wieder in den Weltcup zurück. Mit dabei sind ebenfalls Manuel Faißt, Vinzenz Geiger, Jakob Lange, Julian Schmid, Tristan Sommerfeldt und Terence Weber.

Obermeyr ersetzt Seidl

Mario Seidl (AUT) fällt lange aus.
Mario Seidl (AUT) fällt lange aus. © Modica/NordicFocus

Auch die Österreicher reisen mit einem großen Aufgebot nach Oslo. Bei den Damen geht mit Lisa Hirner, Claudia Purker und Annalena Slamik das bekannte Trio an den Start. Bei den Herren sind neben Lamparter und den beiden Rettenegger-Brüdern Stefan und Thomas auch Lukas Greiderer, Martin Fritz, Franz-Josef Rehrl und Paul Walcher am Start. Zudem rückt Fabio Obermeyr ins Team, der den verletzten Mario Seidl ersetzt. Seidl hatte sich zuletzt in Lahti bei einem weiten Sprung die rechte Kniescheibe zertrümmert. Zudem zog er sich eine Knorpelverletzung sowie eine Zerrung des vorderen Kreuzbandes zu. Der Bruch wurde bereits operativ versorgt. Seidl steht nun eine lange Reha bevor, in der das Knie zunächst sechs Wochen lang ruhiggestellt werden muss, bevor mit weiteren Maßnahmen begonnen werden kann.

50 Kilometer für Langläuferinnen und Langläufer

Wie gewohnt stehen für die Langläufer am Osloer Holmenkollen die ‚langen Kanten‘ im Massenstart auf dem Programm – diesmal wieder in der klassischen Technik. Nächstes Jahr fällt dieses Saisonhighlight allerdings aus, denn es läge nur eine Woche zwischen den 50 Kilometern bei der WM in Trondheim und der Wiederholung derselben Distanz am Holmenkollen, so dass dort dann andere Rennen auf dem Programm stehen werden. Am Samstag nehmen die Damen erstmals die 50 Kilometer klassisch unter die schmalen Latten, nachdem sie vor einem Jahr in der freuen Technik ihre Premiere über die 50 Kilometer feierten. Für die 50 Kilometer am Sonntag werden die meisten Zuschauer erwartet, viele campieren aber wieder das gesamte Wochenende an der Strecke.

Ausfälle, Rückkehrer und ein Karriereende

Vor heimischem Publikum haben die Norweger eine Quote von zwölf Damen und zwölf Herren, wobei je zwei Plätze von U23-Athleten belegt werden und ein weiterer Platz für die Sieger der 30 Kilometer beim Scandinavian Cup in Hommelvik reserviert sind: Marte Skaanes und Didrik Tønseth. „Es war eine schwierige Auswahl“, wird Cheftrainer Ulf Morten Aune in der Pressemeldung zitiert, „wir haben so viele gute Läufer in Norwegen.“ Zu den Rückkehrern im Team gehört Sjur Røthe, der nach Covid zum Saisonstart eine schwierige Saison und lange keine Form hatte. Auch Astrid Øyre Slind erhielt nach Krankheitspause einen Startplatz, während Anne Kjersti Kalvå noch nicht wieder fit ist. Im schwedischen Team sind neben den großen Namen Moa Lundgren und Sofia Henriksson wieder dabei. William Poromaa und Calle Halfvarsson sind zwar im Aufgebot, aber nicht topfit, allerdings „wir erwarten, dass sie bis zu den 50 Kilometern am Sonntag voll erholt sind.“ Auf Halfvarsson trifft das nun aber doch nicht zu, er sagte seinen Start am Holmenkollen inzwischen ab. Grund sind aber nicht die Rückenbeschwerden von Lahti, sondern eine leichte Erkältung von Anfang der Woche. Fredrik Andersson, Ebbas jüngerer Bruder, wird seinen ersten Weltcup in dieser Saison bestreiten und bei den Finnen feiert die 29-jährige Kati Roivas ihre Premiere im Weltcup, die am Sonntag Dritte beim Vasalauf wurde und in der Ski Classics Wertung an zweiter Stelle liegt. Überraschend ebenfalls dabei ist Markus Vuorela, dessen Saison nach seinem schweren Sturz im Goms mit anschießendem Transport ins Krankenhaus per Helikopter für beendet erklärt wurde. Offenbar hat er die Schulterprellung, Gehirnerschütterung und vor allem die Muskelverletzung in der linken Hand schneller als erwartet auskuriert, so dass er doch noch einige Wettkämpfe in diesem Winter bestreiten kann. Ins italienische Team kehrt Anna Comarella nach einem Monat Abwesenheit im Weltcup zurück und auch Giandomenico Salvadori und Dietmar Nöckler erhielten einen Startplatz, nachdem sie vor zwei Jahren am Holmenkollen in der klassischen Technik gute Leistungen zeigten. Natürlich ist auch Federico Pellegrino wieder am Start wie auch Elia Barp und Simone Daprá. Im französischen Team melden sich Clement Parisse und Maurice Manificat zurück. Parisse bestreitet seinen ersten Weltcup in diesem Winter, nachdem er monatelang mit Pfeiffer’schem Drüsenfieber ausfiel. Auch Théo Schely, Jules Lapierre und Hugo Lapalus sowie Delphine Claudel und Juliette Ducordeau vertreten die französischen Farben. Für ‚Momo‘ Manificat wird es aber sein letztes Rennen auf Weltcupniveau sein – seine Karriere endet damit nun mit 37 Jahren nach vielen gesundheitlichen Problemen in den letzten Jahren.

Doch noch Spannung im Gesamtweltcup?

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Eigentlich sah es so aus, als wäre im Gesamtweltcup schon alles in trockenen Tüchern. Nun wird es aber bei Damen und Herren doch noch einmal spannend. Jessie Diggins kam erschöpft aus Übersee zurück, wo sie am Wochenende zwischen den Weltcups im heimischen Minneapolis und Lahti noch den American Birkebeiner gewann. Im langen Einzelstart von Lahti büßte sie als 21. Punkte auf Linn Svahn ein, daran soll aber auch schlechtes Material Schuld gewesen sein. Danach verpasste sie als 31. im Freistilsprint sogar die Finalläufe. Auch hier passte das Material nicht, wie sie später schrieb. Damit liegt Linn Svahn, die im Freistilsprint Vierte wurde, nur noch 162 Punkte hinter der Amerikanerin, die sich nun schnell fangen muss. Allerdings stehen in dieser Saison fast ausschließlich noch Klassikrennen auf dem Programm, die der Schwedin besser liegen als der Amerikanerin. Auch bei den Herren liegt Klæbo nur noch 236 Punkte hinter Amundsen, dem im Endspurt einer langen Saison langsam die Luft auszugehen scheint. Der Kampf um den Gesamtweltcup könnte auch die 50 Kilometer am Holmenkollen taktisch beeinflussen: Klæbo wird um Bonuspunkte sprinten, Amundsen muss mitgehen – aber was machen die anderen Favoriten?

Zwei Österreicher über 50 Kilometer

Mit Teresa Stadlober und Mika Vermeulen sind zwei ÖSV-Starter am Holmenkollen am Start. Stadlober nimmt sich für das 50 Kilometer Rennen einiges vor. Die Salzburgerin präsentierte sich zuletzt mit Platz sieben in Lahti in starker Verfassung und möchte am Holmenkollen ihren langersehnten, ersten Podestplatz in dieser Saison erreichen. Dass die 31-Jährige vor allem über die längste Renndistanz im Weltcup ihre Stärken hat, bewies sie vergangenes Jahr, als sie am Holmenkollen über 50 Kilometer in der freien Technik mit einem Rückstand von lediglich 2,9 Sekunden Platz vier belegt hat. „Ich bin mit meinem Wettkampf in Lahti sehr zufrieden und es war besser, als ich es mir erwartet habe. Einzelstartrennen kommen mir grundsätzlich nicht so entgegen und obwohl ich direkt von einem Trainingsblock wieder ins Renngeschehen eingestiegen bin, ist am Ende des Tages ein super Ergebnis herausgekommen. Die Form zeigt nach oben und das hat mir auch bestätigt, dass die Entscheidung, Minneapolis auszulassen, richtig war. Jetzt freue ich mich irrsinnig auf das 50 Kilometer Rennen in Oslo und ich mag die anspruchsvolle Strecke dort sehr gerne. Es spielen natürlich einige Faktoren wie die Schnee- und Wetterverhältnisse eine entscheidende Rolle und auch die Taktik sowie der Skiwechsel sind immer ein großes Thema. Mein Ziel ist es, aufs Podium zu laufen, auch wenn ich sicher nicht zu den Favoritinnen für die Top-3 zähle. Für so ein Ergebnis muss natürlich viel zusammenpassen, aber ich bin gut vorbereitet, werde mein Bestes geben und bis zum Schluss kämpfen“, sagte sie. Auch Mika Vermeulen ist in Oslo einiges zuzutrauen. Der 24-Jährige möchte wieder um die Spitzenplätze mitkämpfen, um am Ende der Saison im Gesamtweltcup unter den Top-Ten zu landen. „Das Rennen in Lahti war wirklich hart und ich habe mir leider auch ein wenig die Achillessehne beleidigt. Es ist nichts Dramatisches, aber das dauert jetzt einfach ein paar Tage, bis sich der Körper wieder erholt. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass ich in Oslo fit am Start stehen werde. Je länger die Rennen sind, desto mehr kommen sie mir grundsätzlich entgegen und daher traue ich mir auch zu, dass ich in die Top-Ten kommen kann. Aber ich tue mir mittlerweile sehr schwer, irgendwelche Prognosen abzugeben, weil ich einfach merke, dass die Saison schon lange ist und die körperliche Belastung immer größer wird“, sagte er.

Schwierige Wachsbedingungen zu befürchten

„Das Wetter hier vor Ort hat sich seit Anfang der Woche geändert. Nachts gibt’s leichte Minusgrade, und tagsüber sorgt die Sonne für traumhafte und im Moment auch schnelle Bedingungen. So sollte es auch fürs Wochenende bleiben“, sagte DSV Sportdirektor Andreas Schlütter, der mit dem Team bereits vor Ort ist. Was die Woche betrifft, hat Schlütter Recht. Für das Wochenende sagt der norwegische Wetterdienst YR (auf Deutsch: Nieselregen) aber viele Wolken voraus bei Null-Grad-Temperaturen, was das Wachsen in der klassischen Technik bei Fluor-Verbot wieder schwierig macht.

Oslo live bei Euro2

Der Auftakt ins Weltcup-Wochenende mit dem Springen der Kombiniererinnen auf dem Midtstubakken wird bei Eurosport1 und ORF Sport+ live übertragen. Am Samstag gibt es Livesport vom Holmenkollen bei Eurosport2, zunächst das Springen der Kombinierer, dann die 50 Kilometer der Damen. Die ARD zeigt jeweils eine Zusammenfassung wie auch ORF1 von der Nordischen Kombination und ORF Sport+ vom Langlauf. Die 50 Kilometer werden zudem von SRF2 zusammengefasst. Den Lauf von Kombiniererinnen und Kombinierern zeigt die ARD und ORF Sport+ (Damen), von den Herren gibt es bei ORF eine Zusammenfassung zu sehen. Auch am Sonntag gibt es Live-Sendungen von der Nordischen Kombination und dem Massenstart der Langläufer bei Eurosport 2 beziehungsweise Discovery+, die ARD zeigt Zusammenfassungen und die zehn Kilometer der Kombinierer vermutlich live. SRFinfo wird die 50 Kilometer Massenstart live zeigen, während ORF1 und ORF Sport+ Zusammenfassungen ankündigen. 

Programm Holmenkollen Skifest

Donnerstag, 07. März 2024

(NK) 17:00 Uhr: HS106 Springen Damen

Freitag, 08. März 2024

Trainingstag

Samstag, 09. März 2024

(NK) 09:30 Uhr: HS134 Springen Herren

(LL) 10:30 Uhr: 50 Kilometer Massenstart Klassik Damen

(NK) 13:30 Uhr: 5 Kilometer Lauf Damen

(NK) 14:00 Uhr: 10 Kilometer Lauf Herren

Sonntag, 10. März 2024

(NK) 09:30 Uhr: HS134 Springen Herren

(LL) 10:30 Uhr: 50 Kilometer Massenstart Klassik Herren

(NK) 13:30 Uhr: 10 Kilometer Lauf Herren