Gliding: Das Fluorverbot und seine Folgen

Fluor © Team Snowstorm

Fluor ist das Salz in der Suppe des Skisports und ist gerade dabei, zum Sandkorn im Getriebe zu werden. Beschleunigt durch Entwicklungen im Arbeitsschutz, ist das Element Fluor und seine Verbindungen in den Fokus weitreichender Entscheidungen geraten. Eine davon ist das FIS Verbot für fluorierte Skiwachse. Fluor hat neben der Verringerung des Saugeffekts, der zumeist um Null Grad Celsius Schneetemperatur auftritt, eine bisher noch kaum diskutierte Auswirkung über den gesamten Temperaturbereich, was es so wertvoll macht. Daher könnte der Verzicht auf Fluor ein großer Nachteil sein und der wettkampfnahe Nachweis von Fluorwachsen dürfte sich problematisch gestalten.

Diskussionen und Unsicherheiten

„Aufruhr in der Welt der Wachse: Ein EU-Fluorverbot verunsichert Dario Cologna und Co.“, schreibt das St. Galler Tagblatt am 13. November 2019. Zehn Tage danach tagte das FIS Council in Konstanz und überraschte mit dem Verbot von fluoriertem Skiwachs, welches nachgewiesenerweise negative Umwelt- und Gesundheitseffekte bewirkt, für alle FIS Disziplinen beginnend mit der Wettkampfsaison 2020/21. Seit dem überschlagen sich die Meldungen von besorgten Sportlern, Funktionären, Skitechnikern und Wachsherstellern. Während bei vielen Akteuren Verständnis zur FIS Entscheidung herrscht und den meisten die ökologischen und gesundheitstechnischen Implikationen bewusst sind, entzündete sich eine lebhafte Diskussion zum Nachweis des Fluors auf präparierten Ski. Unsicherheit besteht, ob bereits unabsichtlich eingeschleppte Kontaminationen Strafen nach sich ziehen könnten.

Dieser Artikel widmet sich nach einem kurzen historischen Abriss der Wirkungsweise sowie dem messtechnischen Nachweis von Fluor im Wachs und schließt mit Informationen für Skifahrer zu derzeit in Internetforen kursierenden Fragen, zum Beispiel:

Müssen meine Ski entsorgt werden?
Nein. Ein neuer Schliff ist ausreichend, denn die Eindringtiefe des Wachses beträgt nur ca. 1/1.000 Millimeter. Jeder Schliff entfernt jedoch mindestens 1/10 Millimeter des Belags und somit auch alle Spuren des Wachses.

Den kompletten Artikel lest ihr hier: team-snowstorm.de/Gliding32019.pdf

Matthias Scherge

Matthias Scherge beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit den Grundlagen des Gleitens auf Eis und Schnee. Er leitet das MikroTribologie Centrum, eine gemeinsame Einrichtung der Fraunhofer Gesellschaft und des Karlsruher Instituts für Technologie, wo er als Professor das Fach Tribologie lehrt. Die Tribologie ist die Wissenschaft von Reibung, Verschleiß und Schmierung und beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Gleitverhalten von Kufen und Ski. Seit 2012 berät Scherge das Nordic Paraski Team Deutschland und leitet das Team Snowstorm, ein leistungsfähiges Netzwerk aus Hochschulpartnern und Unternehmen zur Unterstützung von Athleten und ambitionierten Wintersportlern: www.team-snowstorm.de

4 Kommentare

  1. Jens Rischmüller

    Thema und Ergänzung!!!
    Gliding: Das Fluorverbot und seine Folgen

    Der Gesetzgeber ist die Europäische Union, nicht der Internationale Skiverband.
    Dass der internationale Skiverband FIS, nun ein generelles Fluorverbot, auch von regulierten
    Produkten, die den EU Standards entsprechen, einführen will (Saison 2021/2022 in allen
    Ihren Schneesportdisziplinen) ist wohl mit deren Angst zu begründen, dass sich
    Nationalmannschaften, Serviceteams, etc. mit Produkten ausserhalb der EU eindecken
    könnten.
    Die FIS könnte und das wäre wohl der einfachere Schritt, nur noch Produkte von Firmen
    zulassen, welche der neuen EU Regulierung entsprechen.
    Den Einsatz von „verbotenen Waxen“ nachzuweisen ist stand heute fast unmöglich bzw.
    sehr ungenau und teuer. Diese Analysen umzusetzen und zu bezahlen ist so komplex wie das
    Nachweisen von unerlaubten leistungssteigernden Substanzen (Doping)
    Aktuell tut die FIS Ihren Schneesportarten damit wohl keinen Gefallen und am Ende bleiben
    wie beim Doping die Verdächtigungen und Streitereien „hat er/sie oder hat er/sie nicht“
    Stand heute ist festzuhalten, dass dieser aktuelle FIS Entscheid noch sehr viele Fragezeichen
    und Unklarheiten aufwirft, was ist zum Beispiel mit dem aktuellen Wettkampfmaterial oder
    wie kann sichergestellt werden, dass mögliche Verunreinigungen nicht von Aussenstehenden
    auf die Strecke gelangt etc.

    C8 Flourstoffe lt EU Verboten alternativen sind bereits getestet und umgesetzt und somit in den neuen Produkten bei gleicher Qualität und Geschwindigkeit umgesetzt lt. Swix/Toko. Dies würde auch die Skiherstellung betreffen…..Da Beläge auch Anteile von Fluor besitzen.

    Also alles mal entspannt sehen….. ((-;

    Antworten
    1. Mario Felgenhauer

      Servus Jens,
      magst du den Artikel bitte nochmal in Ruhe durchlesen? Ich kann deine Widersprüche nämlich nicht nachvollziehen.

      – Die EU hat ja nichts mit dem generellen Fluorverbot zu tun, sondern nur mit der Richtlinie, wonach C8 Fluorverbindungen ab Sommer 2020 verboten sind. Dass das St. Gallener Tagblatt von einem „EU-Fluorverbot“ schreibt, dafür können wir nichts, aber Matthias Scherge wollte damit sicherlich nur verdeutlichen, dass es momentan große Unklarheiten und Diskussionen gibt.

      – Das Fluorverbot der FIS soll tatsächlich bereits 2020/2021 kommen, nicht wie von dir geschrieben 2021/2022

      – Im verlinkten Artikel geht Matthias Scherge genauer auf die Nachweisverfahren ein. Ich kann das nicht einschätzen, aber für mich klingt das dritte Verfahren nicht als unmöglich. Ich weiß natürlich nicht, welche Kosten dieses Verfahren verursachen würde.

      – Zum aktuellen Wettkampfmaterial hat sich Matthias Scherge auch aus seiner Erfahrung heraus geäußert. Siehe Absatz „Müssen meine Ski entsorgt werden?“ Mehr dazu auch im verlinkten Artikel.

      Dass man das ganze Thema als Breitensportler eher entspannt sehen kann, ist sicherlich richtig. Berichtenswert ist das Thema aus unserer Sicht aber absolut.

      Schöne Grüße
      Mario

      Antworten
      1. Jens Rischmüller

        Hallo Mario,

        mir geht es hier auch um den Breitensport, habe es eben versucht nicht aus Wissenschaftlicher Sicht mich zu Äussern…. ((-;

        nix für ungut.

        Grüsse aus dem Allgäu bei Aktuellen Schneefall…. endlich.

        Antworten