Sportpsychologie: Glücksbringer oder Zufall?

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig läuft diesen Winter eine tolle Tour de Ski, unter anderem mit einem 2. Platz beim Massenstart in Val di Fiemme. Auf gleicher Strecke konnte sie letzten Winter ebenso einen Podestplatz erlaufen. Aber es war nicht nur die gleiche Strecke, sondern auch die gleiche Startnummer, die 11. Zufall oder ein (unbewusster) Vorteil?

Lieblingsrennstrecken können beflügeln

Katharina Hennig konnte durch ihren 3. Platz im letzten Jahr in Val di Fiemme positiv auf diesen Wettkampfort zurückblicken. Wenn du neutrale Orte mit positiven Eindrücken und Erinnerungen verbindest, dann kann sich das auch positiv auf deine Motivation und Einstellung zum Wettkampf auswirken. Wenn du beispielsweise im letzten Jahr ein gutes Ergebnis erzielt hast, dann gehst du wahrscheinlich positiver und gelöster in das diesjährige Rennen. Wenn du schlechte Erinnerungen hast, wie einen Sturz oder ein schlechtes Ergebnis, dann kann es passieren, dass diese Dinge im Hinterkopf herumschwirren. Das beeinflusst deine Konzentration, den Fokus auf das bevorstehende Rennen und lenkt ab.

Wenn du schon länger an Skirennen teilnimmst, ist es unvermeidbar auch einmal an einen Ort zurückzukommen, an dem du negative Erfahrungen gemacht hast. Das muss nicht heißen, dass es dieses Mal auch daneben geht! Beim Reframing, dem sogenannten Perspektivwechsel, legst du den Fokus darauf, das Gute im Schlechten zu sehen. Beispiele dafür: gesammelte Erfahrung, Perfektion von Renntaktik oder gute Technikumsetzung. So ungewohnt das klingt, kann es helfen, deine Aufmerksamkeit auf die positiven Seiten zu legen und das Rennen gelöster anzugehen.

Zufälle zu Nutzen machen

Die Startnummer 11 zu bekommen, hatte Katha sicher nicht geplant. Aber sie könnte es zu ihrem Vorteil genutzt haben. Die Kombination aus Val di Fiemme und einer Startnummer mit guten Erinnerungen hat sie vielleicht beflügelt. Ganz nüchtern betrachtet, können Gegenstände wie ein Leibchen natürlich nicht die Leistung steigern. Der Glaube daran aber schon. Wenn du also eine Startnummer mit deiner Lieblingszahl, deinem Geburtsdatum oder deiner Hausnummer bekommst, dann lass ruhig die damit verbundenen positiven Gefühle zu… vielleicht beflügeln sie dich ja auch.

Was wenn der Glücksbringer mal kein Glück bringt?

Vom Schlüsselanhänger über die Lieblingssocken bis hin zum Glücksschlüppi… viele Sportler haben Maskottchen. Du vielleicht auch? Und viele Sportler haben Tage, da will es einfach nicht laufen. Du sicherlich auch! Um den Glauben in deine Glückssocken nicht zu verlieren, kann es helfen, dich an die vielen guten Tage zu erinnern, die ihr zusammen erlebt habt. Warum seid ihr damals Freunde geworden? Welche positiven Erinnerungen habt ihr gemeinsam? Genau wie eine gute Freundschaft, seid auch ihr wahrscheinlich durch dick und dünn gegangen. Fakt ist, Glückbringer vermitteln Sicherheit und können bei der Wettkampfvorbereitung helfen. Allerdings solltest du dich nicht ausschließlich darauf verlassen und den Grund für deinen Erfolg auch bei dir und deinen Fähigkeiten suchen, nicht nur bei deinen Socken.

Lisa König ist Sportpsychologin. Sie war Skilangläuferin am Sportgymnasium Oberhof und der Unimannschaft der Michigan Tech University in den USA. Nach ihrem Bachelorabschluss in Psychologie absolvierte sie ein Masterstudium der angewandten Sportpsychologie und hilft Sportlern, Trainern und Mannschaften das beste aus ihrer sportlichen Leistung herauszuholen und ihr mentales Wohlbefinden zu verbessern. Sie bietet sportpsychologische Workshops, Coachings und Trainings an: www.die-sportpsychologen.de/lisa-koenig.