Biathlon Weltcup News

Biathlon: Favoritensiege beim Loop One Festival in München

Beim „Loop One Festival“ im Münchener Olympiapark fand am Wochenende vor fünfzigtausend Zuschauern der Auftakt in die olympische Biathlonsaison statt. Neben dem vielfältigen Angebot auf dem Festivalgelände setzten sich bei spannenden Wettkämpfen der Weltelite auf Skirollern die großen Favoriten durch.

Premiere in München

Event Feature: Overview over the stadium © Manzoni/NordicFocus

Im Münchener Olympiapark wurde am vergangenen Wochenende die kommende Biathlon-Saison eröffnet. Die Weltelite war zu Gast in München, das sich hervorragend präsentierte. Bei herrlichem Herbstwetter kamen fünfzigtausend Zuschauer um die Biathlonstars beim „Loop One Festival“ lautstark anzufeuern. Damit wurde der erhoffte Zuschauerzuspruch weit übertroffen. Der Weltverband, die Internationale Biathlon Union (IBU) möchte damit andere Wege gehen und den Biathlonsport für ein breiteres Publikum erlebbar machen, insbesondere junge Zuschauer sollen damit angesprochen werden. „Wir wollen das als Brücke zur Wintersaison präsentieren“, erklärte Sportdirektor Daniel Böhm. Nicht mehr als drei Millionen ließ sich die IBU das ganze Spektakel kosten. „Eine Investition in die Zukunft“, wie Böhm meint. Der Wettkampf gilt als Testlauf für ähnliche Events in anderen Großstädten. Die IBU sieht darin eine Chance, Biathlon auch außerhalb klassischer Wintersportorte populärer zu machen. Der Münchener Olympiapark, wo der Schießstand mit 15 Schießplätzen auf dem See installiert wurde, eignete sich perfekt für das Event.

 

Zwei Deutsche im Finalrennen der Herren

Rennstart in der BMW World München © Harald Deubert - foto-deubert.de

Nach mehreren kurzfristigen Absagen kämpften 47 Damen und 54 Herren in den vier Vorläufen jeweils um den Einzug ins Finale. Nach spannenden Runden war schließlich die Leistung am Schießstand ausschlaggebend, denn für jeden Fehlschuss musste eine Extrarunde von 60 Meter gelaufen werden. Philipp Nawrath vergab seine Finalchancen, als er im Stehendanschlag die letzten drei Scheiben stehen ließ. Justus Strelow qualifizierte sich in seinem Heat als Zweitplatzierter und Roman Rees verbaute sich mit ebenfalls drei Strafrunden die Finalteilnahme. Nachdem jeweils die drei Besten eines Heats qualifiziert waren, wurden die letzten drei Startplätze an die Laufschnellsten vergeben. Hier profitierte Lucas Fratzscher, der mit einer starken Schlussrunde insgesamt die dritte Gesamtzeit in seinem Lauf bot und so wie Jonas Marecek (CZE) und Maxime Germain (USA) im Finale als Lucky Looser dabei war.

Top-Athleten scheiden im Vorlauf aus

Schon im ersten Vorlauf erwischte es Philipp Nawrath und neben ihm auch den Norweger Johannes Dale-Skjevdal, im zweiten haben der Norweger Martin Uldal, trotz einer starken Laufleistung, sowie die beiden Schweden Martin Ponsiluoma und Jesper Nelin eine Finalteilnahme am Schießstand vergeben. Für den Italiener Lukas Hofer war ebenso nach dem Qualilauf Schluss wie für den Franzosen Quentin Fillon-Maillet. Im stark besetzten letzten Heat traf es schließlich den Italiener Tommaso Giacomel, Dmytro Pidruchnyi (UKR), Emilien Jacquelin (FRA) und auch den Deutschen Roman Rees. Später bei den Damen schaffte es Janina Hettich-Walz nur knapp nicht ins Finale, auch für Selina Grotian und Selina Kastl war nach der Qualifikation Schluss. Somit war Anna Weidel einzige Vertreterin aus dem deutschen Team im Finale. 

Prominente Absagen bei den Damen

Mit Dorothea Wierer (ITA) und den Oeberg-Schwestern Hanna und Elvira aus Schweden fehlten neben der Gesamtweltcupsiegerin Franziska Preuß Top-Athletinnen des letzten Winters. Preuß musste sich nach einem Sturz beim Joggen während der Deutschen Meisterschaften Anfang September am Arber einer Hand-OP unterziehen. Obwohl die Rehabilitation gut verläuft, kam das Loop One Festival für sie zwei Wochen zu früh. Die Norweger wollten ursprünglich ihr Höhentrainingslager in Lavazé nicht unterbrechen und haben sich dann für eine weniger nachhaltige Lösung entschieden. „Die Verantwortlichen haben eine möglichst optimale Lösung gefunden, die vielleicht nicht dem entspricht, wofür wir in Sachen Nachhaltigkeit stehen wollen“, sagt Sturla Holm Laegreid gegenüber dem NRK. „Das wollte ich zunächst nicht machen, aber dann stehen die Olympischen Spiele an und wir fühlen uns von der IBU dazu gezwungen. Nur so konnten wir die Schäden durch den Höhenaufenthalt begrenzen“, so Laegreid. Mit zwei Hubschraubern haben sie die Anreisezeit von fünf auf eine Stunde reduziert und dafür 14.000 Euro für Hin- und Rückflug berappt, die aus den Antrittsgeldern der Athleten bezahlt wurden.

Franzose Eric Perrot siegt verdient

Im Massenstart, der ungewöhnlicher Weise als fliegender Start in der BMW-Welt stattfand, von wo aus die 15 besten Herren hinter einem Fahrzeug herfahrend erst am Startpunkt im Olympiapark richtig loslegten, setzte sich der Franzose Eric Perrot eindrucksvoll durch. Liegend blieb er zwei Mal fehlerfrei und nach einer Strafrunde aus dem dritten Anschlag machte er es im entscheidenden Schießen noch einmal richtig spannend. Zwei Scheiben ließ er stehen, aber auch sein Verfolger, Terro Seppala aus Finnland nutze die gebotene Chance nicht und verfehlte ebenso zwei Scheiben. Der Norweger Isak Frey räumte ab und bog knapp vor Perrot, der aus der Strafrunde kam, in die Schlussrunde. Läuferisch war Perrot dem Norweger überlegen, schob sich schnell an ihm vorbei und überquerte die Ziellinie als Sieger vor Isak Frey. 

Podestrang für Justus Strelow

Justus Strelow (GER) © Authamayou/NordicFocus

Justus Strelow war stets in Podestnähe unterwegs, auch nach einer Strafrunde aus dem zweiten Anschlag. Die beiden Stehendschießen absolvierte er fehlerfrei und auch auf der Strecke trumpfte er auf. Mit der dritten Laufzeit zog er noch an dem Finnen Seppala vorbei und sicherte sich damit den dritten Rang. Vierter wurde der Norweger Vebjoern Soerum vor dem Finnen Seppala und der Schwede Viktor Brandt überquerte die Ziellinie als Sechster. Alle Athleten äußerten sich durchwegs positiv, vor allem über die Location und die grandiose Unterstützung durch die Zuschauer. 

Lisa Vittozzi meldet sich mit Sieg zurück

Johanna Skottheim (SWE), Lisa Vittozzi (ITA), Anna Magnusson (SWE), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Bei den Damen ließ die Italienerin Lisa Vittozzi ihren Konkurrentinnen keine Chance. Obwohl sie in den Stehendanschlägen jeweils eine Strafrunde kassierte, hielt sie sich stets an der Spitzenposition, nachdem auch ihre engsten Verfolgerinnen Scheiben stehen ließen. Mit einer Verbeugung an die Zuschauer überquerte sie die Ziellinie als Siegerin. „Es war schwer und es war hart, aber es hat Spaß gemacht,“ so Vittozzi nach dem Rennen, die erklärte, dass ihr der Sieg sehr wichtig sei, nachdem ihr letzter Winter sehr schwer und der Sommer auch nicht so einfach war. Im März 2024 lief Vittozzi in Canmore ihr letztes internationales Rennen, holte sich die große Kristallkugel und musste dann den vergangenen Winter komplett wegen gesundheitlicher Probleme pausieren. „Mein Leben ist eine Achterbahn, rauf und runter, ich muss es akzeptieren,“ meinte sie im Hinblick auch auf ihre zeitweise mentale Schwäche. Hinter ihr platzierten sich mit Johanna Skottheim und Anna Magnusson zwei Schwedinnen. Beide hatten wie Vittozzi zwei Strafrunden im Gepäck.

Anna Weidel wird Vierte

Lisa Vittozzi (ITA), Anna Weidel (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Aus dem DSV-Team hatte sich nur Anna Weidel für das Finale qualifiziert und sie hielt sich bis zum Schluss im Spitzenbereich. Lediglich ein Schuss verfehlte das Ziel und mit der Null im entscheidenden Schießen verließ sie den Schießstand als Dritte hinter Vittozzi und der Schwedin Skottheim. Nur zwei Sekunden hinter ihr kam bereits Anna Magnusson. Magnusson schob sich schnell an Anna Weidel vorbei und zog weg. „Die letzte Runde habe ich gleich gemerkt, dass ich da oben drüber nicht mitgehen konnte. Auf der Geraden haben sie erst Mal nicht so viel gut gemacht, dann aber zum Schluss ist mir total die Energie ausgegangen,“ so Anna Weidel nach dem Rennen, die die beiden Schwedinnen verdient vorne sah. Anna Weidel ist kurzfristig für Franziska Preuß ins Starterfeld gerutscht, sie kam aus einem einwöchigen Training in der Skihalle in Oberhof und erklärte: „Ich habe mich relativ kaputt gefühlt nach der Woche Skihalle, aber mit dem vierten Platz bin ich zufrieden. Es ist großartig hier, es macht extrem viel Spaß und ich bin extrem dankbar, dass ich heute hier sein darf.“ Hinter Weidel platzierte sich die Finnin Suvi Minkkinen und Karoline Offigstad Knotten belegte Rang sechs. Die Französin Lou Jeanmonnot kam als Achte ins Ziel und vergab eine bessere Platzierung vor allem durch zwei Schießfehler im letzten Schießen.   

Die Ergebnisse aus den einzelnen Qualifikationsläufen und der Finals hier.

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