Stürze, Überraschungen und Siege nach Zielfotoentscheid – der Weltcupsprint in der Höhe von Davos hatte diesmal besonders viel zu bieten und der Sieger hieß diesmal nicht Johannes Høsflot Klæbo.
Stolperer, Wut und Disqualifikation
Schon vor dem Finale ging es heiß her und beide Male betraf es die Norweger, wo die großen Sprintstars schwere Niederlagen hinnehmen mussten. Schon im Prolog stürzten Noe Näff und erneut Elia Barp, in den Heats erwischte es Northug, Schoonmaker/Pueyo, Valnes und Graz. Johannes Høsflot Klæbo hatte sich nur als Dritter qualifiziert und ging auch sehr defensiv als Sechster in sein Viertelfinale. Das macht er aber immer, um wegen der Höhe nicht von Null auf Hundert ins Rennen zu starten. Normalerweise kein Problem für den 29-Jährigen, der aber in der berüchtigten Kurve wegrutschte, aber immerhin einen Sturz vermied. Nun versuchte er krampfhaft, nach vorne zu kommen, wurde aber wieder weit nach außen getragen in der Zielkurve. Nach einem kompletten Seitenwechsel von ganz außen auf die freie Innenbahn reichte es für den 101-fachen Weltcupsieger nur noch zu Platz vier und dem vorzeitigen Aus. Das bedeutete die schlechteste Sprint-Platzierung seiner Weltcupkarriere. Nach diesem Schock wurde es noch schlimmer für die Norweger. Nachdem gestern nach dem schwachen Zielsprint in den norwegischen Medien schon diskutiert wurde, ob man im olympischen Zielsprint lieber auf Kristine Stavås Skistad verzichten sollte, drängte sich die Sprintspezialistin im Halbfinale in der Zielkurve mit Geschwindigkeitsüberschuss in eine Lücke, die keine war und bedrängte dadurch Nadine Fähndrich, die nur knapp einen Sturz vermeiden konnte. Dafür sah sie die zweite gelbe Karte in dieser Saison und wurde disqualifiziert. „Das ist sehr frustrierend so auszuscheiden. Ich kam mit hohem Tempo von hinten. Vor mir sind sie alle vorsichtig gefahren. Da ist es dann schnell passiert, dass man sich berührt. Mit diesen gelben Karten hat man eine Menge Ärger, aber das habe ich nun hinter mich gebracht. Es ist schön, sie endlich loszuwerden, wenn man sie vorher länger mitgeschleppt hat“, sagte Skistad bei NRK. „Im Prolog und im Viertelfinale ging es etwas schwer, aber im Halbfinale dann besser, so dass es ärgerlich ist, dann so rauszufliegen.“
Sundling um Haaresbreite vor Myhrvold
Im Finale war es nun also an anderen, die norwegischen Fahnen hochzuhalten und zumindest Mathilde Myhrvold tat das auch. Auf der schnellen Davoser Strecke bei schnellen Bedingungen knapp unter Null wurde es ein schnelles Rennen, bei dem man immer arbeiten musste und sich nicht ausruhen konnte. Ins Finale hatten es die ersten Fünf des Prologs geschafft und Laura Gimmler als Siebte. Die 27-jährige Mathilde Myhrvold aus Gjøvik im Innlandet südlich von Lillehammer zeigt sich in Davos in bärenstarker Form nach Platz neun und 13 in den Klassiksprints an den letzten Wochenenden. Gegen Jonna Sundling konnte sie aber wie gestern wieder nichts ausrichten. Die Schwedin hielt wie gewohnt das Tempo hoch und nach der ersten Runde entstand hinter Sundling und Myhrvold die erste Lücke. Als sie in der zweiten Runde am Anstieg attackierte, konnten sich beide von den anderen absetzen und sprinteten Seite an Seite Richtung Ziellinie. Nach Auswertung des Zielfotos konnte Jonna Sundling ihren zweiten Saisonsieg nach dem Massenstart von Ruka feiern und Myhrvold muss weiter auf ihren ersten Sieg warten, der in dieser Form nicht unmöglich ist. „Es war ein sehr guter Tag für mich. Ich hatte viel Energie. Am Anstieg habe ich mich gut gefühlt und konnte attackieren“, erzählte Jonna Sundling, die neben der Sprintwertung auch das gelbe Trikot übernimmt: „Das ist schön, das wusste ich gar nicht.“
Fähndrich bejubelt Podium
Nadine Fähndrich, die gestern den Teamsprint ausließ, weil sie nach der Anstrengung dann schwächere Leistungen im Einzelsprint befürchtete, lief im Prolog die fünftschnellste Zeit, obwohl sie in der letzten Kurve auf Mariel Merlii Pulles auflief und sicher etwas aufgehalten wurde. Im zweiten Viertelfinale traf sie auf Linn Svahn und zog gemeinsam mit ihr in die nächste Runde ein. Dort wurde sie von Skistad aus dem Gleichgewicht gebracht und zog dennoch als Lucky Loser ins Finale ein. Nach einer Attacke im zweiten Anstieg lag die Luzernerin dann an dritter Stelle und dieses Ergebnis brachte sie auch vor Maja Dahlqvist ins Ziel. Nach Platz fünf und 21 in den bisherigen Saisonsprints nimmt Fähndrich nun mit dem ersten Podium ihr großes Saisonziel in den Fokus: Neben einer olympischen Medaille will sie auch endlich den Sprintweltcup gewinnen und ordnet dem auch einen Teamsprint vor heimischem Publikum unter. Linn Svahn kam als Fünfte ins Ziel vor Laura Gimmler.
Chanavat mit einem ganz besonderen Sieg vor Pellegrino
Ins Finale der Herren schaffte es dann mit Oskar Opstad Vike nur ein Norweger, der auch nicht als Favorit in den Lauf ging. Die Favoritenrolle hatten Davos-Spezialist Federico Pellegrino und Lucas Chanavat inne, die sich auch im Finale ein spannendes Duell lieferten. Der Franzose war nach zwei Monaten Verletzungspause gerade erst wieder ins Training eingestiegen und viel früher als erwartet in den Weltcup zurückgekehrt. Heute war er dann schon im Prolog der Schnellste und agierte auch in allen Heats souverän. Im Finale griff er zu Beginn der zweiten Runde noch vor dem Anstieg an. Pellegrino war wachsam und ging im Anstieg direkt an Vike vorbei, um den Franzosen nicht entkommen zu lassen. Gemeinsam rissen sie eine Lücke zu dem Norweger und mit einigen Metern Vorsprung sah Chanavat nach der letzten Kurve bereits wie der Sieger aus. Aber Pellegrino gab nicht auf und zündete in seinem Wohnzimmer den Turbo. Am Ende musste auch hier das Zielfoto entscheiden. Lucas Chanavat konnte seinen fünften Weltcupsieg und den zweiten in Davos wegen der Vorgeschichte gar nicht glauben: „Ich habe keine Ahnung, wo das jetzt her kam. Ich habe erst vor 20 Tagen wieder mit dem Training angefangen. Nach zehn Tagen war ich so kaputt und wurde vom ganzen französischen Team im nationalen Rennen geschlagen und und nun bin ich ganz oben auf dem Podium. Das bedeutet mir alles. Ich habe so lange darauf gewartet, aber es hat nie geklappt. Nun habe ich es geschafft.“ Pellegrino sagte nach dem Rennen, er ziehe seine Energie aus der Wahl zum Fahnenträger bei den Olympischen Spielen. Oskar Opstad Vike betrieb als Dritter Schadensbegrenzung für Norwegen. Jack Young realisierte als Vierter sein bestes Weltcupresultat, nachdem sein Teamkollege Ben Ogden in der Zielkurve zu weit nach außen getragen wurde. Er wurde Fünfter vor Edvin Anger, der am Start gestürzt war.
Zweites Freistil-Finale für Gimmler
Dass Laura Gimmler in der klassischen Technik noch stärker ist, ist kein Geheimnis. Heute schaffte sie es aber auch in der freien Technik zum zweiten Mal in ein Finale. Angefeuert von den ausgeschiedenen DSV-Sprinterinnen gewann sie ihr Finale scheinbar mühelos. „Geil, du hast so einen krassen Speed“, meinte Lena Keck zu ihr. Im Halbfinale musste dann die Disqualifikation von Skistad helfen, damit die Oberstdorferin doch noch ins Finale vorrücken konnte. Dort fehlte dann nach zwei anstrengenden Sprinttagen in der Höhe die Energie, um noch mehr als Platz sechs möglich zu machen. Coletta Rydzek schied im Halbfinale aus und wurde Neunte. In der Skatingtechnik schaffte auch Jan Stölben diesmal die Qualifikation mit der starken achten Zeit, im Viertelfinale konnte er sich aber nicht behaupten und kam als Letzter ins Ziel, was Rang 26 bedeutete. Lena Keck und Verena Veit waren als 34. und 35. nur knapp im Prolog gescheitert und auch Weltcupneuling Theresa Fürstenberg fehlte nach dem tollen Teamsprint gestern nur eine knappe Sekunde als 40. Des Weiteren scheiterte Anna-Maria Dietze, bei der der Stolperer vor der Ziellinie wohl auch nicht mehr den Ausschlag gab. Durch die Disqualifikation rückten alle Ausgeschiedenen im Endklassement noch eine Position auf. Bei den Herren schafften Marius Kastner und Jannis Grimmecke den Cut deutlich nicht als 57. und 61.
Halbfinale für Weber und Riebli
Neben Nadine Fähndrich konnten sich auch Anja Weber und Janik Riebli über gute Resultate vor heimischem Publikum freuen. Beide schafften es ins Halbfinale, was sie als Neunter und Zehnte beendeten. „Es ist gut, dass ich heute nicht gestürzt bin. Es ist mein Heimrennen, die Leute und Atmosphäre machen immer Spaß. Jetzt stehe ich in den Finals und das ist erstmal wichtig“, meinte Janik Riebli nach dem Prolog. Zudem erreichten Lea Fischer und Alina Meier das Viertelfinale und wurden 23. und 25. sowie Roman Alder 22. Vorzeitig Feierabend nach der Qualifikation hatten Fabienne Alder und Desirée Steiner sowie Isai Näff, Ilan Pittier und Noe Näff, der in der Zielkurve stürzte. ‚Vale‘ Gronds Fans an der Strecke warteten vergeblich auf ihren Liebling. Der Lokalmatador verpasst das gesamte Wochenende wegen eines Erkältungsinfekts, der auch einige andere Teammitglieder erwischt hat.
Scherz und Mrkonjic verpassen Halbfinale knapp
Beinahe hätten es auch zwei Österreicher unter die besten Zwölf geschafft. Magdalena Scherz und Lukas Mrkonjic überzeugten im Prolog und lieferten auch im Viertelfinale gute Leistungen ab, für die sie knapp nicht belohnt wurden. Die 25-jährige Scherz belegte in ihrem Lauf den vierten Platz, was Rang 18 bedeutete. Für Mrkonjic, der nach seinem Übertraining mit anschließendem chronischen Erschöpfungssyndrom offenbar langsam wieder in Tritt kommt, war es als Lauf-Dritter noch knapp und er wurde als 15. gewertet. Die erst 19-jährige Heidi Bucher und Benjamin Moser verpassten als 32. und 31. denkbar knapp die Heats, bei denen auch Michael Föttinger, Christian Steiner und Erik Engel zuschauen mussten.
=> Ergebnis Sprint Freistil Damen
=> Ergebnis Sprint Freistil Herren
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