In weniger als zwei Monaten ist es soweit, die Olympischen Spiele kommen ins Val di Fiemme! Wir waren beim 10-jährigen Jubiläum des A|N Skilanglaufcamps mit Peter Schlickenrieder vor Ort und haben uns auch im Langlaufstadion umgesehen.
Ich kenne inzwischen jede Serpentine von Bozen hinauf zum Passo Lavazè. Wie oft ich schon hier hochgefahren bin? Ich habe nicht mitgezählt. Heute ist es auf jeden Fall das letzte Mal vor Beginn der Olympischen Spiele. Das Wetter könnte nicht besser sein, strahlend blauer Himmel, nur wenig über null Grad und eine feste Kunstschneeloipe. Da muss ich natürlich trotz vorgerückter Stunde sofort noch ein paar Runden drehen. Auf diesen ersten Kilometern meines Besuchs stelle ich mir vor, wie es wohl im Februar sein wird, wenn die Weltelite hier in der Region zusammenkommt, um ihre Olympiasieger zu küren. Stimmungsvoll, winterlich und vor allem herzlich sind die Adjektive, die mir sofort einfallen.
Kurze Zeit später sitze ich im Hotel beim Essen und mir fällt direkt ein weiteres Charakteristikum ein: Lecker! Denn wer liebt sie nicht, die italienische Küche und Gastfreundschaft. Am nächsten Morgen statte ich zusammen mit ARD Langlaufkommentator Jens Jörg Rieck dem Langlaufstadion in Lago di Tesero einen Besuch ab. Wir treffen uns mit Enzo Macor, dem Sportmanager Skilanglauf während Olympia. Noch wird überall gewerkelt und im Stadionbereich Schnee produziert. Bis zur Tour de Ski im Januar muss alles stehen. Danach ist das Stadion für Athleten sowie Betreuer gesperrt und es werden nur noch Restarbeiten erledigt.
Besonders interessant dürfte werden, wie die neue Streckenführung im Sprint ankommt. Sie beinhaltet nun drei anstatt bislang zwei Anstiege und etwas entschärfte Kurven. Zudem wurde die letzte Welle vor der Zielgeraden etwas erhöht und verlängert, um die Geschwindigkeit zu reduzieren und damit packendere Sprints zu ermöglichen. Etwas schade ist dagegen die Entscheidung des IOC, nur 9.000 Zuschauer für die Langlaufrennen zuzulassen. Eine Wiederholung des Zuschauerrekords von 34.000 wie bei der WM 2013 wird es also nicht geben. Umso wichtiger ist es, nicht bis zuletzt mit dem Erwerb von Tickets zu warten. Für manche Rennen sind die günstigsten Tickets schon ausverkauft, aber für einen Großteil gibt es noch Karten ab 50 Euro. Und diese Investition lohnt sich! Anders als in vielen anderen Langlaufstadien ist ein Großteil des Renngeschehens direkt einsehbar. Das heißt, ihr habt alles im Blick, wenn um die Medaillen gefightet wird!
Am Nachmittag startet dann das A|N Skilanglaufcamp mit Peter Schlickenrieder. Es findet bereits zum zehnten Mal statt und feiert damit Jubiläum. Mehr als 40 Teilnehmer haben sich wieder eingefunden, um fünf Tage lang an der Technik für den Winter zu feilen. Nach einer kurzen Begrüßung, die bei so vielen alten Bekannten durchaus etwas länger und herzlicher ausfällt, geht es auch schon direkt los. Unter Anleitung der Gruppenleiter Peter Schlickenrieder, Skimarathon- und Trainingsexperte Thomas Freimuth, U23-Weltmeisterin Elisabeth Schicho und Langlauflehrer Fabian werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Die Bedingungen am Passo Lavazè sind jedenfalls ideal dafür. Eine fünf Kilometer Runde steht zur Verfügung, die täglich perfekt präpariert wird. Das kommt der korrekten Ausführung der Technik natürlich mehr entgegen, als so manche Naturschneeloipe, die zu Beginn der Saison noch nicht optimal gespurt werden kann. Nach rund zwei Stunden ist die erste Einheit beendet und die Teilnehmer freuen sich schon aufs Abendessen. Danach wartet mit Reini Kronbichler ein echter Wachs-Guru, um bei seinem Vortrag aufzuzeigen, wie Langlaufski idealerweise präpariert werden sollten. Zudem zeigt er Neuerungen und gibt Insider-Tipps, wie man sie nur von echten Experten bekommen kann.
Das Camp ist relativ offen und flexibel gestaltet. Wer mal eine Einheit „schwänzen“ und die Top-Bedingungen individuell nutzen will, wird eher bewundernd als schief angeschaut. Und auch der persönliche Aspekt kommt in den kleinen Gruppen von maximal zehn Personen nicht zu kurz. Mein Begleiter JJ fühlt sich nach den zwei Tagen unseres Besuchs jedenfalls bestens gerüstet für die Skilanglauf-Saison. Und so nehmen wir zum letzten Mal Abschied vom Val di Fiemme, ehe wir Anfang Februar zurückkehren werden und das Olympische Flair seinen Höhepunkt finden wird. Ein letztes Adjektiv sei noch erwähnt: Besonders! Denn wann hat man schon die Möglichkeit, Olympische Wettkämpfe zu verfolgen und wenige Meter davon entfernt selbst langlaufen zu gehen?


























