News

Langlauf Weltcup: Skistad und Klæbo gewinnen Freistilsprint zum Auftakt der 20. Tour de Ski – Rydzek Zweite!

Kristine Stavås Skistad und Johannes Høsflot Klæbo heißen die Sieger auf der ersten Etappe der 20. Tour de Ski. Coletta Rydzek wurde trotz Überlegungen über einen Startverzicht starke Zweite.

Skistad gewinnt vor Rydzek

Coletta Rydzek (GER), Jessie Diggins (USA), Maja Dahlqvist (SWE), Kristine Stavaas Skistad (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die 20. Tour de Ski begann mit einem Freistilsprint bei -2,8°C und strahlendem Sonnenschein im Prolog und schattigen +0,5°C während der Heats am Nachmittag. Keinen Zweifel an ihren Siegambitionen ließ Kristine Stavås Skistad, der die Strecke mit den langen 1:1-Passagen liegt, obwohl es für sie seit dem Auftakt-Sieg in Ruka nicht mehr nach Wunsch lief und weitere Siege auf sich warten ließen – bis heute. Da lief sie wie gewohnt alles von vorne, nachdem sie im Prolog als Sechste weiter vorn als üblich platziert war. Das Finale begann aber zunächst mit einem Sturz von Mitfavoritin Johanna Hagström, die direkt nach dem Start stürzte und dem Feld hinterherlief. Vorne bestimmte die Norwegerin das Tempo vor ihrer Teamkollegin Mathilde Myhrvold und Maja Dahlqvist. Am zweiten Anstieg über das Funktionsgebäude hatte sich inzwischen auch Vorjahressiegerin Jessie Diggins etwas nach vorne gearbeitet gefolgt von Coletta Rydzek und Myhrvold, die oben auf der Kuppe sogar eine Lücke aufgehen ließ zur viertplatzierten Rydzek. Die Oberstdorferin versuchte, innen an Dahlqvist vorbeizuziehen, fand aber keinen Platz zum Überholen und blieb an dritter Stelle, wo sie Diggins neben sich berührte, die sich anschließend hinter ihr einreihte. Nun ging es in den Endspurt mit Skistad vorne vor Dahlqvist und Coletta Rydzek, die in der letzten Kurve auf der Außenbahn viel Schwung mitnahm und noch hinter Skistad auf Platz zwei stürmte. „Es war ein hartes Finale, aber ich war schneller als die anderen und habe gewonnen. Es fühlt sich gut an, nun in Gold zu laufen. Ich freue mich auf den Rest der Tour“, zeigte sich die Norwegerin ungewöhnlich gesprächig in etwas holprigem Englisch. Dritte wurde Maja Dahlqvist, die nach einem verpatzten Prolog mit Rang 17 auf dem Podium doch noch strahlte. Jessie Diggins beendete die erste Etappe als Vierte vor den zurückgefallenen Hagström und Myhrvold. Bei der Schwedin war wie gesagt der Sturz am Start die Ursache, aber die Norwegerin kam erst mit großem Rückstand ins Ziel, nachdem sie in der letzten Kurve gestürzt war und plötzlich starke Schmerzen in der Schulter verspürt hatte. Weinend kam sie im Ziel an und wurde in den Erste-Hilfe-Raum gebracht, wo sie untersucht wird. Trainer Sjur Ole Svarstad vermutet in einem ersten Interview eine ausgekugelte Schulter, konnte das aber noch nicht bestätigen. Sind die Olympischen Spiele damit für sie beendet? Zumindest die Tour de Ski ist es und die erste Verdachtsdiagnose des Trainers hat sich bestätigt. Nach dem Röntgen wurde die Schulter wieder eingerenkt. Was das für Olympia bedeutet, muss die Zeit zeigen. 

Klæbo holt 61. Sprintsieg

Lars Heggen (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © Vanzetta/NordicFocus

Nach dem Desaster in Davos mit Platz 17 ging für Johannes Høsflot Klæbo heute alles wieder seinen gewohnten Gang, was ihn sehr erleichterte. Der 29-Jährige hatte in allen Heats alles unter Kontrolle. Im Finale hatte er zunächst Oskar Opstad Vike in seinem Windschatten, später arbeitete sich Lucas Chanavat am Funktionsgebäude von Platz sechs auf zwei, büßte diese Position aber bald wieder ein. Der vierfache Junioren-Weltmeister Lars Heggen versuchte, sich innen durchzudrängen, was aber zunächst nicht klappte. Er konnte sich in der letzten Kurve nach vorne schieben, als er und Vike Valerio Grond etwas in die Zange nahmen und links und rechts vorbeizogen. Vorne hatte Johannes Høsflot Klæbo am letzten Anstieg eine kleine Lücke herausgearbeitet, so dass er im Zielsprint nicht mehr gefährdet war. Letztlich kam Lars Heggen ihm zwar noch sehr nahe und konnte über Platz zwei jubeln vor Teamkollege Oskar Opstad Vike. Valerio Grond musste sich mit Rang vier begnügen vor Lucas Chanavat und dem zurückgefallenen Janik Riebli. Für Klæbo war es der 61. Sprintsieg und der 102. Sieg insgesamt im Weltcup: „Das fühlt sich großartig an, wieder zu gewinnen. Ich habe über Weihnachten die ganze Zeit an dieses Rennen gedacht. Es ist schön, wieder oben auf dem Podium zu stehen. Der Skatingsprint hier ist richtig schwierig. Ich habe mich auch in Davos gut gefühlt, aber es lief einfach nicht nach Plan. Es war gut, heute zurückschlagen zu können. Ich muss mich jetzt für morgen erholen und dann sieht man, wie es läuft.“ Edvin Anger war der einzige Schwede, der den Prolog überstand. Die Klassikspezialisten Alvar Myhlback und Anton Grahn schieden als 46. und 48. aus. „Wenn man für die Tour ausgewählt wird, sollte man nicht so schlecht abschneiden“, meinte Myhlback selbstkritisch. Für Anger war dann auch schon im Halbfinale Endstation.

Rydzek überlegte, gar nicht zu starten

Coletta Rydzek (GER), Kristine Stavaas Skistad (NOR), Maja Dahlqvist (SWE), (l-r)

Der zweite Platz von Coletta Rydzek ist eine tolle Überraschung, die niemand erwartet hätte – am wenigsten sie selbst. Schon am Eurosport-Mikrofon nach dem Prolog, wo sie auch schon auf Platz zwei gelandet war, deutete sie eine schwierige Nacht an: „Das ist überraschend, ich hatte eine ganz schlechte letzte Nacht und habe überlegt, ob ich überhaupt starten kann. Und der letzte Anstieg war ein richtiger Kampf. Als ich die Zeit zugerufen bekam, dachte ich, das kann doch gar nicht wahr sein“, sagte sie. Nach xc-ski.de Informationen fand nur 4,5 Stunden Schlaf. Teamkollegin Verena Veit musste kurzfristig wegen Krankheit auf einen Start verzichten, Coletta Rydzek entschloss sich dann doch, einen Start zu versuchen und wurde dafür belohnt. Nach dem Rennen erzählte sie auch von ihrer schwierigen Nacht: „Das war auf jeden Fall ein sehr verrückter Tag. Ich bin sehr sehr happy, dass ich es hier aufs Podium geschafft habe. Das ist mein erstes Einzel-Podium außerhalb von Lahti. Ich wusste, dass die Strecke mir voll gut liegt und habe gut zu Hause trainiert vor Weihnachten. Ich wusste, dass in Form bin, aber die letzte Nacht war nicht ganz so erholsam mit dem Ausfall von der Verena. Es sind so viele krank, da macht man sich gleich mehr Sorgen. Ich konnte nicht einschlafen, es war super warm in den Zimmern und ich dachte, ich werde auch krank. Deswegen war ich heute früh unsicher und super aufgeregt wegen dem ganzen Stress, was mir auf den Magen geschlagen ist. Das kenne ich, ich habe einen Stressmagen und bin das mittlerweile gewöhnt. Ich konnte das sehr gut handeln und bin auch mental sehr froh, dass ich mich nicht aufgegeben habe. Das heißt, man kann noch so sehr struggeln vor Nervosität und es klappt vielleicht trotzdem“, freute sich die 29-Jährige, die weiter sagte: „Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Tag, wir hatten super Material und ich habe mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Kurs ist etwas tricky, da muss man Position haben und wird manchmal abgedrängt und da muss man Ruhe bewahren. Ich bin sehr happy, dass ich so in die Tour starten konnte, auch wenn ich den Platz nicht bis zum Schluss verteidigen kann“, lachte sie. „Ein Podium war auf jeden Fall nochmal ein Schöner Abschluss dieses Tages.“ Die beiden anderen DSV-Starterinnen, die den Prolog überstanden hatten, schieden im Viertelfinale aus. Sofie Krehl kam als 22. ins die Wertung, Pia Fink wurde 24.

Jan Stölben ebenfalls 22.

Jack Young (USA), Jan Stoelben (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Aus deutscher Sicht konnte sich bei den Herren immerhin einer für die Finals qualifizieren. Jan Stölben schien mit seiner Prologzeit aber nicht zufrieden zu sein und schüttelte im Ziel den Kopf, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch an sechster Stelle lag – am Schluss qualifizierte er sich als 14. Im Viertelfinale lag der Vulkaneifler dann immer an vierter oder fünfter Stelle, verhakte sich noch einmal mit dem Stock, was aber keine weiteren Folgen hatte. Am Schluss überquerte er als Fünfter die Linie und kam als 22. in die Wertung. Nach dem Rennen zog er „ein relativ gemischtes Fazit. Ich denke, ich habe insgesamt keinen schlechten Job gemacht, gerade weil es sich beim Einlaufen vor dem Prolog noch recht zäh angefühlt hat. Der Prolog war auch vom Gefühl nicht der Beste, da habe ich mit dem 14. Platz ein sehr gutes Ergebnis herausgeholt“, sagte der 24-Jährige. „Hintenraus habe ich mir dann doch mehr Hoffnungen gemacht und mir extra einen Heat genommen, wo ich dachte, dass der schnell genug sein könnte, um als Lucky Loser weiterzukommen. Der Start war sehr gut, das habe ich genau so geplant gehabt, ich habe es dann leider unten in der langgezogenen Kurve ein bisschen die Kontrolle verloren und dann rennt man hier leider den Rest des Rennens nur hinterher und versucht, das geradezubiegen. Das ist heute nicht drin gewesen, aber es macht Mut für die nächsten Tage. Man kann sicherlich etwas Positives mitnehmen. Die Form ist definitiv da und die Distanzrunde ist für mich und meine Gewichtsklasse auch gut zu laufen und ich freue mich auf die nächsten Tage und das, was noch kommt.“

Drei Schweizer knapp hinter dem Podium

Valerio Grond (SUI), Lucas Chanavat (FRA), Janik Riebli (SUI), (l-r) © Vanzetta/NordicFocus

Gleich drei der Schweizer Starter mussten sich mit den Plätzen vier bis sieben begnügen, obwohl sie auf ein Podium gehofft hatten. Valerio Grond war als Vierter am dichtesten dran und auch Janik Riebli hatte es ins Finale geschafft, wo dann allerdings die Kräfte fehlten. „Mir geht es wieder gut“, meinte Grond nach dem Prolog hinsichtlich des wegen Krankheit verpassten Davos-Wochenendes. „Ich bin sehr glücklich mit dem guten Prolog. Zu Saisonbeginn lief es nicht gut, aber heute war es sehr gut. Das Ziel ist es, nicht mit Klæbo in den Heat zu kommen“, grinste er und vermied es auch tatsächlich zumindest im Viertelfinale. Nadine Fähndrich hatte die Runde der letzten Sechs um Haaresbreite verpasst und wurde als Siebte gewertet. Knapp am Halbfinale vorbei liefen Anja Weber und Nadja Kälin, die sich von ihrer Krankheit vom Davos-Wochenende offenbar gut erholt hat. Ebenfalls knapp am Halbfinale vorbei lief der 21-jährige Roman Alder, die Neuentdeckung dieses Winters, der 17. wurde, obwohl er eigentlich schon den anderen hinterherlief. Dann kam es aber zu einem Sturz seines heute stärkeren Teamkollegen Noe Näff, der in beiden Runden in derselben Kurve Kontakt mit einem Gegner hatte. Das erste Mal konnten beide den Sturz vermeiden, beim Kontakt mit Jimmy Clugnet landete Näff bäuchlings im Schnee und schaute enttäuscht den anderen hinterher. Er wurde schließlich 26.

Moser stellt Bestleistung ein

Benjamin Moser (AUT) © Modica/NordicFocus

Sehr gut lief es auch für das ÖSV-Team, auch wenn Lukas Mrkonjic und Michael Föttinger die Heats als 33. und 34. knapp verpasst hatten. Später verpasste Benjamin Moser das Finale knapp und wurde hervorragender Achter, was die Einstellung seines besten Weltcupergebnisses bedeutet. „Mit diesem achten Platz bin ich natürlich sehr zufrieden, denn damit habe ich mein bisher bestes Weltcupergebnis eingestellt. Ein wenig muss ich das Rennen aber auch mit einem weinenden Auge betrachten, denn ich glaube, ich wäre heute fit genug gewesen, um es bis ins Finale zu schaffen. Leider habe ich mich am Ende des Halbfinales etwas falsch positioniert, aber trotzdem konnte ich auf der Zielgerade noch den ein oder anderen Platz gutmachen. Alles in allem war das ein super Start, morgen geht es weiter und ich werde wieder voll attackieren. Dann schauen wir einfach, was möglich ist“, sagte der 28-Jährige. Bei den Damen qualifizierte sich mit Magdalena Scherz ebenfalls eine ÖSV-Athletin für den Hauptbewerb. Die 24-Jährige präsentierte sich mit der zehntbesten Zeit im Prolog stark, kam jedoch in ihrem Viertelfinale unglücklich zu Sturz, bei dem sie den Ski von Julie Drivenes an den Kopf bekam. Die Norwegerin machte durch den Widerstand an ihrem Ski eine Drehung und landete unsanft auf dem Rücken, der ihr offenbar im Ziel auch noch schmerzte. Am Ende belegte die junge Österreicherin im Endklassement den 26. Platz.

Das sagt Teamchef Schlickenrieder

„Auf einer schnellen Strecke waren heute die reinen Sprinter gefordert. Bei den Damen hatten wir drei in den Finals und Theresa Fürstenberg, die sich knapp nicht qualifiziert hat. Die drei Arrivierten haben sich durchgesetzt, auch Pia Fink konnte mit der Qualifikation einen Erfolg feiern. Sie haben sich gut geschlagen und haben knapp das Halbfinale verpasst. Ihnen fehlt noch ein bisschen die Ausgebufftheit, die Coletta Rydzek auszeichnet, die gezeigt hat, wie man sich in einem Feld verhalten muss, um eine kleine Lücke zu nutzen und ein Podium zu erlaufen. Das war ein sehr gutes taktisches und skifahrererisches Rennen von Coletta, das sieht man ihn dieser Klasse selten. Coletta hat das Maximale rausgeholt. Sie ist mi viel Nervosität ins Rennen gestartet, hat das aber mit Bravour gemeistert und das ist das größte Ausrufezeichen“, lobte Peter Schlickenrieder, der zu den Herren sagte: „Bei den Männern hat sich Jan Stölben mit einer guten Qualizeit für die besten 30 qualifiziert und hat dann in seinem Viertelfinale an einer sehr entscheidenden Stelle einen Stolperer gehabt und Schwung verloren und damit keine Chance mehr, ins Halbfinale einzuziehen. Dennoch war es ein sehr guter Sprint mit deutlich weniger Fehlern in den Heats wie sonst üblich. Anian Sossau hatte eine gute erste Runde im Prolog, aber leider in der zweiten zu viel verloren, so dass er knapp nicht eingezogen ist in die Finals. Aber morgen beim klassischen Zehner kann er sicher seine gute Form beweisen. Jakob Moch als wirklich junger Starter war gar nicht so weit weg mit seiner 46. Prologzeit. Die schnelle Strecke war nicht für ihn gemacht, der eher über die Ausdauer kommt wie auch sein Bruder Friedrich Moch, der eher einen guten Sprintprolog gemacht hat. Er wird sich nun Rennen für Rennen wieder steigern, seine Saison beginnt erst mit der Tour de Ski. Auch Florian Notz hat einen technisch sauberen Sprint gemacht, er ist nun wirklich kein Sprinter. Vom Ergebnis sieht es immer schlimmer aus als es ist, denn die Abstände waren sehr eng. Es war ein sehr guter Tag für uns mit dem ersten Podium der Saison von Coletta.“

=> Ergebnis Freistilsprint Damen
=> Ergebnis Freistilsprint Herren

Tour de Ski zum Nachlesen

=> Sechs Etappen bei der 20. Tour de Ski auf dem Weg zu den Olympischen Spielen
=> 15 deutsche Langläufer für 20. Tour de Ski nominiert
=> Diese Sportler nehmen an der Jubiläums-Tour de Ski teil

Bildergalerie