Die Nordische Kombination kämpft um die Aufnahme der Damenwettbewerbe in das Olympische Programm und damit um die Zukunft der Sportart. Die überzeugenderen Argumente liegen mittlerweile bei den Athletinnen wie Nathalie Armbruster. Aber auch FIS-Präsident Johan Eliasch stellt sich hinter die Traditionssportart.
Teil der FIS-DNA
Das IOC wird nach den Olympischen Spielen von Mailand und Cortina im kommenden Winter entscheiden, ob es die Kombiniererinnen zu den Spielen 2030 zulässt oder nicht. Sollte die Entscheidung negativ ausfallen, stünden auch die Männerwettbewerbe vor dem Aus. Um das zu verhindern, hat sich die FIS in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. In einem Interview mit der FIS-eigenen Webseite stellte sich Präsident Johan Eliasch kürzlich explizit hinter die Traditionssportart (und auch Snowsport PSG, das ebenfalls auf der Kippe steht):
Eines möchte ich ganz klar betonen: Die FIS engagiert sich voll und ganz für die Nordische Kombination und Snowboard PGS. Diese beiden Disziplinen, die sich stark voneinander unterscheiden, verkörpern die große Vielfalt des Schneesports. Sie sind Teil der DNA der FIS. Wir sprechen hier von zwei Disziplinen, die sich auf einem stetigen Wachstumskurs befinden, tief verwurzelt sind und über starke Communities verfügen. Wir werden diese Disziplinen und die Athleten, die sie mit solcher Leidenschaft vertreten, weiterhin unterstützen – nicht nur mit Worten, sondern auch durch Taten, Investitionen und Fürsprache.
Sportliche Argumente sprechen dafür
Die Nordische Kombination ist eigentlich aus den Olympischen Spielen nicht wegzudenken. Bereits 1924 war man bei den ersten Winterspielen in Chamonix im Programm. Darauf verweist auch Gesamtweltcupsiegerin Nathalie Armbruster:
Die Nordische Kombination ist DIE Königsdisziplin und die Sportart, die von Anfang an, also seit den ersten Olympischen Spielen, dabei ist und somit eine große Tradition hat.
Nur auf die Tradition können sich die Kombiniererinnen aber wohl nicht verlassen, um 2030 mit dabei zu sein. Das weiß auch der erfolgreichste Kombinierer der letzten Jahre, der Norweger Jarl Magnus Riiber:
Die Aufnahme der Nordischen Kombination der Frauen ist der einzig richtige Schritt, um die Olympischen Winterspiele zu vervollständigen. Das Niveau der Frauenwettbewerbe hat sich rasant entwickelt, und die Athletinnen haben bewiesen, dass sie auf die olympische Bühne gehören. Ich bin der Meinung, dass dieser Sport diese Anerkennung verdient.
Und auch Armbruster beruft sich auf das inzwischen vorherrschende Leistungsniveau:
Ich glaube, es gibt kaum Menschen, die die Argumente des IOC gegen die Aufnahme der Nordischen Kombination der Damen nachvollziehen können, weil sie einfach nicht nachvollziehbar sind. Außerdem ist das Argument mittlerweile entkräftet, dass immer dieselben Nationen auf dem Podium sind. Man hat im letzten Jahr gesehen, dass mittlerweile so viele Nationen auf dem Podium stehen: Österreich, Norwegen, Deutschland, Japan, Finnland und das waren noch nicht mal alle. Ich denke, rein auf sportlicher Basis gibt es keine Grundlage mehr zu entscheiden, dass die Damen nicht aufgenommen werden. Aber leider kann man sich da nicht so sicher sein, was da noch so alles mit einfließt.
Hausaufgaben des IOC gemacht
Aber nicht nur das sportliche Leistungsniveau ist gestiegen, auch andere Ansatzpunkte wurden umgesetzt und optimiert. Davon ist FIS-Renndirektor Lasse Ottesen überzeugt und spricht begeistert über die Kombiniererinnen:
Was sie in den letzten fünf oder sechs Jahren gezeigt haben, ist herausragend. Sie verleihen unserem Sport eine neue Dimension und eine neue Dynamik, und wir arbeiten hart daran, sie 2030 zu den Olympischen Spielen zu bringen.
Kombinationslegende Eric Frenzel äußert sich zwar etwas vorsichtiger, ist aber ebenfalls optimistisch gestimmt:
Schon für 2026 waren die Hoffnungen groß, und umso enttäuschender war es, dass es am Ende nicht gereicht hat. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass die Entwicklung seither in die richtige Richtung geht. Die Hausaufgaben, die uns das IOC damals mitgegeben hat, wurden ernst genommen und mit viel Engagement umgesetzt. Athletinnen, Trainer, Funktionäre und auch die FIS haben gemeinsam daran gearbeitet, die Nordische Kombination weiterzuentwickeln und gerade im Damenbereich entscheidende Schritte nach vorn zu machen. Diese positive Entwicklung stimmt mich optimistisch, dass unsere Disziplin gemeinsam mit den Damen eine Zukunft im olympischen Programm haben kann.
FIS-Präsident Eliasch zeigt derweil im Interview einen der Schwerpunkte auf, die in der Außendarstellung der Traditionssportart gesetzt wurden:
Wir ergreifen aktive Maßnahmen auf mehreren Ebenen. Eine unserer wichtigsten Prioritäten ist es, das digitale Engagement und das Storytelling rund um unsere Disziplinen zu verbessern. Über FIS TV und unsere Social-Media-Kanäle bringen wir die Fans näher denn je an die Athleten und ihre Reisen heran. Ein gutes Beispiel dafür ist die Dokumentation „The Overlooked. The Untold Stories of Nordic Combined Heroes”, die wir in der letzten Saison veröffentlicht haben. Sie bietet einen intimen Blick hinter die Kulissen und zeigt das Engagement der Athleten, ihre Herausforderungen und vor allem ihre Träume. Sie beleuchtet die außergewöhnlichen Anstrengungen unserer Frauen in der Nordischen Kombination, die weiterhin um Anerkennung innerhalb der Olympischen Bewegung kämpfen. Ihre Leidenschaft und Ausdauer sind zutiefst inspirierend, und wir sind stolz darauf, ihre Geschichten mit der Welt zu teilen.
Plädoyer für eine Sportart
Ob das alles am Ende reichen wird, kann aktuell niemand mit Sicherheit sagen. Armbruster spricht im Interview mit xc-ski.de jedenfalls ein Plädoyer für ihre absolute Lieblingssportart aus:
Die Nordische Kombination ist so eine spannende Sportart. Auf der einen Seite diese schnellkräftige Sportart Skispringen zu beherrschen, die ja auch nicht ganz unspektakulär ist und auf der anderen Seite die Ausdauersportart Skilanglauf. Das Training allein ist schon eine enorme Gratwanderung. Man kann es letztendlich eine Kunst nennen, beide Sportarten zu beherrschen.
Und Ottesen wirft einen Blick voraus auf eine Saison, die viel Spannung, aber dank Olympia auch viel Sichtbarkeit verspricht:
Wir stehen vor einer sehr spannenden Saison mit neuen Höhepunkten, neuen Austragungsorten und natürlich den Olympischen Spielen. Dank der fantastischen Arbeit aller nationalen Skiverbände und lokalen Organisatoren erwarte ich eine der spannendsten Saisonen seit langem. Wenn ich die Schlagzeilen schreiben würde, würden sie lauten: „Der knappste Gesamtweltcup-Kampf in der Geschichte der Nordischen Kombination“, „Olympische Größe aus der traditionsreichsten olympischen Sportart“ und „Wer die Nordische Kombination nicht verfolgt, verpasst etwas“.


