Doping: Urteil gegen Johannes Dürr gefallen

Johannes Dürr (AUT) © NordicFocus

Im Fall des geständigen Dopers Johannes Dürr ist nun ein Urteil gefallen. Auch der ehemalige Trainer des Skilangläufers, Gerald H., wurde im Zusammenhang mit der Operation Aderlass verurteilt.

15 Monate auf Bewährung

Vor dem Innsbrucker Landgericht ist das Urteil gegen Johannes Dürr gefallen. Der 32-Jährige war im Prozess teilgeständig und wegen sein Whistleblower-Tätigkeiten kam er mit einer 15-monatigen Bewährungsstrafe sowie 720 Euro Geldstrafe wegen schweren, gewerbsmäßigen Betruges und Verstößen gegen das Antidoping-Gesetz davon – möglich wären bis zu fünf Jahre Haft gewesen. Gleichzeitig wurde er dazu verdonnert, 52.000 Euro, die er sich durch seinen Sportbetrug von Spendern und Sponsoren gesichert hatte, binnen fünf Jahren als eine Art Profitabschöpfung an den Bund zu zahlen. Seit ihm im vergangenen März vom Zoll fristlos gekündigt worden war, absolviert Dürr eine geförderte Ausbildung zum Maschinenbauer. Er lebt derzeit von 1200 Euro im Monat, davon gehen allerdings noch 400 Euro Alimente für seinen sechsjährigen Sohn ab, so dass er nun vor einer Privatinsolvenz steht. Dass Johannes Dürr auch eine bedeutende Rolle als Vermittler und Helfer des Erfurter Sportmediziners Mark S. gespielt haben soll, bestritt Dürr in zentralen Punkten. Konkret wies er die Vorwürfe von sich, die ehemaligen Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf an Mark S. vermittelt zu haben, was diese behaupten. Das Gericht folgte hier Dürrs Ansicht unter anderem aufgrund der Folgen, die Dürrs Äußerungen in einer ARD-Dokumentation für die beiden Sportler letztlich hatten.

Strafen gegen Hauke, Baldauf und Gerald H.

Bereits vor zwei Wochen war Dominik Baldauf wegen Sportbetrugs zu fünf Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Auch er legte ein Teilgeständnis ab. Er gab zu, sowohl Wachstumshormone genommen als auch Blutdoping betrieben zu haben. Herangeführt an das Doping habe ihn Johannes Dürr. „Dürr hat mir gesagt, wie es im Spitzensport zugeht. Er hat mir erzählt, was er gemacht hat und dass es einen deutschen Arzt gibt. Er hat aber nie gesagt, dass ich das auch machen soll“, sagte Baldauf. Die Kontaktdaten zu dem deutschen Sportmediziner Mark S. habe er von Dürr bekommen, so der Vorarlberger. Das Urteil gegen Max Hauke war bereits im Oktober gefallen, auch er erhielt fünf Monate auf Bewährung. Die Esten Karel Tammjärv und Andreas Veerpalu, der Kasache Alexey Poltoranin sowie der Athletenbetreuer Mati Alaver (Estland) wurden Anfang des Jahres von der FIS für jeweils vier Jahre gesperrt. Der von Dürr belastete ehemalige ÖSV-Trainer Gerald H., der aus eigenem Antrieb 2017 aus dem Österreichischen Skiverband ausschied, weil ihm das Ausmaß des Blutdopings zu Furcht einflößend geworden sei, wurde für seine Beihilfe zum Sportbetrug zu zwölf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt plus 3120 Euro Geldstrafe. Als Grundsatz des Hochleistungssports stellte der angeklagte Trainer sogar heraus: „Nur mit Doping schaffe man es an die Weltspitze“, sagte er aus, „sonst bist Du maximal Dreißigster und nur so hast du die Chance Zehnter oder 15. zu werden.“

Hintergrund

In der ARD-Doping-Doku „Die Gier nach Gold“ erzählte Johannes Dürr im Januar 2019, wie er zum Sportbetrüger wurde und ohne illegale Mittel nicht mehr auszukommen glaubte. Er räumte ein, auch Behandlungen von Eigenblutdoping in Deutschland gemacht zu haben. Somit dopte er noch während der Arbeit an der Doku munter weiter, um zur Heim-WM in Seefeld ein Comeback zu schaffen. Durch seine Aussagen kam der Stein ins Rollen und während der Nordischen Ski-WM in Seefeld schlugen die Dopingermittler zu: Seine Teamkollegen Max Hauke und Dominik Baldauf wurden auf frischer Tat beim Dopen erwischt, weitere Athleten verhaftet und das Netzwerk um Dopingarzt Mark S. aus Erfurt flog auf.

Quellen: www.kleinezeitung.atwww.kleinezeitung.atwww.sportschau.de