Katharina Hennig hat es wieder geschafft: Auf ihrer Lieblingsstrecke im Langlauf Weltcup, wo sie immer wieder neue Bestleistungen aufstellte, feierte sie nun auch ihren ersten Weltcupsieg. Sie triumphierte auf der sechsten Etappe der Tour de Ski im Massenstart über 15 Kilometer vor Frida Karlsson und Kerttu Niskanen. In der Gesamtwertung ist sie nun Vierte, 23 Sekunden hinter dem Podium.
Hennig immer vorne mit Niskanen
Mit Krista Pärmäkoski gab es vor dem Start eine weitere Absage, sie muss wegen dem Magenvirus aussteigen, der schon die Tour von Jasmi Joensuu beendete. Dadurch rutschte Katharina Hennig schon vor dem Start auf Rang fünf der Tour de Ski Wertung, aber auch für heute hatte sie sich viel vorgenommen – schließlich ist Val di Fiemme ihre Lieblingsstrecke, wo sie seit Jahren zur Topform aufläuft. Im gesamten Rennen gehörte sie zu den Aktivposten in der Spitze neben Kerttu Niskanen, die immer in erster Reihe unterwegs war – Hennig entweder daneben oder an ihren Skienden. Nach einer unter den Topathletinnen abgesprochenen Tempoverschärfung in der vierten von sechs Runden teilte sich das Feld in viele Grüppchen und sieben Athletinnen setzten sich vorne ab. „Sie haben sich mit anderen Nationen abgesprochen, um das Tempo hochzuhalten“, sagte der neue deutsche Damen-Trainer Per Nilsson nach dem Rennen. Damit meinte er, dass Karlsson, Niskanen und Hennig zuvor einen „Pakt“ geschlossen hatten, gegen die Weng-Zwillinge zusammen zu arbeiten. Sprintsiegerin Lotta Udnes Weng gehörte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Spitzengruppe und büßte auch in der Gesamtwertung ein. Ende der fünften Runde konnten Teresa Stadlober, Astrid Øyre Slind und überraschend auch Tiril Udnes Weng nicht mehr mitgehen.
Hennig bärenstark zum Sieg
Nun musste die Entscheidung vorbereitet werden: Wer hat die beste Taktik? Wer attackiert zuerst? Dass eine frühe Führung auf dieser Strecke nicht optimal ist, musste Katharina Hennig gestern im Sprint erfahren, als sie vor der Abfahrt ins Stadion in die Führungsposition gedrängt wurde. Diesmal war sie schlauer, nahm nach der schwierigen Abfahrt vor dem Zorzi-Anstieg eigentlich mehr Geschwindigkeit mit und hätte sich vor Niskanen setzen können, nahm aber raus und reihte sich hinter der Finnin ein. In der Reihenfolge Niskanen, Hennig, Brennan und Karlsson gingen sie in die entscheidende Abfahrt, wo die Deutsche alle Kräfte mobilisierte und aus dem Windschatten an Niskanen vorbeischoss und mit kraftvollen Stockschüben den Vorsprung auf der Zielgeraden immer weiter ausbaute. Im Ziel konnte sie endlich über ihren ersten Weltcupsieg jubeln, der sich schon die ganze Saison angekündigt hatte. Peter Schlickenrieder war voll des Lobes für die 26-Jährige, die die geplante Taktik perfekt anwendete: „Was sie heute gezeigt hat, war schon einmalig nach dem Sprint gestern. Heute ist sie nicht auf Position eins gegangen, obwohl sie es gekonnt hätte. Sie hat die Taktik befolgt und schnell dazu gelernt“, freute sich der Teamchef im ZDF. Auch Hennig selbst strahlte selbstverständlich über das ganze Gesicht: „Ich bin glücksselig, dass das heute geklappt hat. Ich war so gespannt, wie ich mich fühle nach den vier Läufen gestern. Aber ich wusste ja schon, worauf es hier ankommt. Wir haben das hier zusammen geschafft, danke auch an die Wachser für tolle Ski“, so Hennig, die Cheftechniker Lukas Ernst damit auch ein schönes Geburtstaggeschenk machte. Weiter sagte sie: „Mega cool, dass meine ganze Familie hier ist. Schön, das hier zusammen zu erleben nach zwei Corona-Jahren ohne Zuschauer.“ Damit holte Hennig den ersten Weltcupsieg für die deutschen Damen seit Claudia Nystad, die im März 2009 den Prolog des Weltcupfinals in Falun gewann. Zuvor siegte Evi Sachenbacher-Stehle im März 2006 in einem Skiathlon.
Zweitplatzierte Karlsson weiter klar vorn
Rang zwei hinter Katharina Hennig ersprintete sich noch Frida Karlsson, die ebenfalls den Windschatten nutzte. Kerttu Niskanen konnte aus der führenden Position nur noch Rang drei vor Rosie Brennan retten. Zehn Sekunden später wurde Teresa Stadlober sehr gute Fünfte, die Astrid Øyre Slind im letzten Anstieg noch abhängte. Tiril Udnes Weng kam über Platz sieben nicht hinaus und und verlor fast 30 Sekunden. Anne Kyllönen führte als Achtplatzierte die nächste Gruppe an vor Heidi Weng, Katherine Stewart-Jones, Delphine Claudel und Eva Urevc. In der Tour de Ski Wertung liegt Frida Karlsson nun wieder 1:12 Minuten vor Tiril Udnes Weng, Kerttu Niskanen ist Dritte mit 1:37 Minuten Rückstand. Dahinter folgt schon Katharina Hennig mit exakt zwei Minuten Rückstand und Rosie Brennan mit 2:28 Minuten. Lotta Udnes Weng liegt nun mit 2:37 Minuten an sechster Stelle. Tiril Weng hat im Gegensatz zu ihrer als 13. im letzten Jahr schon Erfahrung mit der Alpe Cermis, Niskanen sollte etwa auf einem Niveau mit Hennig sein. Für Frida Karlsson und Lotta Weng ist der Final Climb Neuland. „Für morgen gibt es eine Menge Motivation, wir werden sehen, wie viele Körner morgen noch da sind und die werden dann zusammengekratzt“, so Hennig. Und auch Schlickenrieder ist sicher, dass Hennig als erste Deutsche unter die Top5 laufen kann: „Natürlich traue ich Katha ein Top-Ergebnis zu, aber sie soll es genießen, soweit man den Final Climb genießen kann. Aber man soll nicht zu viel erwarten. Das Mädel muss auch mal zur Ruhe kommen.“
Stadlober „voll happy“ als Fünfte
Auch wenn Teresa Stadlober schließlich den Anschluss an die ersten Vier verlor, machte sie ein erstklassiges Rennen und erkämpfte sich Rang fünf gegen die Norwegerinnen. Nach dem Rennen sagte sie: „Das war heute ein wirklich hartes 15 Kilometer Rennen auf einer extrem schwierigen Strecke, aber ich fühle mich in Val di Fiemme einfach immer sehr wohl. Trotzdem musste ich den ersten beiden Runden ziemlich kämpfen, um eine gute Position zu erreichen und ich habe mir schwergetan, einen guten Rhythmus zu finden. Ab der Hälfte des Rennens bin ich aber wieder an die Spitze rangekommen. Leider haben wir dann in der fünften Runde ein wenig den Anschluss verloren, aber ich bin mit diesem fünften Platz natürlich voll happy“, freute sich die Salzburgerin. „Auf das Podium fehlt einfach noch eine Kleinigkeit, aber ich nähere mich im weiter an und an dem gilt es jetzt einfach noch zu arbeiten, damit das dann bei der WM hoffentlich passt. Jetzt heißt es sich gut zu erholen, denn der Wettkampf heute hat sicher einiges an Energie gekostet. Morgen folgt dann ein richtig hartes Rennen hinauf auf die Alpe Cermis. Ich werde wieder alles geben und freue mich schon sehr darauf.“ Ihre Landsfrau Lisa Unterweger trat heute nicht mehr an.
Gimmler und Fink in Top15
Auch Laura Gimmler und Pia Fink zeigten ein erstklassiges Rennen, deren tolle Resultate im Jubel um Hennigs ersten Sieg etwas untergingen. Beide hielten zunächst sehr gut mit und verloren dann wie viele andere in Runde vier den Anschluss. Das DSV-Duo arbeitete weiter gut zusammen und führten eine größere Gruppe an, in der sich auch Lotta Weng einordnete. Im Zielsprint musste sich das Duo nur Katerina Razymova geschlagen geben, Gimmler wurde 14. vor Fink. Damit war Schlickenrieder ebenfalls sehr zufrieden: „auch starke Rennen, darauf kann man aufbauen“. „Ich hatte richtig viel Respekt vor heute, weil man ja doch langsam richtig stark ermüdet ist, aber es ging tatsächlich wieder richtig gut und ich habe mich im Gesamtklassement von Platz 13 auf elf vorgeschoben. Damit liege ich gut über meinen Erwartungen und ich freue mich gerade einfach auf morgen. Ich habe Lust, meine erste Tour de Ski ins Ziel zu laufen und ich glaube, ich habe nichts mehr zu verlieren“, sagte Laura Gimmler und fügte hinzu: „Der Sieg von Katha war heute ein ganz tolles Erlebnis. Das ganze Team hat Spaß gemacht und die Stimmung ist super.“ Auch Pia Fink zeigte sich mit Rang 15 sehr zufrieden: „Ich bin echt sehr zufrieden mit meinem Wettkampf hier. Das war in den letzten Jahren nicht unbedingt mein liebster Wettkampf und ich habe nicht unbedingt gute Erinnerungen an das Klassik Massenstartrennen hier. Darum habe ich heute versucht, die Kräfte einzuteilen und nicht gleich alles zu geben, so dass hintenraus noch was geht. Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen und ich bin wirklich sehr zufrieden. Jetzt freue ich mich auf morgen, wenn es dann vorbei ist.“ Lisa Lohmann kam mit drei Minuten Rückstand als 33. ins Ziel.
Fähndrich nach Sturz ohne Chance
Nadine Fähndrich lief zunächst ganz vorne mit stürzte dann aber an siebter Stelle liegend in der ersten Runde in der Abfahrt zum Omega vor dem letzten Anstieg und fiel hinter das gesamte Feld zurück. Zwar gelang es ihr, sich wieder bis ins hintere Drittel des Feldes zurück zu arbeiten, am Ende von Runde drei fehlten dann aber die Kräfte noch mit dem Feld mitzugehen. Dank einer starken Schlussrunde, wo sie nur wenige Sekunden verlor und ein paar Positionen gutmachte, belegte die Luzernerin noch Rang 28 mit 90 Sekunden Rückstand.
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