Im Selbstversuch: Leistungsdiagnostik auf der Snowfarming-Loipe Davos

Leistungsdiagnostik: Spiroergometrie im Feldtest © Michael Rackl/xc-ski.de

Kaum, dass ich ins Blickfeld anderer Skilangläufer gerate, machen sie mir Platz. Mein Anblick und mein Lauftempo machen deutlich, hier ist jemand ambitioniert und zu einem bestimmten Zweck unterwegs. Die Mission: Die Ermittlung meines Fitnesszustands und die Bestimmung meiner Trainingsbereiche! Der Ort: Die Snowfarming-Loipe in Davos!

Snowfarming-Loipe Davos © Michael Rackl/xc-ski.de

Da vorne blitzt es weiß zwischen den Bäumen hindurch. Gleich bin ich am Ziel! Mit dem Auto fahre ich die letzten Meter vom Ortsrand von Davos hinein ins Flüelatal. Dann biege ich rechts ab zum Startpunkt der Snowfarming-Loipe. Es ist Samstag und der Parkplatz ist fast voll belegt. Gerade hat der Zeitslot für Hobbyläufer begonnen. Am Kassa-Container hole ich mir ein Leibchen, das zur Nutzung berechtigt und spreche noch kurz mit dem Chef des Snowfarming-Projekts, Andri Schorro. 2008 hat man in Davos begonnen, das Snowfarming, also das Übersommern von Schnee aus dem vergangenen Winter, zu testen und zu optimieren. Zusammen mit dem SLF, dem Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung, hat man dieses Projekt analysiert und weiter ausgebaut. Seit 2015 kann genug Schnee für eine vier Kilometer lange Loipe eingelagert werden. Die Pläne gehen aber schon weiter: 2025 soll die Planung für eine Erweiterung abgeschlossen sein und ab 2027 sollen dann acht Kilometer mit Schnee belegt werden können.

Davos: Snowfarming-Loipe © Michael Rackl/xc-ski.de

Mir genügen die vier Kilometer vollkommen und die will ich jetzt endlich testen. Das Flüela-Tal ist im Bereich der Weltcup-Loipe, auf der die Snowfarming-Loipe präpariert wird, sehr schattig und deshalb ideal für die Haltbarkeit des weißen Goldes. Aber auch hier ist es aktuell für die Jahreszeit etwas zu warm. Das stört mich nicht und ich absolviere mit einem breiten Grinsen im Gesicht meine ersten Runden auf Schnee. Die Strecke ist durchaus anspruchsvoll mit mehreren kurzen Anstiegen und Abfahrten. Drei unterschiedliche Schleifen können zur angesprochenen Gesamtlänge von knapp vier Kilometern kombiniert werden. Und wer es zu Beginn der Saison nicht ganz so fordernd mag, findet die Möglichkeit, eine kürzere flache Runde zu laufen. Nach absolviertem Training kann man es sich übrigens am Cafe-Wagen bei Kaffee und Kuchen gut gehen lassen.

Ich bin aber noch aus einem anderen Grund nach Davos gereist und so treffe ich mich nach zwei erholsamen Nächten im Langlauf-Hotel Solaria Serviced Apartments, leckerem Frühstück und einer weiteren Trainingseinheit am Sonntag schließlich am Montag früh mit dem Team von Davos Sports & Health auf der Snowfarming Loipe. Michael Villiger und sein Leistungsdiagnostik-Team betreuen unter anderem den HC Davos sowie Athleten von Swiss Ski. Neu bieten sie ihre Leistungen nun auch für Hobbysportler wie mich an. Sportwissenschaftlerin Eva Jäger hat dazu einen Spiroergometrie-Feldtest vorbereitet, mit dessen Hilfe meine Trainingsbereiche definiert und meine Leistungsfähigkeiten überprüft werden sollen. Das ist mit moderner Technik nun nicht mehr nur im Labor, sondern eben auch direkt auf der Loipe möglich.

Leistungsdiagnostik: Spiroergometrie im Feldtest © Michael Rackl/xc-ski.de

Etwas futuristisch mute ich schon an, nachdem mir Eva und Praktikant Giorgio die Atemmaske aufgesetzt und sie mit der Steuereinheit auf meinem Rücken verbunden haben. So wird jeder Atemzug von mir registriert und der Sauerstoff- beziehungsweise CO2-Gehalt gemessen. Zudem wird über einen Brustgurt mein Puls aufgezeichnet. Nach einer kurzen Einführung geht es auch schon los. Wir haben uns eine circa 1,5 Kilometer Runde herausgesucht, die alle Geländeformen beinhaltet und die ich nun vier Mal in subjektiv gefühlten unterschiedlichen Intensitäten absolviere. Den Anfang macht eine ganz lockere „Wanderrunde“, es folgt eine Schleife „locker bis ein wenig hart“, dann „hart bis sehr hart“ und schließlich eine Runde „all in“ beziehungsweise maximal. Da ich nicht zur Laktatabnahme stehen bleiben muss, komme ich in einen schönen „Flow“ und nach knapp 23 Minuten ist es auch schon geschafft.

Auwertung der Leistungsdiagnostik © Michael Rackl/xc-ski.de

Nach einem kurzen Cool-Down und frisch geduscht treffen wir uns kurze Zeit später in den Räumen von Davos Sports & Health in der Davoser Eishalle. Während auf der Eisfläche gerade der HC Davos für das nächste Championsleague Spiel trainiert, präsentiert mir Eva die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik. Bereits während des Tests hatte mich das Team angefeuert und meine Leistung gelobt. Jetzt bekomme ich schwarz auf weiß zu sehen, wie meine Leistungsparameter derzeit aussehen. Wohl den meisten bekannt ist davon der VO2max-Wert, also die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit. Meiner liegt bei 50 mL/min/kg, was für einen Hobbysportler ganz okay ist, aber natürlich nicht an die Bestwerte von Weltstars wie Bjoern Daehlie (90) oder Marit Bjoergen (72) herankommt.

Spiroergometrie Grafiken © Davos Sports & Health

Mit Hilfe verschiedener Graphen der unterschiedlichen Messwerte kann Eva zudem die aerobe sowie die anaerobe Schwelle bestimmen und daraus meine Herzfrequenzbereiche ableiten, die ich für mein Training anwenden soll. Außerdem ist zu sehen, dass ich zwar schon eine gute Grundlage gelegt habe, aber mir noch schnelle Einheiten fehlen, um im Winter meine maximale Leistungsfähigkeit abzurufen. Daran kann und soll ich in den nächsten Wochen arbeiten. Diese Leistungsdiagnostik hat echt Spaß gemacht, war so ganz anders als das, was ich bislang bei solchen Tests erlebt habe und ist zu einem Preis von 300 Schweizer Franken (Gruppen erhalten individuellen Rabatt) für jeden ambitionierten Hobbysportler zu empfehlen. Mit meinen neuen Erkenntnissen im Gepäck mache ich mich dann auf den Heimweg, werde aber sicher bald wieder mal die Top-Bedingungen auf der Snowfarming-Loipe nutzen.

Mehr zur Snowfarming-Loipe und die Slot-Buchung findet ihr hier: www.davos.ch

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