Johannes Høsflot Klæbo feierte im heimischen Trondheim im Klassiksprint seinen 100. Weltcuperfolg. Bei den Damen siegte Johanna Hagström in einem von Stürzen geprägten Finale, Laura Gimmler wurde an ihrem Geburtstag Sechste.
Mitfavoritinnen scheitern vorzeitig
Am Sprinttag war es mit -5° noch recht kalt und eigentlich recht eindeutige Wachsbedingungen – das soll sich aber ab morgen ändern und wärmer werden. Trotzdem hatten manche Teams wie zum Beispiel die Schweizer offenbar mehr Probleme mit dem Material als andere bei eigentlich besten Bedingungen und hartgefrorener Spur. Im Finale der Damen fehlte mit Kristine Stavås Skistad die Siegerin des letzten Sprints. Das hatte aber taktische Gründe und nicht das Material, da die Norwegerin im Viertelfinale nach der Zielkurve auf die Außenbahn wollte, die sich aber schon Jasmi Joensuu schnappte, so dass die Norwegerin bis zur Ziellinie neben der Spur blieb und als Dritte ausschied. „Ich war nicht darauf vorbereitet, dass ich dort möglicherweise geblockt werden könnte, darauf war ich unaufmerksam. Das war eine gute Idee von ihr, denn es war die einzige Möglichkeit, mich zu schlagen“, sagte sie bei NRK. Auch Nadine Fähndrich zog im Zielsprint ihres Viertelfinals in einem engen Lauf den Kürzeren wie auch Jessie Diggins, was im Klassiksprint bei der Amerikanerin aber keine so große Überraschung ist. Mit Jasmi Joensuu, Coletta Rydzek und Maja Dahlqvist scheiterten weitere Top-Sprinterinnen im Halbfinale.
Hagström siegt nach Sturzchaos
Das Finale selbst war dann mit vier Schwedinnen, einer Norwegerin und Laura Gimmler besetzt und von Stürzen geprägt. Los ging es in der Kurve in die erste Abfahrt hinein, wo es auch bei den Herren zu vielen Stürzen kam. Dort kollidierten Linn Svahn und Laura Gimmler und auch Jonna Sundling war involviert und entsorgte in der Abfahrt an zweiter Stelle liegend ihren zerbrochenen Stock. Johann Hagström kam unbeschadet durch, gab Vollgas und gab die Führung bis zur Ziellinie nicht mehr ab. „Das fühlt sich großartig an, aber ich hatte keine Ahnung, wie mir geschehen ist. In der ersten Abfahrt habe ich etwas gehört und mich danach gefragt: ‚Bin ich alleine? Was ist passiert?‘ Dann habe ich Gas gegeben, aber auch noch etwas Kraft für den Endspurt gespart. Das war ein kleiner Schock, als mich keine mehr angegriffen hat“, sagte eine glückliche Johanna Hagström im Siegerinterview und fügte hinzu: „Hinter mir ist viel passiert, aber das habe ich nicht richtig mitbekommen. Dann habe ich mein eigenes Ding durchgezogen, aber das war eine Qual. Es ist großartig, wieder oben auf dem Podium zu stehen, obwohl ich mich etwas müde gefühlt habe. So ist das umso erstaunlicher. Das hilft mir aber im Kampf um einen Platz bei den Olympischen Spielen.“ Damit nicht genug – hinter Hagström kam es vor der zweiten Abfahrt auf der Brücke zu einem weiteren Sturz, als die an zweiter Stelle liegende Jonna Sundling sich mit Ingrid Bergene Aabrekk verhakte. So ging der zweite Platz an Emma Ribom und der dritte an Linn Svahn, die nach ihrem Sturz besser zurecht kam als Laura Gimmler. Die wurde hinter Sundling und Aabrekk Sechste. Für Linn Svahn war es das Comeback nach langer Verletzung: Bei der WM in Trondheim stürzte sie noch vor dem Sprint auf einer Eisplatte und zog sich eine Gehirnerschütterung und (wie man erst später erfuhr) einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule zu. Diese Verletzungen sorgen immer noch für Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen (brain fog), so dass sie bis auf Weiteres vom Arzt von Interviews befreit ist.
Geburtstagskind wird Sechste
Zunächst sah alles so aus, als könnte Laura Gimmler in der Abfahrt wieder den Anschluss schaffen wie Linn Svahn, das gelang aber nicht ganz. Bergauf wurde die Lücke dann wieder größer, so dass der sechste Platz dann quasi feststand. „Das ist ein Schockmoment, weil es genau hinter meiner Coachingzone passiert ist. Sie ist schnell wieder aufgestanden, aber sie hatte natürlich keine Chance mehr, weil man den Windschatten vor der Abfahrt haben muss. Man ärgert sich, wenn man weiß, dass man das auch gewinnen kann. Vielleicht ist es die verpatzte Generalprobe. Beim Sprint liegt Freude und Leid immer dicht beisammen. Aber man sieht auch, wie schnell man weg sein kann“, meinte Peter Schlickenrieder zu der Situation. „Taktisch haben sie sich stark verbessert und das gefällt mir sehr gut, weil der Sprint viel mehr ist als die größte Pumpe, die meiste Ausdauerkapazität zu haben, sondern man muss mit Köpfchen laufen und muss genau wissen, wo man Lücke lassen muss, wo man aus dem Windschatten den Speed mitnehmen, Sprint ist die kompletteste Disziplin und das beherrschen die Mädels sehr sehr gut.“ Die nun 32-Jährige erwischte einen deutlich besseren Tag als Emma Ribom letzte Woche an ihrem Ehrentag, wo sie mit der zweiten gelben Karte disqualifiziert wurde. Nach dem Rennen sagte sie: „Ich habe gemischte Emotionen. Ich bin überglücklich, es ins Finale geschafft zu haben. Aber auch traurig, Sechste zu werden wegen eines Sturzes. Wenn man nicht schneller kann, ist das was anderes. Es ging super gut, ich war auch vom Kopf total ruhig und geordnet. Ich war bereit, voll anzugreifen und das hat sich auch sehr okay angefühlt. Ich dachte nach dem Sturz, ich komme nochmal ran. Ich weiß gar nicht, was genau passiert ist bei dem Sturz. Das muss ich mir nochmal ansehen. Jetzt tut es schon gerade ein bisschen weh. Aber ein sechster Platz sollte Mut machen für die nächsten Sprints“, so Gimmler, die noch einige Saisonziele hat: „Der Klassiksprint ist meine Lieblingsdisziplin, den gibt es dieses Jahr auch bei Olympia, deswegen möchte ich auch da performen. Ich fühle mich gerade sehr wohl. Die Tour de Ski ist noch ein großes Ziel, da gut durchzukommen, das ist immer ein sehr guter Formkicker für mich. Natürlich am liebten ein Podium bei Olympia, aber im Weltcup würde ich es auch nehmen. Schauen wir einfach mal, was geht.“
Auch Rydzek erfüllt volle Norm
Durch die Stehversuche im ersten Halbfinale reichte es für Coletta Rydzek als Vierte nicht zum Sprung ins Finale. Dennoch bedeutet ihr achter Platz die volle Erfüllung der deutschen Olympianorm wie auch bei Laura Gimmler, so dass beide sich zu Pia Fink und Katherine Sauerbrey gesellen, die das Ticket bereits in Ruka gelöst hatten. Rydzek tat sich wie in Ruka bergauf etwas schwer, machte dann aber bergab und vor allem mit einem tollen Zielsprint noch Boden gut. „Es kann leider nicht immer klappen. Das Damenfeld ist so so dicht beieinander. Es sind so viele starke Mädels, aber ich bin trotzdem schon mal zufrieden. Das war nach letzte Woche ein Schritt in die richtige Richtung. Es war knapp mit dem Finale, aber es ist Sprint, manchmal taktisch, manchmal steckt man nicht drin. Da muss man das Beste draus machen“, sagte sie nach dem Halbfinale und steckte große Erwartungen in ihre Freundin Laura Gimmler: „Ich traue ihr viel zu, gerade wenn die Gruppe nicht ganz so schnell macht und sie dabei ist. Dann liegt ihr gerade die Zielgerade sehr gut. Dann traue ich ihr auf jeden Fall ein Podium zu, das hat sie letztes Jahr schon gezeigt, dass sie es kann und wäre auf jeden Fall ein sehr schönes Geburtstagsgeschenk für sie.“ Die dritte DSV-Läuferin, die es immerhin ins Viertelfinale schaffte, war Katharina Hennig Dotzler, die aber im zweiten Anstieg den Anschluss an die Gruppe verlor. Dennoch war sie nicht unzufrieden mit dem Sprint – vor allem nach langer Krankheitspause im Oktober: „Man hat die letzten Wochen leider extrem gemerkt, dass die Form noch nicht da ist verständlicherweise. Deswegen ist es für mich nun eine Geduldsprobe. Ich muss ein bisschen auf mich Acht geben, das ist mental nicht einfach, aber ich bin sehr froh, dass ich letzte Woche schon eine halbe Quali gemacht habe trotz der Umstände“, meinte die Sächsin. „Ich habe mich heute sehr gefreut, das ich weitergekommen bin, das war wieder ein Step im Vergleich zu Ruka letzte Woche und so geht es peu a peu jetzt weiter. Wenn ich mich qualifiziere, dann steige ich meist im Viertelfinale aus so wie heute. Ich bin schon so ein Viertelfinal-Quoten-Aussteiger leider, da fehlt diese Geschwindigkeit, die Sprinter drauf haben. Das tut mir wahnsinnig weh, aber ich muss sagen, ich bin nicht in der Lage, so schnell zu laufen. Wenn ich richtig in Form bin, fällt mir das leichter. Das bin ich momentan leider nicht und deswegen war das so wie es ist.“ Schon in der Qualifikation war dagegen für Sofie Krehl Schluss, die als 43. zweieinhalb Sekunden zu langsam war. Ebenfalls scheiterten Katherine Sauerbrey und Verena Veit sowie alle fünf Herren, von denen Jan Stölben als 34. etwa 0,5 Sekunden hinter Platz 30 noch der beste Deutsche war.
Klæbo macht die 100 voll
Johannes Høsflot Klæbo hat sich den bestmöglichen Ort für seinen 100. Weltcupsieg ausgesucht: Zu Hause in Trondheim. Auch bei den Herren gab es zuvor Überraschungen vor dem Erreichen des Finals wie das Ausscheiden im Prolog von einigen namhaften Athleten, was aber auch an den zwölf qualifizierten Norwegern wegen der nationalen Gruppe lag, von denen insgesamt sieben ins Halbfinale kamen. Nachdem sich zuvor schon zum Beispiel Even Northug durch einen selbstverschuldeten Sturz beim Spurwechsel wie auch Edvin Anger als Viertelfinal-Fünfter verabschiedet hatten, war im Halbfinale für Ogden und Amundsen nach Sturz sowie für Junioren- und U23-Weltmeister Anton Grahn und Federico Pellegrino Endstation. Der Italiener, der in Ruka die Qualifikation nicht überstand, trainiert aber auch kaum noch sprintspezifisch, weil er sich bei den Olympischen Spielen auf die 50 Kilometer konzentriert und den Sprint wohl gar nicht bestreiten wird. Im Finale mit fünf Norwegern und Alvar Myhlback ging also alles seinen gewohnten Gang und Klæbo feierte den Jubiläumssieg. „Das ist perfekt, das hier zu schaffen und dann noch im Klassiksprint“, sagte der 29-Jährige, der im Massenstart von Ruka aber nicht absichtlich den Anschluss verloren hat: „Nein, ich habe nicht absichtlich gewartet, aber hier ist nun der perfekte Platz und ein schöner Start ins Wochenende. Mal sehen, was noch passiert in den nächsten Tagen.“ Ein bärenstarker Konkurrent war heute aber der 21-jährige Oskar Opstad Vike, der viel mit Klæbo von vorne lief und am Ende über sein zweites Podium jubelte. Für den 19-jährigen Vasaloppet-Sieger Alvar Myhlback, der den gesamten Renntag auf Skatingski durchschob, bedeutete Platz nach starken Endspurt sein erstes Podium im Weltcup, mit dem er seine Führung in der Nachwuchswertung ausbaute. Bald beginnen aber die ersten Ski Classics-Rennen, so dass er dann den Weltcup verlassen wird, um vielleicht zu den Olympischen Spielen zurückzukehren, wenn es in die Vorbereitung auf den Vasalauf passt. An den Füßen hatte das Ausnahmetalent übrigens Skatingski, so dass er alle Heats im Doppelstockschub absolvierte. Als geübter Skimarathonläufer war die Aufgabe für ihn aber gut lösbar. Weltcupdebütant Lars Heggen freute sich über einen starken vierten Platz vor Erik Valnes und Ansgar Evensen.
Schwarzer Tag für Team Schweiz und Österreich
Das Schweizer Team erwischte einen schwarzen Tag, was wohl auch am Material lag. Nadine Fähndrich, Anja Weber, Nadja Kälin und Valerio Grond konnten sich für das Viertelfinale qualifizieren, das sie alle nicht überstanden. Nadine Fähndrich war noch als Erste durch die letzte Kurve gegangen, wurde dann aber mit 0,88 Sekunden Rückstand nur Fünfte in einem engen Lauf. Anja Weber wurde ebenfalls Fünfte, was Rang 21 und 25 bedeutete. Nadja Kälin wurde 29. Valerio Grond konnte als Dritter immerhin auf die Zeit hoffen, aber schließlich war sein Lauf zu langsam und er wurde 15. Alle anderen Eidgenossen waren im Prolog ausgeschieden, darunter Janik Riebli als enttäuschender 57. Besser lief es auch für die Österreicher nicht, die eigentlich zum Beispiel durch Benjamin Moser auf ein Halbfinale gehofft hatten. Letztlich schied er aber sogar klar im Prolog aus wie auch alle Teamkollegen.
=> Ergebnis Klassiksprint Damen
=> Ergebnis Klassiksprint Herren







































