Langlauf Weltcup Oslo: Machtdemonstration von Marit Bjørgen über 30 Kilometer

Marit Bjoergen (NOR) © NordicFocus

Im Stile von Therese Johaug dominierte Marit Bjørgen den 30 Kilometer Massenstart in klassischer Technik im Rahmen des Langlauf Weltcups am Holmenkollen. Sie gewann mit zwei Minuten Vorsprung vor Krista Pärmäkoski und Kerttu Niskanen.

Lücke nach zwei Kilometern

Krista Parmakoski (FIN), Marit Bjoergen (NOR), Kerttu Niskanen (FIN), (l-r) © NordicFocus

Wie sonst nur Therese Johaug schlug Marit Bjørgen früh im Rennen ein so hohes Tempo an, dass ihr niemand mehr folgen konnte. Das Rennen war kaum fünf Minuten alt, da war die Entscheidung über den Sieg bereits gefallen und Marit Bjørgen setzte sich nach zwei Kilometern aus der Spitzengruppe ab. Schnell war die Norwegerin im dichten Nebel, der sich erst nach 15 Kilometern zeitweise lichtete, nicht mehr zu sehen. Nach ihrem einsamen Rennen sagte die Norwegerin: „Ich war heute entspannter als in Lahti. Es war ein ganz anderer Morgen. Ich wurde zusammen mit meinem Sohn wach und habe mit ihm gespielt. Mein Plan war es immer, schnell anzugehen, wenn sich mein Körper gut anfühlt und das war so. Ich habe das ganze Rennen ein hohes Tempo angeschlagen, obwohl ich früh weit vorne lag. Als ich ins Ziel kam, habe ich mich nach meinem Sohn umgesehen, aber ich habe ihn nicht gefunden. Ich war müde nach den Weltmeisterschaften und meine Motivation war nicht so groß. Es war so schön, einfach Zeit zu Hause mit meinem Sohn zu verbringen. Aber es ist der Holmenkollen und da ist es leicht, wieder Motivation zu finden.“ Hinter ihr fanden taktische Spielereien statt: Skiwechsel nach 13,3 Kilometern oder nicht? Charlotte Kalla, Justyna Kowalczyk, Anna Haag, Nathalie von Siebenthal und Steffi Böhler liefen ohne neuen Ski durch und büßten auf den nächsten Kilometern dafür verglichen mit der direkten Konkurrenz. Kalla und Kowalczyk setzten sich zwischenzeitlich durch den ausgelassenen Skiwechsel ab, wurden jedoch bei Kilometer 21 kurz vor dem Stadion wieder eingeholt. Beide entschieden sich erneut gegen einen Skiwechsel, um die Gruppe nicht zu verlieren, während die anderen drei Nicht-Wechsler diesmal neues Material in Anspruch nahmen. Die Verfolgergruppe zwei Minuten hinter Bjørgen bestand zu diesem Zeitpunkt aus sechs Athletinnen, die bis zum Ende zusammen blieben. Vor dem Stadion attackierte Charlotte Kalla, aber in der Abfahrt Richtung Schießstand waren die Ski der Finninnen deutlich schneller als die „alten“ Ski von Kalla, die chancenlos war. Krista Pärmäkoski griff am Anstieg über den Schießstand an und holte sich Platz zwei mit zwei Minuten Rückstand auf die Siegerin, die es am Ende ruhig angehen ließ. „Auf unserer letzten Runde habe ich gedacht, ich habe nicht mehr viele Kräfte. Aber ich merkte, dass ich die Gruppe halten kann. Ich erinnerte mich an den letzten Anstieg, der der Sprint-Anstieg bei den Weltmeisterschaften war, und wusste: Nun ist es Zeit für einen Angriff“, erklärte die Finnin. Kerttu Niskanen freute sich über Platz drei und schaffte wie ihr Bruder den Sprung auf das Podium. „Ich hatte einen sehr schweren Start in die Saison und es war nie mein Plan, dass meine Form sich im Laufe der Saison steigert. Es war ein schwerer Winter. Im Sommer dachte ich noch, dass ich die Saison auf dem Treppchen beginnen könnte. Nun bin ich sehr froh, dass ich jetzt hier stehe und ich fühle mich immer besser“, sagte sie und fügte hinzu: „Holmenkollen ist mein Lieblingsort, um Rennen zu bestreiten. Ich versuchte, ein hohes Tempo anzuschlagen, aber Marit war so schnell und ich konnte die Lücke nicht schließen. Ein schöner Tag für uns Finninnen. Wir waren zu dritt in der Verfolgungsgruppe und wir haben oft miteinander gesprochen.“ Heidi Weng wurde enttäuschte Vierte und musste von Marit Bjørgen getröstet werden. Charlotte Kalla kam als Fünfte ins Ziel vor Justyna Kowalczyk, die ebenfalls 30 Kilometer auf nur einem Paar Ski unterwegs war. Aino Kaisa Saarinen freute sich wie ihre Teamkolleginnen über Platz sieben, nachdem sie lange ganz stark unterwegs war, dann auf der letzen Runde aber immer um Anschluss kämpfte. Ingvild Flugstad Østberg lag im ersten Renndrittel schon deutlich hinter Athletinnen wie Steffi Böhler, fing sich aber und startete dann allein eine Aufholjagd, die sie bis auf Platz acht führte vor Anna Haag und Laura Mononen.

Böhler und Von Siebenthal in den Top-12

Stefanie Boehler (GER) © NordicFocus

Steffi Böhler hatte durch den ausgelassenen Skiwechsel nur fünf Sekunden Rückstand auf die Athletinnen vor ihr, zu denen sie nach Bjørgens Tempoverschärfung den Anschluss verloren hatte, als sich die Verfolgergruppe in zwei Teile teilte. Die Lücke konnte die Deutsche allerdings nie schließen, sie fiel mit nachlassendem Ski weiter zurück. „Der Ski hatte vom Gefühl her nicht so stark abgebaut und da war die kleine Lücke zu der Gruppe vor mir. Wo ich gesehen habe, dass die die Ski wechseln, da dachte ich, wenn ich jetzt nicht wechsle, kann ich mit denen in die nächste Runde gehen. Aber ich habe dann schon gemerkt, als mich die Österreicherin mit ihrem neuen Ski überholt hat, dass ich keine Chance hatte mitzugehen“, erklärte Böhler nach dem Rennen. Sowohl Nathalie von Siebenthal als auch Steffi Böhler wählten die zweite Möglichkeit zum Skiwechsel nach 21,6 Kilometern, was zumindest der Schweizerin nicht mehr weiterhalf. Sie büßte einige Sekunden ein, hielt sich aber mehrere Kilometer lang im Abstand von genau zehn Sekunden vor Steffi Böhler, die sie im Stadion noch einholte. Im Zielsprint erwies sich auch die Deutsche als stärker und sicherte sich Platz elf vor der Schweizerin, die sich in der ungeliebteren klassischen Technik dennoch gut schlug. Steffi Böhler verpasste die angepeilten Top-10 Platzierung um neun Sekunden. „Ich bin zufrieden, dass mein Körper nach all den Rennen noch zu so einer Leistung fähig ist. Es wäre schön gewesen, wenn noch ein paar mehr Deutsche am Start gewesen wären, so dass wir hätten zusammenarbeiten können. Aber vielleicht machen wir das im nächsten 30er“, so die Deutsche. Teresa Stadlober erwischte von Beginn an keinen guten Tag, hielt sich mit Steffi Böhler im zweiten Teil der Verfolgergruppe auf und verlor die Deutsche durch ihren eigenen Skiwechsel nach 13,3 Kilometern aus den Augen. Schnell wendete sich mit frischem Material unterwegs das Blatt. Durch Böhlers Wechsel schob sich die Österreicherin zwischenzeitlich auf Platz zwölf vor der Deutschen, fiel aber auf der Schlussrunde wieder hinter sie zurück und verlor viel Zeit. Das bedeutete im Ziel Platz 14, 40 Sekunden hinter Böhler. Theresa Eichhorn, Zweitplatzierte im Continental-Cup, erhielt vom DSV eine Startchance für ihr erstes Rennen über 30 Kilometer. Bei ihrem insgesamt dritten Weltcupstart verlor die 24-Jährige erwartungsgemäß früh den Anschluss, sammelte als 28. mit acht Minuten Rückstand aber noch ihre ersten Weltcuppunkte. Sie hatte das Rennen genießen und eine ansprechende Leistung zeigen wollen, was ihr damit durchaus gelungen ist. 

 

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