Langlauf Tour de Ski in Toblach: Gus Schumacher feiert im Heat Mass Start zweiten Weltcupsieg vor Benjamin Moser - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Tour de Ski in Toblach: Gus Schumacher feiert im Heat Mass Start zweiten Weltcupsieg vor Benjamin Moser

Im ungeliebten Heat Massenstart über eine Distanz von fünf Kilometern im freien Stil konnte sich Gus Schumacher seinen zweiten Weltcupsieg sichern. Er gewann den schnellsten der vier Heats vor Benjamin Moser und Lars Heggen.

Das ist der neue Heat Mass Start

Der Heat Massenstart ist ein Rennen, das von den Athleten niemand wollte, aber die FIS wollte etwas Neues ausprobieren und testete das Format nun bei der Jubiläums-Tour de Ski. „Wir wollten ein neues Format haben, das aufregend wird bis zur Ziellinie, um einfach mal wieder ein neues Format in der Tour de Ski zu haben und um Spannung zu erzeugen, eine Geschichte zu erzählen für die Athleten und die Zuschauer. Vor 20 Jahren sind wir das erste Mal eine alpine Skipiste hochgeklettert. Die Tour de Ski ist dafür da, neue Dinge auszuprobieren“, sagte FIS-Renndirektor Michal Lamplot vor dem Start im ZDF. Das Rennen entpuppte sich als sehr spannend bei schnellen Bedingungen bei Sonnenschein und -6,3°C auf einer größtenteils flachen Runde mit nur einem Anstieg mit 20 % Steigung. Dadurch blieben die Gruppen von rund 25 Athleten in den vier Heats zumindest bis zu diesem Anstieg nach rund drei Kilometern zusammen. Die Heats wurden nach den Platzierungen in der Gesamtwertung zusammengestellt und da nicht mehr als vier Athleten einer Nation in einem Lauf waren, war eine gute internationale Zusammenarbeit immens wichtig.

Gute Zusammenarbeit entscheidend

Der erste Lauf ging also ohne jeden Anhaltspunkt ins Rennen und legte eine gute Zeit vor. Die gelegentlich eingeblendeten Laufgeschwindigkeiten bewegten sich zwischen 25 km/h auf der komplett flachen ersten 1,7 Kilometer-Runde und 45 km/h in der Zielkurve sowie bis zu 75 km/h in der Abfahrt nach dem Anstieg. Dennoch sollte dieser erste Lauf nicht der schnellste sein, in dem Harald Østberg Amundsen viel Tempoarbeit machte wie auch lange Zeit der Kanadier Tom Stephen, der vor Weihnachten das kanadische Ausscheidungsrennen im klassischen Einzelstart für sich entschied. Am Ende ging ihm aber die Luft aus und er wurde im Feld durchgereicht. Den Sieg holte sich Emil Iversen vor Andreas Fjorden Ree, Richard Jouve und Antoine Cyr, der an dem Rennformat Gefallen fand: „Das hat richtig Spaß gemacht. Ich bin gespannt, wie der Rest des Tages verläuft. Es sind schnelle Bedingungen, aber ich habe gut mitgehalten und mir gefällt das Format.“ Dass eine gute Zusammenarbeit entscheidend ist, war spätestens nach dem zweiten Lauf klar, in dem sich fünf Athleten zusammentaten und vor den anderen ins Ziel kamen. Dabei handelte es sich um Gus Schumacher, dem dieser flache Streckenverlauf entgegenkommt, Benjamin Moser, Lars Heggen, Jules Chappaz und James Clugnet und Mosers Kommentar im Ziel lautete „ein langer Sprint halt“. Am ZDF-Mikrofon sagte er: „Es war sehr hart von Anfang an. Heggen hat gescheit Gas gegeben. Mal sehen, wie der Klæbo das macht und die nächsten zwei Heats generell. Schauen wir, wie es ausgeht. Es wird spannend“, so Moser, der auf Nachfrage zur Zusammenarbeit sagte: „Abgesprochen haben wir uns vorher nicht, aber das haben wir dann spontan gemacht. Man weiß ja vorher nie, wie die Tagesverfassung ist.“

Klæbo und Co beißen sich die Zähne aus

An dieser Zeit von Gus Schumacher sollten sich die anderen die Zähne ausbeißen wie zum Beispiel der dritte Lauf mit vier Norwegern und vier Deutschen. Klæbo und Stenshagen bestimmten das Tempo auf den ersten drei Kilometern, dann übernahm ab dem Anstieg der 35-jährige Federico Pellegrino die Spitze. Im Zielsprint setzte sich der Tour de Ski-Führende vor Mattis Stenshagen und Pellegrino durch. Ben Ogden wurde Vierter vor Lapalus, Janik Riebli und Janosch Brugger, der schon Montag von einer Lotterie auf Etappe drei sprach. Jan Stölben überquerte die Linie als Zwölfter seines Laufes. Anian Sossau-Daubermann, der nach dem Start Letzter war, arbeitete sich zum Rennende noch bis auf Platz 17 nach vorne und der junge Jakob Moch, der sich auf der ersten Runde mit Stölben ganz vorne gezeigt hatte, wurde 18. Janosch Brugger sagte nach dem Lauf: „Das hat sich wie eine Lotterie angefühlt. Man hat gesehen, der zweite Lauf war viel schneller wie unserer. Das heißt, du hättest bei uns noch so schnell laufen können und wärst wahrscheinlich nicht an die Zeit herangekommen. Von demher, mit meinem Lauf bin ich super zufrieden, der zweite Teil hat richtig gut gepasst, die Positionierung auch, von demher war es okay. Wir haben den momentan besten Läufer mit dem Klæbo in unseren Lauf gehabt und wenn er heute den Sieg will, dann muss er es selbst richten das ist dann nicht unsere Aufgabe. Es war ein richtig schönes Rennen, aber ich bin froh, dass es vorbei ist.“

Moch mit Aufwärtstrend, aber ohne Chance

„Es ist cool, ein neues Format zu haben. Über fünf Kilometer wird das ein enges und spannendes Rennen. Blöd ist, dass es vier verschiedene Heats sind. Man kann seinen Heat gewinnen und ist trotzdem nur 20. Das wird auch die für die Zuschauer schwieriger, wer vorne ist“, prophezeite Friedrich Moch vor dem Start seines vierten Heats. Der Isnyer läuft seiner Form noch weit hinterher und sagte dazu: „Ich bin schon ein bisschen hilflos, aber das gehört zum Sport auch dazu. Aber ich bin optimistisch, dass es irgendwann wieder klappt.“ In ihrem Lauf waren Florian Notz und Friedrich Moch mit ihren hohen Startnummern zunächst weit hinten unterwegs und mussten sich erst mühsam vorarbeiten. Bei Moch war auch ein Stockbruch der Grund dafür, dass er zunächst als Schlusslicht unterwegs war. Vorne machten erst Valnes, dann Anger und Poromaa und später Elia Barp das Tempo, aber niemand arbeitete wirklich zusammen wie in Lauf zwei. Dem Italiener gelang es, kurz vor Schluss noch eine Lücke zu den anderen zu reißen, was ihm insgesamt aber auch nicht viel half. Hinter den Franzosen Parisse und Lapierre wurde Florian Notz sehr guter Vierter und Friedrich Moch 13. in der noch 17-köpfigen Spitzengruppe, mit der Edvin Anger am Schluss nicht mehr mithalten konnte. „Die ersten zwei Kilometer waren für mich viel zu schnell. Da bin ich hinterhergelaufen und habe versucht mitzukommen. Ab dem Berg habe ich mich dann wohl gefühlt. Ich weiß nicht, was das nun insgesamt bedeutet. Aber ich habe gemerkt, dass ich hintenraus gut mitkomme, darum habe ich mir schon gedacht, dass es nicht der schnellste Lauf ist“, meinte Florian Notz und Friedrich Moch erklärte: „Ich hatte mir vorgenommen, aggressiv zu laufen, aber dann ist mir der Stock abgebrochen. Ich habe zwar schnell einen neuen bekommen, aber das hat zu viel Kraft gekostet. Ich habe mir vorgenommen, ruhig zu bleiben und zu akzeptieren. Ich habe mich gut gefühlt, besser als vorgestern. Das passt schon.“

Schumacher feiert zweiten Sieg – Klæbo nur Zwölfter

„Ich war nicht gut genug. Aber so ist es nun mal. Mattis und ich haben zusammengearbeitet, aber am Ende hat es nicht gereicht. Wir konnten nicht die ganze Arbeit zu zweit machen“, meinte der Tour-Führende Johannes Høsflot Klæbo, der mit einem solchen Ausgang schon gerechnet hatte. Der Tagessieg ging an Gus Schumacher, dem der Streckenverlauf entgegenkam, wie man schon bei seinem Premierensieg in Minneapolis sah und auch beim Massenstart in Falun auf welligem Terrain, so dass er auch für die WM 2027 ein ganz heißer Medaillenkandidat ist. Nun folgte aber erstmal sein zweiten Weltcupsieg in diesem ungewöhnlichen Format gefolgt Benjamin Moser und insgesamt fünf weiteren Weggefährten, die ebenfalls aus dem zweiten Lauf kamen. Unter den ersten Sieben findet sich somit nur ein Norweger. Erst dann folgte im Gesamtklassement als Achter mit Emil Iversen der Sieger des ersten Laufes und Klæbo als Zwölfter als Gewinner des dritten Laufes. Für Elia Barp als souveränem Sieger des letzten Heats bleibt nur Platz 19. Nach Moser war auch der zweitbeste deutschsprachige Athlet mit dem 20-jährigen Tobias Ganner ein Österreicher. Janik Riebli beendete den Heat Massenstart als 25. vor Janosch Brugger als 27. Michael Föttinger wurde als 35. gewertet, Florian Notz und Noe Näff wurden zeitgleich 37. und Jan Stölben belegte Platz 40. Friedrich Moch wurde nach seinem Stockbruch 49. Roman Alder kam als 64. ins Ziel, Anian Sossau-Daubermann wurde 68. und Isai Näff nach Sturz im Anstieg 70. Jakob Moch, Nicola Wigger und Valerio Grond komplettieren das Ergebnis aus deutschsprachiger Sicht als 74., 76. und 89.

Moser sprachlos nach erstem Podium

Das neu ausgetragene Format war für alle Teilnehmer eine große Unbekannte. Benjamin Moser startete im zweiten Heat und war von Beginn an auf den vordersten Plätzen zu finden. Der Tiroler drückte gemeinsam mit dem Norweger Lars Heggen und dem Amerikaner Gus Schumacher vom ersten Meter ordentlich aufs Tempo und hielt diese Geschwindigkeit auch bis zur Ziellinie durch. Am Ende überquerte der 28-Jährige mit einem Rückstand von lediglich 0,2 Sekunden hinter Gus Schumacher als hervorragender Zweiter die Ziellinie. Die drei weiteren Heats waren zeitlich langsamer als der Lauf des Österreichers, der damit auch im Endklassement Zweiter wurde. „Das ist einfach unglaublich und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dass ich das heute geschafft habe, macht mich wirklich sprachlos. Ich wusste, dass mir dieses Format liegen könnte, aber dass dann alles zusammenpasst und ich auf das Podium laufe, kann ich einfach nicht glauben! Natürlich wusste ich, dass ich es draufhabe, aber dass dann alles so zusammenläuft, auch was den Heat betrifft, ist einfach nur unfassbar schön!“, freute sich Moser. In der Gesamtwertung der Tour de Ski liegt Benjamin Moser nach seiner heutigen Galavorstellung auf dem hervorragenden vierten Platz. Sein Rückstand auf beträgt 59 Sekunden. Mit Tobias Ganner durfte sich zudem ein weiterer Österreicher über sein bisher bestes Karriereergebnis freuen. Der Osttiroler belegte im ersten Heat den starken achten Rang und landete damit im Endklassement den hervorragenden 18. Platz (+9,5 sec.). Michael Föttinger wurde 35. (+12,8 sec.).

 

Schlickenrieder: „Das Format kommt uns nicht entgegen“

„Es ist richtig, neue Dinge auszuprobieren, aber es gibt sicher bessere Ideen“, meinte DSV-Teamchef Peter Schlickenrieder vor dem Rennen. Nach der Premiere sagte er: „Es ist ein spannender Modus. Anders wie erwartet kann man bis zum Schluss nicht sagen, wer gewinnt. Es gab mehr Licht als Schatten. Unsere Athleten haben sich gut positioniert. Das haben sie gut gemacht. Sie können gut mit der hohen Geschwindigkeit und dem Anfangsspeed gut umgehen. Aber das Format kommt uns nicht entgegen.“ Mit Friedrich Moch zeigte er sich trotz Platz 49 recht zufrieden – der Stockbruch verhinderte ein besseres Ergebnis. „Er hat schnell einen Stock bekommen, aber das treibt den Laktat in die Höhe, aber er hat bis zum Schluss mit der Gruppe mitgehalten. Die Platzierung kann man vernachlässigen. Man kriegt ja auf der Strecke keine Infos, ob man einen schnellen Lauf hat oder nicht“, so Schlickenrieder.

Morgen steht ein Handicaprennen über 20 Kilometer im klassischen Stil auf dem Programm, durch das die Abstände in der Gesamtwertung wieder minimiert werden.

=> Ergebnis 5 Kilometer Freistil Heat Massenstart
=> Zwischenstand nach drei Etappen

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