News

Langlauf Weltcup Toblach: Deutsche Herren enttäuschen bei Tour de Ski und Premierensieg von Stenshagen

Für das deutsche Team gibt es einen weiteren Rückschlag in der Olympiavorbereitung zu verkraften, während die Norweger einen Dreifachsieg feierten mit Mattis Stenshagen ganz vorne.

Erster Sieg mit 29 Jahren

Mattis Stenshagen (NOR) © Vanzetta/NordicFocus

Für Mattis Stenshagen, der bis Weihnachten einen Freiplatz als Gesamtsieger im Scandinavian Cup hatte, ist heute ein ganz besonderer Tag: Mit 29 Jahren feierte der Norweger seinen ersten Weltcupsieg und dürfte damit auch einen guten Schritt Richtung Olympische Spiele gemacht haben, wo er in allen Distanzrennen vielseitig einsetzbar wäre. Heute war er bei allen Zwischenzeiten der Schnellste – sowohl in den Anstiegen und auch in der langen Abfahrt vom höchsten Punkt hinunter ins Stadion konnte sein Ski mithalten. Nach zwei Runden und insgesamt 10,4 Kilometer Distanz lag der Läufer aus der Nähe von Lillehammer 8,9 Sekunden vor Johannes Høsflot Klæbo, der die Tour de Ski nach zwei Etappen mit deutlichem Vorsprung von 53 Sekunden anführt. „Das fühlt sich großartig an. Es war ein fantastisches Rennen und das erste Mal ganz oben zu stehen, ist toll. Das bedeutet mir alles, ich habe so viele Jahre so hart gearbeitet und nun macht sich das endlich bezahlt“, sagte Mattis Stenshagen im Siegerinterview. Zu seinen Chancen auf ein Olympiaticket wollte sich der 29-Jährige vom Privatteam Swix nicht äußern: „Viele können aufs Treppchen laufen, ich genieße jetzt diesen Tag. In den nächsten Tagen werde ich versuchen, Sekunden in der Gesamtwertung gutzumachen.“ Emil Iversen komplettierte das Podium mit zehn Sekunden Rückstand auf den Sieger. Mit dem vierten Platz und 24 Sekunden Rückstand meldete sich Iivo Niskanen zurück, auch wenn sich der Finne sicher mehr erwartet hätte. Nach dem Halbfinal-Aus im gestrigen Sprint zeigte Edvin Anger ein sehr gutes Distanzrennen, das er auf dem fünften Platz beendete vor zwei weiteren Norwegern, Erik Valnes und Harald Østberg Amundsen. Die Italiener waren mit dem Sprint gestern auch nicht zufrieden und brachten heute mit Elia Barp und Federico Pellegrino gleich zwei unter die besten Zehn. Dazwischen belegte der neutrale Russe Savelii Korostelev in seiner Paradedisziplin einen guten neunten Rang. So stark wie von den Russen vermutet scheint das Niveau in der Heimat aber nicht zu sein, denn Korostelev soll im Klassik-Einzelstart besser als Bolshunov sein und gilt aus Sicht der Russen als Medaillenkandidat.

Moser wieder stark

Benjamin Moser (AUT) © Vanzetta/NordicFocus

Während Lukas Mrkonjic auf einen Start verzichtete, weil er sich nicht fit fühlte, zeigte Benjamin Moser erneut ein ganz starkes Rennen und schob sich in der Tour de Ski-Wertung auf Rang sechs nach vorne. Mit 43,3 Sekunden Rückstand wurde der Tiroler aus Maurach vom Achensee erstklassiger Elfter. „Was soll ich sagen – dieser elfte Platz ist mein bisher bestes Distanzergebnis und das ist einfach gewaltig. Mir kommt die Strecke hier ganz gut entgegen und ich hatte vor allem ein super Finish. Ich musste einen Großteil des Rennens alleine laufen, aber ich glaube, ich habe ein gutes Tempo gefunden und gegen Ende des Rennens konnte ich noch einige Plätze gutmachen“, sagte der 28-Jährige. „Ich muss mich heute unbedingt bei unserem Service-Team bedanken, denn das Material war richtig super. Im Moment bin ich einfach nur überglücklich, dass ich so einen guten Tag erwischt habe. Jetzt bin ich sogar Sechster in der zwischenzeitlichen Tour-Gesamtwertung und wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, hätte ich es sicher nicht geglaubt. Ich werde mich gut erholen und am Mittwoch wieder voll angreifen.“ Zweitbester Österreicher wurde Michael Föttinger als 36. Der junge Tobias Ganner wurde 57. und Erik Engel 78.

Nur Notz und Brugger noch in Top 30

Florian Notz (GER) © Vanzetta/NordicFocus

Das deutsche Team hinterließ wieder einen ratlosen und frustrierten Eindruck – das hatten alle Interviews gemein. Florian Notz, der bisher einzige DSV-Starter mit Olympiaticket, war in Davos noch für seine verbesserte Renneinteilung gelobt worden, ging diesmal aber wieder sehr langsam an und hatte nach 2,1 Kilometern am „sanften Anstieg“ mit durchschnittlich 8% Steigung schon 23 Sekunden verloren, was Rang 58 bedeutete. Nach einer Runde war er 34. und konnte sich in Runde zwei noch auf Rang 28 verbessern. Nach dem Rennen sagte er in der ARD: „Es sind perfekte Bedingungen, schnell, kalt und Sonne. Wir hatten auch super Ski. Es ist eine sehr schnelle Runde. Ich wollte aggressiv reinlaufen, das ist mir nicht ganz gelungen, aber die zweite Runde ging dann besser. Dass ich die Quali schon eingetütet habe, gibt mir ein bisschen Ruhe, aber die Tour de Ski ist immer ein Highlight.“ Direkt hinter ihm reihte sich Janosch Brugger auf Rang 29 ein, der aber ebenso enttäuscht war, weil heute auch keine halbe Norm möglich war. „Heute wird es nichts. Es hat sich nicht gut genug angefühlt. Der Heat Massenstart wird eine Lotterie. Ich schau von Tag zu Tag und wenn es bei der Tour nicht klappt, sind noch nicht alle Chancen vorbei, dann sind noch ein oder zwei Wochenenden.“ Bezüglich der Teamleistung sagte er: „Wir sind alle nicht so schlecht, wie es von der Platzierung ausschaut, weil es so eng ausgeht. Ist man 15 Sekunden langsamer, ist man gleich 30. statt 15. oder so. Es fehlt ein bisschen das Momentum bei uns, aber das kann sich schnell ändern. Wenn der Frie ein bisschen in Shape kommen würde, sähe das schon ganz anders aus.“

Moch zufrieden und Moch frustriert

Jakob Elias Moch (GER) © Vanzetta/NordicFocus

Als nächstes in der Rangliste der deutschen Starter folgt dann Moch auf Rang 50 – aber nicht Friedrich Moch, sondern sein erst 19-jähriger Bruder Jakob Moch, der zum Lernen bei der Tour de Ski ist, aber fast noch die deutschen Fahnen hochhält. Mit seinen 1:40 Minuten Rückstand zeigte sich der 21. von Davos zufrieden, für ihn kommt es aber auch nicht aufs Ergebnis an, wie er sagte: „Es war ein bisschen schwer, aber ich bin zufrieden. Ich habe mir keine hohen Erwartungen gesetzt und nehme es ganz entspannt. Ich bin einfach froh, hier dabei zu sein. Es ist eine krasse Umstellung hier im Weltcup zu laufen. Die Unterstützung ist besser, mehr Personal, der Ablauf ist reibungsloser als im COC. Bei mir läuft es gut aktuell und das nehme ich mit. Ich will die Tour gut zu Ende laufen und nehme es, wie es kommt.“ Sein großer Bruder Friedrich Moch zeigte sich am Mikrofon verständlicherweise völlig frustriert nach Platz 66 direkt hinter Jan Stölben. „Ich weiß nicht genau, was ich zu dem Rennen sagen soll. Es ging einfach gar nichts. Ich habe keine Ahnung. Ich habe mich sehr gut vorbereitet gefühlt im Sommer, aber seitdem läuft es nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Ich bin ein bisschen durch den Wind“, so Friedrich Moch genervt von immer weiteren Fragen. Über die Nominierung seines Bruders freute er sich aber sehr: „Es ist schön, dass Jakob dabei ist und er zeigen kann, was er kann.“ Auch Jan Stölben konnte sich nicht richtig erklären, warum es nicht lief: „Ich weiß nicht so genau. Ich mag die Strecke eigentlich sehr. In Distanzrennen ist es mal so und mal so. Aber heute war das Gefühl wie gestern beim Sprint. Da habe ich mich schlecht gefühlt vor dem Prolog, leer, habe mich fast übergeben und heute wieder. Es war nicht so, wie es sein sollte. Ich hoffe, dass der Ruhetag mir hilft“, so Jan Stölben, der versucht, das Gefühl genauer zu erklären: „Ich weiß nicht warum. Ich hatte das in Toblach schon mal, dass ich einen Schädel hatte und ich weiß, dass es danach relativ schnell wieder gut werden kann. Klassisch Einzelstart ist nicht meine Paradedisziplin, das muss ich abhhaken, meine Rennen kommen ja noch.“ Auch für Anian Sossau-Daubermann lief es nicht so gut, wie gestern von Peter Schlickenrieder avisiert. Er wurde nur 88. und verlor 2:49 Minuten.

Auch Schweizer enttäuschen erneut

Nicola Wigger (SUI) © Vanzetta/NordicFocus

Die Schweizer haben im Distanzbereich ein ganz ähnliches Problem wie das deutsche Team. Wie schon in Davos war Nicola Wigger der beste Eidgenosse als 48. Innerhalb von zwei Minuten Rückstand blieb nur noch Janik Riebli als 63. Roman Alder und Isai Näff belegten die Plätze 77 und 80. Valerio Grond wurde nur 83. Nach dem starken Auftritt im Sprint kam tags darauf „nicht mehr genug Power aus den Armen“, wie er im SRF-Interview sagte. Der Halbkanadier Jason Rüesch verzichtete wegen einer viralen Erkrankung auf den Start. Noe Näff, der ältere der beiden Brüder, kam als 84. ins Ziel.

=> Ergebnis 10 Kilometer Klassik
=> Zwischenstand nach zwei Etappen

Tour de Ski zum Nachlesen

=> Sechs Etappen bei der 20. Tour de Ski auf dem Weg zu den Olympischen Spielen
=> 15 deutsche Langläufer für 20. Tour de Ski nominiert
=> Diese Sportler nehmen an der Jubiläums-Tour de Ski teil
=> Skistad und Klæbo gewinnen Freistilsprint zum Auftakt der 20. Tour de Ski – Rydzek Zweite!

Bildergalerie