Tour de Ski Auftakt: Laurien van der Graaff feiert sensationellen Heimsieg, Ringwald Sechste

Laurien Van Der Graaff (SUI) © Modica/NordicFocus

Laurien van der Graaff triumphierte vor heimischem Publikum in der Lenzerheide zum Auftakt der Tour de Ski. Die Schweizerin gewann den Freistilsprint vor Sophie Caldwell und Maiken Caspersen Falla. Sandra Ringwald wurde starke Sechste. Bei den Herren setzte sich Sergey Ustiugov gegen Federico Pellegrino und Lucas Chanavat durch.

Turbulentes Finale mit Schweizer Erfolg

Laurien Van Der Graaff (SUI) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Damen konnte man sich über zu wenig Action nicht beklagen. Zunächst musste Jessie Diggins wie schon Viertelfinale einen Stockbruch hinnehmen. Anders als zuvor konnte sie diesmal nicht mehr um den Sieg mitlaufen. Vorn wurde nach zunächst langsamer Geschwindigkeit das Tempo von Natalia Nepryaeva hochgehalten, bis im Anstieg der zweiten Runde Laurien van der Graaff die Führung übernahm und das Tempo weiter forcierte. Sie ging vor Sophie Caldwell und Maiken Caspersen Falla in die letzte Kurve und lief angetrieben vom euphorischen Schweizer Publikum zu ihrem ersten Weltcupsieg mit klarem Vorsprung. Caldwell und Falla konnten nur noch Platz zwei und drei nach Hause laufen. Im Ziel jubelte die Schweizerin mit Tränen in den Augen und war kurz darauf im Siegerinterview noch mehr oder weniger sprachlos: „Es ist unglaublich, es ist einfach verrückt. Ich habe hier viel trainiert in der letzten Woche und wusste natürlich genau, wie ich das Rennen angehen musste.“ Später hatte sich die gebürtige Niederländerin dann etwas gefasst und erklärte im Schweizer Fernsehen: „Ich habe in den letzten Jahren immer das Gefühl gehabt, dass ich es kann. Ich konnte es aber mental nicht umsetzen. Ich habe oft mit mir gehadert. Jetzt bin ich umso glücklicher, dass ich es auf die Reihe bekommen habe. Ich habe im Sommer daran gearbeitet, es wirklich zu wollen. Oft hat der letzte Wille gefehlt. Heute hab ich mir gedacht: ‚So, jetzt schnapp ich mir den Sieg!'“ Laurien van der Graaff feierte damit den ersten Sieg für ihr Land bei den Damen seit Evi Kratzer 1987.  Natalia Nepryaeva kam als Vierte ins Ziel vor Jessie Diggins und Sandra Ringwald. Die 27-Jährige vergab mit einem Sturz noch ein deutlich besseres Ergebnis.

Ustiugov stärker als Pellegrino

Federico Pellegrino (ITA), Sergey Ustiugov (RUS), Lucas Chanavat (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Herren wiederholte Sergey Ustiugov seinen Sieg aus dem Vorjahr. Der Russe lieferte sich einen Dreikampf mit Federico Pellegrino und Lucas Chanavat und hatte schließlich am meisten zuzusetzen. Nach zunächst mäßigem Tempo erhöhte er zu Beginn der zweiten Runde deutlich die Geschwindigkeit und riss eine kleine Lücke. Als er das Tempo leicht herausnahm, waren seine beiden Konkurrenten sofort wieder dran und der Russe attackierte erneut oben am Anstieg. Mit Geschwindigkeitsüberschuss wollte der Italiener in der Kurve außen vorbei, doch der Russe war wachsam und behielt die Nase vorn und lief zu einem souveränen Sieg gefolgt von Pellegrino und Chanavat. Ristomatti Hakola belegte den vierten Platz vor Finn Hågen Krogh und Richard Jouve, der vor dem Start des Finals noch stolz auf seine Startnummer 29 deutete.

Finale und zweimal halbe Norm

Sandra Ringwald (GER) nach ihrem Sturz © Modica/NordicFocus

Die deutschen Damen boten eine bärenstarke Leistung. Schon im Prolog wussten sie zu überzeugen und brachten vier Athletinnen in die Finalläufe – auch wenn man Hanna Kolb durch einen technischen Fehler im vorläufigen Ergebnis zunächst vergeblich suchte. Steffi Böhler erwischte das stärkste Viertelfinale und war dort chancenlos, schaffte aber erstmals seit langer Zeit den Einzug ins Viertelfinale. Dort boten Victoria Carl, Hanna Kolb und Sandra Ringwald mit unglaublich guten Ski sowie sehr guter Taktik und Form eine beeindruckende Leistung und zogen souverän in die nächste Runde ein. Dort war dann für Kolb und Carl Schluss, was aber dennoch die Erfüllung der halben Norm für die Olympischen Spiele bedeutete, die Sandra Ringwald schon vorher sicher hatte. Die Schwarzwälderin war heute die Beste im DSV-Team und wusste den extrem schnellen Ski am besten zu nutzen. Wenn sie sich im Stadion und in der ersten Hälfte der Runde eher in der Mitte oder hinten in der Gruppe einreihen musste, kam danach ihre Zeit und sie kam im abschüssigen Teil und im Zielsprint Meter um Meter nach vorn. Diese Chance, es im Finale genauso zu machen, vergab sie selbst in der ersten Runde. Nachdem sie zuvor einen Bogen um Jessie Diggins machen musste, die nach einem neuen Stock griff, stellte sie sich kurz danach selbst ihren Stock zwischen die Beine. Nach ihrer Bauchlandung konnte sie die Lücke nicht mehr schließen, wurde sehr gute Sechste im Finale und fiel im Ziel sofort der glücklichen Siegerin um den Hals. „Das ist ziemlich ärgerlich. Ich habe mir gedacht, nun kann es wirklich aufgehen. Ich habe gedacht, einfach Vollgas hinter den ganzen Cracks hinterher. Dann hatte die Jessie einen Stockbruch und ich musste einen Umweg machen. Das war schon blöd und dann war ich etwas blau natürlich und habe ich mir selber den linken Stock zwischen die Beine gestellt und dann ist natürlich alles gelaufen“, meinte Sandra Ringwald und fügte hinzu: „Ich bin trotzdem zufrieden, dass ich ins Finale gekommen bin und Sechste geworden bin. Das ist natürlich super, aber es wäre auch noch etwas Besseres rausgekommen.“ Neben den vier DSV-Damen wäre auch für Katharina Hennig und Sebastian Eisenlauer eine Viertelfinal-Qualifkation möglich gewesen, die nach der ersten Runde des Prologs noch gut unterwegs waren. Am Ende scheiterten beide und mit Thomas Bing kam der beste Deutsche als 33. in die Wertung.

Schweizer stark zu Hause

Jovian Hediger (SUI) © Modica/NordicFocus

Neben den deutschen Damen und Laurien van der Graaff konnten auch viele andere Schweizer überzeugen. Nadine Fähndrich war im Viertelfinale lange auf einer Höhe mit Sandra Ringwald und scheiterte am Ende nur knapp an der Qualifikation für die besten Zwölf. Auch Nathalie von Siebenthal und Biathletin Selina Gasparin kamen ins Viertelfinale, die Finnin Mari Laukkanen kam ohne Gewehr sogar noch besser zurecht als Gasparin und schaffte es ins Halbfinale, was ihr gute Chancen für den Teamsprint bei den Olympischen Spiele einbringt. Bei den Herren belegten Jovian Hediger und Roman Schaad Platz acht und elf im Halbfinale, das Roman Furger und Dario Cologna sowie der Österreicher Dominik Baldauf knapp verpassten.

 

=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren

 

=> Stimmen vom Auftakt: „Ich wusste, dass mit mir zu rechnen ist!“

 

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