Der Nordische Kombinierer Mario Seidl (AUT) wurde wegen Blutdopings verurteilt. Die rückwirkend verhängte Sperre ist bereits abgelaufen, Ergebnisse werden annulliert. Seidl wehrt sich gegen die Vorwürfe und spricht von einem Fehlurteil.
ÖSV vermeldet Urteil
Der Österreichische Skiverband (ÖSV) veröffentlichte am Freitagabend eine entsprechende Pressemitteilung. Demnach sei bereits im Januar 2020 von der NADA Österreich ein Verfahren eingeleitet worden, nachdem es bei routinemäßigen Blutproben zu Auffälligkeiten gekommen sei. Zunächst hatte die Österreichische Anti-Doping Rechtskommission (ÖADR) am 4.7.2022 eine Sperre über Mario Seidl verhängt. Einer dagegen von Seidl erhobenen Berufung wurde von der Unabhängigen Schiedskommission (USK) am 28.4.2023 nicht stattgegeben. Mit dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) vom 20.05.2025 wird jetzt die Entscheidung der Schiedskommission bestätigt – damit ist diese rechtskräftig.
Lange Sperre – rückwirkende Annullierung der Ergebnisse
Mit der Entscheidung des CAS wurde Mario Seidl wegen Dopings nach Artikel 2.2. der Anti-Doping Regeln der FIS, also der Verwendung einer verbotenen Substanz oder verbotenen Methode, für alle nationalen und internationalen Wettkämpfe (aller Sportarten) im Zeitraum 28.11.2019 bis 27.11.2023, also für vier Jahre gesperrt. Alle während dieser Sperre erzielten Wettkampfergebisse werden disqualifiziert/annulliert. Zudem werden alle zwischen 6.10.2016 und 18.2.2017 sowie 19.2.2019 und 1.4.2019 erzielten Wettkampfergebnisse annulliert und Medaillen und Preise aberkannt.
Team-Bronzemedaillen von Seefeld und Oberstdorf betroffen
Von der Annullierung sind nicht nur Seidls persönliche Ergebnisse betroffen. In die genannten Zeiträume fallen auch die beiden Teamwettbewerbe der Weltmeisterschaften von Seefeld 2019 und Oberstdorf 2021, wo Seidl jeweils mit der Mannschaft die Bronzemedaille gewinnen konnte. Werden diese Medaillen nun aberkannt, ginge in beiden Fällen der neue dritte Platz an Japan. Die Team-Bronzemedaille aus Lahti (2017) wäre demnach nicht betroffen; die dortige WM fand unmittelbar im Anschluss an den ersten der betreffenden Zeiträume statt. Ebenfalls nicht betroffen sind Seidls beste Ergebnisse im Weltcup: In der Saison 2018-19 hatte er bis zum Beginn der jetzt nachträglich verhängten Sperre zwei Weltcupsiege sowie mehrere Podestplätze erreicht. Bei der WM in Seefeld 2019 verletzte er sich dann erstmals am Kreuzband. Dem folgten ein weiterer Kreuzbandriss im Sommer 2019 und im März 2024 ein Bruch der Kniescheibe.
Seidl spricht von Fehlurteil
„Man muss sich als Athlet erst freibeweisen“
In seinem Beitrag prangert Seidl, der betont, „Verfechter strengster Anti-Doping-Regeln im Spitzensport“ zu sein, einen entscheidenden Unterschied zwischen Rechtsstaatlichkeit und der Sportgerichtsbarkeit an: „In den vergangenen fünfeinhalb Jahren habe ich alles in meiner Macht stehende getan, um diesen Irrtum aufzuklären […], inklusive polizeilicher Ermittlungen mit Telefonüberwachung, Observation und Hausdurchsuchung. Sämtliche strafrechtlichen Ermittlungen gegen mich sind mangels jeglicher Verdachtsmomente längst fallengelassen und eingestellt worden. Die Sportgerichtsbarkeit aber funktioniert anders: Hier gilt nicht die rechtsstaatliche Unschuldsvermutung, hier gilt die Schuldvermutung, aus der man sich als Athlet erst freibeweisen muss.“ Dies sei ihm bisher nicht gelungen: „Trotz eines Lügendetektortests, einer Rückenmarkspunktation und medizinischer Gutachten, die alle belegen, dass ich nichts Falsches getan habe“, habe der CAS dennoch eine Manipulation für wahrscheinlicher gehalten.
Parallelen zum Fall Pechstein
Seidl zufolge weise sein Fall „auffällige Parallelen zum Fall der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein“ auf. Und wie sie will Seidl keinesfalls aufgeben. „Ihr ist letztlich gelungen, ihrem Recht zum Durchbruch zu verhelfen. Ich weiß, dass das auch bei mir durch eine entsprechende Analysemethode der Fall sein wird und werde alles tun, um eine Neuaufnahme des Verfahrens zu erwirken.“
Ungewisse Zukunft
Im Statement des ÖSV reagiert man auf die Urteilsverkündung so: „Der ÖSV bekennt sich zu fairem Sport. Doping und andere unlautere Mittel zur Leistungssteigerung werden kategorisch abgelehnt. Mit dem Eintritt in einen ÖSV-Kader hat sich Mario Seidl vertraglich zu sauberem Sport verpflichtet. Der Österreichische Skiverband hat deshalb das Urteil des CAS mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. Da die Sperre mit der Urteilsverkündung bereits abgelaufen ist, wird der ÖSV gemeinsam mit Mario Seidl über das weitere Vorgehen beraten. Zudem wurde das Urteil dem unabhängigen ÖSV-Disziplinarausschuss übermittelt.“ Seidl selbst bedankt sich ausdrücklich beim ÖSV: „[…] dem ÖSV bin ich sehr dankbar für die Unterstützung, ohne die ich diesen Rechtsweg hätte gar nicht beschreiten können.“ Seine persönliche Zukunft lässt er zum jetzigen Zeitpunkt offen: „Ob ich meine Karriere fortsetzen werde – ich bin Athlet im A-Kader des ÖSV und die rückwirkend verhängte Strafe ist vor eineinhalb Jahren abgelaufen – kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.“