Nordische Kombination: Österreich dominiert Finale, Rydzek holt Gesamtsieg

Das Tagespodium: Franz-Josef Rehrl (AUT), Stefan Rettenegger (AUT), Paul Walcher (AUT), (l-r)
Das Tagespodium: Franz-Josef Rehrl (AUT), Stefan Rettenegger (AUT), Paul Walcher (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Johannes Rydzek (GER) hat die Gesamtwertung des Sommer Grand Prix der Nordischen Kombination gewonnen. Der Tagessieg im italienischen Val di Fiemme ging an die Österreicher: Gleich fünf von ihnen belegten die ersten fünf Plätze. Es gewann Stefan Rettenegger vor Franz-Josef Rehrl und Paul Walcher.

Sechs Nationen sprungstark, Österreich vorn

Franz-Josef Rehrl (AUT)
Franz-Josef Rehrl (AUT) © Sandra Volk

Die österreichische Dominanz auf den Schanzen geht weiter. Nicht weniger als vier Athleten der Alpenrepublik platzierten sich ganz oben in der Ergebnisliste. Am besten machte seine Sache Franz-Josef Rehrl, der bereits mit Startnummer acht den weitesten Sprung des Wettkampfs absolvierte. 139,5 Meter aus Luke 20 bedeuteten Schanzenrekord und sechs Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten, Paul Walcher (132 m). Auch Thomas Rettenegger (132,5 m, + 0:32 min) und Johannes Lamparter (128 m, +0:41 min) konnten sich noch vor dem ersten Nicht-Österreicher platzieren. Dieser hieß Richard Stenzel (GER). Der 19-Jährige sprang 126 Meter bei etwas längerem Anlauf und kam 47 Sekunden hinter der Spitze auf Rang fünf. Mit Ryota Yamamoto (JPN), Jiri Konvalinka (CZE), Stefan Rettenegger (AUT), Otto Niittykoski (FIN) und Marco Heinis (FRA) platzierten sich dennoch sechs verschiedene Nationen in den Top 10.

Rydzek im Mittelfeld

Johannes Rydzek (GER)
Johannes Rydzek (GER) © Sandra Volk

Nicht ganz zufrieden dürften dagegen die meisten anderen DSV-Athleten mit ihren Sprung-ergebnissen sein. Die beiden Oberstdorfer Wendelin Thannheimer und Julian Schmid platzierten sich auf dem geteilten 13. Rang, 1:10 Minuten hinter Rehrl. Noch größere Rückstände handelten sich David Mach (21., +1:22 min)und Johannes Rydzek ein. Der Gesamt-Führende lag mit 118,5 Metern und 1:42 Minuten Rückstand als 24. schon weit hinter dem Führenden zurück. Terence Weber, Vinzenz Geiger und Simon Mach landeten auf den Plätzen 33, 34 und 38. Dennoch durfte ein spannender Lauf erwartet werden, da viele der starken Läufer nah beieinander lagen.

Österreich mit Traumergebnis

Selfie-Time: Franz-Josef Rehrl (AUT), Stefan Rettenegger (AUT), Paul Walcher (AUT), (l-r)
Selfie-Time: Franz-Josef Rehrl (AUT), Stefan Rettenegger (AUT), Paul Walcher (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Spannend wurde es in der Tat auch an der Spitze, wenn auch vor allem in der Frage, welcher Österreicher sich durchsetzen würde. Paul Walcher machte die wenigen Sekunden Rückstand auf Rehrl schnell wett. Nach 2,5 Kilometern lagen sie quasi gleichauf. Dahinter formierte sich jedoch bereits die Verfolgergruppe mit Thomas Rettenegger, Johannes Lamparter und Stefan Rettenegger, der von Platz acht kommend bereits aufgeschlossen hatte. Auch Stenzel konnte sich eine Zeitlang in der Gruppe halten, musste dann jedoch abreißen lassen. Stefan Rettenegger und Lamparter schlossen weiter auf das Spitzenduo auf. Eine Runde vor Schluss lagen sie nur noch acht Sekunden hinter den Führenden. Auf den letzten zweieinhalb Kilometern lief Stefan Rettenegger zu Rehrl und Walcher auf. Seiner Schlussattacke hatten die anderen nichts mehr entgegenzusetzen, so dass der jüngere Rettenegger seinen zweiten Grand Prix-Sieg feiern konnte. Rehrl wurde Zweiter vor Walcher, der zum ersten Mal auf dem Podium landete. Lamparter und Thomas Rettenegger kamen auf den Rängen vier und fünf ins Ziel.

DSV laufstark

Terence Weber (GER) lief ein starkes Rennen.
Terence Weber (GER) lief ein starkes Rennen. © Sandra Volk

Einar Luraas Oftebro (NOR), von Rang 19 gestartet, kämpfte sich bis auf Platz sechs nach vorne und war somit „Best of the rest“. Ilkka Herola (FIN) wurde Siebter, gefolgt vom besten Deutschen David Mach, Laurent Mühlethaler (FRA) und Julian Schmid. Auch wenn Richard Stenzel ein paar Federn lassen musste und auf den 14. Rang zurückfiel, machten die anderen DSV-Athleten jeweils mehrere Plätze gut. David Mach verbesserte sich um 13 Positionen, und auch sein Bruder Simon fiel mit der viertbesten Laufzeit auf. Der Gesamtführende des Sommer Grand Prix, Johannes Rydzek, verbesserte sich in einem starken Lauf von Platz 24 auf 16.

Rydzek Gesamtsieger

Johannes Rydzek (GER) ist zum siebten Mal Gesamtsieger im Grand Prix.
Johannes Rydzek (GER) ist zum siebten Mal Gesamtsieger im Grand Prix. © Sandra Volk

Da im Sommer Grand Prix seit einigen Jahren die Regelung gilt, dass nur Gesamtsieger werden kann, wer an allen Einzelrennen teilnimmt, fiel Stefan Rettenegger, der in Chaux-Neuve nicht angetreten war, aus der Wertung. Somit behauptete Rydzek Platz eins und sicherte sich damit zu siebten Mal in seiner Karriere die Gesamtwertung. Zweiter wurde nur sechs Punkte dahinter Laurent Mühlethaler, gefolgt von Richard Stenzel (-30 Punkte). Noch knapper ging es in der Best-Jumper-Wertung zu: Hier sicherte sich Florian Kolb (AUT) mit lediglich zwei Punkten Vorsprung vor Jiri Konvalinka (CZE) das blaue Trikot, während Thomas Rettenegger und Richard Stenzel nur vier Punkte hinter Kolb den dritten Platz belegten. Die Wertung des besten Läufers entschied der Italiener Samuel Costa für sich, gefolgt vom Slowenen Vid Vrhovnik und Stefan Rettenegger. Der Nationencup ging, wie schon bei den Damen, an Deutschland.

Stimmen zum Wettkampf

Stefan Rettenegger (AUT) feiert seinen zweiten Tagessieg.
Stefan Rettenegger (AUT) feiert seinen zweiten Tagessieg. © Sandra Volk
Stefan Rettenegger: „Mit dem Springen war ich eigentlich gar nicht so zufrieden. Ich habe es nicht ganz so hingebracht wie gestern im Teamwettkampf und ich wusste, dass es ein hartes Rennen wird. Ich habe mich heute auf den Rollern aber so irrsinnig stark gefühlt. Dass ich dann noch alleine zu den beiden aufschließen und den Zielsprint für mich entscheiden konnte, ist schon sehr cool. Der Fünffachsieg fühlt sich unglaublich cool an. Wir haben alle so toll auf der Olympiaschanze performt und ich hoffe, dass es im Winter so weiter geht.“

Paul Walcher (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), (l-r)
Paul Walcher (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), (l-r) © Sandra Volk
Franz-Josef Rehrl: „Für den ersten Wettkampf der Saison bin ich sehr zufrieden. Ich habe es auf der neuen Schanze auf den Punkt gebracht. Der Rhythmus ist mega cool und sie geht super zu springen. Der Aufsprung ist eher tricky, man braucht da sehr viel Selbstvertrauen beim Anfliegen. Jetzt heißt es weiterarbeiten und bereit für den Winter machen.“

Paul Walcher (AUT) feiert seinen ersten Podestplatz.
Paul Walcher (AUT) feiert seinen ersten Podestplatz. © Sandra Volk
Paul Walcher: „Ich hätte mir nicht gedacht, dass es sich heute mit dem Podium ausgeht. Ich habe es mir immer gewünscht und jetzt ist es wahr geworden. Auf der Schanze läuft es richtig gut, ich habe mich zu einem super Springer entwickelt und konsequent trainiert und gearbeitet. Das zahlt sich aus. Auf der Rollerrunde habe ich mit Franz-Josef super zusammen Tempo gemacht, da sieht man, was möglich ist, wenn man zusammen arbeitet. Mein erstes Karrierepodest, ich bin richtig richtig happy. Und das mit einem Fünffachsieg ist noch einmal was ganz Besonderes.“

ÖSV-Cheftrainer Christoph Bieler: „Ich bin sehr zufrieden, das gibt der Mannschaft einen irrsinnigen Auftrieb. Wir arbeiten hart und konsequent und das Ergebnis sieht man. Man muss es aber schon richtig einschätzen, wir sind im Sommer und auf Skiroller. Dennoch möchte ich die Leistung keineswegs schmälern, es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Trotzdem müssen wird hart weiterarbeiten und diese Form bis in den Winter bringen. Auf den neuen Schanzen sind wir eigentlich sehr gut zurecht gekommen, uns gefällt es hier in Predazzo.“

Kristjan Ilves (EST), Johannes Rydzek (GER), (l-r)
Kristjan Ilves (EST), Johannes Rydzek (GER), (l-r) © Sandra Volk
Johannes Rydzek: „Heute hat sich gezeigt, dass ich am Sprung noch viel Arbeit vor mir habe. Meine Sprünge können wirklich gut sein, aber ich konnte meine volle Kraft nicht aufbringen, und mit dem Rückenwind war ich nicht bei den Besten. Auf der Strecke konnte ich meine gewohnten Stärken nicht ausspielen, aber mit Erfahrung hatte ich den Vorteil. Es liegt noch Arbeit vor mir, aber es gibt mir Selbstvertrauen – besonders nach dem gestrigen Sieg auf meinem höchsten Niveau. Ich werde das gelbe Trikot als Motivation für den Winter mitnehmen.“

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