Katharina Gruber (AUT)
Nordische Kombination Weltcup News

Nordische Kombination: Premierensiege für Gruber und Rettenegger

Katharina Gruber hat mit ihrem Premierensieg in der Nordischen Kombination Geschichte geschrieben. Die Österreicherin siegte beim Weltcup in Trondheim (NOR) vor Ida Marie Hagen (NOR) und Nathalie Armbruster (GER). Bei den Männern feierte Thomas Rettenegger (AUT) ebenfalls seinen ersten Sieg vor Wendelin Thannheimer (GER) und Franz-Josef Rehrl (AUT).

Österreichische Festspiele und persönliche Bestleistungen, dazu viel Spaß und Spannung – die Massenstartwettbewerbe in Trondheim hatten einiges zu bieten. Der Tag begann mit den Läufen – zehn Kilometer für die Männer, fünf Kilometer für die Frauen. Die Entscheidung über die Tagessiege fiel anschließend auf der Normalschanze (HS 102).

Männerrennen eine echte Massenveranstaltung

Jens Luraas Oftebro (NOR), Julian Schmid (GER), Vinzenz Geiger (GER), Johannes Lamparter (AUT), (l-r)
Jens Luraas Oftebro (NOR), Julian Schmid (GER), Vinzenz Geiger (GER), Johannes Lamparter (AUT), (l-r) © Sandra Volk

58 Männer gingen ins Massenstartrennen, und bei diesem handelte es sich wirklich um eine „Massenveranstaltung“: Fast alle blieben während des gesamten Rennens dicht beisammen. Einzig Stefan Rettenegger (AUT) unternahm in Runde eins und drei zweimal einen Ausreißversuch, bei dem er sich jeweils rum rund zehn Meter vom Feld absetzen konnte. Die starken Läufer dahinter fingen ihn jedoch beide Male schnell ein. Maßgeblich daran beteiligt waren die Norweger Jens Luraas Oftebro und Aleksander Skoglund im roten Trikot des besten Läufers, sowie das versammelte italienische Team. Samuel Costa war konstant in der Spitzengruppe zu finden, ebenso wie Alessandro Pittin und Aaron Kostner.

Rydzek lässt die Jungen stehen

Johannes Rydzek (GER)
Johannes Rydzek (GER) © Sandra Volk

Nachdem Oftebro von seinem Team das Kommando bekam, „Kräfte zu sparen“, hielt sich der Norweger aber nur kurz zurück. In der Schlusskurve setzte er sich vorne fest und sprintete auf der mittleren Bahn in Richtung Ziel. Jedoch hatte er die Rechnung ohne Johannes Rydzek (GER) gemacht. Der Routinier hatte seine Kräfte während des Rennens offenbar gut genug eingeteilt, um jegliche Gegner auf der Zielgeraden niederzusprinten. So gewann der 33-Jährige den Lauf des Massenstart in einem Sprint, bei dem sage und schreibe 22 Athleten innerhalb der ersten zehn Sekunden nach Rydzek ins Ziel kamen. Bis hinunter zum 53. Platz des Slowenen Erazem Stanonik waren alle Athleten innerhalb einer Minute nach dem Sieger im Ziel. Zweiter wurde Jens Oftebro, gefolgt von Aleksander Skoglund, Stefan Rettenegger, Kristjan Ilves (EST), Julian Schmid (GER), Thomas Rettenegger (AUT), Wendelin Thannheimer (GER), Einar Luraas Oftebro (NOR) und Spitzenreiter Johannes Lamparter (AUT). Vinzenz Geiger (GER), der nach seiner Fußverletzung überraschend kurzfristig ins Team zurückgekehrt war, wurde 16. vor Terence Weber (GER) und David Mach (GER). Costa wurde als bester Italiener Elfter.

Österreicher favorisiert für den Tagessieg

Martin Fritz (AUT), Paul Walcher (AUT), Florian Kolb (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), Mario Seidl (AUT), (l-r)
Martin Fritz (AUT), Paul Walcher (AUT), Florian Kolb (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), Mario Seidl (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Mit gleich drei sprungstarken Österreichern innerhalb von 1,7 Punkten war der Tagessieg für die Rot-Weiß-Roten schon fast gebucht. Dennoch wurde es am Ende spannend. Zunächst war es Paul Walcher, der für die Österreicher die Führung übernahm. Nach dem Lauf lediglich auf Rang 42, zauberte der sprungstarke Österreicher 99,5 Meter auf die Schanze. Die Führung hielt immerhin bis zur Startnummer 30, als Ilkka Herola (FIN) kurzzeitig die Spitzenposition übernahm. Der Finne hatte es jedoch selbst bereits geahnt – nur wenige Minuten später landete PCR-Sieger Franz-Josef Rehrl (AUT) bei 97,5 Metern und zog am Finnen vorbei. Rehrl bekam beim Warten in der Leaderbox Gesellschaft von seinen Teamkollegen, die gemeinsam mit ansehen mussten, wie Wendelin Thannheimer von seinem starken Laufergebnis profitierte und an Rehrl vorbei an die Spitze sprang. Diese wechselte jedoch direkt wieder zurück nach Österreich, als Thomas Rettenegger anschließend 100 Meter auspackte – der weiteste Sprung des Tages und die deutliche Führung. Damit standen die Deutschen Julian Schmid und Johannes Rydzek, aber auch Thomas‘ Bruder Stefan unter Druck, dem letztlich keiner von ihnen standhielt.

Erster Weltcupsieg für Thomas Rettenegger, erstes Podium für Thannheimer

Wendelin Thannheimer (GER), Thomas Rettenegger (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), (l-r)
Wendelin Thannheimer (GER), Thomas Rettenegger (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Neben dem ersten Weltcupsieg für Thomas Rettenegger hielt das Podium mit Wendelin Thannheimers zweitem Platz eine weitere Premiere bereit. Während Rettenegger nach dem Lauf bereits mit dem Sieg geliebäugelt hatte, konnte Thannheimer sein Glück kaum fassen. Thomas Rettenegger: „Nach dem Rennen habe ich schon gewusst, dass es sich heute ausgehen könnte, wenn ich meine Sache auf der Schanze gut mache. Für einen Weltcupsieg muss wirklich alles zusammenpassen und du musst einen so wahnsinnig coolen Tag haben.“ Wendelin Thannheimer: „Ich habe noch gar nicht richtig realisiert, was gerade passiert ist, aber ich bin überglücklich. Es ist mein erster Podiumsplatz bei einem so guten Springwettbewerb, und ich freue mich riesig darüber. Ich weiß nicht, was das dem Rest des Teams bedeutet, aber mir bedeutet es unendlich viel. Mein erster Podiumsplatz, und dann auch noch am Geburtstag meiner Mutter! Ich bin überglücklich. Ich denke, dem Team geht es genauso. Ich hatte in der Vergangenheit etwas Pech, aber jetzt bin ich einfach nur glücklich.“

Persönliche Bestleistungen für Walcher, Kolb und Stenzel

Paul Walcher (AUT), Florian Kolb (AUT), (l-r)
Paul Walcher (AUT), Florian Kolb (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Neben den beiden Bestplatzierten konnte sich auch Rehrl über seinen ersten Podestplatz seit zwei Jahren freuen: „Unglaublich, seit langem wieder das erste Mal am Podium. Meine Durststrecke ist beendet, das fühlt sich unglaublich gut an. Gratulation an Thomas, er hat es sich wirklich verdient. Das Laufen war richtig gut und die Ausgangsposition hat gepasst. Ich habe schon gewusst, dass Thomas nach dem Langlaufresultat nur schwer zu knacken sein wird. Ich bin trotzdem überglücklich mit meinem Podium.“ Mit Walcher auf Platz fünf hinter Herola und Florian Kolb auf Rang zehn erzielten zudem zwei weitere Österreicher persönliche Bestleistungen. Zwischen ihnen platzierten sich mit Johannes Lamparter (6.) und Martin Fritz (7.) noch mehr Österreicher. Julian Schmid belegte punktgleich mit Fritz ebenfalls Rang sieben. Einar Luraas Oftebro (NOR) komplettierte als Neunter die Top Ten, während Bruder Jens vom zweiten noch auf den 25. Platz zurückfiel. Damit landete er drei Plätze hinter Rydzek, der die zwischenzeitliche Führung auf der Schanze nicht verteidigen konnte. Elfter wurde Richard Stenzel (GER), der damit ebenfalls eine persönliche Bestleistung aufstellte.

Hagen dominiert Lauf der Damen

Ida Marie Hagen (NOR)
Ida Marie Hagen (NOR) © Sandra Volk

Anders als bei den Herren gab es beim Lauf der Damen eine, die klar aus der Masse herausstach. Ida Marie Hagen (NOR), seit Jahren die stärkste Läuferin des Feldes, legte bei ihrem Heimrennen los wie die Feuerwehr und hatte bereits nach wenigen Metern einen Abstand zwischen sich und die Verfolger gebracht. Nach fünf Kilometern lief sie 19,6 Sekunden vor dem Rest des Feldes ins Ziel. Waren es anfangs noch die beiden Deutschen Jenny Nowak und Nathalie Armbruster gewesen, die an der Spitze des Verfolgerfeldes lagen, wurden diese bald abgelöst von den starken Norwegerinnen Hanna Midtsundstad und Marte Leinan Lund, sowie Weltcup-Rückkehrerin Tara Geraghty-Moats (USA) und deren Landsfrau Alexa Brabec, sowie der erst 16-jährigen Masa Likozar Brankovic (SLO). Im Zielsprint schaffte es dann überraschend Ida Hagens Schwester Mille, sich einen Weg durch die vor ihr liegenden Athletinnen zu bahnen. Sie kam als Vierte hinter Lund und Brabec ins Ziel, 22,6 Sekunden hinter ihrer älteren Schwester. Midtsundstad wurde Fünfte, Geraghty-Moats Sechste vor Armbruster, Likozar Brankovic, Nowak sowie Weltmeisterin Yuna Kasai (JPN).

Hirvonen und Laate weit zurück

Ingrid Laate (NOR)
Ingrid Laate (NOR) © Sandra Volk

Die beiden aufstrebenden Athletinnen Heta Hirvonen (FIN) und Ingrid Laate (NOR) lagen nach dem Lauf im hinteren Bereich des Feldes. Hirvonen hatte als 25. 1:21.9 Minuten oder 20,5 Punkte Rückstand auf die Führende, Laate lag als 32. noch weiter zurück (+2:04.9 min/ -31,2 Punkte). In Anbetracht ihrer Sprungstärke war dennoch einiges drin für die beiden Teenager. Bei Laates Sprung entschied die Jury erneut auf eine Anlaufverkürzung. Laate wurde zwei Luken tiefer ins Rennen geschickt, zeigte dann jedoch einen schwächeren Sprung auf 93 Meter, so dass sie trotz der Punktgutschrift am Ende dennoch nur Achte wurde. Hirvonen sprang mit derselben Anlauflänge wie der Rest des Feldes 94,5 Meter weit, sie wurde am Ende Siebte. Dennoch bedeutete dies für Hirvonen erneut eine persönliche Bestleistung im Weltcup.

Gruber überrascht alle

Jenny Nowak (GER), Katharina Gruber (AUT), (l-r)
Jenny Nowak (GER), Katharina Gruber (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Für die Überraschung des Tages sorgte jedoch Katharina Gruber. Die 17-Jährige, die tags zuvor mit Rang vier bereits ihr bestes Ergebnis einfahren konnte, lag nach dem Lauf auf Rang 13, 9,7 Punkte hinter der Führenden. Auf der Schanze gelang ihr dann mit 97 Metern der weiteste Sprung der Damen, womit sie sich klar an die Spitze setzte. Diese Position ließ sie sich nicht mehr nehmen, auch nicht von den beiden dominierenden Athletinnen der vergangenen Saison. Während Nathalie Armbruster mit 93,5 Metern einigen Rückstand aus dem Lauf wettmachte, landete Hagen bereits bei 90 Metern – und damit 8,3 Punkte hinter Gruber, die ihren ersten Weltcupsieg und auch den ersten Sieg einer Österreicherin überhaupt feierte. Mit 17 Jahren ist sie zudem die jüngste Weltcupsiegerin in der Geschichte der Nordischen Kombination. Katharina Gruber: „Ich bin überglücklich, ich habe bei Weitem nicht damit gerechnet. Es ist wie ein Traum, es könnte nicht besser sein. Ich habe versucht, nicht nervös zu sein und ruhig zu bleiben. Das ist mir nicht wirklich gelungen, trotzdem habe ich meine Leistung abrufen können. Ich habe einfach das gemacht, was ich im Training immer mache, und es ist sich ausgegangen. Ich bin sprachlos.“

Sechs Nationen in den Top Sechs

Alexa Brabec (USA)
Alexa Brabec (USA) © Sandra Volk

Während Hagen und Armbruster sich als Zweite und Dritte einreihten, landeten mit Alexa Brabec (USA), Minja Korhonen (FIN) und Yuna Kasai (JPN) sechs verschiedene Nationen auf den ersten sechs Plätzen. Jenny Nowak wurde als Zehnte zweitbeste Deutsche hinter Yuzuki Kainuma (JPN), die allmählich zum Stammgast in den Top Ten avanciert. Lund wurde Elfte vor Lisa Hirner (AUT), Trine Göpfert (GER), Annika Malacinski (USA), Ronja Loh (GER) und Annalena Slamik (AUT). Anna-Sophia Gredler (AUT) und Claudia Purker (AUT) sammelten ebenfalls Weltcuppunkte.

„Es macht so einen großen Spaß.“

Franz-Josef Rehrl (AUT), Katharina Gruber (AUT), Thomas Rettenegger (AUT), (l-r)
Franz-Josef Rehrl (AUT), Katharina Gruber (AUT), Thomas Rettenegger (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Für die Damen ist das Weltcupwochenende in Trondheim nun beendet. Es war ein Auftakt nach Maß: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem zweiten Platz. Ich habe heute mein Bestes gegeben und bin sehr beeindruckt von Katharina. Sie macht das großartig, und wir älteren Läuferinnen müssen wirklich weiter hart arbeiten. Es ist toll, dass sie den Sport voranbringt, und ich bin sehr inspiriert,“ bilanzierte die Weltcup-Führende Ida Marie Hagen. Und auch Armbruster war zufrieden: „Heute habe ich mich im Gelände nicht so wohl gefühlt. Es war ein hartes Rennen für mich, aber ich bin so glücklich über diesen tollen Sprung und darüber, dass ich den Tag auf Platz drei beenden konnte. Was für ein schöner Saisonstart!“ Sieger Thomas Rettenegger brachte die gute Stimmung auf den Punkt: „Wir haben echt ein geniales Team, es macht so einen großen Spaß. Wir haben eine super Stimmung und jeder freut sich für jeden. Das ist schon richtig cool und hebt uns gemeinsam rauf. Heute war einfach großartig. Als wir sahen, dass Katharina gewonnen hat, waren wir überglücklich und voller Emotionen. Ich glaube, das hat mir auch geholfen. Dieser Sieg ist unglaublich. Es steckt so viel Arbeit, Glück und alles andere dahinter, ganz oben zu stehen, und ich kann es immer noch nicht fassen. Alles ist einfach fantastisch heute.“

Zwischenstand Lauf DamenEndergebnis DamenWeltcupstand

Zwischenstand Lauf HerrenEndergebnis HerrenWeltcupstand

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